Wassergenossenschaft Steindorf: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Seit 1963 besteht in [[Seewalchen am Attersee]] die Wassergenossenschaft „Steindorf Siedlung“. Sie versorgt rund 180 Haushalte mit Wasser.'''
'''Seit 1963 besteht in [[Seewalchen am Attersee]] die Wassergenossenschaft „Steindorf Siedlung“. Sie versorgt rund 180 Haushalte mit Wasser.'''
==Steindorf und Neu-Steindorf==
==Steindorf und Neu-Steindorf==
Bereits um 770 wurde die Ortschaft [[Steindorf]] erstmals urkundlich erwähnt. Sie liegt im Tal des Steindorfer Baches, der im Unterlauf „Kraimser Bach“ heißt und in Lenzing in die Ager fließt. <br/>
Bereits um 770 wurde die Ortschaft [[Steindorf]] erstmals urkundlich erwähnt. Sie liegt im Tal des Steindorfer Baches, der im Unterlauf „Kraimser Bach“ heißt und in Lenzing in die [[Ager]] fließt. <br/>
Außerhalb des eigentlichen Dorfes gab es einzelne Höfe auf den Anhöhen um den Ort.<br/>
Außerhalb des eigentlichen Dorfes gab es einzelne Höfe auf den Anhöhen um den Ort.<br/>
Auf dem Weg nach Seewalchen waren um 1860 die kleinen Landwirtschaften der Familien Schallmeiner (heute Egelseestr. 37), Riedl (heute Egelseestr. 31) und Friedl („Eder“, heute Moorstraße 2) die ersten Häuser im späteren Siedlungsgebiet „Neu-Steindorf“. Die Häuser Haas (Egelseestraße 19) und Kaiser (Egelseestraße 2) wurden dort viele Jahre später gebaut. Interessant mag auch sein, dass in den 1930er Jahren im Hause Haas die ersten Kinofilme in der Gemeinde Seewalchen abgespielt wurden. <br/>
Auf dem Weg nach Seewalchen waren um 1860 die kleinen Landwirtschaften der Familien Schallmeiner (heute Egelseestr. 37), Riedl (heute Egelseestr. 31) und Friedl („Eder“, heute Moorstraße 2) die ersten Häuser im späteren Siedlungsgebiet „Neu-Steindorf“. Die Häuser Haas (Egelseestraße 19) und Kaiser (Egelseestraße 2) wurden dort viele Jahre später gebaut. Interessant mag auch sein, dass in den 1930er Jahren im Hause Haas die ersten Kinofilme in der Gemeinde Seewalchen abgespielt wurden. <br/>
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Die Trink- und Nutzwasserversorgung erfolgte über Hausbrunnen. Sie hatten eine sehr geringe Tiefe und in trockenen Sommern konnten sie nicht immer gutes Wasser in ausreichender Menge liefern. <br/>  
Die Trink- und Nutzwasserversorgung erfolgte über Hausbrunnen. Sie hatten eine sehr geringe Tiefe und in trockenen Sommern konnten sie nicht immer gutes Wasser in ausreichender Menge liefern. <br/>  
Oft war man genötigt, sich mit benachbarten Brunnen zu helfen, welche immer mit genügend und gutem Wasser gespeist wurden. Das kostbare Nass musste dann kübelweise nach Hause getragen werden. Ein besonders ergiebiger Brunnen mit ausgezeichneter Qualität befand sich auf dem Grundstück der Familie Millinger, Steindorf 59 (heute Fam. Hintermair, Gamperner Strasse 32). Von diesem wurde immer ganz unbürokratisch und selbstverständlich Wasser an die gesamte Nachbarschaft kostenlos abgegeben. Die damaligen Besitzer sind gestorben, der Dank der Betroffenen für diese heute sicher nicht selbstverständliche Großzügigkeit lebt in der Nachbarschaft weiter. <br/>
Oft war man genötigt, sich mit benachbarten Brunnen zu helfen, welche immer mit genügend und gutem Wasser gespeist wurden. Das kostbare Nass musste dann kübelweise nach Hause getragen werden. Ein besonders ergiebiger Brunnen mit ausgezeichneter Qualität befand sich auf dem Grundstück der Familie Millinger, Steindorf 59 (heute Fam. Hintermair, Gamperner Strasse 32). Von diesem wurde immer ganz unbürokratisch und selbstverständlich Wasser an die gesamte Nachbarschaft kostenlos abgegeben. Die damaligen Besitzer sind gestorben, der Dank der Betroffenen für diese heute sicher nicht selbstverständliche Großzügigkeit lebt in der Nachbarschaft weiter. <br/>
In trockenen Sommern kam es aufgrund der schlechten Trinkwasserqualität oftmals zu Durchfallerkrankungen. Es hieß dann immer, die „Atterseekrankheit“ sei wieder in Umlauf. <br/>
In trockenen Sommern kam es aufgrund der schlechten Trinkwasserqualität oftmals zu Durchfallerkrankungen. Es hieß dann immer, die „Atterseekrankheit“ sei wieder im Umlauf. <br/>
Eine Besserung der Trinkwassersituation trat aber erst ein, als Johann Purner ein Gasthaus (Steindorf 72, heute Fam. Osterer, Gamperner Str. 9) errichtete und hier einen Brunnen grub, der bis heute genügend und qualitativ einwandfreies Wasser liefert. <br/>
Eine Besserung der Trinkwassersituation trat aber erst ein, als Johann Purner ein Gasthaus (Steindorf 72, heute Fam. Osterer, Gamperner Str. 9) errichtete und hier einen Brunnen grub, der bis heute genügend und qualitativ einwandfreies Wasser liefert. <br/>


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* [[Chronik von Seewalchen|Chronik der Marktgemeinde Seewalchen]]<br/>
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<small>zusammengestellt von Peter Schuster,  
<small>zusammengestellt von Peter Schuster,  
Obmann der Wassergenossenschaft Steindorf, im August 2012</small>
Obmann der Wassergenossenschaft Steindorf, im August 2012</small>

Version vom 1. Dezember 2012, 23:08 Uhr

Teil der Windkesselanlage im „Purner-Brunnen“ 2012

Seit 1963 besteht in Seewalchen am Attersee die Wassergenossenschaft „Steindorf Siedlung“. Sie versorgt rund 180 Haushalte mit Wasser.

Steindorf und Neu-Steindorf

Bereits um 770 wurde die Ortschaft Steindorf erstmals urkundlich erwähnt. Sie liegt im Tal des Steindorfer Baches, der im Unterlauf „Kraimser Bach“ heißt und in Lenzing in die Ager fließt.
Außerhalb des eigentlichen Dorfes gab es einzelne Höfe auf den Anhöhen um den Ort.
Auf dem Weg nach Seewalchen waren um 1860 die kleinen Landwirtschaften der Familien Schallmeiner (heute Egelseestr. 37), Riedl (heute Egelseestr. 31) und Friedl („Eder“, heute Moorstraße 2) die ersten Häuser im späteren Siedlungsgebiet „Neu-Steindorf“. Die Häuser Haas (Egelseestraße 19) und Kaiser (Egelseestraße 2) wurden dort viele Jahre später gebaut. Interessant mag auch sein, dass in den 1930er Jahren im Hause Haas die ersten Kinofilme in der Gemeinde Seewalchen abgespielt wurden.
Eine rege Bautätigkeit setzte in den 1950er Jahren ein. Einige Nachkommen der Steindorfer Bauernfamilien bauten die Häuser für ihre Familien auf den Grundstücken, die zum Hof gehörten. Leute aus nah und fern zogen zu, auch einige durch die Kriegswirren und Flucht versprengte Familien fanden in den errichteten Häusern ihren neuen Lebensmittelpunkt.
Und die Steindorfer hatten bald auch einen Namen für die neuen Häuser: „Neu-Bethlehem“ hieß die scherzhafte Bezeichnung - warum, weiß eigentlich keiner mehr so genau!

Hausbrunnen

Die Trink- und Nutzwasserversorgung erfolgte über Hausbrunnen. Sie hatten eine sehr geringe Tiefe und in trockenen Sommern konnten sie nicht immer gutes Wasser in ausreichender Menge liefern.
Oft war man genötigt, sich mit benachbarten Brunnen zu helfen, welche immer mit genügend und gutem Wasser gespeist wurden. Das kostbare Nass musste dann kübelweise nach Hause getragen werden. Ein besonders ergiebiger Brunnen mit ausgezeichneter Qualität befand sich auf dem Grundstück der Familie Millinger, Steindorf 59 (heute Fam. Hintermair, Gamperner Strasse 32). Von diesem wurde immer ganz unbürokratisch und selbstverständlich Wasser an die gesamte Nachbarschaft kostenlos abgegeben. Die damaligen Besitzer sind gestorben, der Dank der Betroffenen für diese heute sicher nicht selbstverständliche Großzügigkeit lebt in der Nachbarschaft weiter.
In trockenen Sommern kam es aufgrund der schlechten Trinkwasserqualität oftmals zu Durchfallerkrankungen. Es hieß dann immer, die „Atterseekrankheit“ sei wieder im Umlauf.
Eine Besserung der Trinkwassersituation trat aber erst ein, als Johann Purner ein Gasthaus (Steindorf 72, heute Fam. Osterer, Gamperner Str. 9) errichtete und hier einen Brunnen grub, der bis heute genügend und qualitativ einwandfreies Wasser liefert.

Der Purner-Brunnen

1959 hatte Johann Purner für diesen bereits errichteten Brunnen nachträglich um die wasserrechtliche Bewilligung einer Trink- und Nutzwasserversorgungsanlage angesucht. Dies war notwendig, um sowohl seine eigenen Liegenschaften als auch die in der Nähe bereits bestehenden und auch viele noch zu errichtende Siedlungshäuser zu versorgen.
Ein Bescheid der Landesregierung bewilligte diese Versorgung und setzte das Maß der Wasserbenutzung mit 40 m³/Tag bzw. 1,6 l/sec. fest.
Zu diesem Zeitpunkt wurden bereits 22 Haushalte aus dem „Purner-Brunnen“ versorgt. Da sich aber noch weitere Interessenten um einen Anschluss beworben hatten, erklärte sich Purner außerstande, dies selbst zu bewältigen. Er war jedoch bereit, die Anlagen an eine zu gründende Genossenschaft zu übergeben und dieser auch als Mitglied beizutreten. Für seine bereits geleisteten Kosten zum Bau der Anlage forderte Purner eine Ablöse von 20.000 Schilling.

Gründungsversammlung

Am 7. Juni 1963 fand die Gründungsversammlung der Wassergenossenschaft „Steindorf-Siedlung“ im Gasthaus Purner statt.
Bei dieser Sitzung wurden die Wasserversorgungsanlage von Purner übernommen und die Satzungen beschlossen. Die neue Genossenschaft wurde sofort Mitglied des „Landwirtschaftlichen Wassergenossenschaftsverbandes Österreichs beim Amt der OÖ Landesregierung“. Dieser vertrat die WG Steindorf in allen wichtigen und wesentlichen Belangen.
Gewählt wurden die Ausschuss-Mitglieder:

  • Martin Sadler, Steindorf 62
  • Franz Baier, Steindorf 71
  • Otto Lohninger jun., Steindorf 69
  • Maria Feichtinger, Steindorf 56
  • Johann Purner sen., Steindorf 72
  • Johann Purner jun., Steindorf 41
  • Franz Schallmeiner, Steindorf 47

Dieser Ausschuss wählte dann Martin Sadler zum Obmann, Franz Baier zu seinem Stellvertreter und Otto Lohninger zum Schriftführer und Kassier.

Am 13.August 1963 genehmigte die OÖ Landesregierung die beschlossenen Satzungen.

Die Anlagen

Im Jahr 1965 wurde die Mächtigkeit der Wasserspende des Brunnens ermittelt. Bei einem Pumpversuch konnten dem Brunnen 1000 m³ Wasser innerhalb von 72 Stunden entnommen werden, - der Grundwasserspiegel sank nur um max. 17 cm, was sehr zufriedenstellend war.
Die Wassergenossenschaft ist rasch gewachsen und wird weiterhin immer größer. Es bedurfte noch vieler Ansuchen, Bewilligungen und Überprüfungen, um die Zahl der heute angeschlossenen Objekte zu erreichen.
Auch die Neuverlegung und die durch den Kanalbau bedingten Umverlegungen von Leitungen erforderten ein Erweiterungsprojekt, welches im April 2012 genehmigt wurde.
Der WG Steindorf-Siedlung ist derzeit die Wasserbenutzung im Ausmaß von 100 m³/Tag, bzw. 5,37 l/sec. seitens der Behörde bewilligt und gilt bis zum Jahr 2045.
Derzeit sind 179 Anschlüsse vergeben.

Technische Daten

  • Brunnen: Gegrabener Schachtbrunnen, Tiefe 70,4 m.
  • Pumpen: 2 Stück Vogel-Pumpen mit je einer Förderleistung von 12 m³/Stunde.
  • Windkesselanlage: 6 Stück mit je 500 l.
  • Leitungsnetzlänge / Dimension: ca. 1800 lfm PVC Druckrohre DN 50 bis DN 125.

Wasserverbrauch: Im Jahr 2011 wurden 20.300 m³ Wasser abgegeben.

Die bisherigen Obmänner

  • Martin Sadler 1963 bis 1987
  • Walter Staufer 1987 bis 2005
  • Peter Schuster seit 2005

Der „blasende“ Brunnen

Über eine besondere Gegebenheit am Brunnen der WG berichtet Karl Schallmeiner, welcher auch am Brunnenbau maßgeblich beteiligt war, folgendes:
„Ich habe in meinem Berufsleben viele und tiefe Brunnen gegraben. Die Besonderheit, welche unser Brunnen aufweist, scheint aber einzigartig zu sein. In einer Tiefe von ca. 20 Metern kommt ein starker Luftstrom – wie aus seitlich angebrachten Düsen - aus der Erde und steigt dann auf. Ist oder wird das Wetter „grob“, bläst der Brunnen heraus, wird das Wetter schön, zieht der Brunnen die Luft hinein. Diese Luft wird im Bereich des Steindorfertales oder im Seewalchnerbereich angesaugt und durch luftdurchlässige Schichten bis zum blasenden oder saugenden Brunnen transportiert.
So entstand eine einfache Wettervorhersage: Bläst der Brunnen wird’s grob; saugt er, wird’s schön.
Das Wetter kann heute nicht mehr „erfühlt“ werden. Durch Wassereinsickerung und den stetigen Luftzug wurden die Wände des Brunnenschachtes in den Wintermonaten mit einer zentimeterdicken Eisschicht - bis zu einer Tiefe von 30 Metern - belegt. Da durch die ständige Wechselwirkung – gefrieren, auftauen – die Betonqualität und die Beständigkeit der Betonringe stark leidet, wurde eine Abdeckung im oberen Bereich des Brunnens angebracht. Sie verhindert nun seit einigen Jahren diese unangenehme Vereisung der Brunnenwände.“

Quellen


zusammengestellt von Peter Schuster, Obmann der Wassergenossenschaft Steindorf, im August 2012