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Hauptstraße 6, früher Seewalchen 31
Seewalchen Promenade 4 früher Seewalchen 58 <br/>
[[Bild:SWN_AS_45_AS.jpg|thumb|right|350px|Pfarrhof Seewalchen von [[Anton Schmoller]] 1945.<br/> Das Heiligenbild des hl. Christophorus über der Haustür wurde im Zuge der Renovierung in den 1980er Jahren entfernt.]]
[[Datei:SWN_H_Prom_4_10_2012.JPG|thumb|right|350px|Die Rosenvilla an der [[Promenade in Seewalchen]]]]


==Seewalchen und Michaelbeuern==
'''Zu den wenigen Häusern an der [[Promenade in Seewalchen]] gehörte im 18. Jahrhundert der „Bäcker beim See“.<br/> 1904 wurde das Haus geschliffen und die Rosenvilla nach Plänen von Architekt Matthias Aigner im Auftrag von Wilhelm Deckert erbaut.
1135 wurde in Mautern eine Urkunde ausgestellt, nach der die [[Pfarrkirche Seewalchen]] samt dem dazugehörigen Zehent an das Stift Michaelbeuern kam. Das Kloster trat im Gegenzug ihm gehörige zwei Höfe in Niederösterreich im Tauschweg ab. Dies war wohl günstiger, lag doch Seewalchen in der Nähe der michaelbeurischen Güter von [[Kemating]]. Die Verwaltung der Güter lag im [[Amthof Seewalchen|Amthof]]. <br/>
'''
1491 erreichte der Abt von Michaelbeuern vom Passauer Bischof das Recht, die [[Pfarrer  von Seewalchen]] einsetzen zu dürfen. Ein Recht, das bis 1983 wirksam war. <br/>
==Bäckerhaus==
So kamen die Pfarrer von Seewalchen, abgesehen von einigen Weltpriestern, aus dem Konvent der Benediktinerabtei Michaelbeuern.<br/>
Um 1750 besitzt Mathias Schmoller das Haus. Der Bäcker beim See wird auch als „Behausung beim See mit Bäckersgerechtigkeit“ bezeichnet.<br/>
1790 sind Georg und Nothburga Schmoller am Bäckerhaus.


In der Reformationszeit, als der Großteil der Bevölkerung evangelisch war, ließ der katholische Pfarrer und ehemalige Abt [[Wolfgang Burger]] 1610 einen neuen Pfarrhof erbauen.<br/>
1842 Georg und Josefa Pfeffer kaufen von der Familie Schmoller die Bäckerei. Ihnen folgt ihr Sohn Johann Paul Pfeffer. Östlich des Hauses waren einige Wiesenparzellen, erst beim heutigen Eingang der Promenade stand wieder ein Gebäude: die „Auersche Behausung“ der Susanne Auerin (Seewalchen 61, heute Atterseestraße). <br/>
Er ließ zu Beginn des 17. Jh  den alten, baufälligen Pfarrhof abbrechen und ihn neu aufbauen. Die Kosten lagen bei 1109 [[Gulden]].
[[Datei:SWN H BaeckeramSee 1870 GCh.jpg|thumb|right|350px|Bäcker beim See]]
[[Bild:SWN H Hauptstr 6 Pfarrhof 1870 GChr.jpg|thumb|right|350px|Der Pfarrhof um 1870. <br/>Der Wiener Architekt  Josef Wieser, der die [[Villa Chertek]] plante, wohnte im Pfarrhof. Er fotografierte verschiedene Motive in Seewalchen und in [[Siebenmühlen]]]].
1734 hatte der Pfarrhof 13 Joch Grund. Verschiedene Untertanen gehörten zur Grundherrschaft der Pfarre.<br/>
Im Jahr 1801 bewahrte der des Französischen mächtige [[Pfarrer von Seewalchen|Pfarrer]] Nikolaus Achaz den Pfarrhof vor der Plünderung durch französische Soldaten. <br/>


==Ökonomie des Pfarrhofes==
Pfeffer ist  Bäcker und Fischer. Zum Haus gehören einige Grundstücke und eine Schiffshütte. Im Jahr 1890 stirbt Johann Paul Pfeffer 44-jährig. Dazu liest man in der Pfarrchronik: <br/>
Nach dem Verkauf des Amthofes 1883 wurde für den Pfarrhof ein landwirtschaftlicher Betrieb eingerichtet. Ende Juni 1889 war das neue Ökonomiegebäude fertiggestellt und es wurden sofort ein paar Pferde, sechs Kühe, ein paar Schweine, Hühner, ein Hund und landwirtschaftliche Geräte angekauft. Auch der Ankauf von Lebensmitteln und Geschirr für die Küche musste bewerkstelligt werden. Der Anfang war schwierig, „es war nicht einmal so viel vorhanden, dass  man eine Suppe hätte kochen könnte“, liest man in der Pfarrchronik.
„Die außerordentlich beliebte und bekannte Persönlichkeit Johann Paul Pfeffer, Bäckermeister und Fischer am See, verstirbt. Er hatte um zum Fischfangen am kommenden Tage in den See gelangen zu können, zirka 3 Stunden Eis aufgehackt, war dann zum Kaffee nach Hause gekommen und dann eiligst auf die Eisbahn zum Hofwirth Köck in Kammer gegangen, um dort am Eisschießen teilzunehmen. Als er das zweite Mal schießen wollte, stürzt er vom Herzschlage getroffen, lautlos tot zusammen. Unter allgemeiner Teilnahme wird er zu Grabe getragen erst 44 Jahre alt. Requiescat in Pace“ <br/>
Man hatte auch nicht rechtzeitig für die Anpflanzung von Obstbäumen gesorgt, so dass bei der Anschaffung des Mostvorrates 150 Gulden ausgegeben werden mussten. Außerdem waren keine Fässer vorrätig. Dies alles kostete aber wieder Arbeit, Mühe, Sorgfalt und viel Geld. <br/>
[[Datei:R Rosenvilla.jpg|thumb|right|350px|Skizze der ersten Rosenvilla nach dem Plan von M. Aigner]]
Dazu kam, dass der Pfarrer mit seinem Nachbarn [[Bandlkramerey|Franz Döberl]] („der schon 50 Prozesse führte“) immer wieder zu Streit kam, der letztlich mit einem Prozess endete, bei dem vier Advokaten bemüht werden mussten.<br/>
1911 kam P. Severin Böhm als Pfarrprovisor nach Seewalchen. „. Ungemein traurig waren die Verhältnisse, die derselbe sowohl im Pfarrhof als auch in der Kirche vorfand. Im Pfarrhofe war rein alles heruntergekommen. Gewissenlose weibliche Dienstboten wirtschafteten im Hause, dass es ekelhaft war. Sie arbeiteten mehr für sich als für den Herrn. Eine grenzenlose Unordnung war im ganzen Hause. Leider hat der damalige Kooperator P. Bernard Fattinger dieses Treiben unterstützt.“ <br/>
Die Dienstbotenmisere im Jahr 1919 zwang den Pfarrer, die Ökonomie zu verpachten. Ein Pachtvertrag über sechs Jahre wurde mit dem Wirt [[Gasthof Rosenauer|Franz Rosenauer]] abgeschlossen.<br/>
Nach dem Zweiten Weltkrieg mangelte es wieder an Dienstpersonal. Der Pfarrer hatte von 1950 bis 1953 einen siebenbürgischen Knecht (Johann, Protestant)
Die Ökonomie wurde bis zum Herbst 1953 geführt. Danach wurde der Grund an acht verschiedene Pächter verpachtet. Pferde und Kühe wurden um S 30.000, verkauft.
Die Pfarrpfründe waren Ende 1959: 6,3 ha Äcker, 2,4 ha Wiesen, 0,12 ha Wald.


==Die jüngere Zeit==
==Rosenvilla==
An Stelle eines Wirtschaftsgebäudes wurde 1958 ein erster Pfarrsaal gebaut.
Die Witwe Karoline Pfeffer verkaufte an Ludwig Christ. Im selben Jahr erfolgt noch der Weiterverkauf an einen Freund, den Baumeister Michael Lettmayr aus Linz. <br/>
Am Palmsonntag 1961 brannte es im Pfarrhof. Aus zunächst unbekannter Ursache entstand abends ein Brand, dem der Dachstuhl und das Wirtschaftsgebäude zum Opfer fielen
1904 Die Familie Pfeffer zieht nach Schörfling. Bereits 1892 wendet sich Lettmayr an die Gemeinde, wo er ansucht, das Bäckerhaus um- und aufzubauen, so schließt sein Ansuchen mit dem Satz: „Die löbliche Gemeinde Vorstehung möge demselben die Bewilligung hiezu ehest und genehmigst zu erteilen.
Später wurde als Ursache Brandlegung festgestellt und der Brandleger ermittelt.  
So wird das Bäckerhaus abgerissen und es folgt der Bau der Rosenvilla nach Plänen von Architekt Matthias Aigner. Der Besitzer ist nun der Wiener Wilhelm Deckert. <br/>
Er hatte, wie es hieß, das Geschehen vom Friedhof aus beobachtet. Der Schaden betrug 250.000,-- [[Schilling]].
1983 endete die Beziehung zu Michaelbeuern. Der Kooperator aus Vöcklamarkt Karl Smrcka kam als Weltpriester und Pfarrer nach Seewalchen.
1985 ließ er den alten Pfarrsaal abtragen und durch einen Neubau ersetzen. Der Pfarrhof wurde renoviert und nach dem Erntedankfest im September 1986 wieder eingeweiht.
Ein Teil der Mauer, die früher den gesamten „Pfarrergarten“ umgab, wurde für eine Zufahrt zum Pfarrsaal geöffnet.<br/>
Pfarrer Karl. Smrcka (1935-2018) war dann auch der letzte Pfarrer, der im Pfarrhof wohnte.


==Quellen:==
Deckert (+1910) war Mitbesitzer der Wiener Elektrizitätsfirma Deckert und Homolka, die in viele Staaten exportierte. Er war ein hervorragender Elektrotechniker.
Chronik der Pfarre Seewalchen <br/>
[[Datei:SWN_H_Prom_4_12_hau.jpg|thumb|right|350px|Die Rosenvilla in den 1960er Jahren]]
Chronik der Marktgemeinde Seewalchen <br/>
 
Im Dezember 1907 wird Wilhelm Deckert zum Ehrenbürger von Seewalchen ernannt. Er hat den Seeuferweg (Promenade) verbreitern und bis zum Seewirt Kastanienbäume pflanzen lassen.(Der letzte dieser Kastanienbäum (beim alten Strandbadeingang) blieb bis in die 1990er Jahre. <br/>
 
Ab 1934 ist die Villa im Besitz der Familie Altmann aus Tirol und deren Erben. Der Turm wird abgerissen und die Fläche in eine Terrasse umgewandelt. <br/>
1975 übernimmt eine Familie aus Enns die Villa, Diese wird wieder umgebaut. <br/>
Zu Beginn der 2000er Jahre werden einige Wohnungen eingebaut.
 
==Quellen==
Franz Lösch: Eine kleine Beschreibung der Seepromenade in Seewalchen<br/>
Hofnamen und Häusergeschichte in DORIS Intermap<br/>
Anno –Zeitungsarchiv der Nationalbibliothek<br/>
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[[Kategorie: Seewalchen am Attersee Villen  Haustafeln in Seewalchen
[[Kategorie: Seewalchen am Attersee]
[[Kategorie: Haustafeln in Seewalchen]

Version vom 18. April 2020, 14:44 Uhr

Seewalchen Promenade 4 früher Seewalchen 58

Die Rosenvilla an der Promenade in Seewalchen

Zu den wenigen Häusern an der Promenade in Seewalchen gehörte im 18. Jahrhundert der „Bäcker beim See“.
1904 wurde das Haus geschliffen und die Rosenvilla nach Plänen von Architekt Matthias Aigner im Auftrag von Wilhelm Deckert erbaut.

Bäckerhaus

Um 1750 besitzt Mathias Schmoller das Haus. Der Bäcker beim See wird auch als „Behausung beim See mit Bäckersgerechtigkeit“ bezeichnet.
1790 sind Georg und Nothburga Schmoller am Bäckerhaus.

1842 Georg und Josefa Pfeffer kaufen von der Familie Schmoller die Bäckerei. Ihnen folgt ihr Sohn Johann Paul Pfeffer. Östlich des Hauses waren einige Wiesenparzellen, erst beim heutigen Eingang der Promenade stand wieder ein Gebäude: die „Auersche Behausung“ der Susanne Auerin (Seewalchen 61, heute Atterseestraße).

Bäcker beim See

Pfeffer ist Bäcker und Fischer. Zum Haus gehören einige Grundstücke und eine Schiffshütte. Im Jahr 1890 stirbt Johann Paul Pfeffer 44-jährig. Dazu liest man in der Pfarrchronik:
„Die außerordentlich beliebte und bekannte Persönlichkeit Johann Paul Pfeffer, Bäckermeister und Fischer am See, verstirbt. Er hatte um zum Fischfangen am kommenden Tage in den See gelangen zu können, zirka 3 Stunden Eis aufgehackt, war dann zum Kaffee nach Hause gekommen und dann eiligst auf die Eisbahn zum Hofwirth Köck in Kammer gegangen, um dort am Eisschießen teilzunehmen. Als er das zweite Mal schießen wollte, stürzt er vom Herzschlage getroffen, lautlos tot zusammen. Unter allgemeiner Teilnahme wird er zu Grabe getragen erst 44 Jahre alt. Requiescat in Pace“

Skizze der ersten Rosenvilla nach dem Plan von M. Aigner

Rosenvilla

Die Witwe Karoline Pfeffer verkaufte an Ludwig Christ. Im selben Jahr erfolgt noch der Weiterverkauf an einen Freund, den Baumeister Michael Lettmayr aus Linz.
1904 Die Familie Pfeffer zieht nach Schörfling. Bereits 1892 wendet sich Lettmayr an die Gemeinde, wo er ansucht, das Bäckerhaus um- und aufzubauen, so schließt sein Ansuchen mit dem Satz: „Die löbliche Gemeinde Vorstehung möge demselben die Bewilligung hiezu ehest und genehmigst zu erteilen. So wird das Bäckerhaus abgerissen und es folgt der Bau der Rosenvilla nach Plänen von Architekt Matthias Aigner. Der Besitzer ist nun der Wiener Wilhelm Deckert.

Deckert (+1910) war Mitbesitzer der Wiener Elektrizitätsfirma Deckert und Homolka, die in viele Staaten exportierte. Er war ein hervorragender Elektrotechniker.

Die Rosenvilla in den 1960er Jahren

Im Dezember 1907 wird Wilhelm Deckert zum Ehrenbürger von Seewalchen ernannt. Er hat den Seeuferweg (Promenade) verbreitern und bis zum Seewirt Kastanienbäume pflanzen lassen.(Der letzte dieser Kastanienbäum (beim alten Strandbadeingang) blieb bis in die 1990er Jahre.

Ab 1934 ist die Villa im Besitz der Familie Altmann aus Tirol und deren Erben. Der Turm wird abgerissen und die Fläche in eine Terrasse umgewandelt.
1975 übernimmt eine Familie aus Enns die Villa, Diese wird wieder umgebaut.
Zu Beginn der 2000er Jahre werden einige Wohnungen eingebaut.

Quellen

Franz Lösch: Eine kleine Beschreibung der Seepromenade in Seewalchen
Hofnamen und Häusergeschichte in DORIS Intermap
Anno –Zeitungsarchiv der Nationalbibliothek
(zusammengestellt von Johann Rauchenzauner)

[[Kategorie: Seewalchen am Attersee Villen Haustafeln in Seewalchen