Flößer: Unterschied zwischen den Versionen
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* [[Adolf Bocksleitner]], ''Heimatbuch Seewalchen am Attersee'', 1929 | * [[Adolf Bocksleitner]], ''Heimatbuch Seewalchen am Attersee'', 1929 | ||
* Josef Mittendorfer, Seewalchen am Attersee | * Josef Mittendorfer, Seewalchen am Attersee<br/>{{RZ}} | ||
* Sammlung Aichinger, Nußdorf | * Sammlung Aichinger, Nußdorf | ||
Version vom 23. Februar 2013, 15:49 Uhr
Die Flößerei am Attersee war über Jahrhunderte ein wichtiger Wirtschaftsfaktor im Attergau.
Allgemeines
Das Holz – im Attergau reichlich vorhanden – wurde auf dem Wasserweg zu den „Zielorten“ gebracht. Das waren die Sägewerke an den Flüssen, die Industrie und die Städte an der Donau. Besonders im Süden des Attergaus wurde das sogenannte Hallholz für die Saline in Ebensee über Weißenbach und den Holzaufzug an den Traunsee gebracht. Die Flößerei wurde bis Mitte des 20. Jahrhunderts ausgeübt.
Im Schlosspark von Schloss Kammer wurde am 27. Mai 1984 vom Verschönerungsverein Schörfling ein Flößerdenkmal errichtet. Der Entwurf stammt von Prof. Max Stockenhuber. So erinnert das Flößerdenkmal beim Ausfluss des Attersees oberhalb der Agerbrücke an den alten Umschlagplatz der Flößer und Schiffer. Dort wurde einst auch die Zillenmaut eingehoben.
Sehenswerte Ausstellungsstücke der Flößerei sind im Heimathaus Schörfling in der Gmundnerstraße ausgestellt.
Die Uniform der Marktmusik Seewalchen am Attersee ist der ehemaligen Flößertracht nachempfunden.
Flößerei 1929
Adolf Bocksleitner hat in seinem Heimatbuch Seewalchen am Attersee (1929) auch über die Flößer berichtet.
Auszug aus dem Buch
„Ein wohl langsam absterbender Erwerbszweig ist das Flößergewerbe. Einstmals gab es hier und in Schörfling und Oberachmann über sechzig Flößer, die stets voll beschäftigt waren, während es jetzt nur mehr wenige sind. In Schörfling gab es einst eine Bruderlade der Flößer. Jahrtag und eine gewaltige Fahne, die bei kirchlichen Anlässen von drei Mann getragen werden muss, erinnern noch an entschwundene Glanzzeiten der Floßzunft, welche ihre Leute immer aus denselben Familien ergänzte. Der heilige Nikolaus, der Patron der Schiff-Fahrt, hat noch heute in Schörfling an einer Mittelsäule eine alte herrliche Steinstatue. Vor der Kirchenrenovierung befand sich ebendort ein großes Votivbild an der Kirchenwand.
Wolle der geschätzte Leser um Jahrzehnte zurückfolgen: Damals kamen die großen Flöße, Bretter und kleineres Bauholz in drei Tagen – je nach Windstärke, manchmal auch weniger – von Unterach oder Weißenbach bis zur „Kammerischen Bruck“. Dort stand oft Floß an Floß, so dass man den Ausfluss der Ager beim Seewirt trockenen Fußes über die bereitstehenden Flöße überschreiten konnte.
Hier wurde das große Floß, das aus zirka 12 bis 15 kleineren Flößen zusammengestellt gewesen war, in seine Einzelflöße zerlegt und je so ein kleines Floß bemannt mit zwei oder bei Hochwasser mit drei Ruderern, zeitlich früh nach Mitternacht „abgeheftet“. Nach vier Stunden Fahrt wurde in Lambach der Morgenimbiss eingenommen, und wieder nach vier Stunden kam das Floß nach Zizlau bei Linz (Ebelsberg). Dort wurden wieder ungefähr 15 kleine Flöße zusammengebaut und ein Großfloß nahm seinen Weg auf der Donau nach Wien.
Der „Sagmeister“, das ist der Sägewerksbesitzer und Eigentümer des Floßes, musste für den Trunk sorgen. Waren vier Mann Besatzung, so musste ein Eimer Bier, bei sechs Mann eineinhalb Eimer auf dem Floße bereit liegen. Der Koch sorgte für das leibliche Wohl seiner Kameraden. Für jeden Flößer ein altes Pfund Fleisch für zwei Mahlzeiten, dazu kalten Kren, selbst Knödel und Brot. Zur Rettigzeit mussten eine entsprechende Menge „Radiwurzen“ mitverstaut werden, „damit ’s Bier besser abirinnt“. Denn hatte der Flößer um sich das nasse Element, so wollte er auch inwendig nicht trocken werden. Wallfahrer, selbst Vieh, Obst, kurz alles, was nur möglich, wurde gegen Trinkgeld mitgenommen. Eine Ausnahme bildeten die Handwerksburschen, denen eine Floßreise willkommene Atzung [=Essen], Nächtigung und eine bequeme Art des Wanderns unentgeltlich bot. Genächtigt wurde in Spitz oder Stein a. D., und am dritten Tage in Nußdorf bei Wien. Bei der Fahrt durch die Wachau wurde mit der Weidzille „ausgefahren“ und Wein an Bord geholt. Dieser musste aus dem Erlös des den Flößern gehörigen „Kieferholz“ (Abfall, entstanden durch das beim Bau der Flöße durch Bohrlöcher beschädigte Holz), welches den Flößern gehörte und in Wien verklopft wurde, bezahlt werden. In Wien war Verrechnung und nach glücklicher Fahrt musste der Holzherr noch einige Viertel Wein aufmarschieren lassen. Kroatische Arbeiter, „Krowotn“, besorgten die Zerlegung der Flöße. Die Heimreise erfolgte zu Fuß oder mit dem Zeiselwagen. Rundholz wurde bis Pest geflößt. Fünf bis sechs Stämme bis zu 25 m Länge, mancher Stamm mit elf Festmeter (!), wurden fortgeschafft. Auf der Donau hatte ein großes Floß dann bei 400 Festmeter. Die Fahrt bis ins Ungarland dauerte sechzehn Tage.
Erwähnenswert ist die Tatsache, dass oft solche Riesenstämme mit großen Brunnenbohrern, „Nagern“, angebohrt wurden. In den Löchern wurde Eisen, das aus Steyr kam, versteckt und so sogar bis Rumänien geschmuggelt, zur Freude der Beteiligten, mit Ausnahme des Steuerfiskus. Im Winter ruhte das ehrsame Gewerbe auf dem Wasser. Blochzusammendrehen, Eisbrechen und Zeugherrichten war die Winterarbeit des Flößers. Trotz seines rauhen Handwerkes vergaß der biedere Flößer nie seines Herrgottes. Vor und nach jeder Mahlzeit wurde gebetet und mit leuchtendem Auge erzählte der alte Floßmeister, dass, wenn die Glocken in Stein und Krems zum Morgengebet riefen, die Floßknechte in stiller Andacht die Brücke durchfuhren. Sie brauchten es auch. Gar manchen nahmen die Wellen mit fort, wenn das Floß brach oder sonstiges Ungemach hereinkam. Möge Sankt Nikolaus auch weiterhin die letzten der Flößergilde in seine gnädige Obhut nehmen!
Heute verkehren nur mehr ganz wenige „Fuhren“ bis Wien. Die Reisen der Floßleute bleiben im Bezirke und beschränken sich zumeist auf nahe Strecken. Bahn, Auto und die neue Zeit haben auch hier wiederum Familien und einen ganzen Stand zerstört, deren Traditionen wenigstens mit diesen kurzen Zeilen der Vergangenheit entrissen werden sollen.“
Die Flößerei des Franz Mittendorfer
Josef Mittendorfer, Seewalchen, Atterseestraße 23, hat in einem Interview mit Rudolf Romankiewicz aus dem Leben der Flößer erzählt. Sein Vater Franz Mittendorfer sen. war der letzte Flößermeister von Seewalchen.
Die Mittendorfer-Flößerei bestand von 1811 bis 1954.
In Seewalchen gab es noch zwei weitere Betriebe: der Flößer Johann Hufnagl, der östlich der Agerbrücke wohnte (Atterseestraße 25, verstorben 1960) und Raimund Mittendorfer vom Knäulberg (heute Dr.-F.-Seifert-Straße).
Im Jahre 1940 hatte Franz Mittendorfer zwei vom Krieg freigestellte Arbeiter der Lenzinger Zellulose- und Papierfabrik und seinen Sohn Franz jun. als Mitarbeiter. Die Bundesforste schlägerten im Herbst und Winter ihr Holz und die Bauern rund um den Attersee (Nußdorf, Parschallen, Unterach, Stockwinkl, Steinbach, Alexenau und Weyregg) brachten im Winter das Holz mit Ross- oder Ochsen-Gespannen bzw. –Schlitten zu den Lagerplätzen am See. Das Holz wurde zu einem Floß zusammengebaut und mit der Plätte bis zur Agerbrücke gezogen. Von der Brücke bis zur Raudaschlmühle wurde das Floß von zwei Mann gesteuert.
Am See bestand bei Stürmen das Recht zum Anhängen in Landeroith, Weyregg, beim Schloss Kammer und beim Litzlberger Keller.
In der Ager wurden im Frühjahr und Sommer die Flöße zusammengebaut und das Holz wurde in die Lenzinger Fabrik zur Zellstoff- und Papiererzeugung oder in die Sägewerke Koch (Pichlwang), Hofer (Pichlwang) und Stögmüller (Wankham) gebracht.
Beim Schloss Kammer wurden die Flöße nach Stadl-Paura zusammengestellt.
Neben der lokalen Versorgung wurden Holztransporte über die Ager und Traun bis Stadl-Paura durchgeführt. Bei viel Wasser dauerte das Flößen bis dorthin rund fünf Stunden. Alle Sägewerke und die Schleusen an der Ager mussten vorher aufgemacht werden. In Stadl wurden die Floße übernommen, bis zur Donau gebracht und dort zu großen Flößen zusammengestellt, dann ging es bis Wien und Budapest.
Diese Flöße wurden von anderen Flößer-Unternehmen durchgeführt. Ein großer Betrieb waren der Flößer Tauber in der Au vor Enns. Vor der Fahrt von Linz nach Budapest wurde am Floß eine billige Hütte aufgebaut. Verpflegung und Nächtigung waren am Floß. Bei Schönwetter wurde auch in der Nacht geflößt, weil auf der Donau keine Schleusen zu passieren waren.
Bis Lambach gab es keine schwierigen Stellen. Bis dorthin war ein Floß 30 m lang und ca. vier Meter breit. Rund 50 Festmeter Holz wurden transportiert. Die Rückkehr von Lambach erfolgte mit dem Zug (umzusteigen war am Bahnhof Attnang-Puchheim). Die Ruder blieben am Floß. Seil und Werkzeug (Hacke, Bohrer und Nägel) - sie gehörten dem Flößer - wurden im Rucksack mit nach Hause genommen.
Geflößt wurde nur auf der rechten Agerseite. Bis zum Sägewerk Raudaschlmühle standen vier Flößerhütten (eine links und drei rechts).
Die Flößerei dauerte im Jahr vom Frühjahr bis Herbst. Wie oft mit dem Holztransport im Jahr man unterwegs sein konnte, war saisonbedingt. Der Holzhändler Salfinger, Gaspoltshofen, kaufte von den Bundesforsten das Holz mit einer Länge von 30 m und verkaufte es an die Schiffswerft Linz und Schiffswerft Budapest weiter.
Im Winter wurden das Werkzeug und alles, was für die Flößerei erforderlich war, hergerichtet. Es wurden auch andere Vorbereitungen getroffen. In den letzten Jahren vor dem Ende der Flößerei kam auch per Waggon Holz nach Kammer. Dieses Holz wurde zu Flößen zusammengebaut und dann nur zum Sägewerk Raudaschl geflößt.
Der Flößersitz – der Treffpunkt der Flößer - war Schörfling (Wirtshaus Seiringer, Marktplatz, jetzt Zweigstelle der Raiffeisenbank Attersee Nord).
Die Flößerfahne ist ca. 175 Jahre alt. Zu Fronleichnam gingen alle Flößer und Schiffer bei der Prozession mit dieser Fahne mit, die Fahne wird heute noch getragen. Die Flößerfahne ist in der Schörflinger Pfarrkirche (in einem eigenen Kasten unter dem Kirchturm) aufbewahrt. Die Fahne ist sehr groß und muss mit drei Stangen getragen werden.
Im Jahre 1954 begann Franz Mittendorfer sen. den Holztransport auf LKW umzustellen. Mitgearbeitet haben seine Söhne Franz und Josef Mittendorfer. 1967 starb Franz Mittendorfer sen., der letzte Flößermeister im Atterseeraum."
Die Motorisierung bedeutete das Ende der Flößerei. Die Kraftwerksbauten an den Flüssen brachten dann das endgültige Aus für dieses Gewerbe.
Sondertransporte auf dem Wasser
Neben der Flößerei war der Transport verschiedener Güter vom Brenn- und Schleifholz bis zum Schotter vom Weißenbach mit Plätten auf dem Attersee üblich. Die meisten Plätten waren aus Holz gebaut und mit Ruder, Segel und später mit Motoren angetrieben. Die Plätte vom Sägewerk Häupl in Attersee war aus Stahl und mit einem Dieselmotor versehen. Sie konnte starkes Langholz und ganze Eisenbahnwaggons mit Holz zu den Bahngeleisen in Kammer und Attersee transportieren. Bei den üblichen Sommerfesten in Nußdorf in den 1950er Jahren wurde von der Häuplplätte aus ein Feuerwerk abgefeuert, das über den ganzen See zu sehen war.
Eine Besonderheit des Attergaues war die Lieferung von Schiffbauholz mit 30 Meter Länge und 44 cm Mindestdurchmesser am kleinen Ende. Es wurde vom Attersee bis Wien und Budapest geflößt. In den Revieren des Kaiserwaldes in Nußdorf, Weyregg und Steinbach gab es Waldstandorte mit riesigen Fichten- und Tannenbäumen auf denen bis zu 1.200 Festmeter Holz pro Hektar standen. Üblicherweise stehen laut Waldinventur im Durchschnitt etwa 450 Festmeter pro Hektar. Diese Baumriesen waren länger als 50 Meter und hatten einen Stammdurchmesser von über einem Meter. Sie konnten mehr als dreihundert Jahre alt sein.
Quellen
- Adolf Bocksleitner, Heimatbuch Seewalchen am Attersee, 1929
- Josef Mittendorfer, Seewalchen am Attersee
(zusammengestellt von Johann Rauchenzauner)
- Sammlung Aichinger, Nußdorf