Chronik (Seewalchen) 1851-1880: Unterschied zwischen den Versionen
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Seit dem Jahre 1850 als der Zwang der Robot und der Zehent aufgehoben, die Konstituierung der politischen Gemeinde beschlossen und die Gemeinde Seewalchen mit dem Sitz des Gemeindeamtes in der Ortschaft Seewalchen mit den umliegenden 17 Ortschaften errichtet war, waren 13 Jahre verflossen, ohne dass von den 1850 bestandenen 68 Häusern nur um 1 Haus vergrößert wurde oder eine merkliche Veränderung an den meist mit Lagerdachung versehenen Häusern zu bemerken war. Das Seeufer des Attersees war an keiner Stelle längs der Ortschaft von den einschlagenden Wellen bei Sturmwetter geschützt, und es war kein Weg am Ufer erkennbar.<br /> | Seit dem Jahre 1850 als der Zwang der Robot und der Zehent aufgehoben, die Konstituierung der politischen Gemeinde beschlossen und die Gemeinde Seewalchen mit dem Sitz des Gemeindeamtes in der Ortschaft Seewalchen mit den umliegenden 17 Ortschaften errichtet war, waren 13 Jahre verflossen, ohne dass von den 1850 bestandenen 68 Häusern nur um 1 Haus vergrößert wurde oder eine merkliche Veränderung an den meist mit Lagerdachung versehenen Häusern zu bemerken war. Das Seeufer des Attersees war an keiner Stelle längs der Ortschaft von den einschlagenden Wellen bei Sturmwetter geschützt, und es war kein Weg am Ufer erkennbar.<br /> | ||
Die einheimische Bevölkerung des Ortes sowie der Gemeinde, an den alten Vorurteilen ihrer Eltern stur hängend, konnte es nicht einfallen andere Verhältnisse herbei zu führen und selbst das Stift Michaelbeuern nach dem großen Brand des Amthofes im Jahr 1860 war nur bestrebt, den Amthof und das Wirtschaftsgebäude nebst die großen landwirtschaftlichen Gründe wieder lebensfähig zu machen und sich um die vernachlässigten Verhältnisse nicht zu kümmern. Obwohl durch Einheirat und notwendige Ergänzung der Gewerbetreibenden ein kleiner Zuzug von Fremden, von den Einheimischen als „Zugroaste“ bekannt, wohl die Absicht hatten, bessere Verhältnisse herbei zu führen, konnte das Misstrauen der Alteingesessenen sowie der Umstand, dass die Fremden erst nach zehnjährigem ununterbrochenen Aufenthalte die Heimatberechtigung in der Gemeinde erlangen konnten, mussten sie ihre berechtigten Wünsche, eine Vergrößerung und eine Verschönerung des Ortes zu erreichen mit der Hoffnung auf spätere und längere Jahre zurückstellen und auch die übrigen Ortschaften des Attersees die gleichen Ansichten hatten.<br /> | Die einheimische Bevölkerung des Ortes sowie der Gemeinde, an den alten Vorurteilen ihrer Eltern stur hängend, konnte es nicht einfallen andere Verhältnisse herbei zu führen und selbst das Stift Michaelbeuern nach dem großen Brand des Amthofes im Jahr 1860 war nur bestrebt, den Amthof und das Wirtschaftsgebäude nebst die großen landwirtschaftlichen Gründe wieder lebensfähig zu machen und sich um die vernachlässigten Verhältnisse nicht zu kümmern. Obwohl durch Einheirat und notwendige Ergänzung der Gewerbetreibenden ein kleiner Zuzug von Fremden, von den Einheimischen als „Zugroaste“ bekannt, wohl die Absicht hatten, bessere Verhältnisse herbei zu führen, konnte das Misstrauen der Alteingesessenen sowie der Umstand, dass die Fremden erst nach zehnjährigem ununterbrochenen Aufenthalte die Heimatberechtigung in der Gemeinde erlangen konnten - , mussten sie ihre berechtigten Wünsche, eine Vergrößerung und eine Verschönerung des Ortes zu erreichen mit der Hoffnung auf spätere und längere Jahre zurückstellen und auch die übrigen Ortschaften des Attersees die gleichen Ansichten hatten.<br /> | ||
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Version vom 26. November 2009, 14:03 Uhr
Aus der Chronik der Marktgemeinde Seewalchen a. A. 1851 bis 1880
←-- Übersicht, 1850
Die Jahre 1851 bis 1860
1851 und 1852.
- Auf die direkten Steuern werden 10% Umlage eingehoben. Die Umlagen bestehen aus Pfarr-, Schul-, Gemeinde- und Armenumlagen. Dem Pfarrsprengel sind einverleibt aus der Gemeinde Berg die Ortschaften Baum, Brandham und Rubenstorf, aus der Gemeinde Timelkam die Ortschaften Arnbruck, Ulrichsberg und Thal.
Armenpflege
Bis zum Jahre 1880 war der Wirkungskreis der Armenpflege nicht die Ortsgemeinde sondern die Pfarrgemeinde. Die gebräuchlichste Art der Armenversorgung für vollständig Erwerbsunfähige war die Armeneinlage in Natura - Verpflegung von Haus zu Haus. In der Gemeinde wurde die Naturaleinlage im Jahre 1896 aufgelassen. Der letzte Einleger war ein gewisser Kliemstein, von Beruf Schleifer, welcher infolge seiner Unreinlichkeit und seines boshaften Charakters eine Hauptursache war, dass von dieser mittelalterlichen Einrichtung in der Gemeinde Seewalchen Abstand genommen wurde. Die Trennung des Armenfondsvermögens der Pfarrkirche erfolgte 1881 durch Teilung der Ortsgemeinden Seewalchen und Berg.
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- Rechnungsabschluss 1852 (24.8.1850-31.12.1852):
Einnahmen: fl. 1238.33 xr, Ausgaben: fl. 1162.30 xr.
(fl. = Gulden, xr = Kreuzer)
1853
- Infolge der Aufhebung der Untertans- und Zehentleistung waren die an Herrschaften Ungenach zu Kammer-Puchheim, an den Amthof Seewalchen, Pfarrhof Seewalchen, Pfarrhof Schörfling und Straßwalchen und das Weissenburgeramt von den ehemaligen Untertanen Ablösungsbeträge zu leisten, welche von einigen Besitzern die Höhe von über fl. 200 erreichten, und im Jahre 1853 noch ziemliche Rückstände waren, sodass, wie aus Rechnungen ersichtlich, die Exekutionsorgane sehr viele in Einquartierung lagen. Deren Löhne und Verpflegung musste von den rückständigen Parteien aufgebracht werden.
1855
- Gemeindevorsteher 1855-1858: Franz Holzinger, Bauer in Haining Nr. 5.
- Mit Circularerlasse vom 12.7.1855 des Kreisvorstandes Wels wird die Regierungsverordnung vom 13.7. 1786 betreff Verbot „blauer Montage“ für Gesellen und Lehrlinge bei fl. 10,-- Strafe im Betretungsfalle in Erinnerung gebracht.
1856
- Die Pfarrgemeinde Seewalchen erhält eine neue Glocke laut Rechnung des Glockengießers Franz Oberascher in Salzburg um den Betrag von fl. 121.--.
1857-1860.
- Gemeindevorsteher 1858-1861: Anton Hofmann, Brauereibesitzer in Litzlberg 14.
- Kaiserliches Patent über die Bestimmungen des Münzwesens. Nach fast 100 Jahren geht Österreich von der Conventionswährung ab.
Die Überrechnung beträgt: 100 fl. C.W. = 105 fl. ö.W. (ö.W. = österreichische Währung) - Die Elisabeth-Westbahn von Linz nach Salzburg wird gebaut.
Die Jahre 1861-1870
1861
- Gemeindevorsteher 1861-1864: Johann Reibersdorfer, Schneidermeister in Seewalchen Nr. 50 (Hauptstr. 11).
- Am 30.6.1860 wird Karl Streicher als Gemeindebeamter mit mon. fl. 7,-- und Johann Idlhammer als Gemeindediener mit mon. fl. 6,-- bestellt.
1862
- Der schadhafte Dachstuhl des Kirchturmdaches wird ausgebessert, das Dach wird mit Lärchenschindeln eingedeckt und mit Blech verkleidet. Kirche und Turm werden neu angeworfen. Die Gesamtkosten betragen 2160 Gulden. Am 11. August 1862 werden Kugel und Kreuz wieder aufgerichtet.
(Seit diesem Jahr werden Urkunden in die Kugel unter dem Kreuz gegeben.)
1863
- Aus unbekannter Ursache brennen am 19.12.1863 die Häuser Nr. 1, 2, 3, 5, 9, 12, 13, 14 und 38 in Steindorf vollständig nieder.
Rückblick
(Originaltext von Max Laminger)
Seit dem Jahre 1850 als der Zwang der Robot und der Zehent aufgehoben, die Konstituierung der politischen Gemeinde beschlossen und die Gemeinde Seewalchen mit dem Sitz des Gemeindeamtes in der Ortschaft Seewalchen mit den umliegenden 17 Ortschaften errichtet war, waren 13 Jahre verflossen, ohne dass von den 1850 bestandenen 68 Häusern nur um 1 Haus vergrößert wurde oder eine merkliche Veränderung an den meist mit Lagerdachung versehenen Häusern zu bemerken war. Das Seeufer des Attersees war an keiner Stelle längs der Ortschaft von den einschlagenden Wellen bei Sturmwetter geschützt, und es war kein Weg am Ufer erkennbar.
Die einheimische Bevölkerung des Ortes sowie der Gemeinde, an den alten Vorurteilen ihrer Eltern stur hängend, konnte es nicht einfallen andere Verhältnisse herbei zu führen und selbst das Stift Michaelbeuern nach dem großen Brand des Amthofes im Jahr 1860 war nur bestrebt, den Amthof und das Wirtschaftsgebäude nebst die großen landwirtschaftlichen Gründe wieder lebensfähig zu machen und sich um die vernachlässigten Verhältnisse nicht zu kümmern. Obwohl durch Einheirat und notwendige Ergänzung der Gewerbetreibenden ein kleiner Zuzug von Fremden, von den Einheimischen als „Zugroaste“ bekannt, wohl die Absicht hatten, bessere Verhältnisse herbei zu führen, konnte das Misstrauen der Alteingesessenen sowie der Umstand, dass die Fremden erst nach zehnjährigem ununterbrochenen Aufenthalte die Heimatberechtigung in der Gemeinde erlangen konnten - , mussten sie ihre berechtigten Wünsche, eine Vergrößerung und eine Verschönerung des Ortes zu erreichen mit der Hoffnung auf spätere und längere Jahre zurückstellen und auch die übrigen Ortschaften des Attersees die gleichen Ansichten hatten.
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1864
- Inventar der Gemeinde:
- 1 weicher Tisch: fl. 2,--
- 2 weiche Sessel: fl. 2,--
- 1 Schriftenkasten: fl. 6.--
- Schreibzeug: .30 xr.
- Siegel und Farbe: fl. 3.--
- Gesetzblätter und Bücher: fl. 4.--
- Gemeindemappe auf Papier: fl. 5--
- zusammen: fl. 22.30 xr.
- Straßenschanzzeuge:
- 1 Sandgitter: fl. 3.--
- 1 eiserne Schaufel: .50 xr.
- 1 Krampen: .70 xr.
- 1 Kotscherer: .30 xr.
- 1 Steinhammer: .30 xr.
- zusammen: fl. 9.80 xr
- Summe der Fahrnisse (bewegliche Güter) : fl. 32.10 xr
- 1.10.1864: Johann Idlhammer wird als Gemeindediener bestellt.
- Im Jahre 1864 wird das Feuerwehrwesen an Hand einer Gemeindeordnung im Gesetz verankert.
- Jagdpacht: 50 fl. jährlich; Jagdpächter Felix Pauschinger (? vermutlich Pausinger), Herrschaftsbesitzer in Kogl.
1865
- Es wurden folgende Entschädigungen beschlossen:
Bürgermeisterbesoldung pro Jahr: fl. 72.--
Kanzleimiete im Haus Seewalchen Nr. 50: fl. 20.--
Gemeindebeamter monatlich: fl. 7.--
Gemeindediener monatlich: fl. 6.--
Fleischbeschauer jährlich: fl. 30.--
Nachtwächter jährlich: fl. 10.--. - 15.7.1865: Beim Bauerngute des Karl Hausjell, Seewalchen 48 (Moserbauer), entsteht ein Brand, welchem das ganze Objekt zum Opfer fällt.
Nur durch die Windstille und die aufopfernde Beihilfe der Bewohner ist es möglich, die umliegenden Häuser Nr. 29, 49 und 47 zu retten. - Rechnungsabschluss: Einnahmen: fl. 1103.33, Ausgaben: fl. 701.06
1866
- Nach dem Tode des Schulleiters Josef Streicher wird Johann Mayr als Schulleiter der einklassigen Volksschule ernannt (1866-5.9.1872).
Die Witwe nach dem verstorbenen Josef Streicher erhält eine von der Gemeinde geleistete Pension von 80 fl. jährlich. - Es wird beschlossen, für Verwundete der Gemeinde eine Sammlung zu veranstalten und zur unentgeltlichen Heilung in Pflege zu übernehmen.
- Im Jahre 1866 wird die Gemeinde Seewalchen vom Hagelschlag betroffen.
- Im Jahre 1866 brennt das Haus Nr. 6 in Gerlham ab.
1867
- Im Jahre 1867 hat die Ortschaft Seewalchen 68 Häuser.
- 19.6.1867: Kaiser Maximilian von Mexiko, ein Bruder Kaiser Franz Joseph I., wird in Que-retaro erschossen.
Der spätere Besitzer der Insel Litzlberg, Baron Eduard Springer, war der ständige Begleiter des Kaisers Maximilian in Mexiko. - 28.8.1867: Als Nachtwächterpauschale werden jährlich fl. 10 bewilligt.
1868
- 16.8.1868: Der Brandschaden-Versicherungs-Verein der Pfarrgemeinde Seewalchen wird gegrün-det und mit 1. Jänner 1866 rückwirkend. Ab April 1868 werden die Prämien eingehoben.
Der Obmann des Vereines ist Anton Hofmann, Brauer in Litzlberg Nr. 14. - 31.10.1868: Die Erteilung des Ehekonsens aufgrund des Ehekontraktes seitens der Gemeinde wird aufgehoben.
Bis dahin konnte die Gemeinde die Zustimmung zu einer Ehe verweigern, wenn kein Verdienst oder keine Arbeit nachweisbar war, die Sitten verletzt wurden oder Krankheit vorlag. - 31.12.1868: Über behördliche Verfügung muss ein Gemeindearrest beschlossen werden und wird bei Michael Idlhammer, Seewalchen Nr. 47, mit jährlich fl. 12 Zins zu diesem Zwecke ein Lokal gepachtet.
- Amthofverhalter und Pfarrer P. Gregor Mödlhammer lässt die Pfarrkirche restaurieren.
1869
- 27.6.1869: Es wird beschlossen, das Eigentumsrecht des Attersees zu behaupten und keinen Grund hievon abzuverkaufen.
- 27.7.1869: Franz Achleitner in Kraims kauft von Felix Pausinger das Fischrecht im Steindorfer-Kraimserbach um fl. 52.50 xr.
- 28.8.1869: Es langt das erste Dampfschiff für den Attersee in Kammer ein, welches durch Schießen und Läuten feierlich empfangen wird. Es ist ein kleiner Schraubendampfer, der „Ida“ benannt wird.
1870
- Mit dem Jahre 1870 beginnt der Streit um das Eigentumsrecht des alten Schulhauses und endet dieser Streit zu Gunsten des Stiftes Michaelbeuern im Jahre 1894.
- 1.8.1870: Bei der stattfindenden Neuwahl der Gemeindevertretung wird Josef Leitner, Bauer in Reichersberg, als Gemeindevorsteher für die Jahre 1870 bis 1873 gewählt.
- 1.9.1870: Der Archäologe Ladislaus Gundacker Graf Wurmbrand entdeckt in der Nähe des Stallinger-Anwesens beim Ausfluss des Sees erstmals in Österreich Pfahlbaureste.
- Im Jahre 1870 wird die Gemeinde Seewalchen von starkem Hagelschlag betroffen. Die Kosten der Zehrung für die Schadensaufnahme sind in der Gemeinderechnung mit 17 fl. 66 xr. ausgewiesen.
- Rechnungsabschluss: Einnahmen: fl. 990.71 xr., Ausgaben: fl. 809.04 xr.
Die Jahre 1871-1880
1871
- Im Jahre 1871 wird das Haus Nr. 57 in Seewalchen (Christ-Villa, Promenade 5) durch Herrn Karl Rosenauer als Villa umgebaut und für den Sommeraufenthalt eingerichtet.
- Im Jahre 1871 wird infolge Sprunges einer Glocke die Anschaffung von 3 neuen Glocken beschlossen. Im Jahre 1872 erfolgt die Weihe und der Aufzug der Glocken. Diese Glocken (1037 kg, 512 kg und 318 kg) haben ein harmonisches Geläute und werden am 21.3.1917 aus Anlass der Metallsammlung für Kriegszwecke abmontiert und abgeliefert.
1872
- Johann Sompeck ist vom September bis November provisorischer und dann bis 1.6.1878 wirklicher Schulleiter. Ab Februar 1872 wird die Schule zweiklassig geführt. Als Unterlehrer wird am Georg Haulbersch angestellt, er bleibt bis.1874. Die zweite Klasse ist im Pfarrhof Seewalchen mit fl. 40.-- Jahreszins untergebracht.
- 1.3.1872: Die Auflassung des Schulgeldes wird beschlossen.
- 3.3.1872: In Schörfling wird ein Gendarmerieposten, der auch für Seewalchen zuständig ist, errichtet.
1873
- Gemeindevorsteher: 1873-1876: Josef Leitner, Bauer in Reichersberg.
- Im Jahre 1873 herrscht in der Umgebung starke Blatternepedemie. Seewalchen bleibt bis auf einige unbedeutende Fälle verschont.
1874
- 1874 wird die Schmidt-Villa vollendet.
Khevenhüller-Kapelle
- Am 15.4. wird die Erbauung einer Familiengruft für die Familie Horvath-Kammer wird bewilligt und im gleichen Jahr erbaut.
Nachdem diese Gruft in Form einer Kapelle von der Familie Horvath nicht in Anspruch genommen wurde, wird dieselbe vom Veteranenverein 1917 als Kriegerdenkmal ausgestattet und besteht seither als solches für die Gefallenen im 1. Weltkrieg.
Aus den Prozessakten „Friedhof-Schulhausstreit“ geht hervor, dass die Mutter des Schlossbesitzers Horvath in dieser Gruft in Seewalchen begraben wurde. Die Mutter des Besitzers von Schloss Kammer Frau von Horvath ist am 6.7.1874 an Blattern verstorben. Aus unbekannten Gründen wird jedoch die Leiche nicht am Schörflinger Friedhof geduldet, weshalb das Grab über Nacht offenbleibt.
Am nächsten Tag kommt der Bote des Herrn von Horvath, namens Anton Bodenwieser, im Namen seines Herrn mit dem Ersuchen, die Leiche der Frau v. Horvath in Seewalchen bestatten zu lassen. Herr v. Horvath hat für den Fall der Zustimmung, für die Armen der Gemeinde eine größere Spende und zum Schulbau 25 Baumstämme angeboten. Vom Bürgermeister wird die Zustimmung erteilt. Über dem Grab wird schließlich die Kriegerkapelle errichtet. - Das Kriegerdenkmal wurde am 6.11.2000 abgerissen.
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1875
- 16.3.1875: Mit Beschluss des Gemeindeausschusses werden für ihre Verdienste wegen Freilassung des Attersees als öffentliches Gut zu Ehrenbürgern der Gemeinde Seewalchen ernannt:
- Dr. Ritter von Chlumsky, Ackerbauminister,
- Dr. Karl Graf, Bezirkshauptmann in Vöcklabruck,
- Dr. Adolf Dürnberger, Hof- u. Gerichtsadvokat in Linz.
- Die Gemeinde wird dadurch von der Grundsteuer für den See befreit.
- Im Jahre 1875 werden die Druschgemeinschaften Steindorf und Seewalchen gegründet.
- (1976 beschloss der Druschverein, sein gesamtes Inventar der Frw. Feuerwehr Seewalchen zur Verwertung zu übergeben).
- Rechnungsabschluss der Gemeinde: Einnahmen: fl. 14032.04 xr.; Ausgaben: fl. 12498.16 xr.
1876
- Gemeindevorsteher 1876-1879: Mathias Holzinger, Bauer in Haining Nr. 5.
- Von 1876 - 1880 wirkt als Pfarrer P. Nikolaus Gründinger.
- Im März 1876 herrscht Hochwasser. In Attersee wird die Straße nach Seewalchen durch eine Hangrutschung verlegt.
- 8.8.1876: Der Blitz schlägt in das Mayr-Gut in Arnbruck, später Arbeiterwohnhaus der Lenzinger AG, ein und äschert es ein.
- Das alte Schulhaus Seewalchen (Messnerhaus: Kirchenplatz) wird nach der Fertigstellung der neuen Volksschule als Gemeindekanzlei verwendet.
- Im Jahre 1876 herrscht große Kälte. Der Attersee ist vom 12. auf 13. Februar bei 16 Grad R. (=Reaumir) zugefroren.
Schulbau
Durch die Einführung der 8-jährigen Schulpflicht erwies sich die zweiklassige Volksschule zu Seewalchen zu klein, da schon 1872/73 die Schülerzahl auf 261 gestiegen ist.
Im Oktober 1873 wurde dem Ortsschulrat die Errichtung einer Kommission wegen der Errichtung eines Schulbaus angeboten. Der Kommission wurden drei Bauplätze angeboten, da aber diese zu teuer waren, entschloß man sich das alte Schulhaus entsprechend zu erweitern. Am 12. Februar 1874 kam man jedoch mit Herrn Josef Kletzl wegen eines Schulgrundes ins Gespräch. Im Herbst des Jahres wurde der neue Schulbau in Angriff genommen, nachdem die Schulgemeinde ein unverzinsliches Landesdarlehen aus dem oberöst Landeschulden-Tilgungsfonde im Betrag von 9500 fl. aufgenommen hatte. Dieses Kapital sollte oder musste vielmehr in 20 Raten zu 475 fl vom Jahre 1877 an zurückgezahlt werden.
Aus der Schulchronik:
Den Bau leitete Baumeister Herr Mathias Ströbl von Schörfling... Der gesamte Schulbaukostete 15.086.76 fl, samt Einrichtung: 17.516 fl. Im Jahre 1876 gegen Ende April war der Bau soweit fortgeschritten, daß die I. Klasse daselbst untergebracht werden konnte. Für die II. Klasse wurde noch das alte Schulgebäude benützt.
Im Monate Juli wurde der Gesamtbau bis auf die Gartenanlage fertig, die Eröffnung der neuen Schule konnte vor sich gehen.
Leider ist es zu bedauern, daß eine feierliche Eröffnung des Schulhauses aus lokalen Gründen unterbleiben mußte.
Dafür veranstaltete der Zweiglehrerverein Vöcklabruck gelegentlich seiner Jahresversammlung am 25. Oktober 1876 eine dießbezüglich kleine Gedenkfeier, welche in unserem Schulgebäude abgehalten wurde. Nach einem gemeinschaftlichen Mittagsmahle belebten Gesänge und Toaste verschiedener Art das gesellige Zusammensein, bis der hereinbrechende Abend die Versammlung zum Aufbruch mahnte. Zwanzig Lehrer und Lehrerinnen hatten sich eingefunden, darunter auch Gäste aus der Umgebung.
Die Vollendung des Baus wurde am 28.10.1877 dem oö. Landesamt angezeigt.
Bis 1972 war die Volksschule, dann bis 1983 die Hauptschule und seit 1991 ist die Landesmusikschule in diesem Haus untergebracht.
1877
Paulick-Villa
Friedrich Paulick (1824 -1904), k.u.k. Hoftischler, erbaut sich 1877 in Seewalchen eine Villa, die er zu einer Sehenswürdigkeit ausgestaltet.
Die Pläne stammen von den Wiener Architekten Professor Rudolf Feldschareck und Professor Karl König. In der Villa baute Paulick Teile des Kaiser-Pavillons der Wiener Weltausstellung 1873, den er hergestellt hatte, als Salon ein. Ein Arbeitskabinett, das auf der internationalen Ausstellung, gleichfalls von Paulick ausgeführt, zu sehen war, diente als Bibliothek. Die Villa wurde von vielen Persönlichkeiten, einmal auch von Erzherzog Johann (Orth), besucht. Die Baukosten betrugen, wie in der Familie erzählt wird, 80.000 fl.
Da damals die Bahnverbindung nach Kammer noch nicht bestand, musste das ganze Material mit Pferdefuhrwerken von der Station Timelkam nach Seewalchen transportiert werden.
Nach dem Tode Friedrich Paulicks ging die Villa in den Besitz der ältesten Tochter Therese über, die später den Prokuristen Hermann Flöge heiratete. Therese vererbte den Besitz ihrer Tochter Gertrude (Trude) Flöge, die am 28.7. 1971 starb. Von ihr ging der Besitz an die Familie Messner.
- 1.5.1877: Dem Gemeindebeamten Mathias Holzwieser wird sein Gehalt pro Monat von fl. 17.-- auf fl. 20.-- erhöht. Für Steuereinhebung an Sonntagen werden 8 xr., an Wochentagen 6 xr. bewilligt.
Gründung der Feuerwehr
Am 2.11.1877 werden die Statuten der neu gegründeten Freiwilligen Feuerwehr Seewalchen genehmigt.
- Gründer der Frw. Feuerwehr waren:
Lehrer Johann Sompeck,
Brauer Josef Hofmann, Feuerwehrhauptmann,
Tischlergehilfe Johann Deutsch,
Bäckermeister Georg Pfeffer,
Tischlermeister Franz Köstler, Feuerwehrhauptmann-Stellvetreter.
Innerhalb kurzer Zeit gelang die Anschaffung einer kleinen hölzernen Feuerspritze.
Es war eine große hölzerne Spritze mit befestigtem beweglichen Stahlrohr ohne Schlauchverwendungsmöglichkeit. Die Wasserzubringung erfolgte mittels imprägniereten leinernen Wasserkübeln. Die links und rechts der Feuerspritze angebrachten schweren Pumpstangen wurden von Hand aus bedient.
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1878
- 5.10.1878: Zum definitiven Schulleiter wird Herr Adolf Gattringer an der dreiklassigen Volksschule Seewalchen bestellt. Derselbe bleibt bis zum Jahre 1904.
1879
- Für die Periode 1879 - 1882 wird als Gemeindevorsteher Wolfgang Starzinger, Bauer in Kraims 2, gewählt, nachdem er im Dezember stirbt, wird für die restliche Periode Bernhard Aigner, Neubrunn 4, gewählt.
- 27.12.1879 : Das Auszughäusl „zum Lacher Toffn“ in Roitham 4 brennt nieder.
- Vom 1.-29. Dezember herrscht große Kälte, der Attersee ist bei 16 Grad R zugefroren.
1880
- 11.11.1880: Die öffentliche Armenpflege erfolgt nun an Stelle der Pfarrgemeinde durch die politische Gemeinde. Armenvater wird Josef Mayr, Seewalchen 49.
- Im Jahre 1879/80 tritt in den ganzen mitteleuropäischen Staaten die Krebspest auf, sodass im Jahre 1880 in allen Gewässern die Krebse aussterben. Erst durch Legen neuer Brut ist wieder ein neuer Nachwuchs entstanden, welcher jedoch an den früheren Stande nicht heranreicht.
- In diesem Jahr wird die Totenkammer auf dem Friedhof erbaut.
- Der Attersee ist im Winter 1879-1880 30 Tage zugefroren.
- Der Schuhmacher Franz Achleitner aus Kraims gründet den Musikverein Seewalchen.
- Im Jahr 1880 beginnt Johann Gebetsroither in Unterbuchberg mit dem Bau von Plätten.
- Die Gemeinde Seewalchen hat nach dem Stande der Volkszählung 1880 1929 Personen.
- Rechnungsabschluss der Gemeinde: Einnahmen: fl. 4994.52 xr; Ausgaben: fl. 4080.85 xr.
Chronik von Seewalchen 1881-1900 --→
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