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Historischer Bewässerungskanal in Timelkam: Unterschied zwischen den Versionen

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== Der Römische Bewässerungskanal in Timelkam ==
Der '''römische Bewässerungskanal in Timelkam''' ist eine historische Wasseranlage in der oberösterreichischen Gemeinde [[Timelkam]]. Er wurde während der römischen Besetzung des Königreichs [[Noricum]] (15 v. Chr. bis 485 n. Chr.) errichtet und diente zur Bewässerung von Wiesenflächen, die der Futterversorgung römischer Pferdewechselstationen entlang der römischen Straßenverbindungen in [[Oberösterreich]] dienten.<ref name="infotafel">Infotafel am Römischen Bewässerungskanal in Timelkam</ref>


Dieser Wald beherbergt ein wertvolles Stück Geschichte:
== Verlauf und Funktion ==
Die Römer haben während ihrer Besetzung des Königreiches Norikum (15 v. Chr. bis 485 n. Chr.) entlang ihrer Straßen in vielen Orten Stationen für den Wechsel der Pferde errichtet. Eine solche Station hat es auch in Vöcklabruck gegeben. Für diese Pferde benötigte man viel Futter, welches auf großen Wiesen erwirtschaftet wurde. Eine dieser Wiesenflächen gab es auch in der großen Ebene bei Oberregau. Zu dieser Zeit hat es für einen entsprechenden Ertrag der Wiesen nur wenig Dünger gegeben, weshalb die Wiesen intensiv bewässert werden mussten. Die Römer haben dafür das Wasser aus der Reichen Ager entnommen und dazu einen parallel zur Ager verlaufenden offenen Wasserkanal errichtet. Der Kanal verläuft südlich der Ager entlang der Berglehnen von Obereck und Untereck und ist noch heute an vielen Abschnittsbereichen gut sichtbar. Er begann bei der heutigen Papierfabrik Lenzing und mündet, ebenfalls heute noch sichtbar, am Beginn der Wiesenflächen in Oberregau.
Der Kanal führt Wasser aus der [[Ager]] parallel zu den Berghängen von Ober- und Untereck. Er beginnt nahe der heutigen Papierfabrik [[Lenzing]] und mündet in die Wiesenflächen von Oberregau.<ref name="infotafel" /> Die Wiesenbewässerung war notwendig, da die damaligen landwirtschaftlichen Bedingungen wenig Dünger zuließen und somit eine künstliche Bewässerung zur Ertragssteigerung erforderlich war.


Der Kanal ist im Jahr 1919 von Ing. Franz Rendl, Forstverwalter in Leonstein, genau vermessen worden. Sein Gefälle beträgt bei einer Länge von 4 Kilometern 8,11 Meter. Das ist ein Gefälle im Maßstab von 1:2000. Als Erbauer des Kanals kommen für den Timelkamer Heimatforscher Josef Berlinger (1903 bis 1934) nur die Römer in Frage, weil zu dieser Zeit außer den Römern niemand in der Lage gewesen wäre, derartige Kanäle zu nivellieren. Nur die Römer hatten die Ingenieure, welche, wenn auch mit primitiven Mitteln, genau den Ausgangspunkt einer derartigen Bewässerungsanlage bestimmen konnten. Die Römer hatten auch die notwendigen Arbeiter und Sklaven zur Verfügung, um derartige Anlagen zu errichten. Für die notwendigen Erhaltungsarbeiten wurde der Kanal auch von einem Fahrweg begleitet. Dieser Fahrweg, der heute auch mit dem Namen „Samerweg“ bezeichnet wird, verläuft von der Mündung des Kanals in Oberregau weiter bis in das Regauer Ortszentrum und ist im Ortsbereich von Regau noch heute als Römerweg beschildert. Diese Römerwege wird heute durchgehend gerne als Wanderweg benutzt. Für die Marktgemeinde Timelkam bedeuten diese Anlagen ein 2000 Jahre altes wertvolles historisches Denkmal.
== Erforschung und Dokumentation ==
Der Kanal wurde erstmals im Jahr 1919 durch den Forstingenieur '''Ing. Franz Rendl''', damals Forstverwalter in Leonstein, vermessen. Seine Untersuchungen ergaben eine Länge von 4 Kilometern mit einem Höhengefälle von 8,11 Metern (Gefälleverhältnis 1:2000).
 
Der Timelkamer Heimatforscher '''Josef Berlinger''' (1903–1934) stellte die These auf, dass nur die römische Ingenieurskunst zur Errichtung eines solch präzisen Kanals in der Lage war. Seine Forschungen und Veröffentlichungen zur lokalen Geschichte legten den Grundstein für die heutige Einordnung des Kanals als römisches Bauwerk.
 
== Heutige Bedeutung ==
Der Kanalverlauf ist in vielen Bereichen noch sichtbar und teilweise begehbar. Ein alter Begleitweg, der als „Samerweg” bekannt ist, verläuft entlang des Kanals und wird heute als Wanderweg genutzt. Teile dieses Weges sind als „Samerweg” ausgeschildert.<ref name="infotafel" />
 
Für die Marktgemeinde [[Timelkam]] stellt der Kanal ein wertvolles historisches Denkmal dar. Er trägt zur archäologischen Erforschung der römischen Infrastruktur in Oberösterreich bei und wird in der lokalen Geschichtsvermittlung genutzt.
 
Franz Rendl war ein österreichischer Forstingenieur, der 1919 den römischen Bewässerungskanal in Timelkam vermessen hat. Zu dieser Zeit war er als Forstverwalter in Leonstein tätig. Später wurde Rendl als Oberforstrat in Leonstein geführt.<ref>Forum OÖ Geschichte: [https://www.ooegeschichte.at/fileadmin/media/migrated/bibliografiedb/jbmusver_1933_085_0644-0663.pdf Verzeichnis der Mitglieder].</ref>
 
Josef Berlinger war ein österreichischer Heimatforscher und Volksschullehrer in Timelkam. Er lebte von 1903 bis 1934 und widmete sich intensiv der Erforschung lokaler Bodendenkmäler. In seinen Studien vertrat er die Ansicht, dass der Bewässerungskanal römischen Ursprungs sei, da nur die Römer über das notwendige ingenieurtechnische Wissen verfügten, um ein solches Bauwerk zu errichten. Berlinger veröffentlichte 1918 das Werk „Rauchhäuser im Mondseeland”, in dem er sich mit traditionellen Bauweisen der Region auseinandersetzte.<ref>Wikimedia Commons: [https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3ABerlinger_Josef_Rauchhaeuser_im_Mondseeland.pdf Berlinger, Josef: Rauchhäuser im Mondseeland. Timelkam (1918)].</ref>
Seine Arbeiten legten den Grundstein für spätere Forschungen und trugen maßgeblich zur Dokumentation der regionalen Geschichte bei.
 
Beide Forscher haben durch ihre Untersuchungen und Publikationen das Verständnis der regionalen Geschichte und Archäologie Oberösterreichs nachhaltig geprägt.<ref>SPÖ Timelkam: [https://timelkam.spooe.at/2016/01/03/das-neue-archiv-museum-timelkam-2/ Das neue Archiv-Museum Timelkam].</ref>
 
== Einzelnachweise ==
<references />

Version vom 25. Februar 2025, 07:53 Uhr

Der römische Bewässerungskanal in Timelkam ist eine historische Wasseranlage in der oberösterreichischen Gemeinde Timelkam. Er wurde während der römischen Besetzung des Königreichs Noricum (15 v. Chr. bis 485 n. Chr.) errichtet und diente zur Bewässerung von Wiesenflächen, die der Futterversorgung römischer Pferdewechselstationen entlang der römischen Straßenverbindungen in Oberösterreich dienten.[1]

Verlauf und Funktion

Der Kanal führt Wasser aus der Ager parallel zu den Berghängen von Ober- und Untereck. Er beginnt nahe der heutigen Papierfabrik Lenzing und mündet in die Wiesenflächen von Oberregau.[1] Die Wiesenbewässerung war notwendig, da die damaligen landwirtschaftlichen Bedingungen wenig Dünger zuließen und somit eine künstliche Bewässerung zur Ertragssteigerung erforderlich war.

Erforschung und Dokumentation

Der Kanal wurde erstmals im Jahr 1919 durch den Forstingenieur Ing. Franz Rendl, damals Forstverwalter in Leonstein, vermessen. Seine Untersuchungen ergaben eine Länge von 4 Kilometern mit einem Höhengefälle von 8,11 Metern (Gefälleverhältnis 1:2000).

Der Timelkamer Heimatforscher Josef Berlinger (1903–1934) stellte die These auf, dass nur die römische Ingenieurskunst zur Errichtung eines solch präzisen Kanals in der Lage war. Seine Forschungen und Veröffentlichungen zur lokalen Geschichte legten den Grundstein für die heutige Einordnung des Kanals als römisches Bauwerk.

Heutige Bedeutung

Der Kanalverlauf ist in vielen Bereichen noch sichtbar und teilweise begehbar. Ein alter Begleitweg, der als „Samerweg” bekannt ist, verläuft entlang des Kanals und wird heute als Wanderweg genutzt. Teile dieses Weges sind als „Samerweg” ausgeschildert.[1]

Für die Marktgemeinde Timelkam stellt der Kanal ein wertvolles historisches Denkmal dar. Er trägt zur archäologischen Erforschung der römischen Infrastruktur in Oberösterreich bei und wird in der lokalen Geschichtsvermittlung genutzt.

Franz Rendl war ein österreichischer Forstingenieur, der 1919 den römischen Bewässerungskanal in Timelkam vermessen hat. Zu dieser Zeit war er als Forstverwalter in Leonstein tätig. Später wurde Rendl als Oberforstrat in Leonstein geführt.[2]

Josef Berlinger war ein österreichischer Heimatforscher und Volksschullehrer in Timelkam. Er lebte von 1903 bis 1934 und widmete sich intensiv der Erforschung lokaler Bodendenkmäler. In seinen Studien vertrat er die Ansicht, dass der Bewässerungskanal römischen Ursprungs sei, da nur die Römer über das notwendige ingenieurtechnische Wissen verfügten, um ein solches Bauwerk zu errichten. Berlinger veröffentlichte 1918 das Werk „Rauchhäuser im Mondseeland”, in dem er sich mit traditionellen Bauweisen der Region auseinandersetzte.[3] Seine Arbeiten legten den Grundstein für spätere Forschungen und trugen maßgeblich zur Dokumentation der regionalen Geschichte bei.

Beide Forscher haben durch ihre Untersuchungen und Publikationen das Verständnis der regionalen Geschichte und Archäologie Oberösterreichs nachhaltig geprägt.[4]

Einzelnachweise

  1. Hochspringen nach: 1,0 1,1 1,2 Infotafel am Römischen Bewässerungskanal in Timelkam
  2. Forum OÖ Geschichte: Verzeichnis der Mitglieder.
  3. Wikimedia Commons: Berlinger, Josef: Rauchhäuser im Mondseeland. Timelkam (1918).
  4. SPÖ Timelkam: Das neue Archiv-Museum Timelkam.