Seewalchen 1830
1830 hat der kaiserlich-königliche Provinzial-Staats-Buchhaltungs-Offizial Benedikt Pillwein ein Buch über das Land Ob der Enns geschrieben. Unter anderem beschrieb er die Attergauer Herrschaften und die größeren Orte. Hier auszugsweise der Bericht über Seewalchen am Attersee. Anmerkung: Die Schreibweise wurde größtenteils vom Original übernommen.
Seewalchen 1830
Seewalchen, Seewalla, Seewolla,
ein Pfarrdorf mit 66 Häusern, 79 Wohnparteyen, 340 Einwohnern, 1½ Stunde von Wartenburg und Brandham, 2 von Vöcklabruck, 6 von Lambach, 15 von Linz am Atter- oder Kammersee in einer der schönsten Gegenden Oberösterreichs.
Unter den Gebäuden zeichnen sich die Kirche, der sogenannte Amthof und das Pfarrhaus besonders aus.
Die Kirche wurde 1436 zubauen an gefangen. Sie ist in gothischem Style aufgeführt, für die Pfarrkinder aber viel zu klein, mit 3 Altären versehen, dem heil. Jakob dem Größern geweiht, dessen Bild Franz Bauernfeind von Schörfling l728 in gelungener Darstellung lieferte. Nebst der Orgel von Gast in Wippenham 1794 befinden sich 13 Denksteine von gewesenen Ortsseelsorgern oder Pflegern dieser Pfarre in derselben, an der Außenwand die 15 Stationen des Kreuzweges, 1819 und 1820 renovirt. Der Amthof, ein großes und solides Gebäude mit einer hübschen Hauskapelle und den nöthigen Oekonomie-Bauten wird vom Ortspfarrer aus dem Stifte Michaelbeuern bewohnt, dem dieser Amthof gehört. Den Wiederbau desselben vollendete Abt Martin von St. Peter in Salzburg 1592 bis 1613 als Administrator des Klosters Michaelbeuern im Salzburger Kreise.
Den Pfarrhof mit seiner schönen Aussicht bewohnt der Kooperator. Das Schulhaus wurde l748 vom Pfarrer Franz Aicher aufgeführt.
Seewalchen hat zu Buchberg die Filiale zum heil. Stephan, zu Kemating die Filiale zum heil. Michael.
Das Zehentbuch reicht bis 1635, das älteste Pfarrbuch 1636 zurück. In diesem Jahre trat statt den Petrinern der erste Benediktiner an die Pfarre.
Ueber die Zeit, wann Seewalchen an das Stift Michaelbeuern fiel, gibt es einige Varianten. Nach der Chronik dieses Stiftes vom verstorbenen Regierungsrathe Pichler in Linz wäre dieses schon 1068 geschehen, wo das Kloster vom Grafen Sieghart von Beuern, Patriarchen von Aquileja, Güter vom Salzachthale an bis in die Niederungen der Donau um Wien, Joching, den Währinger Grund ie. bekam.
Richtiger ist, daß sich Abt Trunto von Michaelbeuern l15S vom Bischöfe Reginmar in Passau allen Zehent in dieser Pfarre und die Pfarre selbst eintauschte. Die Landestheilung Oesterreichs und Baierns durch K. Friedrich l. am 8. September 1156 brachte Seewalchen und alle übrigen Güter und Unterthanen Michaelbeuern in den Thälern der Ager und Vöckla unter die Territorial-Herrschaft von Oesterreich.
1331 geschah eine Salz-Auflage auf die 2 Güter Oed bey Seewalchen. 1337 ertheilte Konrad von Schaunburg dem Stifte Michaelbeuern wegen seiner Pfarre Seewalchen das Fischrecht im Attersee.
Durch die Verordnung K. Friedrichs IV. 1458 an die Gerichtsbehörden seiner Erblande, daß sie die Verlassenschaften geistlicher Personen unberührt lassen, auch den künftigen Prälaten und Pfarrern an der Gewährnahme ihrer Pfarrund Gottesgabe kein Hinderniß machen sollen, wurden auch Michaelbeuerns Besitzungen und Verhältnisse von Seewalchen mancher Unbild enthoben.
1612 starb hier Abt Wolfgang Burger von Michaelbeuern nicht ohne Verdienste um diese Pfarre, nachdem er am 27. März 1592 die abteiliche Würde resignirt hatte. Bey den Bauernaufläufen von 1626 und 1632, bey Baierns Okkupation des Landes ob der Enns 1620—1628 hatte die Pfarre und Herrschaft Seewalchen sehr viele Kriegsdrangsale zu erleiden.
Da die Kriegslasten der Jahre l704 und l705 auf das Herzogthum Ober-Oesterreich stark drückten, so erließ K. Joseph I. dieser Provinz, und folglich auch der Pfarre Seewalchen eine Jahressteuer.
Die Kriegsjahre 1800, 1805, 1809 haben auch dieser Gegend empfindlichen Schaden verursacht.
Durch das k. k. Organisations-Dekret vom 13. Dezember 1810 wurde die Herrschaft und Pfarre Seewalchen dem Landgerichte Vöcklabruck zugetheilt.
Quelle
Benedikt Pillwein: Geschichte, Geographie und Statistik des Erzherzogthums ob der Enns, Dritter Theil: Der Hausruckkreis; Linz 1830.