Schätzung Litzlberg 1834

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Die folgende Beschreibung der Katastralgemeinde Litzlberg aus dem Jahr 1832 gibt einen guten Einblick in die wirtschaftlichen Verhältnisse einer bäuerlichen Gemeinde im Attergau zu Beginn des 19. Jahrhunderts.
Anmerkung: Diese Beschreibung bezieht sich auf die Katastralgemeinde Litzlberg, für die Katastralgemeinde Seewalchen gibt es eine gensonderte Beschreibung.


Österreich ob der Enns Schätzungs District Nº VII

Kreis: Hausruck Steuerbezirk Kammer

Catastral Schätzungs-Elaborat der Steuergemeinde Litzlberg



§ 1 Topographie

Diese Catastral=Gemeinde liegt südöstlich am Ufer des Attersees oder Kammersees auf der Bezirksstraße von Schörfling nach St. Georgen, südöstlich eine Stunde von Schörfling und zwey Stunden von Vöcklabruck entfernt.
Die Oberfläche dieser Gemeinde ist hüglichst, wellenförmig und voll wiegenartigen Thällern, vom See aufsteigend gegen Norden zu sich hier ganz irregular, bald Berg bald Thall jedoch immer sanft gewöbt sich ausdehnen.
Die sonnseitige Lage führt auch ein etwas gemäßigtes Klima herbey, welches in trockenen Jahren hier nicht ganz erwünscht seyn kann, übrigens unterliegt diese Gegend dem Wetterstrich, welche von Westen gegen Osten sich gerne an den großen See entleert, und nach einer 10 jährigen Beobachtung fünfmahl der Schauer schlug, mithin man alle 2 Jahre richtig periodisch wiederkehrenden Hagelschlag annehmen kann.
Das Gebieth der Gemeinde hat eine Fläche von 1761 Joch 411Klftr. und samt dem zugetheilten Antheil des Attersees 2328 Joch 954.4 Klftr.
Der Name dieser Gemeinde leitet sich von einer, südlich einige 100 Klafter im See gelegen, ganz kleinen Insel, auf welcher ehemals ein befestigtes Schloß stand, und mit einer Brücke an das Ufer verband, her.
Dieses Schloß nannte sich Litzlberg so wie sich noch jetzt das Dominium Lizlberg zu Kammer verwaltet, nennt. Die Hauptortschaft Litzlberg aber am Seeufer, von welchem die Gemeinde den Namen führt, und noch folgende conseribirte Ortschaften in sich schließt, als

die geschlossenen sind:

Ortschaft Häuser
Haining 10
Gerlham 15
Neissing 12
Einwalchen 13
Kemating 19
Staudach 9

die zerstreuten sind:

Ortschaft Häuser
Litzlberg 18
Moos 8
Oberbuchberg 9
Unterbuchberg 9


zusammen 122 Häuser.

Da nun die Gründe sich um die einzelnen Ortschaften concentriern, so findet keine eigentliche Riedbenennung statt, sondern die Wiesen und Feldfluren nehmen den sie treffenden Ortschaft an.
Die Ortschaften liegen in der Gemeinde umher ziemlich nahe aneinander, sodaß im Mitteldurchschnitt die Entfernung von einer Ortschaft zur anderen eine viertl Stunde betragen mag.
Die Gruppierung der Kulturen um die Ortschaften selbst stellt sich mit Obstgärten - dann Wiesen und endlich in streifenartigen Feldern auf, die insgesamt von einzelnen kleinen eben so zerstreuten Waldparthien, die mehrentheills die Anhöhen einnehmen, getrennt sind.
Die Steuerbezirksobrigkeits-Commisariat und das Landgericht ist Herrschaft Kammer. Die Pfarre und Schule ist zu Seewalchen.
Aus dem grauen Alterthum der Römerszeiten zeigen sich Spuren, daß von Juvavum nach Voklaponthum im Jahre 978 schon eine Straße hier durchgeführt habe. Das Schloß Litzlberg ist seit seinem ersten Besitzer zu Windern vom Jahr 1315 an, bis zum Jahre 1780 in der Zeitgeschichte bekannt, selbes hatte einen viereckigen hohen Turm in der Mitte, und auf der Spitze vier besondere Rondällen, welche mit Mauern verbunden das Ganze einschloß, allwo es abgebrochen wurde.
In der Ortschaft Kemating wo Mondsee schon im Jahre 822 Güter in Kemating erhielt und diese im Jahre 1135 an das Kloster Michael Bayern überging, ist noch eine Kirche vorhanden, in welcher von 1784 bis 1794 ein eigener Seelsorger dieses Stiftes aufgestellt war, dann aber in die Pfarre Seewalchen überging. Auch diese Gemeinde war bis in die Mitte des Attersees vom Jahre 1810 bis 1816 unter bayrischer Herrschaft, daher auch hier noch die Reichswährung im gemeinen Verkehr üblich ist.

§ 2 Grenzen

Diese Gemeinde wird begrenzt
im Osten mit Seewalchen
im Westen von Berg
im Süden mit dem Attersee und
im Norden mit Gampern.

§ 3 Bevölkerung

Nach den Kataster=Resultaten vom Jahre 1834 bestehen selbe aus
337 männlichen und
365 weiblichen
zusammen in 702 Seelen
welche in den im § 1 aufgeführten 122 Häusern untergebracht sind und 157 Wohnpartheyen bilden.

Hievon beschäftigen sich
mit der Landwirtschaft 92 Familien
mit Gewerben 8 - " -
mit beiden zugleich 31 - " -
mit den noch übrigen 26 - " -
sind theils Taglöhner theils Auszügler und Ortsarme
zusammen obige 157 Familien.
Die gewöhnliche Nahrung besteht aus Brod von Roggen und Linsgetreid, aus Fleisch von den eigenen Viehzügel im geräucherten Zustand, nemlich Rind- oder Schweinefleisch, hauptsächlich aber aus Erdapfl, Gemüse - Milch- und Mehlspeisen, dann wird auch alsTrunk bei schwerer Arbeit Most abgereicht. Bey den größeren Bestiftungen werden 2 Knechte und 2 Mägde angetroffen, und nur bei dem Schnitt und Heuernte auch Taglöhner in Verwendung genommen.

§ 4 Viehstand

Dieser besteht

Bennenung der
Thiergattungen
Nach der Conskrip-
tion vom Jahr 1834
Nach der Kataster-
erhebung vom Jahre 1833
S t ü c k e S t ü c k e
an Pferden 72 77
an Ochsen 16 14
an Kühen 317 233
an Schaafen 70 66
an Ziegen . 4
an Jungvieh . 94
an Borstenvieh . 104


Der Viehstand nach der Katastral Erhebung ist für die Ertragsschätzung hinsichtlich der von der Gemeinde im Erhebungs=Protokoll angegebenen Düngerverwendung viel brauchbarer, als jene nach der Konskription weil bei der ersteren zugleich das Jung- und Borstenvieh mit einbezogen ist, übrigens muß auch bemerkt werden, daß der oben von den Gemeinde=Vorstand angegebene Viehstand im Verlauf des Jahres hindurch das Doppelte erreicht, da sie aus den nothwendigen und zum Betrieb des Feldbaues dann zur Zucht nöthige immer stabile Viehstand aufnahmen, indem der übrige Viehstand stets veränderlich durch Viehzucht zu- und abnimmt.
Die Pferde sind von mitlerem theils böhmischen oder deutschen Schlages, größtentheils mittels eigener Zucht durch die k.k. Beschellanstalt zu St. Georgen, allwo sich ein Posten befindet, veredelt.
Sie werden mit Heu - gedörrten Klee-Futter, Stroh, Hafer oder geschwellten Linsgetreid mit Häkerling von Waizenstroh, Sommer und Winter genährt, und zu Handelsfuhrwerk auf dem Markte, Holzverfähren, hauptsächlich aber zum Betrieb der Wirtschaft gehalten - und verwendet.
Das Hornvieh, sowohl Ochsen wie Kühe sind aus eigner Zucht, niederen und langen Gebirgsschlags, der auch öfters durch Salzburger Raue verbessert wird. Die Farbe derselben ist licht und dunkelbraun - oder gescheckt.
Die Nahrung der Ochsen und Kühe, letztere mittels Stallfütterung ist im Sommer Gras und Klee, bey schwerer Arbeit erhalten erstere auch dürres Futter im Winter mit gedörrten Klee und Linsfutter dann Stroh, die Kühe desgleichen, nur wird bemerkt, daß diese ihre Nahrung im Winter Heu und Linsfutter als Häksel geschnitten erfolgt wird.
Die Ochsen werden zur Feldwirtschaft benützt und wenn sie zu dieser zu schwer oder zu langsam werden, erhalten dieselbe eine Mastung, wo man sie in fetten Stande dann an die Händler und Mezger verkauft.
Die Nützung von den Kühen ist Milch-, Schmalz- und Kälber- sie sind zum Verkauf und Viehzucht bestimmt, werden im fetten Stande von den Mezgern käuflich abgenommen und durch das herangezogene eigene Jungvieh ersetzt, welches im Sommer mit Gras im Winter mit Weizen und Linsstroh erhalten wird, auch wird einiges Jungvieh im Frühjahr zum Verkauf angebothen. Bey der allgemeinen eingeführten Stallfütterung wird diese Viehgattung nie auf eine Weide gelassen, nur werden dieselben manchmal im Herbst zur Luftbewegung auf trockene Wiesgründe getrieben.
Die Schaafe sind gemeiner grobwolliger Art, haben im Sommer und Herbst die Weide auf der Brache, Stoppelfelden und Angern, im Winter Stroh- und bei Lämmern gutes Heu zur Nahrung, ihr Nutzen ist Wolle- Felle und Lämmer. Das Borstenvieh ist von langer gestreckter bayrischer Art und erhält sich mitunter auch von eigener Zucht, größtentheils werden aber die Ferkeln im Frühjahr von den Händlern eingekauft, entweder zur Zucht oder Mastung bestimmt, der selbe geben den Nutzen an Fleisch-, Schmalz- Speck- gehört lediglich zum Hausgebrauch.
Die Streuhmittel bestehen aus Stoppelstroh - Baumlaub und gehaktes Reisig. Die Nahrung des Viehes ist aber nicht von vorzüglicher Menge, daher auch der Dünger nicht so ausgiebig als in reicheren Gegenden, wo durch Fütterung und Streuh besonders darauf gesehen wird.
Übrigens wird der gesamte Dünger ohne Ausnahme zur Begutung auf die Aker und Wiesen verwendet.
Bei den größeren Wirtschaften besteht der Viehstand
in 2 Pferden oder Ochsen
6 Kühen
4 Stk. Jungvieh
4 Schaafen und
1 bis 2 Stück Zuchtschweinen.
Außer wenigen Hühnern und Gänsen als zum Hausbedarf unentbehrlich, ist keine ausgedehnte Federviehzucht hier bemerkbar.

§ 5 See und Bäche

Ein Theil des Attersees ist dem Gebieth der Gemeinde zugetheilt worden, er ist sehr tief- hat lichtgrünes Wasser, ist mit Fischen aller Art gefüllt- und besitzt eine lebhafte Schiffahrt, sowohl mit Blätten, als auch mit langen Einbäumen findet hier statt. In dieser Gemeinde entspringen mehrere Bäche- als der Haselbach, der Großenbach, Fachtgraben, Heiningergraben, Reegengraben und der Kematinger- oder Steinbach, welche einen Theil der Wiesen bewässern, wonach die ersten 4 Läufe zusammenfließen- dann nach Seewalchen, in die Ortschaft Steindorf übergehen. Der zusammenfließende Schnee und Regenwasser schwellen derselben an, und versumpfen auch die tiefligenden Wiesen, übrigens verursachen sie keinen Schaden.

§ 6 Straßen und Wege

Die Bezirksstraße von St. Georgen nach Vöcklabruck und Schörfling führt am Ufer des Attersees durch die Gemeinde, sie befindet sich im guten Stande, und wird auch der Kreiskonkurrrenz erhalten.
Gemeindewege sind nach Berg, Seewalchen, Steindorf, Gampern und Viehaus, welche von der Gemeinde erhalten, im schlechten Zustand sind.

§ 7 Marktplätze

Der eine Stunde entfernt liegende Wochenmarkt, welcher alle Mittwoch zu Schörfling abgehalten wird, hat hier Einfluß, übrigens gibt der durchführende Straßenzug auch Gelegenheit, zu den Wochenmärkten Vöcklamarkt, Frankenburg und Vöcklabruck.

§ 8 Cultivierte - unbenützte und unbenützbare Grundstücke

Die Katastralvermessung - die Vorarbeiten und die auch diesem zum Behuf der Schätzung verfaßten Klassifizierungen wiesen folgende Resultate
(vereinfacht)

Benennung der
Grundstücke
Flächenmaaß  
  Joch Klftr
A) Cultivierte    
Aeker 828 397.2
Wiesen 531 1431.2
kleine Garten 10 418,7
Garten 16 1357,9
Hochwaldungen 326 1040.7
B) Unbenüzte Sämt. Partifikationen   502.6
Die Bau Area 6 1247.5
C) Unbenüzte Sämt. Partifikationen 607 961.6
Zusammen' 2328 954.4


Aus dieser Zusammenstellung ergibt sich folgendes Verhältnis:
die kultivierten Flächen verhalten sich
zu den Unbenützten wie 244 : 1
zu den Unbenützbaren wie 3 : 1

§ 9 Grunderzeugnisse

Auf dem Akerland werden gemeindeüblich erzeugt: Winterweizen, Winterkorn, Linsgetreid, Hafer, Erdapfl, Leinsamen, Flachs, Kleefutter und Kraut, ausnahmesweise auch Sommerwaizen und Korn, reiner Gerste und weiße Rüben.
Die Wiesen geben süßes, gemischtes und saures Heu und Grummet.
Die Gärten produzieren frisches-, Dörr- und Mostobst, wie auch Gras zum Grünfutter.
Die Hochwaldungen geben Fichten und Tannen.
Seit dem Jahre als der Viehaustrieb aufgehört hat, nahm die Beschrenkung eines regelmäßig eingehaltenen wandernden Dreyfeldersystems ab, indem die Zäune mit Ausnahme der arrondierten Gebirgsgütter, in den Feldfluren abgebrochen wurden. Man verlegte sich seit dieser Zeit auf den Kleebau, welche den Flächen des ehemaligen Brachfeldes angewiesen wird, wodurch der Gewinn an Futter auch den Viehstand und mit diesen den Akerbau verbesserte, so daß man nun bedeutend mehr Waitzen baut, und selbst die Erdapfl und der Flachs in die Brache tretten.
Auf diese Weise entstand stillschweigend die nunmehrige Fruchtwechselwirtschaft, die selbst durch den Gewinn des Düngers auf die Wiesenkulturen den wohlthätigsten Einfluß nimmt, indem diese bei der schon allgemein einführten Stallfütterung, doch zweimal gemäht werden können. Somit seit einer Generationsfolge die Produktion mit den Gras der Zeit in Allen vorwärts geschritten ist.

§ 10 Cultur des Bodens

Selbst den, daß man hier den in loco vorfindigen Kalk- und Steinmergel als Erdmischung zur Verbesserung des Bodens in langen Zwischenräumen periodisch wiederholt, hat auch die Kultur des Bodens einen Aufschwung erhalten, indem durch ein öfteres Akern und Eggen in schmalen bettartigen Furchen der Boden gelockert und das überflüssige Wasser nach den Niederungen oder Abzugsgräben, oder auch in die das Ackerland umfangende Wiesen abgeleitet wird. Die Düngung geschieht regelmäßiger und zwar zum Roggen, Erdapfl und Flachs ganz, zum Klee und Waizen aber als Saatdünger aber nur halb. Der vermehrte Viehstand, dann die vorhandenen Waldstreu lassen ein Quantum Dünger erwarten, der so viel beträgt, als der Aker in der Qualität Früchte erbracht- nur jene somit den Viehstand zurück sind, müssen die Aeker noch unbenützt in der Brache erhohlen lassen.
Die Saaten werden fleißig gejättet, weil in der feuchten Lage die Grasnarbe natürlich vorherrschend ist. Die Winterfrüchte werden so hoch abgeschnitten, daß noch über Schuh langes Habernstroh zum Mähen für die Streu bleibt, das geschnittenen Getreid wird von 10 zu 10 Garben gemandelt. Diese erhaltene Streu samt den eingerissenen Kleestoppeln dient als vegetabilische Düngung, welche in Verbindung mit den animalischen Hilfsmitteln die humöse Fruchtbarkeit des Bodens noch steigert, der überhaupt eine glückliche Mischung von Sand-, Lehm-und Kalkschotter hat. Daraus folgert sich auch der Grund warum häufiges Linsgetreid gebaut wird, indem der nun lockere tiefe Boden schon der Gerste zuträglich wird und die untermengten Schattengewächse meistens in grünem Zustand mit der Sommerfrucht gemäht, das sogenannte Linsfutter produciert, welcher dem Heu im Werthe gleichgehalten wird. Man findet auch, daß alle Sommerfrüchte gemäht und in Rittich eingebracht werden. Der Klee wird gegypst und auf Stangen gehüfelt, der Flachs wird gerauft, und die Bohlen die man bloß Spemglein baut, in der Sonne gereift. Der Saamen aller Früchte wird eingeeggt der Kleesaamen unter das Linsgetreid gemengt, und mit diesem gebaut.
Der größte und die hohe Betriebsamkeit, die fruchtbare Lage und Bodeneigenschaft in einem mäßig feuchtem Klima erhält und lohnt die Kultur des Bodens ungemein.
Die besseren Wiesen werden ohne besondere Vorrichtung bewässert. Die Hausgärten und anderen Wiesen aber werden gedüngt, die schlechten und einmähdigen sind der Natur überlassen, übrigens auch in den sauren Wiesen Gräben gezogen und Entwässerungen vorbereitet.
Die Gärten so zum Obst- und Grasnutzen bestimmt sind erhalten starke Düngung, und werden auch mit Düngejauche begossen.
Die Hochwaldungen erhalten keine Kultur.
Die der Verbesserung des Kulturstandes im Wege stehenden Hindernisse sind die periodisch wiederkehrenden Hagelschläge, die manchmal total , manchmal aber nur oben hin Schaden machen.
Daß dieser Umstand öfters den Landwirth nöthiget, wegen Mangel an allen, den Viehstand einzuschrenken, und sich dafür Brod für den Winter und Saamen für den Bau einkaufen muß, sezt ihm empfindlich in der Kultur des Bodens zurück, mithin dieses als ein bedeutendes Hindernis hier angesehen werden kann. Wird mit Bezug auf den § 8 das daselbst nachgewiesen Flächenmaß der ganzen Gemeinde einer Größe von 1000 gleich gehalten, so ergibt sich in nachstehenden Kulturgattungen ein gleichmäßiges Verhältnis zu einander wie folgt
beim Ackerland 487 zu 1000
beim Wiesenland 368 zu 1000
bei kleinen Garten 6 zu 1000
bei Gärten 9 zu 1000
bei Hochwaldungen 190 zu 1000.
Dem zu folge stehen die Kulturgattungen in gutem Verhältnis zu einander, nur an Waldungen ist Mangel. Der Viehstand ist sowohl was die Bearbeitung der Grundstücke als die Düngererzeugung anbelangt im richtigen Verhältnis zu den Ausdehnungen der Wirtschaften - der Bau des Klees - Linsfutter und den Erdapfln gibt hinlänglich Viehfutter, wodurch die Viehzucht und der Erwerb durch Viehverkauf sehr um sich greift.
Auch die Zahl der Arbeiter bei allen Wirtschaften ist mehr als hinlänglich.
Bey den landwirtschäftlichen Verrichtungen bedient man sich

  • des gemeinen Pfluges
  • der Egge mit hölzernen und eisernen Zähnen
  • der Leiterwägen und Schlitten
  • der Karren
  • der Adelfässer
  • der Stich-, und Grabschaufel
  • der Mistgabeln
  • der Sicheln und Sensen mit Sensendängeln
  • der Heugabeln - Rechen und Kleehüfelstangen
  • der Kornschaufeln
  • der Korn und Flachsblachen
  • die Körbe und Säcke
  • der Haaröfen und Brecheln
  • der Mostpresse und Gartenmesser
  • der Windmühle
  • der Drischeln und Trischstecken
  • der Sieben und Reitern
  • endlich der Kraut und Rübenhachel
  • mit Bodungen und Stoßeisen wie auch
  • der Fässer zum Most und Essig dann
  • das Rührfassel
  • der Holz-, Ast-, Schrattt- und Handhacke,

und sonstigen Tischler-, Zimmermanns- und Eisenwerkzeuge, als

  • der Hand- Baum- und großen Waldsäge
  • Stricke, Ketten, Zwickeln, Beile, Hämmer und dgl. und was alles zum Wirtschaftsbetrieb nöthig ist.

Die Zeit des Anbaus fällt nach den local und heimatlichen Verhältnissen

  • beim Waizen und Korn Anfangs September
  • Linsgetreid und Hafer Ende März
  • Erdapfl und Leinsamen im Monath May
  • Klee zugleich mit dem Brotgetreid.

Die Ernte erfolgt

  • beim Korn im Mitte July
  • beim Waitzen gegen Ende July
  • beim Linsgetreid dto.
  • beim Hafer mit Ende August
  • Erdapfln mit halben Oktober
  • Leinsamen und mit halben Uris.

und der Klee im ersten Schnitt mit halben July , im 2t mit Hälfte September. Die Heufechsung fällt um Johani - das Grummet wird im Monath September gemäht, und die einnmähdigen Langwiesen um Laurenzie abgefechsnet.

§ 11 Grunderzeugnisse - Qualität und Anwerth derselben

Die Produkte des Akerlandes sind im ganzen genommen, in ziemlich guter Qualität, den die sonst trockene sonnseitige Lage hat Einfluß auf die Reife der Körner. Die Futterkräuter als Klee und Linsfutter sind ebenfalls sehr guter Qualität und werden bei Hause verwendet.
Die Produkte des Wiesenlandes sind gut, bis auf die in einmähdigen sauren Wiesen, die schlechte sumpfartige Gräser haben.
Die Gärten producieren Obst und Gras, beides sind aber nur mittlerer Gattung. Die Wälder geben gutes weiches Bauholz.
Ueber den Bedarf wird an Körnern nicht viel erzeugt, denn die Volksmenge ist zu groß, deshalb hier besonders das Linsgetreid, welches schon mit der Reife der Gräser gemäht wird, zur Brodfrucht dient, dagegen der Roggen auf den herumliegenden Märkten verkauft wird.
Das Heu findet Anwerth und Absatz in loco selbst, wozu die vielen Straßen besonders beitragen. Das Holz wird hier auf dem Holzplatz, auch aus anderen Gemeinden, hartes als weiches, sowohl aufgestellt, und auf dem See oder auch zu Land, nach den nördlichen Gegenden verführt.

§ 12 Gattungen des Grundeigenthums und Anzahl der Bestiftungen

In dieser Gemeinde bestehen
Domicialgründe
Rusticalhausgründe
und freye Ueberlandgründe
welche letzte unter den Nammen walzende Grundstücke in allen Kulturgattungen vorkommen.

An Bestiftungen sind vorhanden:
3 ganze Bauern mit 42 Joch
9 halbe Bauern mit 20 bis 30 Joch
31 Viertel Bauern mit 10 bis 20 Joch
39 Söllnen mit 3 bis 10 Joch
10 Pointen mit 1 bis 3 Joch

Widmung der übrigen Häuser
1 Dominikal Gebäude /:Jägerhaus:/
1 Kirche
28 Kleinhäusler ohne Grundbesitz

Weiters haben hier folgende Grundherrschaften Einfluß als
Herrschaft Kammer
 - "    Kogl
 - "    Bamberg
 - "    Mondsee
 - "    Seewalchen Amthof
 - "    Seewalchen Pfarre
 - "    Schörfling Pfarre
 - "    Straßwalchen dto
 - "    Wagrein
 - "    Walchen
 - "    Gotteshaus Puchberg

Die Zehentherrschaft ist der Amthof zu Seewalchen.
Vogteiherrschaften haben folgende hier Einfluß
Herrschaft Mondsee
 - "    Kogl
 - "    Kammer.

§ 13 Häuser

Die Wohnungen der Häuser in den Ortschaften sind fast durchgehend aus Holz mit gemauerter Grundkammer. 2/6 Theille von allen sind aus Stein gebaut. Die Wirtschaftsgebäude, durchaus vom Holz erbaut, bilden samt den Wohngebäuden ein einzeln stehendes Vieregg, in welchem sich inwendig in der Mitte der Hof befindet. Das Ganze sieht einfach, ärmlich und auch unrein aus. In den Brandversicherungsanstalt Salzburg sind aus dieser Gemeinde 92 Häuser einverleibt.

§ 14 Industrialgewerbe

Unter den 29 Gewerben sind folgende, die sich durch Industrie besonders auszeichnen, als

  • Eine Lohgärberey, welche jährlich bey 320 Häute gerbt und zwar von 20 Ochsen, 120 Kühen und 160 Kälbern und nicht minder von 20 Schaafen, hiezu werden 200 Metzen Loh. 64 Ztnr Knoppen und 25 Metzen Kalk erfordert.
  • Ein Bierbräuer, die im Durchschnitt des Jahres auf einer Pfanne 6617 Eimer Bier erzeugt
    und dazu 2500 Matzen Gerste, 50 Zntr. Hopfen und 400 Klftr 30" Scheitter benöthigt,
    bei seinem Brauwerk 4 Arbeiter beschäftigt,
    zugleich aber auch 48 Eimer Brandwein erzeugt.
  • Endlich 22 Leinwebergewerbe, wovon einige Weber zu den Bauern auf die Sterr gehen- die andren dagegen zu Hause beständig arbeiten und beiläufig auf 22 Stühlen 480 Stk Conton samt 14 Ztnr. Wolle, dann 1300 Stüke Leinwand, 30 Ellen von 1425 Buschen Garn verfertigen.

Quelle

  • OÖ. Landesarchiv, aus der Kurrentschrift übertragen von Johann Rauchenzauner.