Pfarrkirche Nußdorf

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Pfarrkirche Nußdorf

Die Pfarrkirche in Nußdorf am Attersee ist dem hl. Mauritius geweiht und gehört zum Dekanat Schörfling.

Geschichte

In Nußdorf dürfte bereits im 14. Jahrhundert eine Filialkirche von Traunkirchen bestanden haben, als diese 1332 dem dortigen Kloster der Benediktinerinnen einverleibt wurde. Nach der Reformation und Gegenreformation wurde im Jahre 1783 eine eigenständige katholische Pfarre gegründet. Das gotische Kirchengebäude musste 1816-1818 wegen starker Bauschäden umgebaut werden. Der Altarraum blieb erhalten und der Turm wurde neu errichtet. Beide bestehen im Wesentlichen bis heute. Dem Brand von 1857, bei dem 14 Häuser im Ortskern vernichtet wurden, viel auch der Pfarrhof mit allen alten Dokumenten zum Opfer, die Kirche blieb jedoch verschont. Nach zwischenzeitlichen Restaurierungen wurde die Kirche in den Jahren 1987/88 vom Architektenteam Nobel aus Linz grundlegend umgestaltet. Dabei wurde das Kirchenschiff wesentlich verbreitert und den liturgischen Erfordernissen des II. Vatikanischen Konzils angepasst. Am 2. Oktober 1988 erfolgte die Weihe durch den Diözesanbischof Maximilian Aichern.

Beschreibung

Der Aufbau des Hochaltares, gekennzeichnet durch Kreuz, Anker und Herz als Zeichen der drei göttlichen Tugenden, Glaube, Hoffnung und Liebe und gekrönt von der Darstellung der Heiligen Dreifaltigkeit, stammt von einem unbekannten Künstler aus dem Jahre 1837. Das Altarbild zeigt den Heiligen Mauritius, dem die Nußdorfer Kirche geweiht ist. In einer römischen Soldatentracht hält er in der linken Hand die Palme der Märtyrer und stützt sich mit der rechten Hand auf sein Schwert. Da Mauritius üblicherweise als Mohr mit Fahne und Lanze dargestellt wird, mutet die Nußdorfer Darstellung ungewöhnlich an. Figuren der Heiligen Barbara und der Heiligen Katharina von Alexandrien stehen an der Rückwand links und rechts des Altares. An den Seitenwänden des Altarraumes stehen die Figuren der Eltern der Gottesmutter, der Heiligen Anna und des Heiligen Joachim.

Der Taufstein stammt noch von der mittelalterlichen Kirchenausstattung aus dem 15. Jahrhundert. Von der Linzer Künstlerin Ingrid Steiniger (1940-1998) wurden 1988 Volksaltar und Ambo geschaffen und als Symbole des Lebens mit rot-gold flammenden Motiven versehen.

Die alten, ornamental gestalteten Kirchenfenster, welche die Heiligen Wolfgang und Leonhard darstellen, wurden beim Umbau 1988 wiederverwendet. Sie stammen vom Rheinländer Josef Raukamp, der ab 1816 Direktor der Linzer Glasmalereianstalt war und unter anderem die Fenster des neuen Linzer Domes entwarf.

Über dem Chorbogen ist ein ausdrucksvolles Kruzifix angebracht dessen Korpus von einem unbekannten Meister vermutlich aus dem 15. Jahrhundert stammt. Unter der Empore steht eine Statue des Guten Hirten mit Lamm und Hirtenstab. Sie krönte vor dem Umbau die Kanzel.

Im Kirchenschiff, links und rechts des Chorbogens, befinden sich die Märtyrer (nicht die Apostel) Johannes und Paulus. Das römische Brüderpaar wird gegen Unwetter, Hagel, Blitzschlag, Dürre und für schönes Wetter angerufen . Die Statuen stammen von einem unbekannten Meister des 18. Jahrhunderts. Rechts davon hängt ein Seitenaltarbild, welches den Heiligen Josef mit dem Jesuskind darstellt.

Marienbild

Überregionale Bekanntheit hat das Marienbild auf der linken Seite erlangt. Der Maler Emanuel Oberhauser verwendete 1892 als Modell für das Gesicht der Madonna ein Porträt von Emma Adler (1858-1935), der Gattin von Victor Adler dem Gründer der sozialdemokratischen Partei Österreichs. Das Ehepaar Adler verbrachte mehrmals den Sommer in Parschallen. Dem Vorwurf, dass er eine "jüdische" Frau bzw. eine "Rote" (Sozialistin) abgebildet habe, konnte der Maler entgegnen, dass Maria selbst ja schließlich auch eine Jüdin gewesen sei. - Interessant ist in Zusammenhang mit dem Mariengemälde die Bildung einer Legende, welche besagt, die Kirche sei bei einem Brand zerstört worden, nur das Bild sei dabei unversehrt geblieben. Offensichtlich werden hier historische Tatsachen wie die Brandkatastrophe von Nussdorf (1857) und das Aufsehen erregende des Marienbildes in eine Beziehung gebracht. Das Bild wurde anlässlich des 100-jährigen Bestehens der SPÖ in Wien 1989 ausgestellt.

Spanische Orgel

Die alte Nußdorfer Orgel von 1890 wurde 1977 durch eine elektronische Orgel ersetzt, die auch nach dem Kirchenumbau 1988 noch zehn Jahre lang ihren Dienst tat. Der belgischen Orgelbauer Patrick Collon baute von 1995 bis 1998 in seiner Manufacture d’orgues de Bruxelles eine neue Orgel für die Nußdorfer Kirche. Das schlichte, geradlinige Gehäuse besteht aus Eichenholz. Es sind 990 Pfeifen vertikal und horizontal, in den Kirchenraum gerichtet, eingebaut. Mit fünfzehn Registern, in Bass und Discant geteilt, einem Manual und einem angehängten Pedal ist die Orgel nach dem Vorbild der alten spanischen Orgeln aufgebaut und gilt in seiner Art als einmalig im deutschsprachigen Raum.

Friedhof

Die Kirche ist vom Ortsfriedhof mit der Aufbarungshalle umgeben. An der südseitigen Friedhofsmauer steht eine interessante Grabkapelle mit beschrifteten Totenschädeln und bemalten Reliefbildern (Geburt Christi, Flucht nach Ägypten - 1868). Sie gehört zum Ledererhaus der Familie Frank / Kölblinger.

Bildergalerie

Quelle

Fritz Göschl, Helmut Pachler, Franz Hauser: Attersee-Attergau - Porträt einer Kulturlandschaft, 2. Auflage AtterWiki 2013 (1. Auflage REGATTA 2003)

Lageplan

Nord: +47° 88' 22.72" / Ost +13° 52' 36.76" - Pfarrkirche Nußdorf am Attersee in Google Maps

Kapellen in Nußdorf am Attersee
WappenNussdorf.jpg
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