Postamt Seewalchen

Aus Atterwiki
Ehemaliger Schild am Haus Kirchenplatz 3, dem ersten Postamt von Seewalchen.

Das Postamt Seewalchen war eine wichtige Versorgungseinrichtung in der Gemeinde Seewalchen am Attersee.

Die Geschichte der Post in Seewalchen beginnt noch im 19. Jahrhundert als Filialstelle des Postamtes Kammer. Durch die rasche Entwicklung wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein Ganzjahrespostamt eingerichtet.

Wilhelm Ploner, pensionierter Tischlermeister aus Seewalchen, beschäftigt sich als passionierter Philatelist seit vielen Jahren mit seinem „Heimatpostamt" Seewalchen und errang mit seiner Sammlung schon viele Preise.

Kleine Chronik des Postamtes Seewalchen

  • 4.1.1893: Der Gemeindeausschuss stimmt gegen die Errichtung eines Postamtes in Seewalchen.
  • Im Jahre 1898 wird im Haus Seewalchen 76 (Kirchenplatz 3) ein Postamt eingerichtet.
  • 10.7.1899: Im Haus Seewalchen 76 (Kirchenplatz 3) wird ein „Sommerpostamt“ in Betrieb genommen (Ganzjahresbetrieb ab April 1905).
Die erste „Postexpedientin“ ist Anna Friedberger. Sie bekommt ein Gehalt von 320 K (Kronen). Dazu kommen 120 K Ortszulage, 40 K Amtspauschale und 744 K Dienerpauschale (vermutlich für die gesamte Saison).
Die letztere erhält sie für die Post- und Telegraphenzustellung, den Kanzleidienst, die Briefkastenaushebung und für Botengänge zum Postamt Kammer.
Täglich sind vier Botengänge vorgesehen.
1910 wird eine Hermine Klien als k.u.k. Postmeisterin angestellt. Sie tritt am 31.10.1923 in den Ruhestand.
  • 1.4.1905: Im vormaligen Sommerpostamt (1.6-30.9.) wird der Ganzjahresbetrieb aufgenommen.
  • 1.4.1907: Seewalchen wird an den Fernsprechverkehr angeschlossen und beim Postamt wird eine Telefonsprechzelle errichtet.
  • 6.11.1919: In Seewalchen wird ein Fernsprechvermittlungsamt (im Postamt) eingerichtet.
  • 14.2.1930: In Seewalchen wird eine postöffentliche Sprechstelle (Telefon) eingerichtet.
  • 1950: Im Gemeindeamtshaus Hauptstraße 1 wird das Postamt untergebracht. Für das Gemeindegebiet (ausgenommen die Ortschaften Haidach, Pettighofen und Unterbuchberg) erfolgt nun die Postzustellung vom Postamt Seewalchen, (bisher von Kammer aus).
  • April 1963: Umzug in das neue Postamt am heutigen Rathausplatz.
  • 1.1.1966: In Österreich werden Postleitzahlen eingeführt. Das Postamt Seewalchen erhält „4863“.
  • 4.5.1998: Das gesamte Gemeindegebiet wird nunmehr durch das Postamt Seewalchen betreut.
    Bisher gehörte Unterbuchberg postalisch zu Attersee; Pettighofen und Haidach zu Lenzing.
  • 10.7.1998: Wegen des Rathausneubaus muss das Postamt in einen Container auf den Eislaufplatz übersiedeln.
  • 11.8.1999: Das neue Postamt im Rathausbau wird eröffnet, dabei wird das Konzept „Postamt neu“ vorgestellt.
  • 1.9.2003: Der Zustelldienst der Post wird in die Weidinger-Halle im Industriegebiet verlegt. Am Rathausplatz wird nur mehr der Schalterdienst besorgt. Der Zustelldienst wird nun für die Gemeinden Timelkam, Lenzing, Seewalchen, Schörfling, Weyregg und Steinbach gemeinsam erledigt. Die Zahl der Zusteller wird von insgesamt 32 auf 27, die aus Seewalchen von 7 auf 6 reduziert.
  • 21.12.2010: Das Postamt Seewalchen a. A. wird geschlossen.
  • 22.12.2010: Einige Aufgaben übernimmt als Postpartner das Kaufhaus Angelsport Nagl in der Atterseestraße 29.

Das Postamt in der Nachkriegszeit

Anfangs wurde das Postamt Seewalchen von Kammer aus versorgt. Der Kammerer Hansl brachte die Post, dann wurden Briefe und Pakete mit einem Handwagen nach Seewalchen gebracht. Anfang der 1950er Jahre kam die Umstellung auf „Kraftgüterpost“. Die Versorgung erfolgte nun auf dem Straßenweg. Zu dieser Zeit waren im Postamt zwei Beamte und fünf Briefträger beschäftigt.
Die Briefträger begannen ihren Dienst um 6 Uhr und nach dem Sortieren gingen sie ihre Runde. Briefe und kleinere Pakete wurden zu Fuß oder per Fahrrad ausgetragen. Briefträger, die ihr Fahrrad benutzten, erhielten eine Zulage von 20 Schilling. Später waren auch die legendären Puch-Mopeds im Einsatz. Die Zustellbeamten, wie sie im Fachjargon hießen, brachten auch die Renten und Pensionen für bis zu 250 Pensionsbezieher. Da kamen schon einmal 500.000 Schilling zusammen. Ein Überfall auf die Geldbriefträger kam trotzdem nie vor.
In den 1950er Jahren arbeiteten im Postamt Seewalchen der Postamtsleiter Mayer aus Wels und am Briefschalter Franz Größwang aus Schörfling. Von 1955 bis 1986 war Hubert Grausgruber Postmeister. Damals wurde praktisch der gesamte Geldverkehr über die Post abgewickelt. Auf jedem Erlagschein musste man dreimal den Betrag (sowie ein weiteres Mal den Betrag „in Worten“) und zweimal den Einzahler samt Anschrift schreiben. Dann wurde der Erlagschein dreimal gestempelt. Bis zu 1 Million Schilling musste täglich abgeführt werden. Überweisungen auf Banken gab es erst später.
Das Postamt war an allen Werktagen – auch am Samstag Vormittag – geöffnet. In der Anfangszeit gab es auch noch einen Sonntagsdienst von ½ 9 bis 10 Uhr, um den Leuten aus den Dörfern, die nur einmal pro Woche nach Seewalchen (zur Kirche) kamen, behördliche Schriftstücke aushändigen zu können. Als die OKA (heute Energie AG) die Stromrechnungen ihrer rund 1000 Kunden auf Lochkarten umstellte, musste wegen der anfallenden Mehrarbeit in der Post 1957 mit Rosa Walchshofer eine weitere Kraft eingestellt werden. Lochkarten waren eine frühe Form des automatisierten Zahlungsverkehrs.
Der Telegrammdienst wurde weiter von Kammer ausgeführt. Rund 100 Telegramme im Monat mussten dann vom Zusteller meist gesondert ausgetragen werden. Wenn ein Prominenter Geburtstag hatte, wussten die Briefträger schon, dass ein erhöhter Einsatz zu erwarten war.
Eine weitere Steigerung des Arbeitsaufwandes kam mit der Zeit des wirtschaftlichen Aufschwunges. Gerade die Schuhfabrik Kastinger brachte ganze Lieferwägen voller Pakete.
Mit der Übernahme des Überweisungsgeschäftes durch die Banken und später durch den Einsatz privater Paketdienste wurde die Arbeit weniger. Viele Dienstleistungen wurden automatisiert und ab der Jahrtausendwende kam es zu den ersten Schließungen von Postämtern im Attergau.
Am 21. Dezember 2010 schloss auch das Postamt Seewalchen seine Pforten.

Bildergalerie


Quellen