Pfahlbauten
Pfahlbauten bzw. Pfahlbautensiedlungen sind an mehreren Stellen rund um den Attersee nachgewiesen.
Allgemeines
Als mit dem Ende der Eiszeit die Gletscher abschmolzen und die Salzkammergutseen in ihrer heutigen Form zurückblieben, war eine klimatisch günstige Zeit, in der die Temperaturen etwas höher waren als heute.
Die Landschaft war bald von einem dschungelartigen Wald bedeckt, in dem zahlreiche Tiere Nahrung fanden. In der menschlichen Geschichte kam es zu einem gewaltigen Entwicklungsschub. Die Jäger und Sammler, die über die Jahrtausende auf nomadische Weise das Land durchstreift hatten, wurden sesshaft. Man nennt diese Zeit die Jungsteinzeit, da als Werkzeug nur Geräte aus Stein in Verwendung waren und die Technik der Metallgewinnung noch nicht bekannt war. Aus dieser Zeit stammen die ersten Pfahlbauten. Pfahlbauten gab es aber auch in den späteren Epochen der Bronze- und Eisenzeit.
Die Pfahlbauten haben im Alpenbereich eine derartige Bedeutung, so dass eine Erhebung in den Status eines Weltkulturerbes angedacht ist. Eine entsprechende Beschlussfassung steht im Juni 2011 zur Entscheidung an.
Pfahlbauten am Attersee
Aus der Jungsteinzeit Zeit stammen die ersten Spuren menschlicher Siedlungstätigkeit am Attersee. Die jüngste wissenschaftliche Untersuchung von Pfahlbauresten (2000/2001) hat die ältesten Funde auf die Zeit um 3770 v.Chr. datiert. Das bedeutet, die Geschichte der Pfahlbauten am Attersee beginnt sehr viel früher, als ursprünglich angenommen. 1870 konnte der erste Pfahlbau im Salzkammergut bei Seewalchen am Attersee, unmittelbar am Austritt der Ager, nachgewiesen werden. Seit dieser Zeit werden die Pfahlbausiedlungen des Attersees systematisch erforscht, und eine Unzahl von Fundgegenständen vermitteln uns heute ein sehr genaues Bild davon, wie die Menschen in dieser Zeit gelebt haben. Sie hausten in Hütten, die auf Pfählen im Seeuferbereich errichtet wurden. Die romantische Vorstellung von Pfahlbauten auf dem Wasser ist wissenschaftlich überholt. Die klimatischen Untersuchungen ergeben für die Pfahlbauzeit nämlich einen niedrigeren Wasserspiegel als heute, so dass sich die Bauten damals am Seeufer befunden haben und nur bei Hochwässern zeitweilig überschwemmt worden sind.
Nicht nur die Seeufer waren in der Jungsteinzeit bereits besiedelt, auch aus dem Hinterland (Aurach am Hongar; Buchberggipfel und Eggenberg, Gemeinde Berg im Attergau; Ahberg bei Thalham, Gemeinde St. Georgen im Attergau), bezeugen Funde wie Steinbeile, Keramikscheiben und Spinnwirtel das Vorhandensein menschlicher Siedlungen.
Wie sah das Alltagsleben in dieser Zeit aus? In mühevoller Rodungsarbeit mit Steinbeilen wurde dem Wald Land für den Ackerbau abgerungen. Fischfang und Jagd waren eine wichtige Nahrungsquelle. Tongefäße mit Henkel und eingeritzten Verzierungen (Leitform: der "Mondseekrug"), Textilien und Schmuck zeugen von einem vergleichsweise hohen Lebensstandard. Da es viele organische Funde gab, konnten die Lebensumstände sehr gut rekonstruiert werden. Da es keine Hinweise auf kriegerische Auseinandersetzungen gibt, spricht die Forschung von einem "Goldenen Zeitalter der Urgeschichte". Aufgrund von gut erhaltenen verzierten Keramikfunden in See am Mondsee, wird von der Mondseekultur gesprochen.
Nach neuesten Erkenntnissen soll es um etwa 3300 v. Chr. zu einem großen Felssturz vom Schafberg gekommen sein, der den Wasserspiegel des Mondsees stark ansteigen ließ, sodass die Pfahlbauten am Ufer vernichtet wurden.[1]
Pfahlbauten wurden am Attersee, z. B. in der Katastralgemeinde Abtsdorf (Gemeinde Attersee am Attersee), auch aus der Bronzezeit nachgewiesen. Auch im Gerlhamer Moor konnten Pfahlbauten aus der Bronzezeit nachgewiesen werden, daher steht das Gerlhamer Moor nicht nur unter Naturschutz, sondern auch Teile davon unter Denkmalschutz.
Umfangreichere Sammlungen zur Pfahlbauzeit sind im Heimathaus Schörfling, im Heimathaus Vöcklabruck und im Pfahlbaumuseum Mondsee zu besichtigen.
Pfahlbaudorf Kammer
1910 entstand in Kammer am Attersee eines der ersten Freilichtmuseen in Europa. Die Rekonstruktion eines jungsteinzeitlichen Pfahlbaudorfes im Wasser beruhte auf dem damaligen Wissensstand. Das Pfahlbaudorf wurde 1922 anlässlich von Dreharbeiten für den Spielfilm "Sterbende Völker" niedergebrannt.