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Bauernkalender
In früherer Zeit wurden bei uns die Tage des Jahreslaufes häufig anders als heutzutage bezeichnet.
Man sagte nicht: „Morgen ist der 19. März“ – solche Bezeichnungen fand man vielleicht in Briefen und Urkunden, im täglichen Leben hieß es: „Morgen ist Josefi-Tag“.
Gemeint war der Gedenktag eines Heiligen, der meist in der gesamten katholischen Welt am selben Tag gefeiert wurde.
Dabei war es gar nicht notwendig, jeden einzelnen Tag zu bezeichnen. Die wichtigsten Heiligen und die verschiedenen Festtage bildeten Gerüst und Orientierung, sich im Jahr zurecht zu finden.
Die Benennung der Tage nach den Festtagen der Heiligen und natürlich auch der kirchlichen Feiertage wie Weihnachten, Ostern, aber auch Aschermittwoch, Dreifaltigkeit, Fronleichnam, usw. waren allgemein üblich.
Einige Beispiele
- Bocksleitner schreibt z.B. im Seewalchner Heimatbuch 1929:
„Heumahd ist ungefähr Mitte Juni gegen den Peterstag (29. Juni) und der Kornschnitt setzt Mitte Juli ein, dem rasch dann alle Halmfrüchte folgen. Mitte August „pfeift“ schon die Dreschmaschine um den „großen Frauentag“(15. August) und um Aegidi (1. September) ist die Herbstsaat in vollem Gange.
- Michl Wiesinger schreibt in seinem Tagebuch(1857)
„Am Montage nach der Heilingdreifaltigkeit kam um 9 Uhr abends ein sehr starkes Gewitter und der Blitz schlägt am Fleischakerhaus ein, wogleich das halbe Dorf (Nußdorf) in Feier stand.“ - Noch im Oktober 2010 erinnerte sich ein älterer St. Georgener, dass am Theresientag (15.10.) Kirtag in Frankenmarkt war.
- Ein alter bayrischer Schriftsteller meinte bezüglich seines Geburtstages, er sei am Fronleichnamstag, als beim dritten Altar das zweite Mal geschossen wurde, auf die Welt gekommen. Präziser geht’s gar nicht!
Namenstage und Patronate
Der Namenstag einer Person ist der christliche Gedenktag des Namenspatrons. Dieser Tag war früher wichtiger (und ist in manchen Gegenden und Ländern noch heute gleich wichtig) als der eigene Geburtstag. Die Feier des Namentages gestaltete sich dann ähnlich wie die Feier des Geburtstages.
Auch die Kirchenpatrone sind durch die Gedenktage der Heiligen im Jahreslauf festgelegt und damit verbundenen ist auch meist die Abhaltung der Kirtage.
Nicht alle Heiligen waren gleich „bedeutend“. Hier gab es lokale und regionale Unterschiede. Noch heute ist der Ruperti-Tag in Stadt und Land Salzburg ein bekannter Festtag, verbunden mit der Abhaltung eines mehrtägigen Marktes. Am Tag des Landespatrones haben die Kinder in ganz Österreich schulfrei.
Auch die Berufe und Vereine kennen einen Patron: die Musikkapellen veranstalten ein „Cäcilienkonzert“ und die Feuerwehren die „Florianifeier“.
Unsere Flößer haben den heiligen Nikolaus zum Patron, der auch Patron der Schiff-Fahrt ist. In der Kirche in Schörfling am Atterseegibt es eine alte herrliche Steinstatue des Heiligen.
Bauernfeiertage
In der Landwirtschaft war schon allein durch die Viehhaltung eine längere Abwesenheit oder gar ein Urlaub sehr schwierig durchzuführen. Es gab aber immer wieder Zeiten und Tage, in denen die Arbeit auf das Notwendige beschränkt werden konnte. Ältere Menschen erinnern sich noch an den Begriff „Bauernfeiertag“.
Nach der Verrichtung der unumgänglichen Arbeit hatten die Leute frei. Und wenn da jemand gerade auch noch Namenstag hatte, gab es auf jeden Fall etwas zu feiern
Um 1800 gab es bei uns rund 30 Bauernfeiertage.
Wichtige Tage im Bauernkalender
(Beachte: Nicht alle angeführten Tage sind auch Bauernfeiertage und es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt lokale und regionale Unterschiede, was die Bedeutung anlangt. Auch die hohen Feste und bekannten Feiertage sind hier meist nicht angeführt)
- 5. Jänner: „Glöcklertag“, die letzte Rauhnacht
- 20. Jänner: Sebastian
- 25.Jänner: Pauli Bekehr
- 2. Februar: Mariä Lichtmess: – in der Landwirtschaft der wichtige Tag des Dienstbotenwechsels.
- 3. Februar: Blasius
- 24. Februar: Matthias
- 3. März: Kunigund
- 17. März: Gertraud
- 19. März: Joseph; „Josefitag“
- 25. März: Mariä Verkündigung
- 24. April: Georg; Beginn des Arbeitsjahres im Freien (nun 23: April!)
- 25. April: Markus
- 4. Mai: Florian
- 12.-15. Mai: die Eisheiligen Pankraz, Servaz, Bonifaz
- 24. Juni: Johannes der Täufer; „Sonnwendtag“
- 27. Juni: Siebenschläfer – ein bis heute bekannter Wetter-Lostag
- 29. Juni: Peter und Paul; „Peterstag“
- 2. Juli: Maria Heimsuchung
- 22. Juli: Magdalena
- 25. Juli: Jakobus; „Jakobi“
- 26. Juli: Anna
- 10. August: Laurenz
- 15. August: Mariä Himmelfahrt; auch „großer Frauentag“ genannt
- 24. August: Bartholomäus
- 1. Sept.: Ägidi
- 8. Sept.: Mariä Geburt
- 21.Sept.: Matthäus
- 29.Sept.: Michael; „Michaelitag“, Ende des Arbeitsjahres im Freien
- 16. Okt.: Gallus
- 28. Okt.: Simon und Judas; „Simoni“
- 6. Nov.: Leonhard, der Patron des Viehs
- 11. Nov.: Martin, „Martini“
- 15. Nov.: Leopold
- 17. Nov.: Elisabeth (nun 19. Nov.)
- 25. Nov.: Katharina
- 30. Nov.: Andreas
- 4. Dez.: Barbara
- 6. Dez.: Nikolaus
- 8. Dez.: Mariä Empfängnis
- 21. Dez.: Thomas, erste Rauhnacht; (wird kirchlich heutzutage im Juli gefeiert)
- 26. Dez.: Stephan, „Stefanitag“
- 27. Dez.: Johannes
- 31. Dez.: Silvester
Eine Reihe dieser Tage waren auch fest mit dem Brauchtum verbunden. So wundert es nicht, dass der Leonhardiritt um den Festtag des hl. Leonhard dem Schutzpatron der landwirtschaftlichen Tiere, - heute vor allem der Pferde - durchgeführt wird.
Bauernregeln
Der Bauernkalender war auch Orientierung für verschiedene bäuerliche Tätigkeiten. So hieß es für den 21. März:
„An Benedikt achte wohl, dass man den Hafer säen soll.“
Am bekanntesten sind bis heute die Wetterregeln. Ihr Wahrheitsgehalt ist unterschiedlich, aber ohne Satellitenbilder und Niederschlagsradar war man eben auf andere Unterstützung angewiesen. Sie hieß es z.B: „Ist es an Josefus klar, wird es ein gesegnet´ Jahr.“
Anmerkung und Quellen:
- Dieser Artikel wurde am Josefitag 2013 geschrieben.
- Der Namenstag in wikipedia
- Namenstag und Brauchtum
- Heimatbuch der Gemeinde Munderfing, 1977.
- siehe auch: OÖ. Brauchtumskalender
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