Vianova
Vianova - Lager in Hainbach
Im November 1938 beginnen die Aufzeichnungen über die Vermessungsarbeiten für die Reichsautobahn im Gemeindegebiet. Von der Firma Vianova in Regau wird in Hainbach ein Barackenlager für 350 Mann, Kantine und Küche errichtet. Im Jahre 1939 sind bereits die ersten kriegsgefangenen Polen eingesetzt.
Mit dem Russlandfeldzug wurde der Bau der Autobahn eingestellt, da sämtliche Baumaschinen und Geräte für den Straßenbau nach Russland abtransportiert wurden.
Dazu gibt es einige Aufzeichnungen von Zeitzeugen aus der Gemeinde:
- Aus der Pfarrchronik
Der Pfarrer in Aurach (Johann Staflinger) wurde vom bischöflichen Ordinariat zum Militärseelsorger für das Gefangenenlager (polnische Soldaten) in Hainbach, Pfarre Schörfling, bestellt, bis diese im April 1940 das Lager der Reichsautobahn in Hainbach wieder verließen. (von Nov. 1939 - April 1940). Ungarn, Slowaken, Wiener etc. waren die übrigen Arbeiter. Es waren insgesamt 228 polnische Gefangene mit 22 Mann der Bewachung (zumeist Wiener). Sommer 1940 kamen anstatt der Polen dann französiche Kriegsgefangene. Es waren zumeist 110 französiche Kriegsgefangene im Lager und 8-10 bei den Bauern zum Arbeitseinsatz im Gemeindegebiet Aurach untergebracht. Die Seelsorge für die franz. Kriegsgefangenen durch den Pfarrer wurde im Juni 1941 über Weisung des OKW (Oberkommando Wehrmacht) eingestellt.
Im Lager, errichet von der Firma Vanova", Vorgängerin der späteren Firma Plana in Regau, arbeiteten Menschen, die nicht für den Fronteinsatz geeignet waren. Nach der Arbeit marschierten sie mit Gesang ins Lager ein. Im Heizhaus, heute Hainbach 2 (wo meine Schwester Leopoldine wohnt), war auch ein Brauseraum eingerichtet. Dort konnte ich das 1. Mal im Leben "baden". Essenausgabe war aus großen Kesseln meist im Freien. Die Menschen wurden auf eingezäunten Wegen zur Essensaugabe geführt. Wer einmal nichts mehr bekam oder zu wenig hatte, wurde vom Wachpersonal über die Zaunabgrenzung zurückgeprügelt. Einmal warf er einem 14-15 jähr. Buben einen Apfel zu. Der Bub wurde dabei erwischt und von Wachposten erschlagen. Im Frühjahr 1945 wurde das Lager abgerissen.
- Pumberger Paula
Die Lagerinsassen wurden im Winter auch zum Schneeschaufeln in Hainbach eingesetzt, erhielten von Nachbarn und der Bevölkerung Tee und anderes (zum Teil mit Duldung der Wache!). Das Lager war mit Stacheldraht umzäunt, die Insassen wurden mit LKW zum Arbeitsdienst weggebracht. Die Gefangenen wurden oftmals hart behandelt. Wer hineingeworfenes Obst aufhob, wurde vom Wachpersonal geschlagen. Die Lixl-Dofferlin (Frau Bugstaller) arbeitete damals in der Lagerkantine als Köchen.
- Brief vom 7. Dezember 1940 aus dem Lager
Bin nämlich schon ein Monat von Feldkirchen weg und befinde mich jetzt in einem größeren Lager, wo wir 100 Gefangene haben und 11 Mann Wachmannschaft, ein Gefreiter ist Kommandoführer, mit dem wir sehr gut auskommen. Die meisten sind von der Artillerie, nur drei sind wir von der Infanterie. Der Dienst ist nicht sehr schwer, denn wir haben vier Baustellen von der Reichsautobahn, wo überall 1 Posten steht und 2 haben Tordienst, wobei die anderen frei haben. So kommt halt jeder jeden 3. Tag zu einem freien Tag. (Das Original des Briefes ist im Besitz von Silmbrot Josef, Hainbach 40)
- Gespräch vom 15.12.2005 mit Lackner Pauline geb. 1926 (wohnte damals im Thaler-Haus, Hainbach 10).
Vor dem Krieg wurden 3 Wohnbaracken errichtet mit Kantine und Bad. Mit Baubeginn der Autobahn kamen Arbeiter, zum Teil aus Ebensee, auch aus Wien. Es war belebt, gab auch Abende mit Variete und Sängern. Als Kinder besuchten sie auch die Kantine und haben dort Schokolade gekauft. Mit Beginn des Krieges verschwanden die Arbeiter und als erste kamen Polen, die an der Autobahn arbeiteten. Es wurden Schienen auf der Autobahn verlegt und mit Hunt (Schienenwagen) die Erde weggefahren. Die Polen arbeiteten mit Scheibtruhe, Schaufeln, Krampen, gingen in der Früh unter Bewachung zur Autobahn und kamen abends heim. Sie haben den Gefangenen öfter Äpfel gebracht (zur Arbeit, nicht ins Lager - das war natürlich nicht möglich. Um das Lager herum war ein Stacheldraht mit mindestens 2 m Höhe). Dann kamen die Polen weg (Jahreszahlen kann sie nicht nennen), es war der Franzosenkrieg und so kamen französiche Kriegsgefangene. Zu Weihnachten, am 25. Dezember, durften die Gefangenen (wer wollte) unter Bewachung die Kirche in Aurach besuchen (dies war auch schon bei den Polen). Nach der Messe haben sich diese umgedreht und mit Nicken dem Chor gedankt. Nach den Franzosen kamen die Russen. Diese waren jdoch keine Soldaten, sondern Buben im Alter von 12 - 14 Jahren. Vermutung: Diese wurden gefangen und zur Arbeit hierher gebracht. Diese wurden auch nicht mehr so streng bewacht, es war ihnen möglich, auch zu den Nachbarn in Hainbach zu gehen. Es wurde in diesen Jahren später noch einmal eine Baracke gebaut, auf der anderen Seite des Hundsgrabens, auf Grund Engleitner. Diese war für die Bewacher. Mit diesen Wachsoldaten gab es auch nach dem Krieg noch lange Kontakt. Sie kamen zum Starzinger (Zopf, Hainbach 2), haben auch auf dem Feld mitgearbeitet, um Essen zu bekommen. Kamen aber auch noch lange auf Urlaub. Pfarrer Staflinger hatte auch mit ihnen Kontakt und manche Nacht hindurch mit ihnen Karten gespielt. Wann das Lager abgerissen wurde, ist nicht bekannt. Nach dem Krieg gingen die Hainbacher noch baden (Brausen waren vorhanden). Es war noch einige Zeit ein Verwalter oder Koch da - dieser hat das Baden eingeteilt und geheizt.
- Niedermayr Anton, Hainbach 5 (geb. 1928)
Erinnert sich an die Brausen, die Kantine (in die auch die Bevölkerung bis etwa 1940 Zutritt hatte), an 4 Baracken und den Wachturm. Die Autobahnarbeiter wurden zum Arbeitsdienst nach Polen und Russland abtransportiert. Ab 1940 waren junge Polen im Lager (15-16 J), diese mussten zu Fuß zur Arbeit nach Lenzing. Ab 1941/42 gab es um das Lager dann Stacheldraht, 2 m hoch und den Wachturm. Franzosen arbeiteten bei Bauern und mussten am Abend ins Lager zurück. einer war beim "Fachter" (Schachinger als Rossknecht, konnte dort im Haus bleiben, wurde aber über Nach eingesperrt und überwacht. Junge Russen freuten sich über Getreideähren, die ihnen über den Zaun zugeworfen wurden. Bei den Bauern arbeiteten vor allem Polinnen und Ukrainerinnen. Aus dem Lager gab es keine Ausbrüche, die Bevölkerung hatte auch keine Angst vor den Insassen. Im Februar 1942 lag sehr viel Schnee, vom Kramer bis zum Eberl alles zugeweht. Die Lagerinsassen wurden zum Schneeschaufeln eingeteilt und bekamen dafür von den "Hainbachern" eine Kleinigkeit.
Bildergalerie
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Lager in Hainbach 1942
Quelle
zusammengestellt von Hermann Eder