Villa Daheim
Die Villa Daheim (Schmidt-Villa) in Seewalchen (Atterseestraße 53) wurde für den Wiener Tischler und Antiquitätenhändler Carl Friedrich Heinrich Schmidt (1824-1894) von Zinner entworfen, ausgeführt und 1874 vollendet.
Folgendes Gedicht wurde an der Ostseite des Hauses angebracht:
Da man zählte 18 Jahrhundert Und 74 noch besondert Da hab' ich dieses Haus vollend't Gott geb, daß es weder stürzt noch brennt. Gebaut ist's nicht aus eitler Ehr' Aus Trutz nicht oder Waffenwehr- Nur früher Jugend holder Traum Soll steigen empor im weiten Raum. Der Blick in die Berge, die Luft so klar, Das Rauschen des See's so wunderbar, Der Freund Wort und Sag' und Sang Erfreu' das Herz im Lebensdrang.
Nach seinem Tod übernahm sein Sohn Max Schmidt (1861-1935). Max führte die väterliche Firma zu großer Blüte und es hieß, er sei zu enormen Reichtum gekommen. Er beabsichtigte, in Seewalchen ein Pfahlbaumuseum zu errichten und kaufte Fundstücke, die aus dem See „gefischt“ wurden. Der erste Weltkrieg vereitelte jedoch seine Museumspläne.
Nach dessen Tod ging nach jahrelangen Streit der Besitz an seinen Neffen Leo Schmidt über.
Im Juli 1990 verkaufte dessen Sohn Friedrich Otto Schmidt die Liegenschaft an die Bau-Atelier-West Ges.m.b.H. Diese wollte in der Villa Appartement-Wohnungen errichten. Geplant waren ein Ausbau der Villa, eine großzügige Erweiterung des Hausmeisterhauses sowie die Errichtung von Wohnungen hinter der Terrassenmauer. Es folgte eine jahrelange Auseinandersetzung um die geplanten Maßnahmen.
Im Oktober 1997 wurde die Schmidt-Villa von Ingeborg Bauernfeind aus Obergrünburg ersteigert und im Jahr 2002 renoviert und für einige Wohnungen umgebaut.
Im Oktober 1990 wurde die Schmidt-Villa unter Denkmalschutz gestellt. Im Gutachten heißt es (auszugsweise):
„Der hoch über dem Nordufer des Attersees, auf einer Terrasse gelegene Villenbau zeigt eine vom Grundriss her eigenwillige Anlage, wobei sich fünf mit Satteldächern gedeckte Flügel mit eingeschobenen Zwickelbauten um ein durch alle Stockwerke reichendes Mitteloval gruppieren, das von einem hölzernen Aussichtsturm mit Schindelverkleidung bekrönt wird.
Die strenge Gliederung der Fassaden wird durch Dekorationselemente im „Schweizer Stil” stimmungsvoll aufgelockert.
Zentrum der inneren Disposition ist das hallenartig durch beide Geschosse reichende Vestibül mit ovaler hölzerner Deckenverkleidung mit Wappen und Fauna-Motiven.
Im Stiegenaufgang bemalte Tapeten mit in die Landschaft eingebundenen Architekturen in Formen des „Romantischen Historismus”. Die Belichtung erfolgt ebenso wie in der Galerie durch Butzen- und farbige Glasscheiben und im Obergeschoss mit farbigen Wappendarstellungen.
Besonders prachtvoll ist der südseitige Salon im Neorenaissance-Charakter ausgestattet. Wandvertäfelung in eingelegten Hölzern sowie Perlmutteinlagen, dazwischen eingefügte bemalte Seidentapeten mit floralen und grotesken Motiven als farbliche Bereicherung; vergoldet kassetierte Decke mit Mittelkuppel, die eine umlaufende gemalte Musikantengalerie aufweist. Ein südostseitiger Raum ist mit Wandvertäfelung, vergoldeter Kassettendecke, farbigen Glasscheiben (u.a. Anbetung des Kindes) und grünem Kachelofen ausgestattet, ein weiterer Raum mit Deckenfresko im neobarocken Stil.
Bestimmend für den Gesamteindruck der Villenanlage ist die Einbindung in einen Park mit schmiedeeisernem Eingangstor, Gartenskulpturen, Vasen, Pfeilern mit dionysischen Szenen, die nördliche Portalanlage flankierenden Spingen und einer zum Attersee hin gerichteten Aussichtsterasse mit schmiedeeisernen Einsätzen, deren Ranken. Spiralen und Blütenkelche sich kunstvoll um das Schmidt-Wappen gruppieren.
Die geschichtliche, künstlerische und kulturelle Bedeutung der Villa „Daheim” liegt im Gegensatz zwischen der einfachen eigenwilligen Gestaltung des Baukörpers, dessen strenge Struktur durch Dekorationselemente im „Schweizer Stil” aufgelockert wird und der schweren wohlerhaltenen, in den Werkstätten des Bauherrn geschaffene Innenausstattung höchster Qualität in Formen der Neorenaissance. Durch die Einbindung der Objekte in die Parkanlage sowie in das landschaftliche Ambiente entsteht ein Gesamtkunstwerk, das dem Anspruch einer Salzkammergutvilla gerecht wird.
Schneckenvilla
Die Schneckenvilla entstand um die Jahrhundertwende als Gästehaus der Schmidt-Villa.
Der Name kommt von den zahlreichen Ornamenten - die Schnecken nachgebildet sind-, die am ganzen Gebäude zu finden waren.
In der NS-Zeit wurde das Haus konfisziert und diente der NSDAP. Während im Erdgeschoss die SA tätig war, wurde im Keller die HJ ausgebildet.
Nach dem Krieg war auch für kurze Zeit eine Schulklasse untergebracht.
Das Haus kam wieder an die Familie Schmidt, die es schließlich an die Familie Sommer verkaufte.
Nach 1950 wurde das Gebäude mehrfach umgebaut und hat sein Aussehen grundlegend geändert.
(zusammengestellt von Johann Rauchenzauner)
Literatur
- Gutachten des Bundesdenkmalamtes
- Monika Oberhammer: Sommervillen im Salzkammergut, Salzburg 1983
- Chronik der Marktgemeinde Seewalchen