Flößer

Aus Atterwiki
Das Flößerdenkmal im Park in Kammer

Die Flößerei am Attersee war über Jahrhunderte ein wichtiger Wirtschaftsfaktor im Attergau.

Allgemeines

Das Holz – im Attergau reichlich vorhanden – wurde auf dem Wasserweg zu den „Zielorten“ gebracht. Das waren die Sägewerke an den Flüssen, die Industrie und die Städte an der Donau. Besonders im Süden des Attergaus wurde das sogenannte Hallholz für die Saline in Ebensee über Weißenbach und den Holzaufzug an den Traunsee gebracht.

Adolf Bocksleitner hat in seinem Heimatbuch „Seewalchen am Attersee“, die Arbeit der Flößer an Attersee treffend beschrieben.

Im Schlosspark von Schloss Kammer wurde am 27. Mai 1984 vom Verschönerungsverein Schörfling ein Flößerdenkmal errichtet. Der Entwurf stammt von Prof. Max Stockenhuber. So erinnert das Flößerdenkmal beim Ausfluss des Attersees oberhalb der Agerbrücke an den alten Umschlagplatz der Flößer und Schiffer. Dort wurde einst auch die Zillenmaut eingehoben.

Sehenswerte Ausstellungsstücke der Flößerei sind im Heimathaus Schörfling in der Gmundnerstraße ausgestellt.

Die Uniform der Marktmusik Seewalchen am Attersee ist der ehemaligen Flößertracht nachempfunden.

Josef Mittendorfer, Seewalchen, Atterseestraße 23, hat in einem Interview mit Rudolf Romankiewicz aus dem Leben der Flößer erzählt. Sein Vater Franz Mittendorfer sen. war der letzte Flößermeister von Seewalchen.

Die Flößerei des Franz Mittendorfer

Sie bestand von 1811 bis 1954.

In Seewalchen gab es noch zwei weitere Betriebe: der Flößer Johann Hufnagl, der östlich der Agerbrücke wohnte und Raimund Mittendorfer vom Knäulberg (heute Dr.-F.-Seifert-Straße).

Im Jahre 1940 hatte Franz Mittendorfer zwei vom Krieg freigestellte Arbeiter der Lenzinger Zellulose- und Papierfabrik und seinen Sohn Franz jun. als Mitarbeiter. Die Bundesforste schlägerten im Herbst und Winter ihr Holz und die Bauern rund um den Attersee (Nußdorf, Parschallen, Unterach, Stockwinkl, Steinbach, Alexenau und Weyregg) brachten im Winter das Holz mit Ross- oder Ochsen-Gespannen bzw. –Schlitten zu den Lagerplätzen am See. Das Holz wurde zu einem Floß zusammengebaut und mit der Plätte bis zur Agerbrücke gezogen. Von der Brücke bis zur Raudaschlmühle wurde das Floß von zwei Mann gesteuert.

Am See bestand bei Stürmen das Recht zum Anhängen in Landeroith, Weyregg, beim Schloss Kammer und beim Litzlberger Keller.

In der Ager wurden im Frühjahr und Sommer die Flöße zusammengebaut und das Holz wurde in die Lenzinger Fabrik zur Zellstoff- und Papiererzeugung oder in die Sägewerke Koch (Pichlwang), Hofer (Pichlwang) und Stögmüller (Wankham) gebracht.

Beim Schloss Kammer wurden die Flöße nach Stadl-Paura zusammengestellt.

Neben der lokalen Versorgung wurden Holztransporte über die Ager und Traun bis Stadl-Paura durchgeführt. Bei viel Wasser dauerte das Flößen bis dorthin rund fünf Stunden. Alle Sägewerke und die Schleusen an der Ager mussten vorher aufgemacht werden. In Stadl wurden die Floße übernommen, bis zur Donau gebracht und dort zu großen Flößen zusammengestellt, dann ging es bis Wien und Budapest.

Diese Flöße wurden von anderen Flößer-Unternehmen durchgeführt. Ein großer Betrieb waren der Flößer Tauber in der Au vor Enns. Vor der Fahrt von Linz nach Budapest wurde am Floß eine billige Hütte aufgebaut. Verpflegung und Nächtigung waren am Floß. Bei Schönwetter wurde auch in der Nacht geflößt, weil auf der Donau keine Schleusen zu passieren waren.

Bis Lambach gab es keine schwierigen Stellen. Bis dorthin war ein Floß 30 m lang und ca. vier Meter breit. Rund 50 Festmeter Holz wurden transportiert. Die Rückkehr von Lambach erfolgte mit dem Zug (umzusteigen war am Bahnhof Attnang-Puchheim). Die Ruder blieben am Floß. Seil und Werkzeug (Hacke, Bohrer und Nägel) - sie gehörten dem Flößer - wurden im Rucksack mit nach Hause genommen.

Geflößt wurde nur auf der rechten Agerseite. Bis zum Sägewerk Raudaschlmühle standen vier Flößerhütten (eine links und drei rechts).

Die Flößerei dauerte im Jahr vom Frühjahr bis Herbst. Wie oft mit dem Holztransport im Jahr man unterwegs sein konnte, war saisonbedingt. Der Holzhändler Salfinger, Gaspoltshofen, kaufte von den Bundesforsten das Holz mit einer Länge von 30 m und verkaufte es an die Schiffswerft Linz und Schiffswerft Budapest weiter.

Im Winter wurden das Werkzeug und alles, was für die Flößerei erforderlich war, hergerichtet. Es wurden auch andere Vorbereitungen getroffen. In den letzten Jahren vor dem Ende der Flößerei kam auch per Waggon Holz nach Kammer. Dieses Holz wurde zu Flößen zusammengebaut und dann nur zum Sägewerk Raudaschl geflößt.

Der Flößersitz – der Treffpunkt der Flößer - war Schörfling (Wirtshaus Seiringer, Marktplatz, jetzt Zweigstelle der Raiffeisenbank Attersee Nord).

Die Flößerfahne ist ca. 175 Jahre alt. Zu Fronleichnam gingen alle Flößer und Schiffer bei der Prozession mit dieser Fahne mit, die Fahne wird heute noch getragen. Die Flößerfahne ist in der Schörflinger Pfarrkirche (in einem eigenen Kasten unter dem Kirchturm) aufbewahrt. Die Fahne ist sehr groß und muss mit drei Stangen getragen werden.

Im Jahre 1954 begann Franz Mittendorfer sen. den Holztransport auf LKW umzustellen. Mitgearbeitet haben seine Söhne Franz und Josef Mittendorfer. 1967 starb Franz Mittendorfer sen., der letzte Flößermeister im Atterseeraum."

Die Motorisierung bedeutete das Ende der Flößerei. Die Kraftwerksbauten an den Flüßen brachten dann das endgültige Aus für dieses Gewerbe.