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Die Gerichtslinde in Attersee
Die Gerichtslinde in [[Attersee am Attersee|Attersee]]
ND-Nr.: 383
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Version vom 29. Dezember 2009, 11:55 Uhr

Die Gerichtslinde in Attersee ND-Nr.: 383

Gerichtlinde im Burggraben, Atterrsee

Standort und Beschreibung

Die Atterseer Gerichtslinde befindet sich am ehemaligen Burggraben, nahe der Pfarrkirche Attersee. Zugang wahlweise über einen Steig von der Rückseite des katholischen Friedhofs durch den Burggraben oder über die Hofwies. Da der Baum isoliert auf jener Anhöhe steht, konnte er sich ohne Behinderung entfalten und somit einen Stammumfang von 500 cm, einen Kronendurchmesser von 15 m und eine Höhe von etwa 30 m erreichen.

Der Burggraben geht auf die 885 erstmals urkundlich erwähnte Burg „Atarnhova“ zurück, die im Früh- und Hochmittelalter das weltliche Herrschaftszentrum der Attersee- und Attergauregion bildete.

Die Linde als Gerichts- und Versammlungsort

Die Linde ist ein in politischer, sozialer und religiöser Hinsicht wichtiger Baum. Im Mittelalter bestand die Pflicht, Gerichtsverhandlungen und Besprechungen von öffentlichem Interesse unter freiem Himmel abzuhalten, meist tat man dies unter dem Schutz von Bäumen, wobei die Linde hierbei überwog (Lück, Heiner: Gerichtsstätten, in: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte. 2. Aufl. 2004, 9. Lfg., Sp. 174, zitiert nach: Laudert 1998.).

Unter dem Blätterdach der Linde wurden demnach Volksversammlungen und Gerichtstage, Feiern und Feste abgehalten, weil man glaubte, dass der Duft der Lindenblüten die Streithähne sanft, die Richter wohlwollend und die Feiernden fröhlich stimmen würde. Außerdem wurde der Linde eine große Schutzwirkung nachgesagt. Der Name der Jahrhunderte alten Atterseer Gerichtslinde geht wohl auf eine derartige Funktion zurück. Nicht immer jedoch haben solche Linden Grausamkeiten verhindert. Während der Bauernkriege 1625 mussten Bauern unter der Linde auf dem Haushamerfeld um ihr Leben würfeln (Frankenburger Würfelspiel).


Weitere Informationen zur Linde in heidnischer Zeit und zur Linde in der Literatur finden Sie bei Brunnenlinde St. Georgen im Attergau.

Weitere Informationen zur „heiligen Linde“ im Christentum finden Sie bei den zwei Kapellenlinden in Abtsdorf

Weitere Informationen zur Verwendung der Linde und Lindenprodukten finden Sie bei der Kapellenlinde Gampern.

Weitere Informationen zur Linde in botanischer Hinsicht finden Sie bei der 1000 jährigen Linde in St. Georgen im Attergau.

Weitere Informationen zu den sog. Franzosenlinden finden Sie bei der Franzosenlinde Unterrach.

Literatur:

  • Angermann, Norbert (Hrsg.), Robert-Henri Bautier, Robert Auty: Lexikon des Mittelalters, 10 Bde., München-Zürich 1977-1999.
  • Göschl, Fritz, Helmut Pachler: Attersee Attergau. Portrait einer Kulturlandschaft, Vöcklabruck o. J.
  • Laudert, Doris: Mythos Baum. Was Bäume uns Menschen bedeuten. Geschichte – Brauchtum – 40 Baumporträts, München-Wien 1998.