Johann Beer

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Johann Beer

Johann Beer, (* 28. Februar 1655 in St. Georgen im Attergau, † 6. August 1700 in Weißenfels an der Saale war ein Schriftsteller und Komponist.

Leben

Schon als Kind ist Beer mit Musik in Berührung gekommen. Vor allem in den Schulen des Stiftes Lambach und des Stiftes Reichersberg erhielt er Musikunterricht. 1670 musste die protestantische Familie Beer den Attergau verlassen und übersiedelte nach Regensburg, wo Johann das Gymnasium poeticum besuchte. Hier entdeckte Beer sein Talent als Erzähler. Sein Theologiestudium in Leipzig war von kurzer Dauer, seine Liebe gehörte der Musik. So traf es sich gut, dass Herzog August von Halle-Weißenfels-Querfurt Musiker für seine Hofkapelle suchte. Seine Arbeit als Musiker ließ ihm aber auch für seine schriftstellerischen Interessen Zeit. Johann Beer war wohl als Gesellschafter, gewandter Erzähler, Schauspieler, Konzertmeister, Gelegenheitsdichter, Ratgeber, Reisebegleiter und Bibliothekar ein gefragter Mann am Hofe des Herzogs, um die Langeweile der von jeder Arbeit freigestellten Adelsschicht zu vertreiben. Am 28. Juli 1700 wurde Beer beim Vogelschießen durch einen unvorsichtig ausgelösten Schuss eines Hauptmanns schwer verletzt und starb einige Tage später.

  • Am 28. Februar (März?) 1655 wurde er in St. Georgen im Attergau als Sohn der Gastwirtsleute Wolfgang und Susanne Beer geboren. (Anmerkung zum Geburtsmonat: Beer selbst spricht vom 28. März 1655 als Geburtstag, im Taufbuch ist eindeutig der 28. Februar 1655 angeführt)
  • 1659 befand er sich bei seiner Großmutter Maria Achleitner in Schörfling am Attersee
  • 1660 - 1661 besuchte er die Schule in St. Georgen im Attergau
  • 1662 - 1665 erhielt er im Stift Lambach Unterricht, vor allem in Musik
  • 1665 - 1669 erhielt er im Stift Reichersberg am Inn Unterricht
  • 1669 - 1670 besuchte er die Lateinschule in Passau
  • 1670 musste die protestantische Familie nach Regensburg übersiedeln
  • 1670 - 1676 besuchte er das Gymnasium poeticum in Regensburg, anschließend einige Monate die Universität Leipzig
  • Am 8. Oktober 1676 trat er als Sänger in die Kapelle des Herzogs August in Halle ein
  • Am 17. Juni 1679 heiratete er Rosina Elisabeth Bremmer in Halle
  • Am 6. Dezember 1680 übersiedelte er nach Weißenfels
  • Am Ostersonntag 1685 wurde er in der herzoglichen Hofkapelle zu Weißenfels Konzertmeister
  • 1697 erhielt er zusätzlich den Posten des herzoglichen Bibliothekars
  • Am 28. Juli 1700 wurde er auf einem Vogelschießen zu Weißenfels lebensgefährlich verwundet
  • Am 6. August 1700 starb er in Weißenfels

Beer als Musiker

Da der Musiker Johann Beer im Gegensatz zum Schriftsteller Johann Beer immer unter seinem wirklichen Namen agierte, war er nie in Vergessenheit geraten. Obwohl Johann Beer fast ausschließlich für den Hof in Halle und Weißenfels komponierte, fanden seine Kompositionen schon zu seinen Lebzeiten große Verbreitung.

Johann Beer werden rund 50 Kompositionen zugeordnet. Lateinische und deutsche Kirchenmusik, weltliche Vokal- und Instrumentalmusik, wobei die Kirchenmusik überwiegt. Zwei Drittel der rund 50 ihm zugeschriebenen Kompositionen müssen als verloren gelten.

Beer als Schriftsteller

Als Schriftsteller war Johann Beer lange Zeit weniger bekannt, da er seine Romane und Schriften vor allem unter einem Pseudonym herausgegeben hat. So nannte er sich Jan Rebhu, Wolfgang von Willenhag (Wildenhag) und verwendete weitere Namen. Erst Richard Alewyn gelang es, hinter all diesen Namen Johann Beer zu entdecken.

Johann Beer schrieb mindestens 21 Romane, die meisten davon innerhalb von acht Jahren (1677 - 1685). Die Einteilung kann im Wesentlichen in Ritterromane, satirische und politische Romane erfolgen.

Johann Beer wird nach dem Dichter Grimmelshausen[1] als wohl bedeutendster Erzähler des 17. Jahrhunderts eingestuft.

Beer und der Attergau

Obwohl Johann Beer schon in jungen Jahre den Attergau verlassen musste, erwähnt er seine Heimat sowohl in seinem Tagebuch wie auch in seinen schriftstellerischen Werken in vielfältiger Weise. Die Lebenszeit von Johann Beer fällt in die Nachwirkungen des Dreißigjährigen Krieges, der Bauernkriege und der Gegenreformation. Der Kryptoprotestantismus (geheime Ausübung des Protestantismus) ist allgegenwärtig im Attergau und wird auch von der Familie Beer bis zu ihrer Auswanderung ausgeübt.

Beer-Gedenken im Attergau

Im Jahr 1964 wurde aus Anlass "500 Jahre Markterhebung St. Georgen" eine Gedenktafel an Johann Beer an dessen Geburtshaus in St. Georgen angebracht.

Sowohl der 300. Todestag im Jahr 2000 wie auch der 350. Geburtstag im Jahr 2005 wurden im Attergau gefeiert. Zum 300. Todestag wurde im Haus der Kultur die Dauerausstellung "Johann Beer" eingerichtet.

Im Jahr 2000 wurde auch die Messe "Ursus murmurat" in der Pfarrkirche St. Georgen im Rahmen des Attergauer Kultursommers aufgeführt. Unter der Leitung des Dirigenten Nikolaus Harnoncourt musizierten der Concentus Musicus und der Arnold-Schönberg-Chor.

Musikalische Werke (Auswahl)

  • Missa Sancti Marcellini, auch Ursus murmurat genannt
  • Klag der Soldaten

Literarische Werke (Auswahl)

  • Der Simplicianische Welt-Kucker, 4 Bde. Halle/Saale 1677–79
  • Der Abenteuerliche Ritter Hopffen-Sack, Halle 1678
  • Der Artliche Pokazi, 1679-80
  • Die vollkommene Comische Geschicht des Corylo, 1679-80
  • Franzcisci Sambelle auspolirte Weiber-Hechel, 1680
  • Der Verliebte Europäer, 1681
  • Der Politische Feuermäuer-Kehrer, Leipzig 1682
  • Die Teutschen Winternächte, Nürnberg 1682
  • Die Kurtzweiligen Sommer-Täge, 1683
  • Der Deutsche Kleider-Affe, 1685

Quellen

  • Helmut Pachler: Johann Beer - Versuch einer Annäherung, Eigenverlag, 1999
  • Helmut Pachler: Johann Beer - Ein Barockmusiker aus dem Attergau, Heimatverein Attergau, 2005

Die hier angeführten Bücher können beim Heimatverein Attergau erworben werden.

Weblinks