Mahlers 3. Sinfonie

Aus Atterwiki
Das Komponierhäuschen von Gustav Mahler in Seefeld (Gemeinde Steinbach a. A.)
Das Gebäude steht nicht mehr an seinem Orginalplatz. Heute beherbergt es ein kleines Museum.

Die 3. Sinfonie in d-moll von Gustav Mahler ist getragen von seinen Eindrücken und Inspirationen am Attersee.
Gustav Mahler hatte sie von 1893 bis 1896 in Steinbach am Attersee komponiert. Die Uraufführung der vollständigen Sinfonie fand 1902 in Krefeld statt. Vorher waren bereits einzelne Sätze der Sinfonie uraufgeführt worden.

Das Werk

Die dritte Sinfonie hat eine Länge von rund 1 ½ Stunden und besteht aus zwei „Abteilungen“. Gelegentlich trägt das Werk den Titel „Ein Sommermorgentraum“.

  • I. Abteilung:
    • 1 Kräftig. Entschieden.
  • II. Abteilung
    • 2 Tempo di Menuetto. Sehr mäßig. Ja nicht eilen!
    • 3. Comodo. Scherzando. Ohne Hast.
    • 4. Sehr langsam. Misterioso. Durchaus ppp. (Alt-Solo) „O Mensch gib Acht“ (Friedrich Nietzsche)
    • 5. Lustig im Tempo und keck im Ausdruck. (Alt-Solo, Damen- und Knabenchor) „Es sungen drei Engel“ (Des Knaben Wunderhorn)
    • 6. Langsam. Ruhevoll. Empfunden

Die einzelnen Sätze haben ein Programm in den Titeln:

  • 1. „Pan erwacht. Der Sommer marschiert ein“
  • 2. „Was mir die Blumen auf der Wiese erzählen“
  • 3. „Was mir die Tiere im Walde erzählen“
  • 4. „Was mir der Mensch erzählt“
  • 5. „Was mir die Engel erzählen“
  • 6. „Was mir die Liebe erzählt“

Diese Überschriften wurden noch vor der Veröffentlichung 1898 aber wieder fallen gelassen.

Interpretationen

Es gibt sehr unterschiedliche Interpretationen des Werkes. Eine umfassende Darstellung würde den Rahmen dieser Seite sprengen.

In einem Brief an seine damalige Freundin Anna von Mildenburg bezeichnete Mahler diese Sinfonie als „ein so großes Werk, in welchem sich in der Tat die ganze Welt spiegelt - man ist sozusagen selbst nur ein Instrument, auf dem das Universum spielt". Natalie Bauer-Lechner, die mit Mahler die Sommer in Steinbach am Attersee verbrachte, hat die Entstehung der 3. Sinfonie aus größter Nähe miterlebt und viele Gespräche mit Mahler wörtlich aufgezeichnet.

So zeigt die Sinfonie einen großen Bogen, der vom Felsgebirge über die Blumen und Tiere schließlich zum Geist des Menschen führt. Zweifellos hat sich Mahler von der Landschaft des Attersees und seiner Berge beeinflussen lassen.

Am 27 Juni 1896 sagte Mahler zu Natalie Bauer-Lechner: „Das ich mir auch noch das Höllengebirge in die Tasche stecken werde, wer hätte das gedacht? Nun habe ich mir wirklich ganz Steinbach zugeeignet.“
Die musikalische Verwendung des Höllengebirges zeigt sich vor allem im ersten Satz.

Die Bergwanderung führt durch eine unbelebte und unwirtliche Gegend auf eine blühende Wiese. Der Blick in die Ferne und auf das ungefesselte Toben der Naturelemente schlägt um, und was vorher kalt und starr war, beginnt zu blühen und findet zu einem Rhythmus, der an ländliche Bauernmusik denken lässt.

Nach dem Erwachen der Natur und den Blumen folgen die niederen Lebewesen: „Was mir die Tiere im Walde erzählen" lautet der dritten Satz. In das heitere und bunte Treiben der Tiere des Waldes erklingt aus der Ferne einsam ein Posthorn und bringt Unruhe in das Geschehen. Mit dem Mitternachtslied: „O Mensch gib Acht!". für Kontra-Alt im vierten Satz erwacht der Mensch aus seinen Träumen und stellt fest, dass er das einzige Wesen ist, das sich nach Ewigkeit sehnt.

Im fünften Satz tritt ein Engelchor (Knabenchor) auf. Wir bekommen einen einleitenden flüchtigen Vorgeschmack des Himmels. Der letzte Satz beendet die alle Stufen der Entwicklung umfassende musikalische Dichtung. Was bei der leblosen Natur begann, steigert sich nun bis zur Liebe Gottes!

Ein gewaltiges Finale mit einer Dauer von rund 20 Minuten, wie es kein vergleichbares gibt, hebt uns in den Zustand der geistigen und seelischen Erfüllung und des vollkommenen Glücks.

Historisch hat Bruno Walter die Entstehung des Werks sehr gut verfolgt und seinen Freund Mahler am Attersee besucht. Ihm stand diese Sinfonie offenbar besonders nahe. Am 26.Oktober 1909 schrieb er an seine Eltern:

„Nur kurz für heut die Nachricht, daß ich gestern abend mit der Aufführung von Mahler's IIIter Symphonie den größten Erfolg meines Lebens gehabt habe. Es war eine Ergriffenheit, ein Jubel und Enthusiasmus von wahrhaft ekstatischem Charakter. Ich habe solche Ovationen noch nie erlebt und habe doch schon manches dergleichen mitgemacht. Zeitungsnachrichten folgen; heut regneten auf mich schriftliche, mündliche, telefonische Gratulationen von allen Seiten; es ist ein Begeisterungstaumel."

Quellen und Weblinks