Most

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Das Mostmachen am Bauernhof

Bild vom Mostmachen im Aignerhaus in St. Georgen

Der Most war für die Erwachsenen auf jedem Bauernhof das allgegenwärtige Mittel gegen den Durst. Ein guter Most war der Stolz des Bauern. Für die Kinder wurde auch Süßmost erhitzt und in Flaschen haltbar gemacht. Bier gab es nur im Gasthaus und war vor allem den Sonn- und Feiertagen vorbehalten. Die Redewendung, ich zeig dir, wo der Barthel den Most holt, unterstreicht den Stellenwert im Alltag.

Im Tagebuch des Michl Wiesinger 1830 - 1895 ist im Jahr 1848 vermerkt: Das Jahr 848 ist ein sehr gedeiliches Jahr Feldfrüchten und Obst besonders, wo wier bei 70 Eimer Mostmachen, wo zur selbigen zeit nie mehr als 10 Eimer gedengt. 70 Eimer waren etwa 4000 Liter Most, 10 Eimer immerhin noch fast 600 Liter. Das erlaubt einen Rückschluss auf den üblichen Jahresverbrauch. (Österreichisches Eimer-Volumenmaß (vor 1871): 1 Eimer = 40 Mass = 160 Seidel = 56,589 Liter).

Schon den Spätsommer über gingen die Fassbinder von Haus zu Haus und richteten die leeren Mostfässer wieder für die nächste Verwendung her. Zur Reinigung wurden die Fässer geschwefelt oder ausgebrannt. Dazu wurde auch der Fassboden geöffnet. Schadhafte Stellen wurden ausgebessert und mit Lärchen- oder Kiefernpech neu abgedichtet. Das Spundloch, in das beim Anzapfen die Mostpippe eingeschlagen wurde, musst von innen heraus mit einem Stoppel wieder verschlossen werden. Von Weitem konnte man das Hämmern hören, wie die eisernen Fassreifen aufgezogen wurden. Zwei Fassbinder gingen dabei im Gleichschritt und im gleichmäßigen Abstand rundum das Fass und schlugen im selben Takt mit einem Hammer auf den sogenannten Setzhammer, der auf den Fassreifen aufgesetzt und immer ein Stück weitergeschoben wurde. Holzfässer haben eine lange Tradition und werden schon den Kelten zugeschrieben.

Um die beachtlichen Mengen an Obst zu bekommen hat jeder Bauernhof Obstgärten, Streuobstwiesen und entlang von Wegen ganze Alleen mit eigenen Mostbirnensorten angelegt. Darüber hinaus gab es auch einige Speiseobstsorten und nicht zu wenige Zwetschkenbäume zum Schnapsbrennen. Die besseren Birnen und Zwetschen wurden zu Kletzen und Diarde Zwetschken gedörrt. Daraus wurde für den Nikolaustag auch manchmal ein sogenannter Zwetschkenkrampus gebastelt. Das kleine gemauerte Dörrhäusl stand wegen der Brandgefahr wohlweislich mit etwas Abstand zum Bauernhaus.

Sobald im Herbst die Äpfel und Birnen reif wurden stand das Mostmachen im Mittelpunkt des Geschehens am Hof. Schließlich musste der Vorrat das ganz Jahr über für alle durstigen Kehlen im Haus und auch für die Gäste und Besucher reichen. Alle Dienstboten waren beteiligt. Mit langen Hakenstangen wurde das Obst von den Bäumen geschüttelt und zusammen geklaubt, zumeist Äpfel und Birnen durcheinander. Faules Obst blieb liegen. Das gute Obst wurde auf dem Hof sauber gewaschen und in der Obstmühle zerkleinert oder früher in einem Nursch zerstampft.

Die Geräte, das Pressen, die Abfüllung in Fässer und die Kellerlagerung gleicht bei der Mostherstellung dem Keltern des Weines. In einer in der Attergauregion gebräuchlichen, meist zwei- bis vierspindeligen Schraubenpresse wurden die runden oder eckigen Presskörbe mit Maische befüllt und mit einem starken Holzdeckel abgedeckt. Mehrere kräftige Leute drehten die Schraubspindeln mit Verlängerungsstangen nach unten und pressten so fest es ging den Saft aus der Maische. Der Rest wurde verfüttert oder landete auf dem Misthaufen. In den Meisten Höfen rann der süße Obstsaft direkt vom sogenannten Presshaus über Holzröhren in die Fässer im darunter liegenden Mostkeller. Zum Teil wurde auch Süßmost erhitzt und zum alkoholfreien Genuss in Flaschen gefüllt.

In den verschlossenen Fässern im Keller gärte und reifte der Most heran. Zur Abstimmung von Alkoholgehalt und Geschmack wurde Wasser zugesetzt. Der Geschmack des Mostes wird von der Qualität und Zusammensetzung des Obstes, der Sauberkeit bei der Arbeit und dem Gespür des Herstellers bestimmt. Wenn die richtige Gärung gelang, wurde aus übrig gebliebenem Most später auch ein guter Mostessig für die Küche.

Quellen

  • Manfred Hemetsberger, Nußdorf