Rupert Kellner

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Rupert Kellner aus Schörfling am Attersee ist Direktor i. R. der Polytechnischen Schule Seewalchen und Oberst a. D.

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Familie

Rupert Kellner wurde 1943 in Vöcklabruck geboren. Er hat zwei Brüder, einer wohnt in Frankreich, der andere in Berlin – kein Wunder, dass auch er in die Welt hinaus wollte. Zuerst wurde er aber Lehrer. Nach der Pflichtschule besuchte er die Lehrerbildungsanstalt in Linz und ging dann über Vermittlung seiner Mutter für einige Zeit nach England, wo er einen Job in der Industrie annahm.

Der Lehrer

Im Jahr 1964 begann er seine Lehrertätigkeit in Frankenmarkt, danach folgten einige weitere Dienstorte im Bezirk, bis er dann in Schörfling landete. Nebenbei machte er seine Ausbildung zum Hauptschul– und Poly-Lehrer. Parallel unterrichtete er Englisch an der HTL in Vöcklabruck. Gerade der neue Schultyp Polytechnischer Lehrgang interessierte ihn stark. Im Herbst 1973 wurde er Direktor der Polytechnischen Schule in Seewalchen und leitete diese mit mehreren größeren Unterbrechungen bis Sommer 1998. Nicht nur dass er der erste Direktor einer selbständigen Poly-Schule war – die Schule hatte am Anfang bis zu sechs Klassen -, sein Pioniergeist kam in der Durchführung mehrerer Schulversuche (Leistungsgruppen bereits in den 1970er Jahren, differenzierter Unterricht, Tagesheimschule etc.) zum Ausdruck. Vor allem sein Bemühen um intensive Kontakte zur Wirtschaft zeichnete seine erste Karriere aus.

Der Soldat

Artikel in den Oberösterr. Nachrichten am 7. Mai 1987

Sein eigentliches Interesse für den Nahen Osten begann 1979, wo er sich im Rahmen eines Familienurlaubes über die dortigen Verhältnisse informierte. Bald entschied er sich zur Teilnahme an einem Auslandseinsatz des österreichischen Bundesheeres auf Zypern. Seine ausgezeichneten Englischkenntnisse unterstützten sein Vorhaben und nach einer mehrwöchigen Vorbereitungszeit trat dann der Hauptmann Rupert Kellner im Herbst 1981 seinen ersten UNO-Posten an. In Zypern (Farmagusta) war er dann als Dolmetsch- und Wirtschaftsoffizier eingesetzt.
Zurück nach Österreich kam er wieder an die Schule, aber er bereitete sich für weitere Aufgaben vor. Im Jahr 1986 ging er dann als Informationsoffizier auf den Golan, 1987/88 kam er wieder nach Zypern (Lanarca), wo er im Stab für die Neuordnung der Einsätze zuständig war und 1988 wurde er dann Militärbeobachter im Libanon.
Der Abschluss seiner Auslandseinsätze war dann im regionalen UNO-Hauptquartier in Jerusalem. Als Informationsoffizier war er für eine Reihe von Aufgaben eingesetzt. Neben der Leitung des Informationsbüros, wo er politische und militärische Lagebilder in Israel und den Nachbarstaaten zu verfassen hatte, war er für die Betreuung der VIPs zuständig. Dabei hatte er Diplomaten, Minister, Militärs und Medienvertreter aus vielen Ländern bei ihren Aufenthalten zu begleiten und die jeweiligen Programme durchzuführen. Dabei war es notwendig, mit den Sicherheitsleuten und lokalen Institutionen zusammen zu arbeiten. „Es war einfach unglaublich“, schwärmt er noch heute, „mit wie viel interessanten Leuten man da zusammen kam, und welche Aufgaben zu lösen waren.“
Nach Erreichen der Altersgrenze beendete Major Rupert Kellner am 16. Februar 1992 seine Auslandstätigkeit. Neben der Wiederaufnahme seiner Arbeit an der Schule blieb er dem Bundesheer verbunden. Dort gab er sein Wissen und seine Erfahrungen in vielen Kursen und Schulungen weiter und war dank dieser Erfahrungen bei internationalen Großübungen im Stab dabei. Seine Erfahrung wird auch von Wirtschaftsbetrieben gerne angenommen und in Referaten und Seminaren geschätzt.

Rückblick

R. Kellner und eine Wirtschaftsdelegation mit Journalisten in Damaskus.

Ein derart unstetes Wanderleben, noch dazu in einer der konfliktträchtigsten Gegenden der Welt, wäre ohne die Unterstützung seiner Familie nicht möglich gewesen.

Seine Familie besuchte Rupert Kellner häufig und wohnte auch längere Zeit in Jerusalem. Gattin Erika war für viele kleinere und größere Sorgen und Nöte der Soldaten eine gern angerufene Stütze. Daneben half sie bei humanitären Aktionen, veranstaltete gesellschaftliche Ereignisse und betätigte sich als Fremdenführerin für österreichische Gäste. Tochter Isabella schrieb dort ihre Dissertation über die Rolle der Frau in der Intifada.
Dabei hätte alles auch ganz anders kommen können. In den frühen 1970er Jahren war Rupert Kellner für kurze Zeit Vizebürgermeister von Schörfling und in dieser Zeit auch der jüngste – wie könnte es bei Kellner anders sein – Nationalratskandidat Österreichs. Aber es hat ihn in den Nahen Osten verschlagen, wo er mit Leuten aus der ganzen Welt zusammenkam.

Erinnerungen

„Ein UN-Einsatz ist kein Erholungsurlaub oder eine Studienreise“, meint er und erzählt über die eine oder andere Begebenheit. „Wenn man Selbstmordattentate nicht nur vom Fernsehen kennt, wenn man aus Sicherheitsgründen häufig die Fahrtrouten ändern muss oder eine dringende Einweisung in ein Krankenhaus nur mit einem Militärfahrzeug durchführen kann, weil es für Privatautos viel zu gefährlich ist, dann geht einem schon das eine oder andere durch den Kopf.“
Im Golfkrieg 1990/91 war Kellner in Jerusalem – mitten im Krisenherd. Es war der schwierigste Job seiner Laufbahn. Das UNO-Zivilpersonal wurde evakuiert und die meisten Einheimischen konnten nicht mehr zu ihrem Arbeitsplatz. Da haben er und seine Familie von der Dramatik des Geschehens mehr mitbekommen, als ihnen lieb war.
Es gibt aber auch schöne und heitere Episoden. Besonders gern erinnert er sich an eine Geschichte in Zypern. Da hatten die Österreicher die internationalen Skimeisterschaften von Zypern durchzuführen. Die Vorbereitungen liefen, aber leider war das bestellte Gulasch aus klimatischen Gründen auf dem Weg ungenießbar geworden. Da nahm der Wirtschaftsoffizier Kellner die Sache in die Hand. Er ging zur englischen Truppe, klagte dort sein Leid und sie überließen ihm alle verfügbaren Hotdog-Dosen. Den Koch schickte er zum Markt, um weitere Zutaten zu organisieren und dieser brachte Verschiedenes mit, vor allem reichlich Paprika. Die Skimeisterschaften nahmen ihren Lauf und zur abschließenden Feier kamen auch internationale Gäste. Da gab es die Siegerehrung, Musik und schließlich das Essen. Danach meinte ein brasilianischer Diplomat zu Kellner, er kenne und liebe Österreich, die Kultur, die Musik und das Essen – aber so ein Gericht sei ihm unbekannt. Kellner war nicht verlegen und erklärte: „Zur Feier des Tages gab es heute etwas Besonderes. Das ist ist ein sogenanntes „pannonisches Gulasch“ aus dem östlichsten unserer Bundesländer, mit einer deutlicheren Betonung des Paprika-Aromas.“ Der Brasilianer hat´s geglaubt!

Und es gab noch etwas Erfreuliches. Die Mission der Österreicher – zu seiner Zeit waren zehn Offiziere und medizinisches Personal im Nahen Osten – wurde allgemein sehr positiv bewertet. „Nach einem Jahrhundert, wo es viele Facetten der Beziehungen zwischen Österreich und dem Nahen Osten gab, kann dieser Beitrag nicht hoch genug geschätzt werden“, meint Kellner.

Quelle

  • Rupert Kellner (Interview mit Johann Rauchenzauner im November 2013.)