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Version vom 31. Juli 2011, 17:10 Uhr
Richard Jakitsch (* 2. März 1872 in Graz, † 30. Dezember 1931 in St. Georgen im Attergau) war ein steirischer Bildhauer, der nach dem Ersten Weltkrieg in St. Georgen im Attergau lebte.
Leben und Werk
Richard Jakitsch wurde am 2. März 1872 als Sohn eines Apothekers in Graz geboren. Professoren an der Kunstgewerbeschule in Graz erkannten seine besondere Begabung. Jakitsch besuchte die Akademie der bildenden Künste in Wien und ist in die Spezialschule für höhere Bildhauerei eingetreten. Mit 24 Jahren gewann Jakitsch mit seinen Werken schon erste Preise. Mit dem Monumentalwerk "Strandgut", das der Industrielle Krupp sofort ankauft, gewinnt der Künstler den Rom-Preis. Dieser Preis ermöglichkt Jakitsch seine Studien in Rom zu vollenden.
Von Rom zurück, arbeitet Jakitsch hauptsächlich in Wien. Sein Grabmal für den Afrikaforscher Emil Holub war damals eine der künstlerisch wertvollsten Schöpfungen am Wiener Zentralfriedhof. Für die Sparkasse in Graz schuf er die Büste des Erzherzogs Johann. Schon 1905 arbeitete er an Marmorreliefs für das Mausoleum der Gräflichen Kottulinskyschen Familie in Neudau, Steiermark. Dem Schmuck dieses sakralen Raumes diente auch Jakitsch' Relief ,Das letzte Abendmahl', das in der Ausstellung der Wiener Künstlergenossenschaft auch die Aufmerksamkeit des Kaisers fesselte und das als sein reifstes und bedeutendstes Werk bezeichnet wird.
Dass seine besondere Begabung offenbar in der Darstellung und Herausarbeitung ausdrucksvoller Köpfe und Gebärden liegt, davon kann man sich auch in St. Georgen überzeugen, wenn man Gelegenheit hat, in der Schlosskapelle von Kogl die sechs noch von Jakitsch geformten Bronzereliefs der Kreuzwegstationen und sein Christi-Himmelfahrts-Relief über dem Altar eingehend zu betrachten.
Attergau-Bezug
Warum sich der Künstler nach dem ersten Weltkrieg, den er bei der Artillerie mitmachte, nach St. Georgen zurückzog, wo sich Gräfin Kottulinsky seiner in besonderer Weise annahm, warum seine Schaffenskraft seitdem irgendwie gehemmt war, Ernst wie Unrast nie von ihm wichen? Vielleicht trug er schon lange den Keim seiner tödlichen tuberkulösen Krankheit in sich.
Die Bewohner St. Georgens der 1920er Jahre kannten den schweigsamen, ernsten Mann mit dem Samtrock, dem die Herrin auf Schloss Kogl, Gräfin Dora Kottulinsky, im Ortlergarten nahe der Pfarrkirche ein Künstlerheim geschaffen hatte.
In St. Georgen schuf Jakitsch im Schloss Kogl neben den oben erwähnten Kreuzwegstationen in der Schlosskapelle auch die entzückende Brunnenfigur "Fischender Knabe" im Schlosshof.
St. Georgen soll dieses großen, einsamen Künstlers gedenken, sooft jemand am Kriegerdenkmal vorüberkommt, dessen Christuskörper in seltener Schönheit und Erhabenheit auch von seiner Meisterhand geformt wurde.
Wenn jemand das kleine Wäldchen zwischen dem Schloss und Schönhag auf schmalem Pfade durchquert, grüßt ihn nochmals in stimmungsvoller Weise vom Marienbildstock der Genius des Bildhauers Richard Jakitsch.
Richard Jakitsch ist am 30. Dezember 1931 in St. Georgen im Attergau gestorben.
Quelle
Gemeinde St. Georgen: St. Georgen im Attergau, Gemeinde St. Georgen 1964, 2. Auflage 1982