Römer in Weyregg: Unterschied zwischen den Versionen
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Bereits 1767 und 1830 wurden im Garten des | Bereits 1767 und 1830 wurden im Garten des Pollhammergutes (Nr.6) Fragmente einer römischen Villenanlage entdeckt, bis heute sind insgesamt vier Gebäudeeinheiten bekannt. Die Gebäude entstanden wohl Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. und wurden durch den Einbau von Fußbodenheizungen und neuen Mosaikböden um 290 n. Chr. auf luxuriöse Weise umgebaut. Zwei sehr anschauliche Modelle der Villenanlage und einige Fundstücke (Mosaikreste) zeigt das [[Heimathaus Vöcklabruck|Heimathaus in Vöcklabruck]]. | ||
Wer diese Villenanlage errichtet und bewohnt hat, bleibt im Dunkel der Geschichte verborgen. Möglicherweise war es ein reicher Römer aus Iuvavum (Salzburg). | Wer diese Villenanlage errichtet und bewohnt hat, bleibt im Dunkel der Geschichte verborgen. Möglicherweise war es ein reicher Römer aus Iuvavum (Salzburg). | ||
Da unter den Fundgegenständen kaum Münzen oder Gebrauchsgegenstände waren | Da unter den Fundgegenständen kaum Münzen oder Gebrauchsgegenstände waren, kann man vermuten, dass die Römer in noch friedlicheren Zeiten, vor den Stürmen der Völkerwanderung, in ihre Heimat zurückgekehrt sind. | ||
==== Chronik der Funde ==== | ==== Chronik der Funde ==== |
Version vom 29. Februar 2012, 15:25 Uhr
Auf den Spuren der Römer, Vortrag am 10. März 2012 um 20 Uhr im Pfarrheim Weyregg *Einladungsschreiben im Detail
Die Römer erbauten in Weyregg am Attersee eine gut ausgestattete Villenanlage.
Weyregg war schon vor 5000 Jahren besiedelt. Eine Unzahl von Pfählen am Seeboden in der Bucht vom Landungssteg bis zum Steinwandeck im Süden von Weyregg bezeugt eine dichte Besiedelung in der Jungsteinzeit, es sind dies die Überreste des größten bekannten Pfahlbaudorfes in Österreich. Grabungen vor dem Dampfersteg haben ergeben, dass neben der ab 3800 v. Chr. einsetzenden Mondsee-Pfahlbaukultur auch eine etwa 500 Jahre später aufblühende Attersee-Kultur existierte.
Weyregg in der Römerzeit
Weyregg gehörte - wie der gesamte Attergau - zur Zeit der Römer zum Territorium Iuvavum (Salzburg) in der Provinz Noricum.
Die sonnige Lage am Ostufer des Attersees hat offensichtlich schon vor 2000 Jahren reiche Römer dazu veranlasst, eine luxuriöse Villenanlage am See zu errichten, von der mehrere Gebäudeteile im 19. Jahrhundert entdeckt wurden.
Auch die Reste einer römischen Unterwasseranlage im Bereich des heutigen Landungssteges sind heute noch erkennbar. Ein Mosaikboden mit dem herzförmigen Efeu-Symbol, das als Vorlage für das moderne Gemeindewappen dient, ist in der Volkschule Weyregg am Attersee zu besichtigen.
Bauten der Römer
Auf dem Gemeindegebiet von Weyregg am Attersee sind zwei außerordentliche Befunde zu lokalisieren. Eine Villenanlage, die aus mehreren Gebäuden bestand, und die 300 m entfernt liegende römische Anlage im See. Beide Anlagen stehen unter Denkmalschutz.
Römische Villenanlage
Bereits 1767 und 1830 wurden im Garten des Pollhammergutes (Nr.6) Fragmente einer römischen Villenanlage entdeckt, bis heute sind insgesamt vier Gebäudeeinheiten bekannt. Die Gebäude entstanden wohl Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. und wurden durch den Einbau von Fußbodenheizungen und neuen Mosaikböden um 290 n. Chr. auf luxuriöse Weise umgebaut. Zwei sehr anschauliche Modelle der Villenanlage und einige Fundstücke (Mosaikreste) zeigt das Heimathaus in Vöcklabruck.
Wer diese Villenanlage errichtet und bewohnt hat, bleibt im Dunkel der Geschichte verborgen. Möglicherweise war es ein reicher Römer aus Iuvavum (Salzburg).
Da unter den Fundgegenständen kaum Münzen oder Gebrauchsgegenstände waren, kann man vermuten, dass die Römer in noch friedlicheren Zeiten, vor den Stürmen der Völkerwanderung, in ihre Heimat zurückgekehrt sind.
Chronik der Funde
- 1767 stießen Arbeiter bei Wegarbeiten auf Mauerreste. Graf Khevenhüller ließ darauf hin Grabungen durchführen, die den ersten Mosaikfußboden über einer Hypokaustenanlage zutage förderten. Dies war die erste Grabung im heutigen Österreich durchgeführt wurde.
- 1830 wurden auf dem Pollhammergut zwei Fundstellen (im Plan Gebäude A) von Carl von Pausinger und von Peyer ausgegraben. Beim Vergrößern der Hoarstube des Gutes wurden Mosaikbodenteile eines Raumes durch Peyer freigelegt, der in der Ausgrabung Schmid 1924 erneut ausgegraben wurde. Hier fand man ein Skelett auf dem Boden liegend. Auf dem Gangsteig beim Keller des Gutes fand Carl von Pausinger in einer Ausgrabung Mosaikteile. An den Tubuli der Wandheizung war noch der Putz mit Wandmalerei in den Farben rot und blau zu sehen.
- 1842-1843 Bei Straßenarbeiten an der Straße nach Weißenbach wurden ebenfalls Mosaikteile ergraben. Die Fundstelle (Gebäude B) befand sich neben der Wandelhalle. 1843 wurde das Mosaik (Oktogonmuster) von G. Weißhäupl gezeichnet und der Befund geborgen. 1843 wurde von G. Weißhäupl ein weiteres Bodenmosaik in Schachbrettmuster mit Efeubordüre entfernt.
- 1830 bis 1880 Bei Bauarbeiten stieß man wiederholt auf Mauerreste, die auch teilweise für Neubauten verwendet wurden.
- 1883 Vor dem Wohnhaus des Pollhammergutes (Gebäude C) wurde das sogenannte "Pfauenmosaik" entdeckt. Es reichte unter das Haus weiter, wurde mit einer Holzhütte vor der Witterung geschützt und gegen Eintrittsgeld den Sommerurlaubern gezeigt. Das bekannteste Weyregger Mosaik zeigt einen großen Vogel.
- 1924 Gräfin Dora Kottulinsky, Freiin Mayr-Melnhof von Schloss Kogl bei St. Georgen im Attergau, veranlasste auf den Gründen des Pollhammergutes, Weyregg Haus Nr. 6, mit Zustimmung des Grundeigentümers eine Ausgrabung, die von W. Schmid durchgeführt wurde. Diese Grabung war die bisher umfangreichste Untersuchung. Neun Räume konnten festgestellt werden. Der Befund wurde als zusammengehöriger Komplex erkannt, der sich nun über 70m Länge erstreckt. Die Mauern waren in Sandstein und Kalkmergel ausgeführt, in den Fundamenten aus Bruchsteinen, im aufgehenden Mauerwerk aus behauenen Quadern gesetzt. Unter den Mosaikestrichen lagen Lehmestriche und Verfüllungen von Putzbrocken mit einfach ausgeführter Wandmalerei. Eine Münze Mark Aurels und Gefäßreste konnten im Schutt festgestellt werden. Teile der Heizung, wie Hypokausten, Präfurnium und Tubuli konnten ergraben werden. In Gebäude C, nördlich davon, wurde das "Pfauenmosaik" entdeckt. Es dehnt sich unter dem Wohngebäude und Schuppen Pollhammers und im benachbarten Garten des Seewirtshauses aus.
- 1935 Beim Ausheben eines Schachtes für einen Leitungsmasten wurden gegenüber dem Pollhammerkeller, neben dem Wirtsgassel, Mosaiksteine gefunden, die zum gehobenen Mosaik des Objektes C gehören.
- 1937 Beim Ausheben eines Kellers westlich des Pollhammerhauses (Gebäude C) wurden die Fundamente eines quadratischen Wohnbaues von 5 m Seitenlänge entdeckt; Heizziegel, bemalter Wandbewurf und Mosaikteile wurden geborgen.
- 1948 Auf einem Grundstück, Eigentümer Gebetsroither, wurden beim Ausheben eines Kanals an zwei Stellen römische Mauern festgestellt, die entweder in Verbindung mit Gebäude C stehen oder zu einem weiteren Gebäude gehören könnten. Römische Heiz- und Mauerziegel und Estriche kamen zutage. Ebenso wurde mittelalterliche und neuzeitliche Keramik gefunden. Eine pflasterartige Steinlage wurde entdeckt.
- 1951 wurden beim Grundaushub für einen Neubau "die Steinbauten einer 15m weit vorspringenden Terrasse und ein 2x3m großes Bodenmosaik aus weißen und schwarzen Steinchen" durch den Grundbesitzer Anton Stallinger-Pollhammer entdeckt. Eine Doppelmauer, deren äußere 100cm, die innere 57cm stark ist, wurde angeschnitten. Nur 35cm unterhalb des Rasens wurde ein Mosaikfußboden innerhalb der inneren Mauer angetroffen.
- 1964 Bei Wasserrohrverlegungen entlang des Kirchensteiges wurden eine Fundamentmauer und ein Mosaik angeschnitten. Bei der Errichtung eines Einfamilienhauses, das bei der Begutachtung noch im Rohbau stand und sich südwestlich des Pollhammergutes und östlich des Kirchensteiges befindet, wurden keine Fundamente beobachtet.
- 1971 Bei der Verbreitung des sogenannten Kirchensteiges wurde 1971 durch das OÖLM (L. Eckhart) die SO-Ecke eines Mosaikbodens in der Größe eines Quadrats von 3,45m Seitenlänge freigelegt. Der Boden setzte sich unter dem Garten Gebetsroither (Parzelle 589/4, Weyregg Nr. 106) fort, wo 1964 bereits Befunde von Mauern zutage kamen.
- 1973 Das Mosaik, das 1971 entdeckt worden war und sich in gutem Zustand befand, wurde vom Bundesdenkmalamt gehoben und in der Volksschule Weyregg installiert.
- 1975 Angeblich wurden in den 1970-er Jahren bei Bauten römische Fundamente freigelegt und zerstört.
Aufgrund dieser Funde stellte 2004 der Archäologe Dr. Stefan Traxler die These auf, dass es sich bei der Anlage in Weyregg nicht um einzelne Villen handelt, sondern um ein zusammenhängendes Landgut, das aus Hauptgebäude und Nebengebäuden besteht. Laut Traxler wurden bisher nur Teile eines Nordflügels des Hauptgebäudes ergraben, den Südflügel kann man symmetrisch ergänzen. Dies würde eine Portikusvilla mit Eckrisaliten ergeben.
Das Resümee von Dr. Traxler ergibt, dass bisher nur ein Teil eines herausragenden Gutshofes ausgegraben wurde. Besonders auffallend ist die Ausstattung mit zumindest 13 gefundenen Mosaiken, wobei noch weitere zu erwarten wären. Als Besitzer der Anlage kommt nur ein reicher Bürger, wahrscheinlich aus Iuvavum (Salzburg) oder Ovilavis (Wels) infrage. Traxler empfiehlt weitere Untersuchungen an dieser so herausragenden und reich ausgestatteten - in Oberösterreich einzigartigen - römischen Anlage. Die Erforschung der Weyregger Villenanlage kann keinesfalls als abgeschlossen betrachtet werden.
Lageplan
Römische Hafenanlage?
Die archäologischen Unterwasserfunde aus der Römerzeit gehören zu den interessantesten Relikten dieser Periode am Attersee. Die Reste einer römischen Anlage, die man heute noch mit freiem Auge erkennen kann, sind ein Unterwasserdenkmal, welches für den europäischen Raum nördlich der Alpen einzigartig ist. Noch nicht endgültig geklärt ist der Verwendungszweck dieser Anlage. Die Rede ist von einer römischen Hafenanlage bzw. Bootsanlegestelle, nach neuesten Untersuchungen im Jahr 2011 und daraus resultierenden Erkenntnissen wird die Anlage auch als Fischbehälter interpretiert.
Die Anlage hat die Form eines unregelmäßigen Trapezes und reicht ca. 40 bis 50 m in den See. Lärchenpfähle wurden im Abstand von ca. 1 m in den Boden gerammt und die Zwischenräume mit Bruch- und Rollsteinen zu einer Mole ausgebaut. Zur Seeseite hin schützen zusätzliche Wellenbrecher die Anlage. Die Öffnung der Anlage ist mit 1 m sehr schmal. Die Entstehungszeit der Anlage wurde nach einer C14-Analyse für das 3. Jahrhundert n. Chr. bestimmt. Mit Sicherheit kann davon ausgegangen werden, dass die Anlage mit der römischen Villenanlage, die sich etwa 300 m entfernt befand, in Verbindung stand.
Die angeführten Erkenntnisse wurden durch Untersuchungen des Bundesdenkmalamtes 1975 und 1976 gewonnen. Spätere Tauchgänge ergaben immer noch einen guten Erhaltungszustand des Denkmals. 2010 wurde dies zum Anlass genommen, eine genauere Untersuchung an den Verein TUWA - Tauchverein für Unterwasserarchäologie zu vergeben. Die Ergebnisse liegen jetzt vor und werden am 10. März 2012 erstmals der Bevölkerung von Weyregg präsentiert.
Lageplan
Wer genau hinsieht, kann auf der DORIS-Satelliten-Karte die Reste der Molen im See erkennen.
Quellen und Weblinks
- Traxler, Stefan: Römische Guts- und Bauernhöfe in Oberösterreich, Verlag Maria Leidorf, 2004
- OÖ. Archäologie - Weyregg in der Römerzeit
- Projekt Iuvavum - Römersteine im bayerisch-österreichischen Grenzraum
- TUWA -Tauchverein für Unterwasserarchäologie in Facebook
- TUWA-Tauchverein-für-Unterwasserarchäologie - Die Römer am Attersee
- Regatta Projekt: Römische Hafenanlage Weyregg
- TISCOVER - Römermosaike - Attersee
- Gemeinde Weyregg am Attersee - Tourismus in Weyregg hat eine lange Geschichte
- Römerstraßen in Gampern