Pflanzen der Steinzeit: Unterschied zwischen den Versionen

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''Inhaltsstoffe:'' Der Färber – Wau kann zum Färben von Stoffen (Gelbfärbung) verwendet werden, wobei die oberen blühenden Äste reich an den Farbstoffen Luteolin und Apigenin sind (2–4% Farbstoff in der Trockenmasse). Der Samen enthält bis zu 40% Öl, das zu Firnissen verarbeitet werden kann.
''Inhaltsstoffe:'' Der Färber – Wau kann zum Färben von Stoffen (Gelbfärbung) verwendet werden, wobei die oberen blühenden Äste reich an den Farbstoffen Luteolin und Apigenin sind (2–4% Farbstoff in der Trockenmasse). Der Samen enthält bis zu 40% Öl, das zu Firnissen verarbeitet werden kann.


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'''Färber - Krapp''' - Rubia tinctorum  
'''Färber - Krapp''' - Rubia tinctorum  
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''Inhaltsstoffe:'' Wichtigste Inhaltsstoffe sind Di- und Trihydroxyanthrachinon - Glykoside, insbesondere des 1,2 Dihydroxy-anthrachinons (Alizarin). Zum Färben werden die drei Jahre alten Rhizome im Frühjahr und Herbst ausgegraben, getrocknet und zerkleinert. Frisch ist das Rhizom innen gelb, beim Trocknen entwickelt sich der rote Farbstoff. Krapplacke sind Metall - Aluminium oder Zinn - Komplexe der enthaltenen Farbstoffe, bekannt als Alizarin Krapplack; heute noch in der Malerei verwendet.
''Inhaltsstoffe:'' Wichtigste Inhaltsstoffe sind Di- und Trihydroxyanthrachinon - Glykoside, insbesondere des 1,2 Dihydroxy-anthrachinons (Alizarin). Zum Färben werden die drei Jahre alten Rhizome im Frühjahr und Herbst ausgegraben, getrocknet und zerkleinert. Frisch ist das Rhizom innen gelb, beim Trocknen entwickelt sich der rote Farbstoff. Krapplacke sind Metall - Aluminium oder Zinn - Komplexe der enthaltenen Farbstoffe, bekannt als Alizarin Krapplack; heute noch in der Malerei verwendet.


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'''Färber - Waid''' - Isatis tinctoria  
'''Färber - Waid''' - Isatis tinctoria  

Version vom 1. Juli 2017, 06:29 Uhr

Pfahlbau-Pflanzengarten in Attersee

Unter der Leitung von Prof. Dr. Helga Oeser entstand in den Jahren 2015–2016 am Pfahlbaupavillon in Attersee am Attersee ein Schaugarten, der anschaulich demonstriert, mithilfe welcher Pflanzen sich die Menschen am Attersee um etwa 4000 v. Chr. ernährt, Krankheiten behandelt und Textilien gefärbt haben mögen.

Der Verein Pfahlbau am Attersee[1] gab 2016 eine Broschüre heraus, in der beispielhaft verschiedene Pflanzen dargestellt sind, welche schon die Pfahlbausiedler zu nutzen wussten. Im folgenden Beitrag werden diese Pflanzen analog zur Broschüre mit Herkunft, Eigenschaften, Besonderheiten, Inhaltsstoffen, Anwendungen und Wirkungsweisen nach aktuellem Wissensstand beschrieben.

Ernährung

Beginnen wir in unserem Steinzeitgarten mit den Getreiden, die bereits 10.000 Jahre v. Chr. im vorderasiatischen Raum angebaut wurden, und die als erstes mit der Kultur der Linearbandkeramik vor knapp 7.500 Jahren in unsere Gegend gekommen sind.

Nach den Weizenarten Einkorn und Emmer kam etwas später auch die Gerste nach Mitteleuropa. Die Urweizen Einkorn und Emmer sind anspruchslos in Bezug auf die Qualität des Bodens. Sie waren die Hauptlieferanten für Kohlenhydrate und wurden beispielsweise zu Suppen, Brei oder Brot zubereitet.

Auch angebaute Hülsenfrüchte wie Erbse und Linse, enorm wichtige Quellen für pflanzliches Eiweiß, nutzten die steinzeitlichen Bauern und Bäuerinnen zur Ernährung; daneben bauten sie auch Ölsaaten wie Schlafmohn und Flachs an. Diese deckten über ihre fetten Öle auch den Bedarf an ungesättigten Fettsäuren.

Trotz des Einzugs des Ackerbaus in Mitteleuropa mit der Linearbandkeramik und des immer breiter werdenden Spektrums an Kulturpflanzen wurden wild wachsende Pflanzen und ihre Früchte weiterhin genutzt; sie dienten als Quelle von vorwiegend Eiweiß und fetten Ölen wie bei der Gemeinen Hasel, und Zucker bei Holunder, Walderdbeere, Brombeere, Himbeere, Heidelbeere, Hagebutten, Blasenkirsche oder Holzapfel.


Emmer (Foto: Andreas G. Heiss)

Emmer - Triticum dicoccum

Stammpflanze: Triticum dicoccum (Triticum dicoccoides) stammt vom Wild-Emmer ab.

Eigenschaften/Besonderheiten: Wilder Emmer ist Urvater der Emmerreihe; zu ihr gehören auch der Hartweizen (T. durum) und Kamut. Emmer gehört wie Einkorn zu den ältesten Getreidearten und kommt in der Südosttürkei, Syrien, Libanon, Palästina, Israel und im östlichen Irak sowie Iran vor (fruchtbarer Halbmond). Die Pflanze wird seit ca 10.000 Jahren angebaut. Der Emmer hat zwei Körner pro Ährchen, die fest von Spelzen umschlossen werden. Emmer kann bis zu 1,50 m hoch wachsen. Die enorme Höhe kann jedoch Probleme bei der Standfestigkeit machen. Emmer ist sehr winterhart, hält Temperaturen bis minus 30 Grad aus! Ernte: Anfang bis Mitte August.

Inhaltsstoffe: Emmer ist kohlenhydrat- und mineralstoffreich, vergleichbar mit Einkorn.


Einkorn (Foto: Andreas G. Heiss)

Einkorn - Triticum monococcum

Stammpflanze: Triticum monococcum, stammt vom Wild—Einkorn (Triticum boeoticum boiss) ab.

Eigenschaften/Besonderheiten: Das Ursprungsgebiet von Einkorn – ebenso wie beim Emmer – liegt im sogenannten „fruchtbaren Halbmond“ in Vorderasien. Wildes Einkorn hatte bereits Bedeutung als Sammelpflanze im Mesolithikum bzw. Epipaläolithikum. Einkorn gilt als wichtigste Kulturpflanze der Bandkeramik, gefolgt von Emmer (T. dicoccum). Reste von Einkorn wurden auch beim kupferzeitlichen OETZI gefunden. Relativ anspruchslos, resistent gegen viele Schädlinge wie Wurzelfäule, Spelzenbräune oder Mutterkornpilz. Heute angebaut in Mitteleuropa und Türkei. Zunehmend werden auch verarbeitete Produkte wie Nudeln, Brot und Bier aus Einkorn angeboten.

Inhaltsstoffe: Enthält mehr Mineralstoffe und Aminosäuren als Hybridweizen; hoher Gelbpigmentgehalt an Beta-Carotin (gelbe Farbe); aus Einkorn - Malz kann Bier gebraut werden.


Gerste (Foto: Andreas G. Heiss)

Gerste - Hordeum vulgaris

Stammpflanze: Gerste (Hordeum vulgare), gehört zur Gattung Hordeum der Familie der Süßgräser (Poaceae).

Eigenschaften/Besonderheiten: Gerste ist ein einjähriges Gras mit Grannen, das Wuchshöhen von 0,7 bis 1,2 m erreicht. Zweizeilige Gerstensorten (überwiegend Sommergerste) finden vorwiegend bei der Bierherstellung als Braugerste Verwendung (Malz). Vier- und sechszeilige Gerstenarten sind überwiegend Wintergerstenarten. Ursprungsgebiete der Gerste sind der Vordere Orient und der östliche Balkan. Die ältesten Nachweise der Gerstennutzung lassen sich bis 15.000 v.Chr. zurückdatieren. Gerste ist eng verwandt mit der im Nahen Osten vorkommenden Wildgerste (Hordeum vulgare subsp. spontaneum). Gerste, Einkorn und Emmer waren die ersten vom Menschen gezielt angebauten Getreidearten. Ab 7000 v.Chr. begann die systematische Zuchtauswahl und seit der Jungsteinzeit (3500 v.Chr.) wird auch in Mitteleuropa Gerste angebaut. Bei der Wildgerste fallen die reifen Körner aus der Ähre und müssen aufgesammelt werden.

Inhaltsstoffe: Im Wesentlichen enthält die Gerste Eiweiß, Fett, Kohlenhydrate, Mineralstoffe, Vitamine und Aminosäuren.


Linse (Foto: Helga Oeser)

Linse - Lens culinaris

Stammpflanze: Lens culinaris; Hülsenfrüchte (Fabaceae oder Leguminosae)

Eigenschaften/Besonderheiten: Die Linse gedeiht am besten in mergeligen oder sandigen, kalkhaltigen und lockeren Lehmböden. Sie ist im Neolithikum (7000 v.Chr.) und in Vorderasien als Wildlinse zu finden. Die bei Reife zwischen Mai und September gelbe Hülsenfrucht ist länglich (10 bis 15 mm). Die runden, flachen, etwa 1 bis 2 mm dicken Samen weisen einen Durchmesser von 3 bis 7 mm auf.

Inhaltsstoffe: Rote Linsen enthalten unbekömmliche oder sogar giftige Inhaltsstoffe (Lektine und andere), die durch das Kochen unschädlich gemacht werden. Werden die Linsen vor dem Kochen eingeweicht, wird der Gehalt unbekömmlicher Inhaltsstoffe reduziert. Als Inhaltsstoffe sind zu nennen: Eiweiß, Natrium, Kalium, Calcium, Magnesium, Eisen, Zink, Beta-Carotin und Vitamine E, B1, B2, B6, Folsäure, Vitamin C.


Erbsen (Foto: Helga Oeser)

Erbsen - Pisum sativum

Stammpflanze: Erbsen (Pisum sativun); Hülsenfrüchte (Fabaceae oder Leguminosae)

Eigenschaften/Besonderheiten: Die Erbse ist eine einjährige krautige Pflanze. Die Hülsenfrüchte sind 3 bis 12 cm lang, 1 bis 2,5 cm dick und je nach Art grün oder bräunlich, selten schwarz. Die Hülsenfrüchte enthalten 4 bis 10 Samen, die Erbsen genannt werden. Die Erbsen kamen ursprünglich aus Kleinasien und sind seit Jahrtausenden eine wichtige Nutzpflanze. Der Anbau der Erbsen ist durch archäologische Funde ab etwa 8000 v.Chr. belegt; damit gehört die Erbse zu den ältesten Pflanzen (präkeramisches Neolithikum und früher fruchtbarer Halbmond).

Inhaltsstoffe: Grüne reife Erbsen enthalten 18-20% Trockensubstanz, die sich folgendermaßen verteilt: 5-8% Proteine, 0,5% Fett, 10-15% Kohlenhydrate. Reife Samen enthalten 20-25% Eiweiß, 1-3% Fett, und 60% Kohlenhydrate. Mineralstoffe sind Calcium, Phosphor, Natrium, Calcium, Magnesium, Eisen, Zink, Mangan, Kupfer.


Blasenkirsche (Foto: Andreas G. Heiss)

Blasenkirsche - Physalis alkekengi

Stammpflanze: Blasenkirsche (Physalis alkekengi), auch Judenkirsche oder Kapstachelbeere genannt; Nachschattengewächse (Solanaceae)

Eigenschaften/Besonderheiten: Blasenkirschen – bis zu 90 Arten - sind einjährige oder (seltener) ausdauernde krautige Pflanzen, die aufrecht, auch buschig oder kriechend wachsen (0,2 oder 0,6 m hoch). Sie bilden Rhizome, die unterirdisch über mehrere Meter verzweigt wachsen. Wegen ihrer orangefarbenen Blütenkelche als Schnitt- oder Trockenblume beliebt.

Inhaltsstoffe: Reife Früchte (Beeren) sind gelblich bis kräftig orange mit unangenehmen Beigeschmack; Inhaltsstoffe sind Vitamin C, B1, A und Eisen.

Volksmedizin: Gegen Harnwegsinfektionen.


Walderdbeere (Foto: Andreas G. Heiss)

Walderdbeere - Fragaria vesca

Stammpflanze: Walderdbeere (Fragaria vesca); Rosengewächse (Rosaceae)

Eigenschaften/Besonderheiten: Die Wald-Erdbeere ist in ganz Europa und Nordasien beheimatet. Sie wächst bevorzugt in lichten Laub- und Nadelwäldern sowie entlang der Waldränder. Die Wald-Erdbeere bevorzugt halbschattige Standorte und benötigt Feuchte, insbesondere gut durchlässige, nährstoff- und humusreiche Böden.

Inhaltsstoffe: Erdbeerblätter enthalten kondensierte Gerbstoffe, Ellagtannine sowie Flavonoide und Leukoanthocyane. Ascorbinsäure ist nur in geringen Mengen und ätherisches Öl nur in sehr geringen Mengen vorhanden.

Volksmedizin: Aufgrund des Gerbstoffgehaltes werden Erdbeerblätter als Heilmittel bei Durchfall verwendet. Die jüngeren Blätter der Pflanze werden auch als Ersatz für Schwarzen Tee verwendet. Zur Teebereitung wird ein Gramm fein geschnittene Droge mit kochendem Wasser übergossen und nach fünf bis zehn Minuten abgeseiht. Bei Durchfall soll mehrmals täglich eine Tasse getrunken werden.


Holzapfel (Foto: Sten Porse „Malus sylvestris“, cc by-sa 3.0

Holzapfel - Malus sylvestris

Stammpflanze: Holzapfel (Malus sylvestris); Rosengewächse (Rosaceae)

Eigenschaften/Besonderheiten: Der Holzapfel ist ein sommergrüner Baum, der Wuchshöhen von bis zu 10 m erreicht; überwiegend wächst er jedoch als großer Strauch mit Wuchshöhen von 3 bis 5 m. Im April bis Mai erscheinen die rosa - weißen Blüten auf kahlen Blütenstielen. Die kugeligen Früchte sind gelbgrün mit roter Backe, haben nur einen Durchmesser von 2 bis 4 cm, sind herb - sauer und holzig. Holzäpfel wurden schon zur Zeit der Pfahlbauten genutzt. Die Früchte sind gedörrt oder gekocht genießbar. Seit der Verbreitung des Kulturapfels hat der Holzapfel keinerlei wirtschaftliche Bedeutung mehr.

Inhaltsstoffe: Die Frucht enthält das Anthocyan - Glycosid Idaein (aus Cyanidin und Galaktose). Apfelsamen sind durch Amygdalin schwach giftig!


Gemeiner Hasel

Gemeiner Hasel - Corylus avellana

Stammpflanze: Gemeine Hasel (Corylus avellana) – Haselstrauch oder Haselnußstrauch; Birkengewächse (Betulaceae)

Eigenschaften/Besonderheiten: Etwa 5 m hoher sommergrüner Strauch, der in Europa und Kleinasien heimisch ist. Bekannt ist er für die essbaren, seit Jahrtausenden von Menschen genutzten Früchte, die Haselnüsse. Die Hasel verfügt über weibliche und männliche Blütenstände. Die Hasel hat ihre Blütezeit im Februar/März vor dem Laubaustrieb und ist als Frühblütler ein wichtiger Pollenlieferant. Das Höchstalter liegt bei ca 80 bis 100 Jahren.

Inhaltsstoffe: Die Samen der Haselnuss enthalten rund 60% fettes Öl; 100 g entsprechen rund 2700 kJoule Energie. Als wesentliche Inhaltsstoffe sind zu nennen: Eiweiß, Kohlenhydrate, Fette (vorrangig einfach ungesättigte Fettsäuren), Vitamine (A, B1, B2, B3, B6, B9, C und E) und Mineralstoffe wie Calcium, Eisen, Natrium, Phosphor und Kalium.


Holunder

Holunder - Flores Sambucus nigra

Stammpflanze: Holunder (Sambucus nigra); Moschuskrautgewächse (Adoxaceae) oder auch Geißblattgewächse (Caprifoliaceae)

Eigenschaften/Besonderheiten: Die Gattung verfügt weltweit etwas über 10 Arten, von denen drei in Mitteleuropa heimisch sind. Am bekanntesten von diesen drei Arten ist der Schwarze Holunder, der im heutigen Sprachgebrauch einfach Holunder genannt wird, in Norddeutschland „Fliederbeerbusch“ und in Bayern und Österreich Holler.

Inhaltsstoffe: Die schwarzen Beeren – eigentlich Steinfrüchte – enthalten Vitamin C. Sowohl in den Blättern, der Rinde, in unreifen Beeren und in den Samen reifer Beeren ist das cyanogene Glycosid Sambunigrin enthalten. Über die Giftigkeit beim Menschen gibt es unterschiedliche Angaben. Sie reichen von ungiftig bis zu vermeiden. Durch Erhitzen zerfällt Sambunigrin und die Beeren verlieren ihre Giftigkeit.


Brombeere

Brombeere - Rubus fruticosus

Stammpflanze: Brombeere (Rubus fruticosus); Rosengewächse (Rosaceae)

Eigenschaften/Besonderheiten: Die bei Reife meist blauschwarzen Früchte sind botanisch gesehen keine Beeren, sondern Sammelsteinfrüchte, die sich aus den einzelnen Fruchtblättern bilden. Jede ihrer kleinen Einzelbeeren ist im Aufbau einer Steinfrucht (zum Beispiel Kirsche) gleich und hat wie diese eine dünne Außenhaut.

Inhaltsstoffe: Die Steinfrüchte schmecken durch Fruchtsäuren säuerlich; ihre Farbe wird durch Anthocyane hervorgerufen. Blätter enthalten Gerbstoffe, Flavonoide und Fruchtsäuren wie Zitronensäure und Isozitronensäure und etwas Vitamin C. Aufgrund des Gerbstoffgehalts wird die Arznei/Blätter als Adstringens und Mittel gegen Durchfall, zum Gurgeln bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum, aber äußerlich auch zu Waschungen bei chronischen Hauterkrankungen verwendet.


Medizin

Die weiteren Pflanzen unseres Steinzeitgartens zeichnen sich durch Mehrfachfunktionen wie Ernährung und medizinische Wirkung aus, wobei letztere Eigenschaft in der Praxis durch die Steinzeitmenschen beobachtet wurde. Heute können wir die praktische Anwendung in früheren Zeiten anhand der nachgewiesenen Inhaltsstoffe erklären und auch in Einzelfällen bestimmten Indikationen zuweisen.

Aufgrund der Erkenntnisse aus dem täglichen Leben lassen sich bestimmte Indikationsklassen beschreiben, denen bestimmte Pflanzen bzw. Drogen zugeordnet werden können. Die Standardisierung der Qualität pflanzlicher Arzneimittel erfolgt heutzutage nach den Vorgaben der gültigen Arzneibücher, sodass Informationen über bekannte Inhaltsstoffe und Anwendungshinweise für Verbraucher und Verbraucherinnen zur Verfügung stehen. Ergänzend dazu sei erwähnt, dass die Anwendung diverser Pflanzen in der Volksmedizin verankert ist, für die ein Wirksamkeitsnachweis nicht vorliegt.


Störungen im Magen- und Darmbereich


Schafgarbenkraut (Foto: Ilse Zündorf)

Schafgarbenkraut - Herba Millefolii

Stammpflanze: Achillea millefolium (gemeine Schafgarbe); Asteraceae

Inhaltsstoffe: Terpene, Flavonoide, Chamazulen, Cumarine, Gerbstoffe; Luteolin und Apigenin (gelber Farbstoff)

Indikation: Leichte krampfartige Magen-Darm-Gallestörungen, Magenkatarrh, Appetitlosigkeit (Standardzulassung), Magen- und Darmbeschwerden (Entzündungen, Durchfälle, Blähungen, Krämpfe), als Antiphlogistikum, Spasmolytikum, Cholagogum, Stomachikum. Vergleichbar mit Kamille!

  • Tee-Zubereitungen (Standardzulassung)
  • Innere Anwendung: 2–4 g fein geschnittene Droge werden mit kochendem Wasser (ca. 150 ml) übergossen, 10-15 min bedeckt ziehen gelassen und anschließend durch ein Teesieb gegeben.
  • Äußerliche Anwendung: Umschläge, Spülungen


An der antiseptischen und antiphlogistischen Wirkung dürften auch die Sesquiterpenlactone beteiligt sein (siehe auch Arnika- und Kamillenblüten).


Kümmel (Foto: Ilse Zündorf)

Kümmel - Fructus Carvi

Stammpflanze: Carum carvi; Apiaceae (Umbelliferae)

Inhaltsstoffe: 3–7% ätherisches Öl, bestehend aus Carvon (50–80%) und andere Terpene; außerdem 10–80% fettes Öl, ca. 20% Proteine, ca 20% Kohlenhydrate und Flavonoide.

Indikation: Stomachikum, da das ätherische Öl die Magensekretion anregt und den Appetit fördert. Als Karminativum wegen der spasmolytischen Wirkung, ähnlich Fenchel, Anis und Koriander.

Volksmedizin: Verbesserung der Verträglichkeit von blähungstreibenden Speisen, wie Kohl, frisches Brot. Brandweinherstellung!

Zubereitungen (Dosierung): 1–2 Teelöffel voll Kümmel werden gequetscht und mit ca 150 ml siedendem Wasser übergossen und nach 10 bis 15 min durch ein Teesieb gegeben. 2–3 mal täglich eine Tasse frisch bereiteten Teeaufguss warm zwischen den Mahlzeiten getrunken (Standardzulassung).


Odermennigkraut (Foto: Andreas G. Heiss)

Odermenigkraut - Herba Agrimoniae

Stammpflanze: Agrimonia eupatoria (kleiner Odermennig); Rosaceae

Inhaltsstoffe: 4–10% Catechingerbstoffe, Gerbstoffgehalt: mind 2,5% Terpene, Bitterstoffe, ätherische Öle, Flavonoide (u.a. Quercetin, Apigenin) und angeblich bis zu 12% Kieselsäure.

Indikation: mild wirkendes Adstringens, innerlich und äußerlich; bei Rachenentzündungen, Gastroenteritis, Darmerkrankungen.

Volksmedizin: bei Cholezystopathien (Leberkraut !) – keine Begründung aufgrund der Inhaltsstoffe.

Zubereitungen (Tees und Dampfbäder): 1,5 g feingeschnittene Droge werden mit kaltem Wasser angesetzt und kurz aufgekocht oder mit kochendem Wasser übergossen und nach 5 min durch ein Teesieb gegeben.

Fertigarzneimittel: Extrakte der Droge findet man bei Cholagoga, Magen-Darmmittel.


Tausendguldenkraut (Foto: Ilse Zündorf)

Tausendguldenkraut - Herba Centaurii

Stammpflanze: Centaurium erythrea; es gibt viele Verfälschungen!

Inhaltsstoffe: Kleine Mengen an intensiv schmeckenden Glykosiden, bis 0,4% Flavonoiden, Phenolcarbonsäuren, Triterpenen, Spuren an Pyridin- und Actinidin-Alkaloiden.

Indikation: Als reines Bittermittel (Amarum purum) zur Anregung des Appetits, zur Erhöhung der Magensaftsekretion, besonders bei chronisch - dyspeptischen Zuständen; schwächer wirksam als vergleichbare Drogen, z.B. Enzianwurzel.

Zubereitungen (Tees und Bäder): 1–2 Teelöffel Tausenguldenkraut mit siedend - heißem Wasser (ca. 150 ml) übergossen und 10 bis 15 min bedeckt ziehen gelassen; anschließend durch ein Teesieb filtriert.

Fertigarzneimittel: Etwa 20 Fertigarzneimittel als Cholagoga und Urologika auf dem Markt.


Heidelbeere (Foto: Helga Oeser)

Heidelbeere - Fructus Myrtilli

Stammpflanze: Vaccinium myrtillus, auch Blaubeere, Schwarzbeere, Wildbeere, Waldbeere, Bickbeere, Zeckbeere, Moosbeere und Heubeere genannt. Heidekrautgewächse: Ericaceae

Inhaltsstoffe: Bis zu 10% Gerbstoffe, vorwiegend Catechingerbstoffe, ferner Anthocyane, Flavonoide, Fruchtsäure, Invertzucker und Pektine.

Indikation: Antidiarrhoikum, vor allem bei leichten Fällen von Enteritis.

Teezubereitung (Dosierung): 1–2 Esslöffel Heidelbeeren werden in ca 150 ml Wasser gekocht und noch heiß durch ein Teesieb gegeben. Der Tee kann auch durch 2-stündiges Ansetzen kalt getrunken werden. Bei Durchfällen mehrmals täglich eine Tasse trinken!


Husten- und Erkältungskrankheiten


Pestwurz (Foto: Ilse Zündorf)

Pestwurz - Folia Petasitidis

Stammpflanze: Petasites hybridus; Asteraceae

Inhaltsstoffe: Ester der Sesquiterpenalkohole, Flavonoide, Schleimstoffe, Gerbstoffe.

Indikation: Spasmolytikum mit analgetischen Effekten; schweiß- und harntreibend, wegen der schleimlösenden Eigenschaft auch gegen Husten und Heiserkeit. Frische Blätter dienen häufig zur Behandlung von Wunden und Hauterkrankungen.

Volksmedizin: Bei den Menschen der Stein- und Bronzezeit wurden die Pestwurzblätter als Toilettenpapier verwendet, insbesondere bei Arbeiten im Bergbau. Nachgewiesen in gefundenen Exkrementen im Bergbau, gemeinsam mit Bandwürmern und Parasiten!

Teezubereitungen (Dosierung): 1,2–2 g geschnittene Droge werden mit kochendem Wasser übergossen und nach 5 bis 10 min durch ein Teesieb gegeben. 1 Teelöffel (etwa 0,6 g) voll Pestwurzblätter werden mit heißem Wasser (ca. 150 ml) übergossen und nach etwa 10 min durch ein Teesieb gegeben.


Lungenkraut (Foto: Andreas G. Heiss)

Lungenkraut - Herba Pulmonariae

Stammpflanze: Pulmonaria officinalis (Lungenkraut); Boraginaceae

Synonyme: Echtes Lungenkraut, Hirschmangold, Hirschkohl, Unserer-Lieben-Frauen-Milchkraut, blaue Schlüsselblume, Fleckenkraut, Schwindsuchttee, etc.

Inhaltsstoffe: Schleime und weitere Kohlenhydrate bis zu 15% Mineralien, darunter ca 3% Kieselsäure; Flavonoide.

Indikation: Bedeutung nur in der Volksmedizin als schwach reizmilderndes und auswurfförderndes Hustenmittel, gelegentlich auch als Muzilaginosum und Antidiarrhoikum. Früher Anwendung gegen Lungenkrankheiten, z.B. Tuberkulose, daher Lungenkraut:

Zubereitungen: 1,5 g fein geschnittene Droge werden mit kaltem Wasser angesetzt und kurz aufgekocht oder mit kochendem Wasser übergossen und nach 5 bis 10 min durch ein Teesieb gegeben.


Eisenkraut (Foto: Ilse Zündorf)

Eisenkraut - Herba Verbenae (officinalis)

Stammpflanze: Verbena officinalis (Echtes Eisenkraut); Verbenaceae

Synonyme: Taubenkraut, Katzenblutkraut, Sagenkraut

Inhaltsstoffe: 0,2–0,5% Iridoidglykoside (Verbenalin, Hastatosid); Spuren an ätherischem Öl; etwas Schleim.

Indikation: Praktisch ausschließlich in der Volksmedizin als Diuretikum, als Adstringens bei schlecht heilenden Wunden und bei Fieber, als Galaktagogum, als Expektorans bei chronischer Bronchitis und als Antirheumatikum.

Zubereitungen (Dosierung): 1,5 g getrocknetes Eisenkraut werden mit Wasser übergossen und nach 5 bis 10 min abgeseiht.

Teepräparate: Die Droge wird auch in Filterbeuteln angeboten; mit sehr unterschiedlichen Indikationen, wie sie der volksmedizinischen Anwendung entsprechen.


Huflattich (Foto: Ilse Zündorf)

Huflattich - Folia Farfarae

Stammpflanze: Tussilago farfara; Asteraceae

Synonyme: Brandlattich, Brustlattich, Pferdefuß

Inhaltsstoffe: 6–10% Schleimstoffe und Inulin, ferner Gerbstoffe (ca. 5%) und in geringen Mengen Flavonoide, verschiedene Pflanzensäuren, Terpene und Sterole.

Indikationen: Bei katarrhalischen Entzündungen, trockenem Reizhusten, akuten und chronischen Reizzuständen im Mund - Rachenraum. Die Schleimstoffe wirken einhüllend, sie überziehen die Schleimhäute mit einer Schicht, die chemische und physikalische Reize mildert und vermindert so den Hustenreiz.

Zubereitungen: 1,5–2,5 g zerschnittene Droge mit kochendem Wasser übergießen und nach 5 bis 10 min abseihen.

Anwendungsgebiete: Zur Reizlinderung bei Schleimhautentzündungen im Mund- und Rachenraum; zur Milderung eines trockenen Hustenreizes bei Bronchialkatarrh (Standardzulassung).


Nieren- und Blasenkrankheiten


Hagebutten (Foto: Ilse Zündorf)

Hagebutten - Cynosbati Fructus cum Semine

Stammpflanze: Rosa canina (Hundsrose), Rosa pendulina (Alpenrose); Rosaceae

Inhaltsstoffe: Vitamin C Gehalt bei ca. 0,3%; Gerbstoffe, Zucker, Fruchtsäuren

Indikation: Unterstützung der Therapie bei Vitamin C - Mangel

Volksmedizin: Milde laxierende und diuretische Wirkung (pektin - und fruchtsäurehaltig); Nieren - und Blasenerkrankungen, auch bei Gicht und Rheuma; Frühstückstee, Marmelade.

Teezubereitungen (Dosierung): 2–2,5 g geschnittene Droge werden mit kochendem Wasser übergossen und nach 10 bis 15 min durch ein Teesieb gegeben. Als Expektorans mehrmals täglich 1 Tasse frisch bereiteter Tee zwischen den Mahlzeiten trinken.

Teepräparate: Mischung mit Hibiscusblüten als Erfrischungstee in Teebeutel.


Wacholder (Foto: Ilse Zündorf)

Wacholder - Fructus Juniperi

Stammpflanze: Juniperus communis (Wacholderbeeren: Cupressaceae)

Inhaltsstoffe: 0,5–2% ätherisches Öl mit Monoterpenen und Sesquiterpenen als Hauptkomponenten; außerdem 30% Invertzucker, 3 – 5% Catechingerbstoffe, Flavonoide und Leukoanthocyanide.

Indikation: Als Diuretikum und Harnantiseptikum, besonders bei chronischen und rezidivierenden Entzündungen.

Volksmedizin: Als Stomachikum, Karminativum und als Gewürz bei dyspeptischen Beschwerden (bei der Standardzulassung ist nur diese Indikation erwähnt!).

Zubereitungen (Dosierung): Teezubereitung: 0,5–2 g frisch gequetschte Früchte werden mit kochendem Wasser übergossen und nach 10 bis 15 min durch ein Teesieb gegeben. Soweit nicht anders verordnet, wird 3-4 mal täglich 1 Tasse Tee getrunken.


Löwenzahn (Foto: Ilse Zündorf)

Löwenzahnkraut - Herba Taraxaci und

Löwenzahnwurzel - Radix Taraxaci

Stammpflanze: Taraxacum officinale (Löwenzahn); Cichoriaceae

Inhaltsstoffe: Terpene wie u.a. Taraxasterol etc, Carotine, Flavonoide, Apigenin-7-glucosid, Kaffesäure; Schleim, Zucker (Fructose), Inulin, hoher Kaliumgehalt.

Indikation: Mildes Choleretikun, Diuretikum, appetitanregendes Amarum und als Adjuvans bei Hepatopathien. Wurzel: Adstringierende Wirkung wegen des Gerbstoffgehaltes (Gurgelmittel); bei Prostatakarzinom.

Volksmedizin: Blutbildend, mildes Laxans, cholagoge, diuretische und saluretische Wirkung (ähnlich Furosemid), bei Gallenwegserkrankungen, Pflege der Kopfhaut, antidiabetische Wirkung.

Zubereitungen (Dosierung): 1,5 g geschnittene Droge werden mit kaltem Wasser angesetzt oder direkt mit kochendem Wasser übergossen und nach 10 bis 15 min durch ein Teesieb gegeben. Auch mehrmals täglich 1 Tasse. Fertigarzneimittel (Standardzulassung): Bestandteil von harntreibenden Teemischungen mit Folia Orthosiphonis, Herba Equiseti, Fructus Juniperi.


Bärentraubenblätter (Foto: Ilse Zündorf)

Bärentraubenblätter - Folia Uvae Ursi

Stammpflanze: Arctostaphylos uva ursi (Bärentraube); Ericaceae

Inhaltsstoffe: Hydrochinonderivate mit der Hauptkomponente Arbutin (mind. 6% Hydrochinonmonoglukosid), ferner 15–20% Gerbstoffe, Flavonoide und Terpene.

Indikation: Als Harndesinfiziens bei leichten entzündlichen Erkrankungen der Harnwege und der Blase. Der antibakterielle Effekt kommt dem aus den Ausscheidungsprodukten Hydrochinon - glukuronid und dem Hydrochinonschwefelsäureester im Harn freigesetzten Hydrochinon zu.

Zubereitungen (Dosierung): Teebereitung: 1,5–2,5 g geschnittene Droge werden mit kochendem Wasser übergossen und nach 10 bis 15 min durch ein Teesieb gegeben.

Teepräparate (Standardzulassung): In Handel sind Teeaufgußbeutel. Die Droge ist Bestandteil zahlreicher Blasen- und Nierentees.


Brennessel (Foto: Ilse Zündorf)

Brennesselkraut - Herba Urticae und

Brennesselwurzel - Radix Urticae

Stammpflanze: Urtica dioica (große Brennessel); Urticaceae

Inhaltsstoffe: Carotinoide, Chlorophyll, Terpene, Mineralsalze, Kieselsäure, Ameisensäure, Essigsäure, Zitronensäure, Brennhaare enthalten Amine (u.a. Histamin, Serotonin, Cholin)

Indikation: Diuretische und saluretische Wirkung; Wurzel: Adstringierende Wirkung wegen des Gerbstoffgehalte (Gurgelmittel); bei Prostatakarzinom.

Volksmedizin: Blutbildend, Erhöhung der Enzymproduktion der Bauchspeicheldrüse, bei Gallenwegserkrankungen.

Zubereitungen (Dosierung): Auch Teemischungen mit Folia Orthosiphonis, Herba Equiseti, Fructus Juniperi 1,5 g geschnittene Droge werden mit kaltem Wasser angesetzt oder direkt mit kochendem Wasser übergossen und nach 10 bis 15 min durch ein Teesieb gegeben. Fertigarzneimittel (Standardzulassung): Bestandteil von harntreibenden Teemischungen.


Quendel (Foto: Helga Oeser)

Quendel - Herba Serpylli

Stammpflanze: Thymus serpyllum; Quendel – wilder Thymian; Lamiaceae

Inhaltsstoffe: 0,1–0,6% ätherisches Öl, welches nach Herkunft variieren kann: Thymol, Carvacrol, p-Cymol, Cineol, Terpeneol, Pinene und weitere Terpene; bis zu etwa 7% Gerbstoffe, Bitterstoffe, Flavonoide.

Indikation: Ähnlich wie echter Thymian, aber schwächer.

Volksmedizin: Als Stomachikum, Karminativum, Expektrorans, bei Blasen- und Nierenkrankheiten als Aromatikum; äußerlich zu Kräuterkuren und Bädern. Alkoholische Auszüge zu Einreibungen bei rheumatischen Schmerzen.

Teezubereitungen (Dosierung): 1,5–2 g geschnittene Droge werden mit kochendem Wasser über-gossen und nach 10 bis 15 min durch ein Teesieb gegeben. Als Expektorans mehrmals täglich 1 Tasse frisch bereiteter Tee zwischen den Mahlzeiten trinken.


Verschiedene Indikationsgebiete


Mohn (Foto: Andreas G. Heiss)

Mohn - Papaver

Stammpflanze: Papaver somniferum; Papaveraceae, 50 bis 120 Arten weltweit

Inhaltsstoffe: Egal ob süß oder pikant, die kleinen schwarzen Samen schmecken hervorragend und haben schon allein deswegen Suchtpotential. Die Pflanzenteile führen einen weißen oder gelben Milchsaft, der giftige Alkaloide enthält. Das im Milchsaft des Mohns enthaltene einschläfernde und suchterzeugende Opium-Alkaloid Morphin wurde in unseren Breiten längst aus dem Speisemohn heraus gezüchtet. Gesundheitliche Bedenken beim Verzehr von Mohn sind daher mittlerweile unbegründet.

Volksmedizin: Beruhigende Wirkung


Leinsamen (Foto: Ilse Zündorf)

Leinsamen - Semen Lini

Stammpflanze: Linum usitatissimum; Linaceae

Inhaltsstoffe: ca 3–6% Schleime, die in der Epidermis der Samen lokalisiert sind; nach Hydrolyse entstehen Galactose (8-12%), Arabinose (9–12%), Rhamnose (13–29%), Xylose (25–27%) sowie Galacturonsäure und Mannuronsäure (ca 30%); ca. 30–40% fettes Öl, vorliegend als Triglyceride der Linolen-, Linol- und Ölsäure; ca 25% Proteine, ca 7% Phosphatide, Sterole, Terpene.

Indikation: Quell- und Abführmittel (Ganzdroge); bedingt durch die Schleimstoffe, die an der Samenoberfläche sitzen, unterstützt vom Rohfasergehalt (Zellulose) der Samenschale. Unterstützung von entzündlichen Magen- und Darmerkrankungen (Standardzulassung).

Zubereitungen: Etwa 1 Teelöffel (2–3 g) mit Leinsamen unzerkleinert oder auch frisch geschrotet mit reichlich Flüssigkeit zu den Mahlzeiten einnehmen. Bei ungenügender Flüssigkeitszufuhr können Blähungen auftreten. Die Wirkung tritt nach 12 bis 24 Stunden ein.


Gänsefingerkraut (Foto: Ilse Zündorf)

Gänsefingerkraut - Herba Anserinae

Stammpflanze: Potentilla anserinae; Rosaceae (auch Krampfkraut genannt)

Inhaltsstoffe: 6–10% Gerbstoffe, überwiegend vom Ellagsäuretyp; Flavonoide und Leucoanthocyanidine, Cholin.

Indikation: Aufgrund des Gerbstoffgehaltes kann die Droge als Adstringens innerlich und äußerlich angewendet werden. Über die nachgesagte spasmolytische Wirkung liegen mehrere Arbeiten vor, die Ergebnisse sind kontrovers.

Volksmedizin: Bei krampfartigen Beschwerden, auch der quergestreiften Muskulatur; unterstützende Behandlung von Durchfallerkrankungen, Bauch - und Unterleibsschmerzen mit Krämpfen und bei Menstruationsbeschwerden.

Zubereitungen (Dosierung): 1-2 Teelöffel Gänsefingerkraut mit heißem Wasser (ca 150 ml)


Beinwellwurzel (Foto: Ilse Zündorf)

Beinwellwurzel - Radix Symphyti

Stammpflanze: Symphytum officinale; Boraginaceae

Inhaltsstoffe: ca 0,6–0,8% Allantoin, ca 0,02–0,07% Pyrrolizidin Alkaloide; Gerbstoffe, reichlich Schleime, Stärke, Terpene und Sterole sowie Gamma - Aminobuttersäure.

Indikation: Äußerlich in Form von Umschlägen und Pasten als entzündungshemmendes Mittel bei Knochenhautentzündungen, Gelenkentzündungen, Gichtknoten, zur Förderung der Kallusbildung bei Knochenbrüchen, bei Sehnenscheidenentzündungen, Arthritis, Hämatomen, Drüsenschwellungen sowie zur Behandlung schlecht heilender Wunden und Furunkel. Innerlich: Gastritis

Zubereitungen (Dosierung): Etwa 5 bis 10 g feinzerschnittene oder gepulverte Droge mit kochendem Wasser (ca 150 ml) übergossen und nach 10 min durch ein Sieb gegeben. Beinwellwurzeln oder deren Extrakte sind in mehreren Fertigarzneimitteln enthalten.


Färben und Färbetechniken

Färberpflanzen können auch in der Jungsteinzeit (6000–4000 v. Chr.) eine Rolle gespielt haben; unseren heutigen Kenntnisstand leiten wir jedoch von den archäologischen Funden z. B. aus dem bronzezeitlichen Salzbergwerk von Hallstatt ab.

Das blaue Pigment Indigotin wurde aus dem Färberwaid (Isatis tinctoria) anhand besonderer Färbetechnik (Küpenfärberei) gewonnen; eine große Leistung der Urgeschichte.

Rote Farbstoffe lieferte u.a. auch Färberkrapp (Rubia tinctorum). Als farbgebende Inhaltsstoffe wurden Rubiadin, Purpurin und Alizarin nachgewiesen. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass Färberkrapp in Südwest- und Zentralasien bekannt war, danach auch von den Ägyptern und Griechen und im Römischen Reich (Italien und Gallien) kultiviert wurde.

Gelbe Farbstoffe wurden vorrangig durch gelbfärbende Flavonoide (Färberwau – Reseda luteola, Kamille – Antemis tinctoria) erzeugt, die aus gelben Blüten oder auch grünen Pflanzenteilen gewonnen wurden. Der gelbe Wirkstoff besteht aus Luteolin oder einem Gemisch Luteolin und Apigenin (Färberwau).


Färber - Wau - Reseda Luteola - Gelbfärbung

Stammpflanze: Reseda luteola (Färber – Wau); Resedaceae, auch Färber-Resede, Echter Wau, Gelb- und Gilbkraut genannt.

Eigenschaften/Besonderheiten: Sommergrüne, ein- bis zweijährige krautige Halbrosettenpflanze; Wuchshöhen von 40 bis 150 cm. Die ältesten Funde stammen aus jungsteinzeitlichen Pfahlbausiedlungen am Pfäffikersee und Neuenburgersee sowie Zürichersee; weitere Färbepflanzen in der eisenzeitlichen Siedlung von Hochdorf. Der Färber – Wau war in Europa einer der wichtigsten Farbstoffe, sodass der Anbau verbreitet erfolgte.

Inhaltsstoffe: Der Färber – Wau kann zum Färben von Stoffen (Gelbfärbung) verwendet werden, wobei die oberen blühenden Äste reich an den Farbstoffen Luteolin und Apigenin sind (2–4% Farbstoff in der Trockenmasse). Der Samen enthält bis zu 40% Öl, das zu Firnissen verarbeitet werden kann.


Färber - Krapp - Rubia tinctorum

Stammpflanze: Rubia tinctorum, auch Echte Färberröte, Krapp genannt; Rötegewächse (Rubiaceae)

Eigenschaften/Besonderheiten: Färberkrapp wächst als sommergüne, ausdauernde krautige Pflanze in Wuchshöhen von 0,5 bis 1 m. Es ist anzunehmen, dass Früchte der Rubiaceae - Arten zB auch Färberkrapp schon ab der Bronzezeit und während der Hallstattzeit zum Färben von Textilien genutzt wurde. Färber – Krapp war bei den Ägyptern, Griechen und Römern bekannt und wurde auch in Gallien kultiviert.

Inhaltsstoffe: Wichtigste Inhaltsstoffe sind Di- und Trihydroxyanthrachinon - Glykoside, insbesondere des 1,2 Dihydroxy-anthrachinons (Alizarin). Zum Färben werden die drei Jahre alten Rhizome im Frühjahr und Herbst ausgegraben, getrocknet und zerkleinert. Frisch ist das Rhizom innen gelb, beim Trocknen entwickelt sich der rote Farbstoff. Krapplacke sind Metall - Aluminium oder Zinn - Komplexe der enthaltenen Farbstoffe, bekannt als Alizarin Krapplack; heute noch in der Malerei verwendet.


Färber - Waid - Isatis tinctoria

Stammpflanze: Isatis tinctoria, auch Pastel oder Deutscher Indigo genannt; Kreuzblütengewächse (Brassicaceae)

Eigenschaften/Besonderheiten: Die Blätter sind von blau-grüner Färbung. Der Färber-Waid erreicht eine Größe von 30 bis 150 cm. Als Indigopflanze der europäischen Urgeschichte kommt nur der Färberwaid in Frage, dessen ursprüngliches Verbreiterungsgebiet in Zentralasien und Osteuropa liegt; im Altertum schon kultiviert. Blaufärben mit dem unlöslichen Pigment Indigotin ist nur mit der Färbetechnik Küpenfärberei möglich, die auf Reduktions- und Oxidationsvorgängen beruht. Das unlösliche blaue Pigment wird in einer alkalischen, zum Beispiel mit Urin erzeugten Küpe zu einer löslichen, grünlich-gelben Verbindung reduziert, in welche die Färber das Textil eintauchen. Nach dem Herausnehmen bildet sich an der Luft durch Oxidation wieder das blaue Pigment.

Inhaltsstoffe: Die Blätter enthalten das farblose Glykosid Indican, das nach der Ernte enzymatisch in Zucker und Indoxyl gespalten und zu Indigo oxidiert wird (Fermentation). Die vollständige Umwandlung nimmt etliche Stunden in Anspruch.

Datei:Färber Kamille.jpg
Färber Kamille (Foto: Andreas G. Heiss)


Färber - Kamille - Anthemis tinctoria

Stammpflanze: Anthemis tinctoria, Syn: Cota tinctoria, auch Färber – Hundskamille genannt; Asteraceae

Eigenschaften/Besonderheiten: Mehrjährige krautige Pflanze mit einer Wuchshöhe bis zu 80 cm. Die Färberkamille ist in Mitteleuropa beheimatet, sie wird kultiviert und verwildert gelegentlich (Trockenboden wie Ödland, etc). Wann sie nach Mitteleuropa kam, ist nicht bekannt. Sie ist kalkliebend. Die Färberkamille wird heute noch in Deutschland angebaut und vermarktet.

Inhaltsstoffe: Die Färberkamille ist eine alte Färberpflanze, ihre Blütenkörbe werden verwendet, um Wolle und Leinen in einem kräftigen, warmen Gelb zu färben. Auf Baumwolle oder Hanf sind die gelben Farbtöne sehr lichtecht. Hauptfarbstoff der Blüten ist Luteolin (3, 4, 5, 7–Tetrahydroxyflavonol), weitere sind nicht bekannt.


Begriffserklärung

Fachbegriff Deutsche Bedeutung
Analgetika Schmerzstillende Arzneimittel mit zentralem oder peripherem Angriffspunkt
Atidiarroika Mittel gegen Durchfall (z.B. Quellstoffe wie Pekine, Mucilaginosa), Adsorbentia (z.B. Activkohle), Adstringentia (z.B. Tannine)
Antiphlogistika Mittel mit entzündungshemmender Wirkung
Antiseptika Mittel gegen Infektion auf Haut und Schleimhaut
Antistringentia (lat. adstringere: zusammenziehen) Mittel, die durch Reaktion mit dem Eiweiß oberster Gewebeschichten zur Verdichtung des kolloidalen Gefüges mit Bildung einer fest zusammenhängenden oberflächlichen Membran führen und zum Teil eine milde antipakterielle, antihydrotische und juckreizstillende Wirkung haben, z.B. Tannine und synth. Gerbstoffe, best. Schwermetallsalze.
Choleszystopatie Klinische Bezeichnung für nicht näher definierte Erkrankungen der Gallenblase
Dysepsie Störungen im Oberbauch mit Völlegefühl, Blähungen, etc.
Diuretika Mittel, die durch Hemmung der renalen Rückresorption von Ionen (Na, Cl, HCO3) eine erhöhte Ausscheidung dieser Ionen - sowie indirekt von Wasser - bewirken dadurch das Plasmavolumen senken und Stauungssymtome verbessern.
Expektorantia Auswurffördernde Mittel; verstärken die physiologische Expektoration durch sekretolytische (Verflüssigung des Bronchialsekretes) oder sekretomotorische (verstärkter Abtransport des Bronchialschleimes) Wirkung.
Karminativa (lat. carminare: reinigen) Mittel gegen Blähungen
Laxantia Abführmittel, Mittel zu Erleichterung der Darmentleerung
Spasmolytika Krampflösende Mittel, die den Tonus der glatten Muskulatur (Magen - Darmtrakt, Gefäße, Bronchien, etc. herabsetzen.
Stomachika Mittel gegen Magenbeschwerden


Weblinks

Quellen

  • Unterstützung, Beratung und Photographien durch die Universitäten Wien und Frankfurt/Main. Universität für Bodenkultur Wien, Archeobotanik, Institut für Botanik (Univ. Prof. Dr. Marianne Kohler-Schneider); A - 1180 Wien; Universität Wien, Vienna Institute for Archaeological Science (Dr.Andreas G. Heiss); A-Wien; Goethe-Universität Frankfurt, Biozentrum (Dr. Ilse Zündorf); D - 60438 Frankfurt am Main;
  • Überlassung diverser Samen: Arche Noah Samenarchiv (Florian Lüf) A-3553 Schiltern.
  • Texte und Gestaltung: Prof. Dr. Helga Oeser (Professor der Universität Heidelberg, em), A-4864 Attersee (mit Angaben der Literatur Pharm. Eur. und M. Wichtl – Teedrogen – Ein Handbuch für Apotheker und Ärzte; wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, D-70191 Stuttgart). Mag. Kerstin Wasmeyer, A-4020 Linz.
  • Finanzielle Unterstützung durch die REGATTA (Leader-Förderprojekt), die Gemeinde Attersee, das Kuratorium Pfahlbauten, Wien und die Schutzengel Apotheke, 4880 St. Georgen im Attergau.