Villa Schuh: Unterschied zwischen den Versionen

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Im Jahr 1901 kaufte Carl Schuh ein Grundstück in [[Seewalchen am Attersee|Seewalchen]]. Er hatte mit Hans Makart und [[Friedrich Paulick]] zusammengearbeitet. Letzterer dürfte wohl sein Interesse für Seewalchen geweckt haben. So erwarb er von den Moserbauern-Ehegatten Rosalia und Franz Mayerhofer die ca.  5800 m² große Parzelle zwischen Straße und See um rund 6300 Kronen. Ein Seeufer-Grundstück mit rund 400 m², das er vom „Staatsvermögen“ (um á 60 Heller) erwarb, rundete den Besitz ab. <br/>
Im Jahr 1901 kaufte Carl Schuh ein Grundstück in [[Seewalchen am Attersee|Seewalchen]]. Er hatte mit Hans Makart und [[Friedrich Paulick]] zusammengearbeitet. Letzterer dürfte wohl sein Interesse für Seewalchen geweckt haben. So erwarb er von den Moserbauern-Ehegatten Rosalia und Franz Mayerhofer die ca.  5800 m² große Parzelle zwischen Straße und See um rund 6300 Kronen. Ein Seeufer-Grundstück mit rund 400 m², das er vom „Staatsvermögen“ (um á 60 Heller) erwarb, rundete den Besitz ab. <br/>
Er beauftragte den Architekten Franz Biberhofer mit der Planung einer Villa, der Schörflinger Baumeister Franz Lösch begann dann 1902 mit dem Bau, der ein Jahr später fertig gestellt wurde. Das Haus hatte die Nummer Seewalchen 99, heute Atterseestraße 67.
Er beauftragte den Architekten Franz Biberhofer mit der Planung einer Villa, der Schörflinger Baumeister Franz Lösch begann dann 1902 mit dem Bau, der ein Jahr später fertig gestellt wurde. Das Haus hatte die Nummer Seewalchen 99, heute Atterseestraße 67.
==Dr. Rudolf Schuh==
==Rudolf Schuh==
Der Sohn Rudolf Schuh (1874-1945) besuchte das Stiftsgymnasium in Melk, studierte in Wien Medizin und wurde 1901 zum Doktor promoviert. <br/>
Der Sohn Rudolf Schuh (1874-1945) besuchte das Stiftsgymnasium in Melk, studierte in Wien Medizin und wurde 1901 zum Doktor promoviert. <br/>
Im Juni 1912 heiratete er Paula Helene Bernhard (1893-1974), die dann  -verwitwet – bis 1969 in Seewalchen wohnte.
Im Juni 1912 heiratete er Paula Helene Bernhard (1893-1974), die dann  -verwitwet – bis 1969 in Seewalchen wohnte.
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Begeistert über den Villenbau schrieb er in sein Tagebuch: ''„Somit war der Villenbau aus dem Reich des Traumes in die Wirklichkeit getreten. Es erschien mir unfassbar, dass von nun alle Gedanken an Fernfahrten mit einem Schlage aus sein sollten und wir von nun an jedes Jahr im Frühjahre nach Seewalchen übersiedeln sollten. Insgeheim dachte ich auch daran, in Seewalchen gegebenenfalls die ärztliche Praxis auszuüben. Ich hatte daher die Villa so angelegt, dass die Halle nicht nur Wohnraum …sondern auch gleichzeitig Warteraum für die Patienten im Stande war.“ Und weiter: „Wäre mein Interesse an der Medizin ebenso groß gewesen wie am Sport, am Fechten, an Waffen, an Schiffen, an technischen Dingen, so hätt ich auch im Spital reichen Nutzen haben können.“'' <br/>
Begeistert über den Villenbau schrieb er in sein Tagebuch: ''„Somit war der Villenbau aus dem Reich des Traumes in die Wirklichkeit getreten. Es erschien mir unfassbar, dass von nun alle Gedanken an Fernfahrten mit einem Schlage aus sein sollten und wir von nun an jedes Jahr im Frühjahre nach Seewalchen übersiedeln sollten. Insgeheim dachte ich auch daran, in Seewalchen gegebenenfalls die ärztliche Praxis auszuüben. Ich hatte daher die Villa so angelegt, dass die Halle nicht nur Wohnraum …sondern auch gleichzeitig Warteraum für die Patienten im Stande war.“ Und weiter: „Wäre mein Interesse an der Medizin ebenso groß gewesen wie am Sport, am Fechten, an Waffen, an Schiffen, an technischen Dingen, so hätt ich auch im Spital reichen Nutzen haben können.“'' <br/>
So kamen ihm sein Interesse und seine Hobbys am Attersee durchaus entgegen und in seiner Seewalchner Villa eröffnete er dann um 1919 eine Zahnartpraxis, die er dann bis zu seinem Lebensende betrieb.
So kamen ihm sein Interesse und seine Hobbys am Attersee durchaus entgegen und in seiner Seewalchner Villa eröffnete er dann um 1919 eine Zahnartpraxis, die er dann bis zu seinem Lebensende betrieb.
==Feuerwehr==
==Feuerwehr==
Rudolf Schuh war in den 1920er Jahren auch Bezirkswart des Feuerwehr-Bezirksverbandes Attergau. Nr. 43. In dieser Eigenschaft schrieb er die vielbeachtete Broschüre „Landfeuer“.  
Rudolf Schuh war in den 1920er Jahren auch Bezirkswart des Feuerwehr-Bezirksverbandes Attergau. Nr. 43. In dieser Eigenschaft schrieb er die vielbeachtete Broschüre „Landfeuer“.  

Version vom 16. September 2018, 16:40 Uhr

Die Dr.-Rudolf Schuh-Straße in erinnert an einen hoch geschätzen Bürger aus Seewalchen.

Die Villa Schuh in Seewalchen

Carl Schuh

Carl Schuh (1839-1915) war Inhaber einer Wiener Tapezierer-Firma in der Währingerstraße im 9. Bezirk. Als Stadtrat in Wien war er mit dem Bürgermeister Karl Lueger befreundet, der ihn dann auch 1907 in seiner Villa in Seewalchen besuchte.
Im Jahr 1901 kaufte Carl Schuh ein Grundstück in Seewalchen. Er hatte mit Hans Makart und Friedrich Paulick zusammengearbeitet. Letzterer dürfte wohl sein Interesse für Seewalchen geweckt haben. So erwarb er von den Moserbauern-Ehegatten Rosalia und Franz Mayerhofer die ca. 5800 m² große Parzelle zwischen Straße und See um rund 6300 Kronen. Ein Seeufer-Grundstück mit rund 400 m², das er vom „Staatsvermögen“ (um á 60 Heller) erwarb, rundete den Besitz ab.
Er beauftragte den Architekten Franz Biberhofer mit der Planung einer Villa, der Schörflinger Baumeister Franz Lösch begann dann 1902 mit dem Bau, der ein Jahr später fertig gestellt wurde. Das Haus hatte die Nummer Seewalchen 99, heute Atterseestraße 67.

Rudolf Schuh

Der Sohn Rudolf Schuh (1874-1945) besuchte das Stiftsgymnasium in Melk, studierte in Wien Medizin und wurde 1901 zum Doktor promoviert.
Im Juni 1912 heiratete er Paula Helene Bernhard (1893-1974), die dann -verwitwet – bis 1969 in Seewalchen wohnte.

Bezirkswart der Feuerwehr Dr. R. Schuh

Während des Weltkrieges 1914-1918 leistete Dr. Schuh Kriegsdienst als Militärarzt und war in Kaschau im Spitalsdienst und an der Südtiroler Front eingesetzt. Dr. Schuh, war bisher nur gelegentlich als praktischer Arzt tätig. Zweimal machte er als Schiffsarzt Amerika-Reisen. Er war auch in mehreren Wiener Spitälern tätig.
Da die Familie immer im Frühjahr nach Seewalchen zog und meist bis in den Herbst blieb, war es für Rudolf schwierig, eine Ordination in Wien zu führen und für so lange Zeiträume nicht anwesend zu sein.
Begeistert über den Villenbau schrieb er in sein Tagebuch: „Somit war der Villenbau aus dem Reich des Traumes in die Wirklichkeit getreten. Es erschien mir unfassbar, dass von nun alle Gedanken an Fernfahrten mit einem Schlage aus sein sollten und wir von nun an jedes Jahr im Frühjahre nach Seewalchen übersiedeln sollten. Insgeheim dachte ich auch daran, in Seewalchen gegebenenfalls die ärztliche Praxis auszuüben. Ich hatte daher die Villa so angelegt, dass die Halle nicht nur Wohnraum …sondern auch gleichzeitig Warteraum für die Patienten im Stande war.“ Und weiter: „Wäre mein Interesse an der Medizin ebenso groß gewesen wie am Sport, am Fechten, an Waffen, an Schiffen, an technischen Dingen, so hätt ich auch im Spital reichen Nutzen haben können.“
So kamen ihm sein Interesse und seine Hobbys am Attersee durchaus entgegen und in seiner Seewalchner Villa eröffnete er dann um 1919 eine Zahnartpraxis, die er dann bis zu seinem Lebensende betrieb.

Feuerwehr

Rudolf Schuh war in den 1920er Jahren auch Bezirkswart des Feuerwehr-Bezirksverbandes Attergau. Nr. 43. In dieser Eigenschaft schrieb er die vielbeachtete Broschüre „Landfeuer“. Diese war Leitfaden für Feuerwehreinsätze, gerade für neu eintretende Kameraden. Der Verbandsvorsitzende schrieb in seinem Geleitwort: das beste Feuerwehr-Handbüchlein, das bisher erschienen ist. Die Schrift eignet sich hervorragend für Versammlungen und zum Gebrauch bei Feuerwehrkursen.
Schuh gab auch seiner Heimatgemeinde Seewalchen Hinweise und Anregungen: So teilte er 1924 das Ergebnis einer Großübung in Steindorf mit. Die Feuerwehr, so wurde in diesem Bericht aufgezeigt, braucht von der Brandmeldung bis zum Einsatz auf dem Brandplatz 48 Minuten: „Gerade in Steindorf, wo die Häuser ziemlich eng aneinander gebaut sind, sei die Ausbreitung eines Brandes leicht möglich“, meinte Dr. Schuh. Die Befürchtungen wurden leider zwei Jahre später traurige Wirklichkeit, wo beim großen Brand von Steindorf 21 Häuser abbrannten.
1930 regte Dr. Schuh den Ankauf eines Feuerwehrautos an, weil im Bedarfsfall selten die erforderlichen Pferde vorhanden waren.
Sein Engagement wurde schließlich 1932 mit der Ernennung zum Ehrenbürger von Seewalchen gewürdigt.

Klimt

Dr. Schuh war mit dem Schwiegersohn der Familie Paulick Paul Bacher befreundet. Bacher war wiederum mit seinem Fechtkameraden Gustav Klimt befreundet.

Emilie Flöge, Gustav Klimt und Dr. R. Schuh (im Boot)

Über diverse Begegnungen schreibt Schuh: „Um jene Zeit kam auch der Maler Klimt nach Seewalchen, zusammen mit einer Familie Flöge. Ein Frl. Emilie Flöge fiel mir durch ihre Schönheit besonders auf.
Klimt und die Schwestern Flöge…wohnten damals im Litzlberger Bräuhaus. So oft ich vorbeikam riefen sie mir zu und ich stieg gerne aus meinem Canoe aus.
Klimt liebte es, mit mir zu „ringen“. Er suchte mich mit seinen eisernen Händen am Hals rückwärts zu packen und wollte mich immer ins Gras legen, es gelang ihm nie. Er zeigte mir öfters auch seine Ölgemälde und fragte mich dann, wie sie mir gefielen. Es waren herrliche Seestücke darunter. Man sah den Abend, die Stimmung, man fühlte woher der kühle Wind kam, sah einen silbernen Streif, wo er am Wasser dahin wehte.

Man sah die Zeit, wann das Bild gemacht wurde. Klimt war auf jeden Fall einer der bedeutendsten Künstler, den es ja gab.“
Klimt schickte auch seine Glückwünsche zur Vermählung von Rudolf Schuh.

Die letzten Jahrzehnte

Im Jahr 1945 verstarb Dr. Schuh, die Villa erbten die beiden Töchter Elfi (verh. Gogler), Hedy (verh. Böttger) sowie die Witwe, die aber auf ihren Anteil verzichtete. Dr. Schuh ist auf dem Ortsfriedhof von Seewalchen begraben
Immer wieder gab es Interessenten, welche die Villa kaufen oder mieten wollten. Es gab auch Bewerber, die einen Teil der Parzelle erwerben wollten.
Ende der 1960er Jahre kam es schließlich zum Verkauf, der frühere Christbaumschmuck-Hersteller und spätere Waffenhändler Fritz Eggeling aus Niederösterreich erstand die Villa um rund 2,8 Mio. Schilling. Paula Schuh zog in das „Stammhaus“ der Familie nach Wien.
Nachdem Eggeling 1981 in Konkurs ging, ersteigerte eine Bank die Parzelle um 9,2 Mio. Schilling. .Die wiederum verkaufte an die Bau-Atelier-West, die Ende der 1980er Jahre die Villa zu Apartment-Wohnungen umbaute. Im ehemaligen Park wurde ein Neubau mit weiteren Apartment-Wohnungen errichtet.

Fotogalerie

Quellen:

Tagebuch des Dr. Rudolf Schuh
Dipl. Ing. Herwig Gogler, Wien
Festschrift der Freiwilligen Feuerwehren Seewalchen und Steindorf
„Landfeuer“, Broschüre von Dr. R. Schuh
Chronik der Marktgemeinde Seewalchen

zusammengestellt von Johann Rauchenzauner