Postwesen: Unterschied zwischen den Versionen
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Ursprünglich kam die Post über Mitterweißenbach zur 1845 in Weißenbach am Attersee errichteten „Post-Relais-Station“. Im Jahr 1861 eröffnete in Schörfling am Attersee ein neues Postamt. Das ab 1899 bestehende „Sommerpostamt“ in Seewalchen wurde ab 1905 ganzjährig geführt. Nach einer Vereinbarung mit der Österr. Post- und Telegraphendirektion im Jahr 1870 erfolgte die Postzustellung vom [[Postamt Kammer]] aus zu den Orten um den Attersee und wurde durch die Linienschifffahrt der „I. Concessionierte-Atterseedampf-Schiffahrts-Gesellschaft“ (I.C.A.D), deren Eigentümer ab 1889 Ferdinando Perathoner war, transportiert. | Das '''Postwesen im Attergau''' war seit dem Mittelalter bekannt. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts und mit dem aufkommenden Tourismus wurden in jedem Ort Postämter eingerichtet. Eine Besonderheit war in der [[Region Attersee-Attergau]] der Posttransport mit der [[Attersee-Schifffahrt]]. | ||
==Die Entwicklung des Postwesens um den Attersee== | |||
Ursprünglich kam die Post über Mitterweißenbach zur 1845 in [[Weißenbach am Attersee]] errichteten „Post-Relais-Station“. Im Jahr 1861 eröffnete in [[Schörfling am Attersee]] ein neues Postamt. Das ab 1899 bestehende „Sommerpostamt“ in Seewalchen wurde ab 1905 ganzjährig geführt. Nach einer Vereinbarung mit der Österr. Post- und Telegraphendirektion im Jahr 1870 erfolgte die Postzustellung vom [[Postamt Kammer]] aus zu den Orten um den Attersee und wurde durch die Linienschifffahrt der „I. Concessionierte-Atterseedampf-Schiffahrts-Gesellschaft“ (I.C.A.D), deren Eigentümer ab 1889 Ferdinando Perathoner war, transportiert. | |||
Die erste Telegraphenleitung von Vöcklabruck nach Kammer entstand 1899 und im Februar 1914 wurde in Kammer die erste Telefonzentrale fertig gestellt. Dieses Telegraphenamt leitete die Telegramme an die Postämter rund um den Attersee weiter. | Die erste Telegraphenleitung von Vöcklabruck nach Kammer entstand 1899 und im Februar 1914 wurde in Kammer die erste Telefonzentrale fertig gestellt. Dieses Telegraphenamt leitete die Telegramme an die Postämter rund um den Attersee weiter. | ||
Um 1890 erfolgte ein Neubau des Postamtes Kammer. Dazu liest man in der Tagespost vom 30.März 1890: | Um 1890 erfolgte ein Neubau des [[Postamt Kammer|Postamtes Kammer]]. Dazu liest man in der Tagespost vom 30.März 1890: ''Herr Perathoner, der Unternehmer der [[Attersee-Schifffahrt|Attersee-Dampfschifffahrt]] hat zur Bequemlichkeit des Publikums einen Bau in Kammer in Angriff genommen, der eine Zierde des Landungsplatzes daselbst werden dürfte. Das reizende Gebäude wird Räume für die Post, das Telegraphenamt, für die Werkstätte und für die Magazine im Erdgeschoße enthalten, während der erste Stock für die Privatwohnung des Herrn Perathoner bestimmt ist.'' | ||
Der Kammerer Hansl brachte die Post nach Kammer. Weiter nach Schörfling und Seewalchen gelangten die Briefe und Pakete per Handwagen. Die Schiffe fuhren während des gesamten Jahres und versorgten vom Postamt Kammer aus die anderen Postämter am See. Einige Zeit gab es am Schiff sogar eigene Poststempel. | Der [[Kammerer Hansl]] brachte die Post nach Kammer. Weiter nach Schörfling und Seewalchen gelangten die Briefe und Pakete per Handwagen. Die Schiffe fuhren während des gesamten Jahres und versorgten vom Postamt Kammer aus die anderen Postämter am See. Einige Zeit gab es am Schiff sogar eigene Poststempel. | ||
Zu Beginn der 1950er Jahre erfolgte eine Umstellung vom Bahn- und Schifftransport auf den Straßenweg mittels sogenannter „Kraftgüterpost“. Für Kammer bedeutete dies, dass am 1. August 1951 das Postamt in eine Postnebenstelle umgestellt wurde. Im Jahre 1964 gab es bei der Atterseeschifffahrt den letzten Jahresfahrplan, womit auch die Postbeförderung eingestellt wurde. War zu Beginn das Postamt gleichsam das informative Tor zur Welt, wurde sie im 21. Jahrhundert vielerorts vom Markt verdrängt und durch private Postpartner ersetzt. Die Möglichkeiten der elektronischen Datenverarbeitung haben den Informationsaustausch weltweit revolutioniert. | Zu Beginn der 1950er Jahre erfolgte eine Umstellung vom Bahn- und Schifftransport auf den Straßenweg mittels sogenannter „Kraftgüterpost“. Für Kammer bedeutete dies, dass am 1. August 1951 das Postamt in eine Postnebenstelle umgestellt wurde. Im Jahre 1964 gab es bei der Atterseeschifffahrt den letzten Jahresfahrplan, womit auch die Postbeförderung eingestellt wurde. War zu Beginn das Postamt gleichsam das informative Tor zur Welt, wurde sie im 21. Jahrhundert vielerorts vom Markt verdrängt und durch private Postpartner ersetzt. Die Möglichkeiten der elektronischen Datenverarbeitung haben den Informationsaustausch weltweit revolutioniert. | ||
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Datei:WPl Post Kammer 2.JPG|Vom Postamt Kammer gelangte die Post ab 1870 mit dem Linienschiff zu den Orten um den Attersee | Datei:WPl Post Kammer 2.JPG|Vom Postamt Kammer gelangte die Post ab 1870 mit dem Linienschiff zu den Orten um den Attersee | ||
Datei:WPl Karte.jpg|Correspondenzkarte aus dem Jahr 1896, welche am Schiff gestempelt wurde. | Datei:WPl Karte.jpg|Correspondenzkarte aus dem Jahr 1896, welche am Schiff gestempelt wurde. | ||
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* Manfred Hemetsberger, Nußdorf | * Manfred Hemetsberger, Nußdorf | ||
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Aktuelle Version vom 14. Dezember 2023, 18:55 Uhr
Das Postwesen im Attergau war seit dem Mittelalter bekannt. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts und mit dem aufkommenden Tourismus wurden in jedem Ort Postämter eingerichtet. Eine Besonderheit war in der Region Attersee-Attergau der Posttransport mit der Attersee-Schifffahrt.
Die Entwicklung des Postwesens um den Attersee
Ursprünglich kam die Post über Mitterweißenbach zur 1845 in Weißenbach am Attersee errichteten „Post-Relais-Station“. Im Jahr 1861 eröffnete in Schörfling am Attersee ein neues Postamt. Das ab 1899 bestehende „Sommerpostamt“ in Seewalchen wurde ab 1905 ganzjährig geführt. Nach einer Vereinbarung mit der Österr. Post- und Telegraphendirektion im Jahr 1870 erfolgte die Postzustellung vom Postamt Kammer aus zu den Orten um den Attersee und wurde durch die Linienschifffahrt der „I. Concessionierte-Atterseedampf-Schiffahrts-Gesellschaft“ (I.C.A.D), deren Eigentümer ab 1889 Ferdinando Perathoner war, transportiert.
Die erste Telegraphenleitung von Vöcklabruck nach Kammer entstand 1899 und im Februar 1914 wurde in Kammer die erste Telefonzentrale fertig gestellt. Dieses Telegraphenamt leitete die Telegramme an die Postämter rund um den Attersee weiter.
Um 1890 erfolgte ein Neubau des Postamtes Kammer. Dazu liest man in der Tagespost vom 30.März 1890: Herr Perathoner, der Unternehmer der Attersee-Dampfschifffahrt hat zur Bequemlichkeit des Publikums einen Bau in Kammer in Angriff genommen, der eine Zierde des Landungsplatzes daselbst werden dürfte. Das reizende Gebäude wird Räume für die Post, das Telegraphenamt, für die Werkstätte und für die Magazine im Erdgeschoße enthalten, während der erste Stock für die Privatwohnung des Herrn Perathoner bestimmt ist.
Der Kammerer Hansl brachte die Post nach Kammer. Weiter nach Schörfling und Seewalchen gelangten die Briefe und Pakete per Handwagen. Die Schiffe fuhren während des gesamten Jahres und versorgten vom Postamt Kammer aus die anderen Postämter am See. Einige Zeit gab es am Schiff sogar eigene Poststempel.
Zu Beginn der 1950er Jahre erfolgte eine Umstellung vom Bahn- und Schifftransport auf den Straßenweg mittels sogenannter „Kraftgüterpost“. Für Kammer bedeutete dies, dass am 1. August 1951 das Postamt in eine Postnebenstelle umgestellt wurde. Im Jahre 1964 gab es bei der Atterseeschifffahrt den letzten Jahresfahrplan, womit auch die Postbeförderung eingestellt wurde. War zu Beginn das Postamt gleichsam das informative Tor zur Welt, wurde sie im 21. Jahrhundert vielerorts vom Markt verdrängt und durch private Postpartner ersetzt. Die Möglichkeiten der elektronischen Datenverarbeitung haben den Informationsaustausch weltweit revolutioniert.
Bildergalerie
Quellen
- Walter Großpointner, Nußdorf - Heimatgeschichtliche Sammlung
- Manfred Hemetsberger, Nußdorf