Niedermayrsäge: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Atterwiki
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 1: Zeile 1:
[[Bild:HemBetrLuftbild2000.jpg|thumb|200px|Gartenmöbelerzeugung um 2000]]
[[Bild:HemBetrLuftbild2000.jpg|thumb|300px|Altes Holzhandwerk im touristischen Umfeld]]
Die '''Niedermeiersäge''' in Nußdorf am Attersee wurde 1872 gegründet und ab 1985 nach und nach auf die Erzeugung von Holzgartenmöbel umgestellt.  
Die '''Niedermeiersäge''' in Nußdorf am Attersee wurde 1872 gegründet und in den 1980er Jahren auf die Erzeugung von Holzgartenmöbeln umgestellt.  


== Geschichte ==
== Anfänge ==
Johann Nussdorfer, Besitzer des Niedermeierhofes in [[Nußdorf am Attersee|Nussdorf]] meldete am 25. März 1872 bei der K.k. Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck das Gewerbe einer „Brettersäge“ an.


Das [[Sägewerk]] wurde am [[Nußdorferbach]] unterhalb einer bestehenden Hausmühle errichtet. Das Wasser wurde an einer Wehr gestaut, floss in Holzrinnen zuerst über das Wasserrad der Mühle und von dort auf das größere Wasserrad des [[Sägewerk]]es. Die Wasserräder waren „oberschlächtig“, wobei das Wasser auf dem höchsten Punkt des Wasserrades in die Schaufeln floss und das Gewicht des Wassers das Rad in Bewegung setzte. Diese Form war bei [[Bach|Bächen]] mit relativ wenig Wasserführung gebräuchlich.  
Johann Nussdorfer, Besitzer des Niedermeierhofes in [[Nußdorf am Attersee|Nussdorf]] meldete am 25. März 1872 bei der K.k. Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck das Gewerbe einer „Brettersäge“ an. Das [[Sägewerk]] wurde am Unterlauf des [[Nußdorferbach|Nußdorferbaches]] (Nesslbaches) zwischen dem Ortszentrum und dem Attersee, neben einer bestehenden Hausmühle errichtet.  


Die Sägemaschine war ein sogenanntes [[Sägewerk|Augsburgergatter]]. Um das oft sehr spärlich zur Verfügung stehende Wasser zu nützen, wurde Tag und Nacht gesägt. Die „Sagknechte“ schliefen in einer Kammer im hölzernen Sägewerksgebäude und wechselten sich bei der Arbeit ab. Das Restholz, Schwartlinge und Spreissel genannt, wurden als Brennholz verkauft oder an Ort und Stelle von einem Köhler zu Holzkohle für die örtlichen [[Schmiede]]n gebrannt.
== Wasserkraft ==


In der Zwischenkriegszeit um 1938, den Jahren einer weltweiten Wirtschaftskrise, errichtete der Enkel des Gründers, Georg Hemetsberger, eine Turbinenanlage um eine höhere Leistung zu erzielen. Es wurde 16 Höhenmeter oberhalb des Sägewerksgeländes ein betoniertes Staubecken mit 500 Kubikmeter Wasserinhalt errichtet. Von dort führte eine Druckrohrleitung bis zum [[Sägewerk]]. Das Rohr hatte einen Innendurchmesser von 30 cm und war etwa 300 Meter lang. Es war in einem Stück aus Lärchenholz, ähnlich wie ein Fass, gebaut, mit Eisendraht umreift und außen mit Bitumen gestrichen. Nach einer Lebensdauer von etwa 30 Jahren wurde es um 1960 durch Eternitrohre ersetzt. Die Peltonturbine lieferte bei einem Wasserdruck von 1,6 bar, einem Düsendurchmesser von 50 mm und einem Schaufelrad-Durchmesser von einem Meter eine Leistung von 10 PS. Bei wenig Wasserzufluss reichte der Teichinhalt für etwa zwei Stunden Vollbetrieb. Mit dieser Leistung konnte ein [[Sägewerk|Horizontalgatter]] und ein [[Sägewerk|Vollgatter]] angetrieben werden.
Das Wasser des Nesselbaches wurde an einer Wehr gestaut, floss in Holzrinnen zuerst über das „oberschlächtige“ Wasserrad der Mühle und von dort auf das größere Wasserrad des [[Sägewerk]]es. Diese Leistung reichte gerade aus um ein sogenanntes [[Sägewerk|Augsburgergatter]] anzutreiben. Um das oft sehr spärlich zur Verfügung stehende Wasser zu nützen, wurde Tag und Nacht gesägt. Die „Sagknechte“ schliefen in einer Kammer im hölzernen Sägewerksgebäude und wechselten sich bei der Arbeit ab.  


Nach einem Brand im Jahr 1948 wurde das [[Sägewerk]] neu errichtet, zusätzlich mit einem [[Sägewerk|Seitengatter]] und 1954 mit einem großen [[Sägewerk|Vollgatter]] ausgestattet, mit dem Stämme mit einem Meter Durchmesser geschnitten werden konnten. Diese außergewöhnliche Maschine wurde 1913 in Altötting in Bayern gebaut, arbeitete 40 Jahre lang in einem [[Sägewerk]] in Bruck-Fusch im Salzburger Pinzgau, weitere 30 Jahre in Nußdorf und tut noch heute, fast 100-jährig, seinen Dienst in einem [[Sägewerk]] im Salzburger Tennengau.  
In der Zwischenkriegszeit um 1938, den Jahren einer weltweiten Wirtschaftskrise, errichtete der Enkel des Gründers, Georg Hemetsberger, eine Turbinenanlage um eine höhere Leistung zu erzielen. Es wurde 16 Höhenmeter oberhalb des Sägewerksgeländes ein betoniertes Staubecken mit 500 Kubikmeter Wasserinhalt errichtet. Von dort führte eine Druckrohrleitung bis zum [[Sägewerk]]. Das Rohr hatte einen Innendurchmesser von 30 cm und war etwa 300 Meter lang. Es war in einem Stück aus Lärchenholz, ähnlich wie ein Fass, gebaut, mit Eisendraht umreift und außen mit Bitumen gestrichen. Nach einer Lebensdauer von etwa 30 Jahren wurde es um 1960 durch Eternitrohre ersetzt. Die Peltonturbine lieferte bei einem Wasserdruck von 1,6 bar, einem Düsendurchmesser von 50 mm und einem Schaufelrad-Durchmesser von einem Meter eine Leistung von 10 PS. Bei wenig Wasserzufluss reichte der Teichinhalt für etwa zwei Stunden Vollbetrieb. Es dauerte oft einen halben Tag lang bis der Teich wieder mit Wasser voll war. Mit dieser Leistung wurde über Transmissionen mit langen Wellen und Lederriemen ein [[Sägewerk|Horizontalgatter]] und ein [[Sägewerk|Vollgatter]] angetrieben. Ab 1985 wurde die Turbinenanlage stillgelegt und durch ein Diesel-Stromaggregat mit 200 KVA Leistung ersetzt.


Ab 1985 wurde die Turbinenanlage stillgelegt und durch ein Diesel-Stromaggregat mit 200 KVA Leistung ersetzt. Das Sägewerk wurde nach und nach auf die Herstellung von Holzgartenmöbeln umgestellt, die von Nordeuropa bis Israel und vom Burgenland bis in die USA ihre Abnehmer finden.
== Neubau 1948 ==
 
Nach einer Brandlegung durch zwei Jugendliche im Jahr 1948 wurde das [[Sägewerk]] neu errichtet. Die Versicherungssumme reichte gerade aus um einen Elektromotor mit 25 PS zu kaufen.  Die maschinelle Ausstattung waren ein Vollgatter mit 50 cm Stammdurchlass, ein [[Sägewerk|Seitengatter]], zwei Kreissägen und ein Sägenschärfautomat. 1954 wurde ein großes [[Sägewerk|Vollgatter]] angeschafft, mit dem Stämme bis zu einem Meter Durchmesser geschnitten werden konnten. Diese außergewöhnliche Maschine wurde 1913 in Altötting in Bayern gebaut, arbeitete 40 Jahre lang in einem [[Sägewerk]] in Bruck-Fusch im Salzburger Pinzgau, weitere 30 Jahre in Nußdorf und tut später seinen Dienst, fast 100-jährig, in einem [[Sägewerk]] im Salzburger Tennengau. 
 
== Holzvermarktung ==
 
Zu Beginn hatte die Niedermeiersäge, wie viele andere eine sehr begrenzte regionale Bedeutung. Es wurde Bauholz und Tischlerholz für Abnehmer in der Umgebung gesägt. Restholz wurde von einem Köhler zu Holzkohle für die örtlichen Schmieden gebrannt. Doch bereits vor 1900 wurde Schnittholz auf dem Wasserweg auf Flößen bis Wien und Budapest geliefert. Der Bahnausbau erlaubte später Geschäftsverbindungen nach Deutschland. Während des zweiten Weltkrieges musste viel Holz für Interessen der Reichsverwaltung geliefert werden. Der Wiederaufbau nach dem Krieg löste eine starke Nachfrage aus und das erzeugte Schnittholz wurde über Holzhändler in ganz Europa verschickt.
 
== Lohnschnitt ==
 
Das große Vollgatter ermöglichte die Verarbeitung von Holzstämmen, die von den umliegenden Sägewerken nicht mehr geschnitten werden konnten. Daraus entwickelte sich eine Spezialisierung auf den Starkholzeinschnitt für andere Sägewerke gegen Schnittlohn. Durch Rationalisierungsmaßnahmen und den Einbau leistungsfähiger Dieselmotoren als Antriebskraft konnte die jährliche Einschnittmenge auf 3000 Festmeter mit nur einer Arbeitskraft (dem Inhaber) gesteigert werden. Das war zu dieser Zeit die dreifache Leistung im Vergleich zu den damals modernsten Sägewerken Österreichs mit etwa 1000 fm Einschnitt pro Mitarbeiter und Jahr.  
 
== Gartenmöbel ==
 
Das Sägewerk wurde in den 1980er Jahren nach und nach auf die Herstellung von rustikalen Gartenmöbeln umgestellt. Tannenholz aus dem Salzkammergut ist wegen seiner vorteilhaften Eigenschaften im Außenbereich (leicht, harzfrei, dauerhaft) das bevorzugte Material für die Herstellung der Hemetsberger-Möbel. Die Abnehmer reichen von Nordeuropa bis Israel und vom Burgenland bis in die USA, von Privatkunden über die Gastronomie bis zu den führenden Möbelhandelsketten. Unter den Kunden finden sich prominente Namen aus Politik, Wirtschaft, Sport und Kultur.
 
== Nachfolge ==
 
Seit dem Jahre 2007 führt die Firma [http://ebnerholzbau.webseiten.cc/| Ebner Holzbau & Service GmbH] den Betrieb der Familie Hemetsberger fort. Über die Gartenmöbelproduktion hinaus werden Carports, Wintergärten, Innentüren und Böden, Steganlagen, Uferbefestigungen, Pilotagen, Bootshütten, Holzschiffsbau und Marineservice und sämtliche Holzbauarbeiten ausgeführt. Das Stammhaus ist die seit 1928 bestehende Firma [http://ebnerholzbau.webseiten.cc/50.html| Jakob Ebner BauGmbH & Co KG] in Mondsee.  


== Bildergalerie ==
== Bildergalerie ==

Version vom 13. Oktober 2009, 16:32 Uhr

Altes Holzhandwerk im touristischen Umfeld

Die Niedermeiersäge in Nußdorf am Attersee wurde 1872 gegründet und in den 1980er Jahren auf die Erzeugung von Holzgartenmöbeln umgestellt.

Anfänge

Johann Nussdorfer, Besitzer des Niedermeierhofes in Nussdorf meldete am 25. März 1872 bei der K.k. Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck das Gewerbe einer „Brettersäge“ an. Das Sägewerk wurde am Unterlauf des Nußdorferbaches (Nesslbaches) zwischen dem Ortszentrum und dem Attersee, neben einer bestehenden Hausmühle errichtet.

Wasserkraft

Das Wasser des Nesselbaches wurde an einer Wehr gestaut, floss in Holzrinnen zuerst über das „oberschlächtige“ Wasserrad der Mühle und von dort auf das größere Wasserrad des Sägewerkes. Diese Leistung reichte gerade aus um ein sogenanntes Augsburgergatter anzutreiben. Um das oft sehr spärlich zur Verfügung stehende Wasser zu nützen, wurde Tag und Nacht gesägt. Die „Sagknechte“ schliefen in einer Kammer im hölzernen Sägewerksgebäude und wechselten sich bei der Arbeit ab.

In der Zwischenkriegszeit um 1938, den Jahren einer weltweiten Wirtschaftskrise, errichtete der Enkel des Gründers, Georg Hemetsberger, eine Turbinenanlage um eine höhere Leistung zu erzielen. Es wurde 16 Höhenmeter oberhalb des Sägewerksgeländes ein betoniertes Staubecken mit 500 Kubikmeter Wasserinhalt errichtet. Von dort führte eine Druckrohrleitung bis zum Sägewerk. Das Rohr hatte einen Innendurchmesser von 30 cm und war etwa 300 Meter lang. Es war in einem Stück aus Lärchenholz, ähnlich wie ein Fass, gebaut, mit Eisendraht umreift und außen mit Bitumen gestrichen. Nach einer Lebensdauer von etwa 30 Jahren wurde es um 1960 durch Eternitrohre ersetzt. Die Peltonturbine lieferte bei einem Wasserdruck von 1,6 bar, einem Düsendurchmesser von 50 mm und einem Schaufelrad-Durchmesser von einem Meter eine Leistung von 10 PS. Bei wenig Wasserzufluss reichte der Teichinhalt für etwa zwei Stunden Vollbetrieb. Es dauerte oft einen halben Tag lang bis der Teich wieder mit Wasser voll war. Mit dieser Leistung wurde über Transmissionen mit langen Wellen und Lederriemen ein Horizontalgatter und ein Vollgatter angetrieben. Ab 1985 wurde die Turbinenanlage stillgelegt und durch ein Diesel-Stromaggregat mit 200 KVA Leistung ersetzt.

Neubau 1948

Nach einer Brandlegung durch zwei Jugendliche im Jahr 1948 wurde das Sägewerk neu errichtet. Die Versicherungssumme reichte gerade aus um einen Elektromotor mit 25 PS zu kaufen. Die maschinelle Ausstattung waren ein Vollgatter mit 50 cm Stammdurchlass, ein Seitengatter, zwei Kreissägen und ein Sägenschärfautomat. 1954 wurde ein großes Vollgatter angeschafft, mit dem Stämme bis zu einem Meter Durchmesser geschnitten werden konnten. Diese außergewöhnliche Maschine wurde 1913 in Altötting in Bayern gebaut, arbeitete 40 Jahre lang in einem Sägewerk in Bruck-Fusch im Salzburger Pinzgau, weitere 30 Jahre in Nußdorf und tut später seinen Dienst, fast 100-jährig, in einem Sägewerk im Salzburger Tennengau.

Holzvermarktung

Zu Beginn hatte die Niedermeiersäge, wie viele andere eine sehr begrenzte regionale Bedeutung. Es wurde Bauholz und Tischlerholz für Abnehmer in der Umgebung gesägt. Restholz wurde von einem Köhler zu Holzkohle für die örtlichen Schmieden gebrannt. Doch bereits vor 1900 wurde Schnittholz auf dem Wasserweg auf Flößen bis Wien und Budapest geliefert. Der Bahnausbau erlaubte später Geschäftsverbindungen nach Deutschland. Während des zweiten Weltkrieges musste viel Holz für Interessen der Reichsverwaltung geliefert werden. Der Wiederaufbau nach dem Krieg löste eine starke Nachfrage aus und das erzeugte Schnittholz wurde über Holzhändler in ganz Europa verschickt.

Lohnschnitt

Das große Vollgatter ermöglichte die Verarbeitung von Holzstämmen, die von den umliegenden Sägewerken nicht mehr geschnitten werden konnten. Daraus entwickelte sich eine Spezialisierung auf den Starkholzeinschnitt für andere Sägewerke gegen Schnittlohn. Durch Rationalisierungsmaßnahmen und den Einbau leistungsfähiger Dieselmotoren als Antriebskraft konnte die jährliche Einschnittmenge auf 3000 Festmeter mit nur einer Arbeitskraft (dem Inhaber) gesteigert werden. Das war zu dieser Zeit die dreifache Leistung im Vergleich zu den damals modernsten Sägewerken Österreichs mit etwa 1000 fm Einschnitt pro Mitarbeiter und Jahr.

Gartenmöbel

Das Sägewerk wurde in den 1980er Jahren nach und nach auf die Herstellung von rustikalen Gartenmöbeln umgestellt. Tannenholz aus dem Salzkammergut ist wegen seiner vorteilhaften Eigenschaften im Außenbereich (leicht, harzfrei, dauerhaft) das bevorzugte Material für die Herstellung der Hemetsberger-Möbel. Die Abnehmer reichen von Nordeuropa bis Israel und vom Burgenland bis in die USA, von Privatkunden über die Gastronomie bis zu den führenden Möbelhandelsketten. Unter den Kunden finden sich prominente Namen aus Politik, Wirtschaft, Sport und Kultur.

Nachfolge

Seit dem Jahre 2007 führt die Firma Ebner Holzbau & Service GmbH den Betrieb der Familie Hemetsberger fort. Über die Gartenmöbelproduktion hinaus werden Carports, Wintergärten, Innentüren und Böden, Steganlagen, Uferbefestigungen, Pilotagen, Bootshütten, Holzschiffsbau und Marineservice und sämtliche Holzbauarbeiten ausgeführt. Das Stammhaus ist die seit 1928 bestehende Firma Jakob Ebner BauGmbH & Co KG in Mondsee.

Bildergalerie

Quellen

Manfred Hemetsberger, Nußdorf am Attersee