Glasfabrik Freudenthal: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 3. Juni 2011, 21:31 Uhr
Die Glasfabrik Freudenthal, Gemeinde Weißenkirchen im Attergau, war bis zum Jahr 1942 in Betrieb und war der größte Arbeitgeber im Attergau.
Die Entstehung der Glasfabrik
Kaiser Rudolf II. war bei Johann Khevenhüller tief verschuldet und bot ihm die Besitzungen der Herrschaft Attergau zum Kauf an. Johann Khevenhüller erwarb am 1.Juni 1581 die Herrschaft und wurde in den Grafenstand erhoben. Die Herrschaften Frankenburg, Kammer und Kogl wurden zur Grafschaft Frankenburg zusammengelegt. 1716 ließ Reichsgraf Franz Ferdinand Khevenhüller im waldreichen Talschluss des Sprenzlbaches eine Glashütte errichten.
Besitzer
- 1716 Erster Glashüttenmeister Johann Anton Landgraf (Sonnenschlag, Schwarzenberg)
- 1722 Johann Wolfgang Schmaus (Furth im Wald, Niederbayern)
- 1766 Josef Anton Schmaus
- 1789 Franz Josef Schmaus
- 1818 Anton Hauer erwirbt die Glashütte Freudenthal um 16.474 Gulden (fl)
- 1838 Wenzl Stimpfl, Pfleger in Walchen, kauft die Glashütte um 25.400 fl und eine Jahresrente von 600 fl, 1848 wird die Glashütte Schneegattern dazugekauft
- 1863 Kauf des Landgutes Schloss Stauf in Frankenmarkt mit Sägewerk;
- 1871 Gustaf und Wenzl Stimpfl
- 1876 Theodor Stimpfl
- 1909 bis zur Schließung der Fabrik 1942 Theodor Freiherr von Stimpfl-Abele, Rittmeister d.R. im k.u.k. Dragonerregiment Nr. 6
Bezugsquellen für das Rohmaterial
- Quarzsand: früher Frankenburg (Grünberg), später Hohenbokaer Glassandgrube in Sachsen
- Kalksteinmehl: Golling bei Salzburg
- Soda: Solvay-Werke, Ebensee
- Kalzinierte Melassepottasche: früher Flusssieder in Freudenthal, St.Georgen i.A., Auwald/Straß i.A., Frankenmarkt, Redltal, später Wiener Händler
- Einfärbungsmittel: Gold-und Silberscheideanstalt Frankfurt/Main
- Braunkohle: Tasnitzer Stückkohle aus Böhmen
- Trockenstückkohle: Köflach/Steiermark, Montan – Union
- Brennholz (Buche): aus eigenem Wald
- Hafen: vor 1922 Eigenerzeugnis, dann Böhmen
- Einbindstroh: Ungarn
Erzeugnisse und Absatzgebiete
Hohlglas für Apotheken, Drogerien und Kosmetikfirmen, für gastgewerbliche Betriebe, Brauereien, Konserven– und Sodawasserfabriken; Haushalts- und Geschenkartikel; Beleuchtungskörper; Glas für den religiösen Gebrauch; feinstes Kristall– und Farbglas; gewöhnliches Weiß-, Grün-, Braun– und Hyalitglas. Ab 1893 wurden nur noch Medizin– und Apothekengläser erzeugt.
Das Absatzgebiet erstreckte sich auf die meisten Länder der Donaumonarchie, ab 1918 auf das öst.Bundesgebiet. Zudem wurden verschiedene europäische Staaten beliefert. 350 – 400 Apotheken Österreichs bezogen Gläser aus Freudenthal, u.a. auch die Hofapotheke in Wien.
Die Glasfabrik Freudenthal hatte Niederlassungen in Wien (Lilienbrunngasse und Kleine Sperlgasse). Belieferung des öst. Kaiserhauses.
Bemerkenswerte Stationen der Freudenthaler Geschichte
- 1719 Die Glashütte wird zum ersten Mal „Freudenthal“ genannt. Vorher hieß es nur einfach „An der Glashütte“.
- 1728 Johann Wolfgang Schmaus erweitert das Betriebsgelände, lässt Arbeiterhäuser bauen und eine Kapelle errichten
- 1838 Wenzel Stimpfl erweitert den Betrieb durch eine eigene Glasschleiferei in Steinwand, welche 1849 einem Brand zum Opfer fällt.
- 1865 Im Landgut Schloss Stauf in Frankenmarkt wird eine neue Glasschleiferei eingerichtet.
- 1878 – 1954 eigenes Postamt in Freudenthal
- 1893 Durch einen Brand wird das gesamte Fabriksgebäude eingeäschert. Der Wiederaufbau in Frankenmarkt wird vom dortigen Gemeinderat aus politischen Gründen verhindert. Neuerrichtung der Fabrik in Freudenthal;
- 1893 und 1913 werden Freudenthaler Glasprodukte bei internationalen pharmazeutischen Ausstellungen mit Goldmedaillen und Ehrendiplomen ausgezeichnet.
- 1932 –1937 Weltwirtschaftskrise; Absatzschwierigkeiten; zeitweise Einstellung der Glasproduktion;
- 25.März 1942 letzter Arbeitstag in der Glasfabrik Freudenthal
- Winter 1942 Einsturz des Fabriksdaches
- Nach dem 2.Weltkrieg wird die Glasfabrik nicht wieder aktiviert und das Gebäude 1955 abgebrochen.
- 26.9.1970 Die am ehemaligen Fabriksgelände errichtete Glasmacher-Kapelle wird eingeweiht.
Soziale Gegebenheiten für die Glasmacher
Der Lohn wurde meist an die Arbeitslage angepasst. Die Entlohnung erfolgte nach gefertigter Stückzahl (fehlerhafte Ware bedeutete Lohnabzug). Als Krankenvorsorge wurden vom Lohn kleine Beträge einbehalten.
Die Arbeitsordnung von 1886 gibt u.a. einen interessanten Einblick in den Berufsalltag und die sozialen Verhältnisse und kann im Museumsshop erworben werden.
Die Mithilfe von Kindern bei der Fabriksarbeit war besonders in Zeiten einer guten Auftragslage durchaus üblich. Am 7.3.1925 erfolgte die letzte Wochenlohnauszahlung in Kronen. Für einen Wochenverdienst von 382600 Kronen wurden am 14.3.1925 38 Schilling 75 Groschen ausbezahlt (erste Lohnauszahlung in Schilling). Bis 1950 bestand auch eine Konsumgenossenschaft, deren Geschäftslokal im Fabriksgebäude untergebracht war.
Freudenthal als Partei– und Kulturzelle
Die Arbeiterschaft schloss sich früh der sozialdemokratischen Bewegung an und bildete die zweitälteste Parteizelle Oberösterreichs. Auch die Parteijugend „Rote Falken“ bestand.
Leitspruch der Freudenthaler: „Miteinander – Füreinander“.
Reges Vereinsleben: ab 1900 eigene Musikkapelle; Volkstanzgruppe, Gesangsgruppen, Streichquartett, Laienspielvereinigung;
Nach der Gründung des Republikanischen Schutzbundes 1923/24 wurde auch von den Freudenthaler Arbeitern eine derartige Formation aufgestellt. Sie wurde im März 1933 von der Regierung Dollfuß aufgelöst.
Freudenthaler Figurenflaschen
Trotz hochwertigster und kunstvollster Erzeugnisse wurde Freudenthal in unserem Jahrhundert durch die typischen „Freudenthaler Figurenflaschen“ bekannt. Sie dienten als Schnaps– oder Weinflaschen, hatten meist einen Zinnschraubverschluss und waren mit Figuren, Standessymbolen, Ornamenten und Sprüchen versehen. Eine frühe bildliche Darstellung von Figurenflaschen findet sich in der Abhandlung „Oberösterreichisches Hohlglas mit Emailfarbenbemalung“ von Alfred Walcher Ritter v. Moltheim( Wien, 1914), der seine Sammlung dem Volkskunde-Museum in Wien vermachte. Eine große Anzahl von Freudenthaler Figurenflaschen befindet sich im Heimathaus Ried (Sammlung Feichtlbauer).
Der „Glaslpfarrer“
Konsistorialrat Johann Dopler war als Glaslpfarrer bekannt, da er sich um die Sammlung von Freudenthaler Glas sehr verdient gemacht hat. Auf dem Grundstock seiner Sammlung entstand das Freudenthaler Glasmuseum in Weißenkirchen.
Das Museum
Die Sammlung von KR Johann Dopler bildet die Grundlage des heutigen Glasmuseums Weißenkirchen. Die Sammlung wird laufend durch Zukäufe erweitert und wird von OSR Konsulent Herbert Saminger verwaltet.
Das gläserne Tal
Die Glasfabrik Freudenthal, deren Arbeitsumfeld und Produkte wurden 2004 zum Thema eines Wanderweges zwischen Weißenkirchen und Freudenthal. Im Themenweg Das gläserne Tal lebt die Geschichte der Glashütte Freudenthal wieder auf.
Quellen
Herbert Saminger: Heimatbuch der Gemeinde Weißenkirchen im Attergau, Verlag Moserbauer 1999, ISBN 3-900847-56-8