Rudolf Pabst: Unterschied zwischen den Versionen
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Beim Autofreien Raderlebnistag um den Attersee waren er und sein Modell jedes Mal eine Attraktion. | Beim Autofreien Raderlebnistag um den Attersee waren er und sein Modell jedes Mal eine Attraktion. | ||
Auf die Frage, warum er sich das auch noch im Alter antue, meinte er „wann die Kinder so á Freid´ham!“ Und unter Hinweis auf seinen Namen, bekam das Fahrzeug sogar eine Bezeichnung: „Papamobil“. <br/> | Auf die Frage, warum er sich das auch noch im Alter antue, meinte er „wann die Kinder so á Freid´ham!“ Und unter Hinweis auf seinen Namen, bekam das Fahrzeug sogar eine Bezeichnung: „Papamobil“. <br/> | ||
Wie populär und bekannt Rudolf Pabst war, wird noch an einer Geschichte deutlich. In den | Wie populär und bekannt Rudolf Pabst war, wird noch an einer Geschichte deutlich. In den 1970er Jahren meinte eine Steinbacher Bäurin zu einer Nachbarin: „Host ás eh scho ghert, da Papst is gstorb´m“. Darauf die andere: „Geh! Den hob i do grod nu fahr´n g´sehn | ||
==Traktoren== | ==Traktoren== |
Version vom 24. September 2018, 20:10 Uhr
Rudolf Pabst wurde am 18. Mai 1934 in Wels geboren, lebte 56 Jahre bis 23. März 2014 in Seewalchen und war ein guter Mensch.
Es gab kaum jemanden aus Seewalchen und weit darüber hinaus, der den „Pabst Rudl“ - wie er meist genannt wurde - nicht kannte:
Stets fröhlich, äußerst hilfsbereit und ein Seewalchner Original.
Leben
Rudolf Pabst stammte aus einer bäuerlichen Familie aus Niederthalheim und wuchs dort mit sechs Brüdern und vier Schwestern auf. Nach der Schule kam er zu seinem Bruder nach Baumgarten, der dort ein Gasthaus und eine Landwirtschaft betrieb.
In Gmunden machte er den Führerschein und arbeitete dann bei einem Frächter in Altmünster. Voll stolz erzählte er gerne, dass er es war, der die erste Schotterladung für das dortige Kinderdorf abkippte.
Sein Beruf brachte ihn 1958 nach Seewalchen und er fuhr den Milchwagen der Molkerei Kolm. Bald nahm er ein paar Häuser weiter, beim Kratzer, Quartier.
Nachdem Hans Kolm seinen Betrieb schloss, übernahm die Molkerei Gmunden Rudolf Pabst. Dort hatte er die sogenannte „Seetour“ zu fahren, also das Gebiet der Bauern am Ostufer des Attersees. Dort blieb er bis zu seiner Pensionierung, die Umstellung von Kannen auf Tankwagen machte er nicht mehr mit.
Im Winter nahm er von den Berghöfen auch die Schulkinder mit ins Tal und er wusste genau, welche Kinder zu welchen Milchkannen gehörten! So war Rudolf Pabst auch einer der ersten „Schulbusfahrer“ im Attergau.
Seit 1965 war er mit Juliane verheiratet und hatte eine Tochter und einen Sohn, der 1995 ums Leben kam.
Ein Mann für alle Fälle
Mit dem Übertritt in den Ruhestand konnte sich Rudolf Pabst nun richtig entfalten. „Aushelfen und herrichten“ waren seine ganze Freude und sein Stolz. Mit seiner Geschicklichkeit und seinem handwerklichen Können konnte man ihm vieles zur Reparatur bringen. Er schaffte es immer wieder alle möglichen Gegenstände funktionsfähig zu machen.
Seine Spezialität waren alte Fahrräder. Er konnte den einen oder anderen Teil gebrauchen, baute diesen in ein anderes Rad ein und machte es so wieder fahrtüchtig. So war er Radmechaniker für das Hilfswerk – und sein „Exportgebiet“ ging über die Grenzen Österreichs hinaus. Aber auch Studenten schauten sich bei ihm um ein neues-altes Rad um, wenn sie wegen eines Diebstahls in der Stadt wieder ein altes – also möglichst diebstahlsicheres Fahrrad brauchten.
Aber er machte sich auch auf anderen Gebieten nützlich. Egal ob als Fahrer für Essen auf Rädern, als Rot Kreuz Mitarbeiter, als Helfer bei der Missionsrunde Attnang-Puchheim oder als Mitarbeiter bei den Flohmärken der Pfarre stellte er sich in den Dienst der Sache. Über Jahrzehnte kam er als Nikolaus in die Häuser.
Er half unzähligen Privatpersonen, waren es kleine Hausmeistertätigkeiten oder sollte der Rasen gemäht werden, im Rudl fand man einen verlässlichen Helfer. Er half an Baustellen, Gärten und transportierte Dinge aller Art, wenn es notwendig war.
Er war immer zur Stelle, er scheute sich vor keiner Arbeit, war immer gut gelaunt und man konnte jederzeit zu ihm kommen, wo immer auch der Schuh drückte.
Papamobil
Er konnte wie kaum einer zu den Kindern, und die Kinder liebten ihn. Fast bei allen Faschingsumzügen stellte er einen Wagen zusammen, auf dem vor allem die Kinder mitfahren durften.
In bester Erinnerung blieb aber sein Hochrad, eine von ihm erdachte Konstruktion, auf dem die Kinder ein paar Runden drehen durften. Mit diesem Vehikel tauchte er bei vielen Festen in Seewalchen und Umgebung, ja auch in anderen Bezirken, auf.
Beim Autofreien Raderlebnistag um den Attersee waren er und sein Modell jedes Mal eine Attraktion.
Auf die Frage, warum er sich das auch noch im Alter antue, meinte er „wann die Kinder so á Freid´ham!“ Und unter Hinweis auf seinen Namen, bekam das Fahrzeug sogar eine Bezeichnung: „Papamobil“.
Wie populär und bekannt Rudolf Pabst war, wird noch an einer Geschichte deutlich. In den 1970er Jahren meinte eine Steinbacher Bäurin zu einer Nachbarin: „Host ás eh scho ghert, da Papst is gstorb´m“. Darauf die andere: „Geh! Den hob i do grod nu fahr´n g´sehn
Traktoren
Zu seinen Hobbys gehörten auch Traktor-Oldtimer. Er war Mitglied bei zwei Oldtimerclubs für Traktorveteranen.
Im Jahr 2000 hatte er bei den Traktor-Oldtimer-Tagen einen ersten Preis gewonnen. Er war der Einzige, der mit einem Traktor der Marke Nufield 342 teilnahm.
Eisschießen
Sein liebstes Hobby war wohl das Eisschießen. Auf vielen Bahnen in Seewalchen, aber auch in anderen Gemeinden, war er ein guter und gern gesehener Schütze. Besondere Freude machte ihm seine „Heim-Eisbahn“ auf dem Teich an der Kreuzung Reichersberger Straße – Gamperner Bezirksstraße.
Wenn die Kälte es erlaubte, war er schon auf der Bahn, kümmerte sich um das Freischaufeln, und hatte immer (auch für Passanten) mehrere Eisstöcke sowie die notwendige Dauben mit.
Er war ein ausgezeichneter Schütze, der gelegentlich sogar die bereits abgeschossenen Stöcke noch anfeuerte und dann weit hörbar seine Sprüche: „und do´ wieder net á“ (wenn der Schuss daneben ging) oder eben „Hast án Ahnung“ (für besonders gelungene Aktionen) von sich gab.
Gelegentlich hatte er auch einige Tricks im Repertoire. Wenn es Streit darüber gab, welcher Stock näher zur Daube stand und der Ruf nach Messen laut wurde, konnte es schon sein, dass ein Mitspieler meinte: „Lasst´s den Rud´l messen, dann ham má sicher!“
Er trat in all den Jahren auch bei den Ortsmeisterschaften an und wurde mit verschiedenen Moarschaften auch Marktmeister.
Beim Wirt in Baum
Wer so einen Namen trägt, wird natürlich immer wieder darauf angesprochen.
Anfangs der 1960er Jahre war der Neubau der Westautobahn im Raum St. Georgen – Seewalchen in vollem Gang. Viele Menschen arbeiteten an den Baustellen und wohnten bei Privaten und in Gasthäusern.
Unter ihnen war auch der Transporteur Kaiser aus Sierning, der mit seinem (einzigen) Lastwagen für den Autobahnbau Transportarbeiten besorgte. Er war beim Wirt in Baum untergebracht, saß beim Abendessen in der Wirtsstube und unterhielt gern die anderen Gäste mit Witzen und Anekdoten.
Eines Abends kam auch der Seewalchener Pfarrer Gerhard König, der in der Gegend zu tun hatte, und setzte sich an den Tisch. Als sich auch noch der Molkereifahrer Rudolf Pabst dazusetzte, meinte der Wirt: „Das wird´s wohl nie wieder geben, dass in meinem Wirtshaus der Papst, der Kaiser und der König an einem Tisch sitzen.“
Geselligkeit
Rudl war ein geselliger und humorvoller Mensch. Es gab kaum ein Fest, eine Feier oder eine sonstige Veranstaltung, wo man ihn nicht treffen konnte. Er war ein begeisterter Tänzer und ließ selten einen Ball aus. Schon von seiner Krankheit gezeichnet, meinte er beim Pfarrball 2013: „Das wird wohl das letzte Mal gewesen sein.“ Ein Jahr später ist er gestorben.
Quellen
- Juliane Pabst, Seewalchen am Attersee
- Seewalchen aktuell
- Pfarrbrief Seewalchen