Handwerker auf dem Bauernhof: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 9. April 2012, 13:48 Uhr
Der Bericht über die Handwerker auf dem Bauernhof stammt aus den Lebenserinnerungen der Altbäuerin vom „Gut an der Stauf“ Johanna Knoll, geb. Fischinger (1921 – 1994), Gemeinde Weißenkirchen im Attergau.
Auf der Stöhr1
Während des Jahres war fast immer zumindest ein Handwerker im Haus auf der Stör.1
Die Nahterin (Schneiderin) nähte Kostüme für die Mägde und Hemden für die Mannerleut. Die Kinder bekamen Schürzen und Kleidchen, alles wurde im Haus gemacht. Der Schneider mit seinem Sohn, die schleppten ein ganz schweres eisernes Bügeleisen und eine Nähmaschine mit. Der Schuster kam mit einem oder zwei Gesellen. Später musste seine eigene Tochter Schuhmacherin werden, um auf dem Haus das Handwerk zu erhalten.
Bei allen Handwerkern konnte man den ganzen Hergang der Produktion mit ansehen und man glaubte fast, das könnte man schon bald selbst. Auch der Sattler war öfters da, der hatte ein ganz besonderes Mundwerk. Es war oft so eine Gaudi und es gab viel Gelächter mit den Mentschern.2 Als Werkstatt diente für alle nur die Stube. Auf dem Tisch und auf der langen Stubenbank wurde genäht, gehämmert, geklopft und genagelt. Der Schuster brauchte noch ein Schaff Wasser. Der Sattler flickte den Rosszeug3 oder hatte gar das alte Sofa neu zu beziehen. Auch Matratzen konnte er machen. Da mussten auch die Hausleute her, den Rasch4 zu zupfen. Daraus wurde ein „modernes“ Bett. Aber die Wirtschaft5, die da oft hinterlassen wurde! Die Weiberleut mussten alles wieder in Ordnung bringen.
Da war noch der Binder, der war immer schon um 6 Uhr früh zur Stelle, nach einem Fußweg von zwei Stunden. Er war ein besonderer Kauz mit dem Lederschurz, ich stellte mir den heiligen Josef so ähnlich vor. Da wurde ein kleines Feuer gemacht und darüber wurden die großen Mostfässer gestülpt, damit sich die Daufeln6 bogen. Außer Most gab es keinen anderen Trunk. Ab und zu kamen auch ein Zimmermann, ein Maurer oder auch ein Dachdecker auf die Stör. Der Glaserer aus St.Georgen ging öfter alle Häuser ab um alle Fenster ins Auge zu nehmen, ob nicht doch wo eine Scheibe auszuwechseln wäre. Der Pfannenflicker überredete die Bäuerin oft, dem rinnenden alten Häferl noch einen neuen Boden aufflicken zu dürfen. Die Reiternträger7, „Bosniaken“ genannt, machten auch wenig Geschäft.
Also langweilig war es bei uns wirklich nie. Ich erwähne noch, dass alle Handwerker, die Kinder zu Hause hatten, von meiner Mutter immer ein großes Stück Brot oder Krapfen mitbekamen, was ihr von allen hoch angerechnet wurde.
Erklärungen
- 1 besonders im Herbst und Winter durchgeführte Arbeiten von Handwerkern auf dem Bauernhof
- 2 Mädchen, Bauernmagd
- 3 Pferdegeschirr
- 4 Zittergras-Segge, Seegras
- 5 heilloses Durcheinander
- 6 Fassdaube; in der Mitte ein Sechstel breiter als am Rand ergibt eine ideale Fasswölbung
- 7 die Reitern ist ein rundes Sieb mit hölzernem Mantel
Quellen
- Lebenserinnerungen der Altbäuerin vom „Gut an der Stauf“ Johanna Knoll, geb. Fischinger (1921 – 1994)
Herbert Saminger: Heimatbuch der Gemeinde Weißenkirchen im Attergau, Verlag Moserbauer 1999, ISBN 3-900847-56-8
- Stöckl Wolfgang, Die Mundart zwischen Hausruck und Mondsee, edition sommerfrische