Maria mit der Axt: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 26. August 2017, 12:26 Uhr
Im südlichen Anbau der Wallfahrtskirche Attersee (OÖ) hängt eine Bildtafel, die in 24 Einzelszenen das Schicksal des wundertätigen Bildes - eigentlich eine 2,2 m hohe Statue aus Lindenholz - Maria mit der Axt erzählt, welches der Legende nach (erfolgslos) zerstört werden sollte, im Krieg mitgeführt war und schließlich bei den Franziskanern - heute verwendet als Hochaltarbild in der Franziskanerkirche - in Wien landete.
Das Bild in der Wallfahrtskirche
Ein ehemaliger Pfleger der Herrschaft Kogl im Attergau, Wolfgang Geislitzer von Wittweng, hatte dieses Bild um 1650 malen lassen, um die Bedeutung der Marienverehrung der Pilger und Gläubigen zu unterstreichen und zu fördern. Warum es seiner verstorbenen Frau Eva Hölzlin von Sternstein ein Bedürfnis war, gerade diese Legende in ein Bild zu fassen, wissen wir nicht. Jedenfalls findet sich am Bild der Text:
Gott dem allmechtigen und der allerseligsten Jungfrauen Maria zu ewiger gedechtnus hat der Edl unnd veste Wolfgang Geißlitzer von widtweng gewester Graf Khevenhillerischer Pfleger unnd Landtgerichts verwalter der Herrschaft Kogl. Dises wahrhaft geschieht, was sich mit unser lieben frauen bildtnus dessen original zu wienn in S: Hieronimy khirchen bei den Franziskanern auf den heitigen Tag findig und dabei vill Miracula geschehen durch drei herren brüeder von Sternberg zugetragen, den rechtgläubigen Chatholischen zu trost und denen uncatholischen Christen damit dieselben sich daran spiegeln uns unser liebe frau besser in Ehren halten sollen. Mahlen lassen und alhiesigen Gotteshaus Attersee sambt einen Rockh so sein geweste hausfrau Eva Geißlitzerin geborne Höltzlin von Sternstein seel: in ihrem todhbeth alhero versprochen hat und verehrt.
Die Legende vom Gnadenbild
Die Geschichte des Gnadenbildes ist abenteuerlich.
Um 1330 soll sich ein Ehepaar ohne Erben an ein Madonnenbild in Zelená Hora / Grünberg (CS) gewandt haben, das ein Wunder wirkte. Die Frau wurde schwanger und gebar einen Knaben, der niemand geringerer war, als der spätere heilige Johann von Nepomuk (1350 -1393). Der hl. Nepomuk – einer der bekanntesten Heiligen in Mitteleuropa – war sehr beliebt, somit lässt sich die Popularität und Hochachtung des Grünberg-Gnadenbildes erklären.
Anfangs des 15. Jh. ließ der Hussit Jan Žižka das Kloster Grünberg in Flammen aufgehen, doch die Statue blieb – wie es sich für so ein Gnadenbild gehört – unbeschädigt.
Die weitere Geschichte des Bildes steht mit einer bedeutenden böhmischen Adelsfamilie, Sternberg (z Šternberka) im Zusammenhang.
Andreas von Sternberg, schon vor der „hussitischen Ketzerei“ ein Protestant, ließ 1575 die Marienstatue aus der Kirche entfernen. Der Versuch scheiterte, das Bild kehrte auf wundersame Weise zurück. Beim Versuch, die Statue zu verbrennen, blieb diese unversehrt, auch das Zerhacken gelang nicht. Der Arm des Mannes, der das Beil schwang, ermattete, er selbst starb am selben Abend eines plötzlichen Todes. Auf Grund all dieser Ereignisse wurde Andreas von Sternberg wahnsinnig und die Marienstatue wurde daraufhin in ein altes Gewölbe geworfen.
Als der Bruder des wahnsinnigen Andreas, Ferdinand von Sternberg († 1595), von zwei Musikern besucht wurde, entdeckten diese das Gnadenbild und holten es aus dem Gewölbe. Die Diener Sternbergs versuchten vergeblich, das Bild zu verbrennen. Bevor es wiederum ins Gewölbe zurückgeworfen wurde, schlug man der Statue noch die Hand ab. Auch Ferdinand wurde daraufhin wahnsinnig und erdolchte seine Mutter, bereute aber seine Missetaten und tat Buße; er ließ sich schließlich in einer Badewanne die Adern öffnen und starb.
Der dritte Bruder Ladislaus von Sternberg „Obrister über 1000 Mann zu Pferd in Gran / Esztergom“ († 1615) ordnete dann an, das Gnadenbild nach Neuhaus / Nový Zámky (heute Slowakei) ins Feldlager in Ungarn zu bringen, wo es am 26. September 1603, dem Fest des Heiligen Wenzel, zu einer großen Schlacht kam, bei der 12.000 Türken getötet wurden. Den Sieg schrieb man diesem Bild zu, doch Ladislaus verlor es im Spiel an den polnischen Freiherrn Peter von Turnoffskhy, der es nach Wien schaffen ließ.
Auch beim Transport der Statue geschah ein Wunder, ein „krummes“ Pferd wurde geheilt. Da aber Turnofskhys Frau, eine geborene Buchheim oder Buchbaum, Protestantin war und das Bild nicht ertragen konnte, gab es der polnische Freiherr 1603 an Pater Bonaventura Daumius, der es 1607 feierlich in der Kirche St. Hieronymus aufstellte.
Dort steht es heute noch.
Wunder
Dem Gnadenbild schrieb man rasch eine Reihe von Wundern zu. Allein von 1628 bis 1648 verzeichnete man 308 Mirakel, im 1740 gedruckten Mirakelbuch waren es 227 vermeintliche Gebetserhörungen, die berichtet wurden.
Das Bild war unverletzlich, es konnte also auch vor Gefahren – insbesondere in Feuersnöten – schützen und noch 1757 wurde ihm der Sieg in der Schlacht bei Kolin zugeschrieben.
Das Bild und Attersee
Vermutlich sind in dieser Legende Dichtung und Wahrheit (die handelnden Personen haben alle gelebt) verbunden. Die Berühmtheit des Bildes reichte offensichtlich bis an den Attersee, wo dann der Pfleger Wolfgang Geislitzer von Wittweng, den Auftrag für das Bild erteilte.
Die Familie Geislitzer von Wittweng taucht zwischen 1600 und 1800 immer wieder in unserer Gegend auf. Vor allem Priester und Pfleger kamen aus dieser Familie. Ein Wolfgang Geislitzer war von 1611-1614 protestantischer Pfarrer in St. Georgen. Ein Geislitzer war Pfleger in Wagrain (Vöcklabruck) und später katholischer Pfarrer in Schörfling am Attersee. Um 1750 ist ein Johann Geislitzer von Wittweng Besitzer von Schloss Walkering bei Vöcklamarkt. Der Auftraggeber Wolfgang von Geislitzer wurde 1634 in den Freiherrnstand erhoben, und das Bild soll laut Hofrat Dr. Georg Kugler (ehemaliger Direktor des Kunsthistorischen Museums in Wien) um 1650 entstanden sein. Damit würde die Entstehungszeit der Bildtafel in die Zeit der Übertragung des Marienbildes am Hochaltar von St. Georgen nach Attersee im Jahr 1652 fallen.
Die Hölzel von Sternstein sind ein Adelsgeschlecht, welches um 1606 erstmals auftaucht. Zuerst findet man sie in Böhmen, später auch in Franken und Sachsen. Sie treten auch als Bergbau-Unternehmer auf.
Es könnte daher vermutet werden, dass Eva Hölzlin die Geschichte aus Böhmen - oder auch aus Wien - kannte und sie so nach Attersee brachte.
Ausgewählte Bildtafeln
Quellen
- Die Franziskanerkirche in Wien
- Wien-Geschichte-Wiki
- Hofrat Dr. Georg Kugler, Gritli Sottriffer und Familie Dr. Schillinger, alle Wien