Niedermayrsäge: Unterschied zwischen den Versionen
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Johann Nussdorfer, Besitzer des Niedermeierhofes in Nussdorf meldete am 25. März 1872 bei der K.k. Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck das Gewerbe einer „Brettersäge“ an. | Johann Nussdorfer, Besitzer des Niedermeierhofes in Nussdorf meldete am 25. März 1872 bei der K.k. Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck das Gewerbe einer „Brettersäge“ an. | ||
Das Sägewerk wurde am | Das Sägewerk wurde am [[Nußdorferbach]] unterhalb einer bestehenden Hausmühle errichtet. Das Wasser wurde an einer Wehr gestaut, floss in Holzrinnen zuerst über das Wasserrad der Mühle und von dort auf das größere Wasserrad des [[Sägewerk]]es. Die Wasserräder waren „oberschlächtig“, wobei das Wasser auf dem höchsten Punkt des Wasserrades in die Schaufeln floss und das Gewicht des Wassers das Rad in Bewegung setzte. Diese Form war bei [[Bach|Bächen]] mit relativ wenig Wasserführung gebräuchlich. | ||
Die Sägemaschine war ein sogenanntes Augsburgergatter. Um das oft sehr spärlich zur Verfügung stehende Wasser zu nützen, wurde Tag und Nacht gesägt. Die „Sagknechte“ schliefen in einer Kammer im hölzernen Sägewerksgebäude und wechselten sich bei der Arbeit ab. Das Restholz, Schwartlinge und Spreissel genannt, wurden als Brennholz verkauft oder an Ort und Stelle von einem Köhler zu Holzkohle für die örtlichen Schmieden gebrannt. | Die Sägemaschine war ein sogenanntes [[Sägewerk|Augsburgergatter]]. Um das oft sehr spärlich zur Verfügung stehende Wasser zu nützen, wurde Tag und Nacht gesägt. Die „Sagknechte“ schliefen in einer Kammer im hölzernen Sägewerksgebäude und wechselten sich bei der Arbeit ab. Das Restholz, Schwartlinge und Spreissel genannt, wurden als Brennholz verkauft oder an Ort und Stelle von einem Köhler zu Holzkohle für die örtlichen Schmieden gebrannt. | ||
In der Zwischenkriegszeit um 1938, den Jahren einer weltweiten Wirtschaftskrise, errichtete der Enkel des Gründers, Georg Hemetsberger, eine Turbinenanlage um eine höhere Leistung zu erzielen. Es wurde 16 Höhenmeter oberhalb des Sägewerksgeländes ein betoniertes Staubecken mit 500 Kubikmeter Wasserinhalt errichtet. Von dort führte eine Druckrohrleitung bis zum Sägewerk. Das Rohr hatte einen Innendurchmesser von 30 cm und war etwa 300 Meter lang. Es war in einem Stück aus Lärchenholz, ähnlich wie ein Fass, gebaut, mit Eisendraht umreift und außen mit Bitumen gestrichen. Nach einer Lebensdauer von etwa 30 Jahren wurde es um 1960 durch Eternitrohre ersetzt. Die Peltonturbine lieferte bei einem Wasserdruck von 1,6 bar, einem Düsendurchmesser von 50 mm und einem Schaufelrad-Durchmesser von einem Meter eine Leistung von 10 PS. Bei wenig Wasserzufluss reichte der Teichinhalt für etwa zwei Stunden Vollbetrieb. Mit dieser Leistung konnte ein Horizontalgatter und ein Vollgatter angetrieben werden. | In der Zwischenkriegszeit um 1938, den Jahren einer weltweiten Wirtschaftskrise, errichtete der Enkel des Gründers, Georg Hemetsberger, eine Turbinenanlage um eine höhere Leistung zu erzielen. Es wurde 16 Höhenmeter oberhalb des Sägewerksgeländes ein betoniertes Staubecken mit 500 Kubikmeter Wasserinhalt errichtet. Von dort führte eine Druckrohrleitung bis zum [[Sägewerk]]. Das Rohr hatte einen Innendurchmesser von 30 cm und war etwa 300 Meter lang. Es war in einem Stück aus Lärchenholz, ähnlich wie ein Fass, gebaut, mit Eisendraht umreift und außen mit Bitumen gestrichen. Nach einer Lebensdauer von etwa 30 Jahren wurde es um 1960 durch Eternitrohre ersetzt. Die Peltonturbine lieferte bei einem Wasserdruck von 1,6 bar, einem Düsendurchmesser von 50 mm und einem Schaufelrad-Durchmesser von einem Meter eine Leistung von 10 PS. Bei wenig Wasserzufluss reichte der Teichinhalt für etwa zwei Stunden Vollbetrieb. Mit dieser Leistung konnte ein [[Sägewerk|Horizontalgatter]] und ein [[Sägewerk|Vollgatter]] angetrieben werden. | ||
Nach einem Brand im Jahr 1948 wurde das Sägewerk neu errichtet, zusätzlich mit einem Seitengatter und 1954 mit einem großen Vollgatter ausgestattet, mit dem Stämme mit einem Meter Durchmesser geschnitten werden konnten. Diese außergewöhnliche Maschine wurde 1913 in Altötting in Bayern gebaut, arbeitete 40 Jahre lang in einem Sägewerk in Bruck-Fusch im Salzburger Pinzgau, weitere 30 Jahre in | Nach einem Brand im Jahr 1948 wurde das [[Sägewerk]] neu errichtet, zusätzlich mit einem [[Sägewerk|Seitengatter]] und 1954 mit einem großen [[Sägewerk|Vollgatter]] ausgestattet, mit dem Stämme mit einem Meter Durchmesser geschnitten werden konnten. Diese außergewöhnliche Maschine wurde 1913 in Altötting in Bayern gebaut, arbeitete 40 Jahre lang in einem [[Sägewerk]] in Bruck-Fusch im Salzburger Pinzgau, weitere 30 Jahre in Nußdorf und tut noch heute, fast 100-jährig, seinen Dienst in einem [[Sägewerk]] im Salzburger Tennengau. | ||
Ab 1985 wurde die Turbinenanlage stillgelegt und durch ein Diesel-Stromaggregat mit 200 KVA Leistung ersetzt. Das Sägewerk wurde nach und nach auf die Herstellung von Holzgartenmöbeln umgestellt, die von Nordeuropa bis Israel und vom Burgenland bis in die USA ihre Abnehmer finden. | Ab 1985 wurde die Turbinenanlage stillgelegt und durch ein Diesel-Stromaggregat mit 200 KVA Leistung ersetzt. Das Sägewerk wurde nach und nach auf die Herstellung von Holzgartenmöbeln umgestellt, die von Nordeuropa bis Israel und vom Burgenland bis in die USA ihre Abnehmer finden. | ||
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Manfred Hemetsberger, Nußdorf | Manfred Hemetsberger, Nußdorf am Attersee | ||
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Version vom 29. Juni 2009, 18:52 Uhr
Die Niedermeiersäge in Nußdorf am Attersee wurde 1872 gegründet und ab 1985 nach und nach auf die Erzeugung von Holzgartenmöbel umgestellt.
Geschichte
Johann Nussdorfer, Besitzer des Niedermeierhofes in Nussdorf meldete am 25. März 1872 bei der K.k. Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck das Gewerbe einer „Brettersäge“ an.
Das Sägewerk wurde am Nußdorferbach unterhalb einer bestehenden Hausmühle errichtet. Das Wasser wurde an einer Wehr gestaut, floss in Holzrinnen zuerst über das Wasserrad der Mühle und von dort auf das größere Wasserrad des Sägewerkes. Die Wasserräder waren „oberschlächtig“, wobei das Wasser auf dem höchsten Punkt des Wasserrades in die Schaufeln floss und das Gewicht des Wassers das Rad in Bewegung setzte. Diese Form war bei Bächen mit relativ wenig Wasserführung gebräuchlich.
Die Sägemaschine war ein sogenanntes Augsburgergatter. Um das oft sehr spärlich zur Verfügung stehende Wasser zu nützen, wurde Tag und Nacht gesägt. Die „Sagknechte“ schliefen in einer Kammer im hölzernen Sägewerksgebäude und wechselten sich bei der Arbeit ab. Das Restholz, Schwartlinge und Spreissel genannt, wurden als Brennholz verkauft oder an Ort und Stelle von einem Köhler zu Holzkohle für die örtlichen Schmieden gebrannt.
In der Zwischenkriegszeit um 1938, den Jahren einer weltweiten Wirtschaftskrise, errichtete der Enkel des Gründers, Georg Hemetsberger, eine Turbinenanlage um eine höhere Leistung zu erzielen. Es wurde 16 Höhenmeter oberhalb des Sägewerksgeländes ein betoniertes Staubecken mit 500 Kubikmeter Wasserinhalt errichtet. Von dort führte eine Druckrohrleitung bis zum Sägewerk. Das Rohr hatte einen Innendurchmesser von 30 cm und war etwa 300 Meter lang. Es war in einem Stück aus Lärchenholz, ähnlich wie ein Fass, gebaut, mit Eisendraht umreift und außen mit Bitumen gestrichen. Nach einer Lebensdauer von etwa 30 Jahren wurde es um 1960 durch Eternitrohre ersetzt. Die Peltonturbine lieferte bei einem Wasserdruck von 1,6 bar, einem Düsendurchmesser von 50 mm und einem Schaufelrad-Durchmesser von einem Meter eine Leistung von 10 PS. Bei wenig Wasserzufluss reichte der Teichinhalt für etwa zwei Stunden Vollbetrieb. Mit dieser Leistung konnte ein Horizontalgatter und ein Vollgatter angetrieben werden.
Nach einem Brand im Jahr 1948 wurde das Sägewerk neu errichtet, zusätzlich mit einem Seitengatter und 1954 mit einem großen Vollgatter ausgestattet, mit dem Stämme mit einem Meter Durchmesser geschnitten werden konnten. Diese außergewöhnliche Maschine wurde 1913 in Altötting in Bayern gebaut, arbeitete 40 Jahre lang in einem Sägewerk in Bruck-Fusch im Salzburger Pinzgau, weitere 30 Jahre in Nußdorf und tut noch heute, fast 100-jährig, seinen Dienst in einem Sägewerk im Salzburger Tennengau.
Ab 1985 wurde die Turbinenanlage stillgelegt und durch ein Diesel-Stromaggregat mit 200 KVA Leistung ersetzt. Das Sägewerk wurde nach und nach auf die Herstellung von Holzgartenmöbeln umgestellt, die von Nordeuropa bis Israel und vom Burgenland bis in die USA ihre Abnehmer finden.
Bildergalerie
Quellen
Manfred Hemetsberger, Nußdorf am Attersee