Heiliges Grab: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 28. Februar 2010, 22:09 Uhr
Das Heilige Grab im Museum Freudenthaler Glas in Weißenkirchen im Attergau wurde fast hundert Jahre im Kirchturm gelagert, bevor es von Konsulent Herbert Saminger im Glasmuseum eine würdige Bleibe fand.
Historisches
Der Brauch des Aufstellens eines Heiligen Grabes in der Karwoche geht auf das frühe Mittelalter zurück und ist im süddeutschen und alpenländischen Raum weit verbreitet. Damit wird an die Grablegung Jesu nach seinem Kreuzestod erinnert. Diese katholische Gepflogenheit erlebte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ihre höchste Blüte. Mittelpunkt eines Heiligen Grabes ist der ruhende Christus. Als typischer Grabschmuck gelten die oft sehr zahlreichen bunten oder mit gefärbtem Wasser gefüllten Glaskugeln. Die größten im süddeutschen Raum bekannten Aufbauten erreichten eine Höhe von 20 Metern. Mit der Errichtung waren mehrere Personen eine ganze Woche beschäftigt.
Die Errichtung
Das Heilige Grab in Weißenkirchen im Attergau wurde unter Pfarrer Simon Pumberger (Pfarrer in Weißenkirchen von 1824- 1829) in Auftrag gegeben. Es hatte drei Kugelbögen mit
insgesamt 60 Glaskugeln. Diese wurden von hinten durch ein Öllichterl (Ölfunserl)
beleuchtet und mit größter Wahrscheinlichkeit in der Glashütte Freudenthal erzeugt. Christi
Leichnam malte der zu Lebzeiten bekannte Kirchen - und Porträtmaler Franz Streußenberger
(* 1806 in Timelkam + 1879 Ried im Innkreis). Eine mit Blattgold belegte Gloriole bildete den
Hintergrund. Das Heilige Grab wurde in der Karwoche in der Sakristei aufgebaut. Der Aufbau
dauerte einen ganzen Tag.
In den Kirchenrechnungen der Pfarre Weißenkirchen im Attergau ist vermerkt:
1835/II/10: Dem Schullehrer für seine Bemühung beim heiligen Grabe ..... 30 Kreuzer
1837/V /25: Dem Schullehrer Jakob Prinz für die Farben zu den Glaskugeln bei dem heiligen Grab (Anmerkung unter anderen diversen Ausgaben) ...... 2 fl 35 kr
Pfarrer Josef Berghammer (1904 - 1916 in Weißenkirchen) ließ ein neues Hl. Grab anfertigen, das ab dieser Zeit auf dem Leonhardialtar aufgestellt wird. (Siehe dazu Heimatbuch Weißenkirchen S.33 und 173). Das alte Hl. Grab wurde im Kirchturm gelagert, die Grabwächter waren im Pfarrerstadel verstaut und leider nicht mehr auffindbar.
Das Heilige Grab im Glasmuseum
Den Bemühungen von Konsulent Herbert Saminger ist es zu verdanken, dass die noch vorhandenen Teile des alten Hl. Grabes im Museum "Freudenthaler Glas" eine würdige Bleibe gefunden haben. Zur Museumserweiterung im Jahre 1999 wurde es im 2. Museumsraum, dem sogenannten Verbindungsgang der Volksschule, wieder errichtet.
Es ist in einem hölzernen Wandschrank, der mit einem zweiteiligen Rundbogentor verschließbar ist, untergebracht ( Höhe = 150 cm, Breite = 117 cm ).
Innenausstattung
In der Rundung des Torbogens verläuft eine Rundbogenleiste mit 11 verschieden farbigen Glaskugeln, die von hinten mit elektrischen Flackerkerzen beleuchtet werden. In diesem Bogen hängt eine gläserne Ewig-Licht-Ampel. Darunter liegt der auf Holz gemalte Leichnam Christi. Vor ihm steht eine komplette Versehgarnitur aus "Bauernsilber", bestehend aus einem Kreuz, zwei Kerzenleuchtern und zwei kleinen Bechern. Leuchter und Becher sind mit Blumenornamenten geschmückt. Links und rechts der Garnitur sind je ein Grablicht und ein rotes und hellbraunes Windschutzzylinderglas.
Unterhalb dieser Grabesgruppe ist ein offenes Fach. Darin sind fünf sehr schöne, zum Teil kunstvoll bemalte Grabkugeln situiert.
Den Hintergrund des Hl. Grabes bildet, die gesamte Öffnung abdeckend, die original erhaltene Gloriole mit einer, mit Blattgold versehenen, 16-strahligen Sonne (Durchmesser 70 cm ).
Die Innenseiten der Türflügel zeigen die Grabwächter. Es sind römische Soldaten mit Lanzen, gemalt von Regierungsrat Konsulent Franz Bucar, Vöcklabruck.
Tischlerarbeiten: Josef Schöringhumer, Brandstatt
Elektroinstallation: Fa. Gebr. Jedinger, St. Georgen im Attergau
Quellen
Konsulent Herbert Saminger, Weißenkirchen im Attergau, 2009