Atterwiki:Urgeschichte
Besiedlung
Europa wurde in drei Wellen vom Homo Sapiens (dem modernen Menschen) besiedelt. Vor ca. 45.000 Jahren lösten die modernen Menschen, die ursprünglich aus Afrika ausgewandert waren, in Europa die Neandertaler ab. Nach etwa 5000 Jahren waren die Neandertaler verschwunden. Entweder waren sie von den Neuankömmlingen verdrängt worden oder wie Archäogenetiker Johannes Krause (Die Reise unserer Gene, 2019) behauptet, durch einen Vulkanausbruch getötet worden, den auch ein Großteil der modernen Menschen nicht überlebte. Ein neuer Kälteeinbruch mit dem Höhepunkt der Vergletscherung vor 24.000 setzte den verbliebenen Jägern und Sammlern zu, sodass vor allem für den Alpenraum kaum Funde existieren.
Nachdem vor ca. 10.000 Jahren im „fruchtbaren Halbmond“ (Gebiet in der heutigen Türkei) die Jäger und Sammler begonnen hatten, sesshaft zu werden, Wildgetreide anzubauen und Tiere zu domestizieren, dauerte es etwa 3.000 Jahre, bis dieses Wissen nach Mitteleuropa gelangte.
Anatolische Bauern wanderten im Neolithikum um ca. 5.500 v. Chr. mit ihren domestizierten Rindern, Schafen, Ziegen, Schweinen, Hunden und Getreide nach Mitteleuropa ein und brachten die Kultur der Linearbandkeramik mit. In Österreich siedelten sie in den fruchtbaren Lössgebieten im Nordosten, bauten Langhäuser (6 x 35m) und Brunnen und bestatteten ihre Toten in Einzelgräbern. Sie drangen aber nicht in den Voralpenraum vor.
Das taten dann erst die sogenannten Pfahlbauer, die etwa 1000 Jahre später um 4300 - 4000 vor Chr. die Alpenrandseen von Italien, Frankreich, Schweiz, Süddeutschland und Österreich besiedelten und hier zum ersten Mal Landwirtschaft betrieben.
Die dritte große Einwanderungswelle kam wiederum aus dem Südosten, diesmal aber aus der südrussischen Steppe. Die Jamnaja – halbnomadische Reiterhirten - brachten ab 2800-1000 v. Chr. die Milchwirtschaft, Pferd und Wagen bzw. verbesserte Metallurgie mit. Ob die Glockenbecherkultur auch auf sie zurückgeht, ist nicht ganz klar. Die Jamnaja werden auch mit der Verbreitung der indoeuropäischen Sprachen in Verbindung gebracht, da sie sich nicht nur bis West-und Nordeuropa, sondern auch bis ins Industal (Pakistan, Nordindien) ausgebreitet haben.
Diese drei Einwanderungsgruppen – vor allem die anatolischen Bauern und die südrussischen Reiterhirten ¬¬- machen heute noch einen Großteil unserer Gene aus.
Eine Korrektur ist auch in Bezug auf die Illyrer notwendig. Mück schreibt (S.27), dass Illyrer um 700, also zur Hallstattzeit, unsere Heimat bewohnten. Außerdem führt er den Namen des Attersees und den Namen des Abflusses Ager auf einen illyrischen Sprachstamm zurück. Das ist völkisches Gedankengut und schon lange widerlegt.
Illyrische Volksgruppen gab es nur auf dem Balkan (heutiges Albanien). Ob der Name Attersee eine indogermanische Wurzel hat, ließ sich bis heute nicht beweisen. (Peter Wiesinger)
Quellen
- Autorin: Johanna Srdiharan
Literatur
- Peter Wiesinger (2004): Ortsnamen und Siedlungsgeschichte im Salzkammergut. Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines – 149a: 543 - 560.