Ilse Aichinger

Aus Atterwiki
Ilse Aichinger, Leben und Werk, Verlag Fischer

Die Schriftstellerin Ilse Aichinger (* 1. November 1921 in Wien, † 11. November 2016 in Wien) verbrachte mit ihrer Mutter und ihrer Zwillingsschwester Helga viele Sommer am Attersee. Nach dem Zweiten Weltkrieg war sie mit ihrem Mann Günter Eich und ihren Kindern ebenfalls öfters Gast im Attergau.

Hinweis: In diesem Artikel wird vor allem der Bezug von Ilse Aichinger zum Attergau behandelt. Bezüglich ihres Lebens als Schriftstellerin finden Sie viele Informationen im Internet. Siehe dazu auch Weblinks weiter unten.

Leben

Ilse Aichinger wurde am 1. November 1921 in Wien geboren. Ihre Mutter Berta Aichinger war Ärztin, ihr Vater Ludwig Aichinger war Lehrer. Die Familie lebte zunächst in Linz. Nachdem sich ihre Eltern 1927 scheiden ließen, übersiedelte ihre Mutter mit den Zwillingen Helga und Ilse von Linz nach Wien. Schwere Zeiten erlebte Ilse Aichinger in der Zeit des Nationalsozialismus. Ihre Mutter war Jüdin und Ilse damit nach den Nürnberger Rassengesetzen ein Mischling ersten Grades. Ihre jüdische Großmutter und die jüngeren Geschwister der Mutter wurden nach ihrer Deportation im Mai 1942 in der Nähe von Minsk erschossen. Ihre Schwester Helga konnte nach England ausreisen. Ihrer Mutter war die Ausreise verwehrt und so blieb auch Ilse in Österreich um ihre Mutter zu schützen. Die jüdische Mutter war bis zum einundzwanzigsten Lebensjahr (Volljährigkeit) des Kindes geschützt, wenn beide in einem gemeinsamen Haushalt lebten. Nachdem Ilse im Jahr 1942 volljährig wurde, war der Schutz für die Mutter nicht mehr gegeben. Mutter Berta und Tochter Ilse sollen daher bei der Familie Eichhorn "Peternbauer" am Lichtenberg, Gemeinde Straß im Attergau, Schutz vor der Verfolgung gefunden haben (Aussagen von Familienmitgliedern und Nachbarn der Eichhorns).

Nach dem Zweiten Weltkrieg ehelichte Ilse Aichinger 1953 den deutschen Schriftsteller Günter Eich, mit dem sie zwei Kinder hatte. Die Familie war auch nach dem Krieg öfters im Attergau, in Altenberg und am Lichtenberg. Ihr Sohn Clemens verunglückte 1998 tödlich. Ilse Aichinger starb am 11. November 2016 in Wien.

Attergaubezug

Die Familie Aichinger verbrachte ihre Sommerurlaube vor dem Zweiten Weltkrieg sehr oft bei der Familie Wiener (Annerlgut) in Aich, Gemeinde Nußdorf am Attersee, und bei der Familie Eichhorn am Lichtenberg, Gemeinde Straß im Attergau. Die Familie Eichhorn am Lichtenberg versteckte in den letzten Kriegsjahren (ab 1942) die jüdische Mutter Berta und ihre volljährige Tochter Ilse vor der Verfolgung im Nationalsozialismus im eigenen Bauernhof (Peternbauer) in Lichtenberg. Der Ort Lichtenberg war damals ein schwer erreichbarer Ort, zu dem nur Forstwege führten. Diese Information von Mitgliedern der Familie Eichhorn scheint realistischer zu sein, als die Angaben in bisherigen Biografien über Ilse Aichinger, die berichten, dass Berta und Ilse Aichinger die letzten Kriegsjahre in Wien verbracht hätten.

Auch nach dem Krieg war Ilse Aichinger immer wieder am Attersee mit Aufenthalten in der Bauernhofpension Haberl in Altenberg, Gemeinde Attersee am Attersee, wo sie sich auch mit der Schriftstellerin Ingeborg Bachmann traf, und bei der Familie Eichhorn auf dem Lichtenberg. Die damaligen Kinder der Familie Eichhorn erinnern sich an gemeinsame Spiele mit den Kindern der Ilse Aichinger. Die drei bekannten evangelischen Aufenthaltsfamilien Wiener, Haberl und Eichhorn waren untereinander verwandt. Ilse Aichinger selbst war katholisch getauft. Ihre Mutter Berta ist auch zum katholischen Glauben konvertiert, in der irrigen Hoffnung, damit der Verfolgung durch die Nationalsozialisten zu entgehen.

In einzelnen Werken der Ilse Aichinger, wie z. B. in der Kurzgeschichte "Seegeister", kann man die Atterseelandschaft erahnen, wie z.B. die Ferrary-Kapelle in Unterburgau.

Ilse Aichinger hat den geschützten Aufenthalt am Lichtenberg wahrscheinlich nie erwähnt. Dies ist auch der Grund dafür, dass dieser Aufenthalt in den Biografien über Ilse Aichinger nie angeführt wurde. Erwähnt hat sie im Werk "Film und Verhängnis" einen genehmigten dreiwöchigen Kuraufenthalt um 1942 bei Bauern am Lichtenberg (siehe Heinrich Sablik, Steuerberater 1942: Da die Kurheime und Kliniken überfüllt waren, ließen sie mich zu Bauern gehen, die ich von früh her kannte.).

Siehe auch

Weblinks

Quellen