Flößer

Aus Atterwiki
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Wanderung am Agermühlenweg am "Tag des Denkmals" mit Konsulent Ing. Franz Hauser
Sonntag, 25. September 2022, von 14 Uhr bis 16 Uhr
Treffpunkt: Bahnhof Kammer-Schörfling
Details unter Agermühlenweg

Das Flößerdenkmal im Park in Kammer

Die Flößerei am Attersee war über Jahrhunderte ein wichtiger Wirtschaftsfaktor im Attergau.

Allgemeines

Das Holz – im Attergau reichlich vorhanden – wurde auf dem Wasserweg zu den „Zielorten“ gebracht. Das waren die Sägewerke an den Flüssen, die Industrie und die Städte an der Donau. Besonders im Süden des Attergaus wurde das sogenannte Hallholz für die Saline in Ebensee über Weißenbach am Attersee und den Holzaufzug an den Traunsee gebracht. Die Flößerei wurde bis Mitte des 20. Jahrhunderts ausgeübt.

Im Schlosspark von Schloss Kammer wurde am 27. Mai 1984 ein Flößerdenkmal gesegnet, das von Prof. Max Stockenhuber entworfen und vom Verschönerungsverein Schörfling errichtet wurde. So erinnert das Flößerdenkmal beim Ausfluss des Attersees oberhalb der Agerbrücke an den alten Umschlagplatz der Flößer und Schiffer. Dort wurde einst auch die Zillenmaut eingehoben.

Sehenswerte Ausstellungsstücke der Flößerei sind im Heimathaus Schörfling in der Gmundnerstraße ausgestellt.

Die Uniform der Marktmusik Seewalchen am Attersee ist der ehemaligen Flößertracht nachempfunden.

Flößerei 1929

Flößerarbeit am Ufer des Attersees
Unter Segel gesetztes Floß

Adolf Bocksleitner hat in seinem Heimatbuch Seewalchen am Attersee (1929) auch über die Flößer berichtet.

Auszug aus dem Buch

„Ein wohl langsam absterbender Erwerbszweig ist das Flößergewerbe. Einstmals gab es hier und in Schörfling und Oberachmann über sechzig Flößer, die stets voll beschäftigt waren, während es jetzt nur mehr wenige sind. In Schörfling gab es einst eine Bruderlade der Flößer. Jahrtag und eine gewaltige Fahne, die bei kirchlichen Anlässen von drei Mann getragen werden muss, erinnern noch an entschwundene Glanzzeiten der Floßzunft, welche ihre Leute immer aus denselben Familien ergänzte. Der heilige Nikolaus, der Patron der Schiff-Fahrt, hat noch heute in Schörfling an einer Mittelsäule eine alte herrliche Steinstatue. Vor der Kirchenrenovierung befand sich ebendort ein großes Votivbild an der Kirchenwand.

Wolle der geschätzte Leser um Jahrzehnte zurückfolgen: Damals kamen die großen Flöße, Bretter und kleineres Bauholz in drei Tagen – je nach Windstärke, manchmal auch weniger – von Unterach oder Weißenbach bis zur „Kammerischen Bruck“. Dort stand oft Floß an Floß, so dass man den Ausfluss der Ager beim Seewirt trockenen Fußes über die bereitstehenden Flöße überschreiten konnte.

Hier wurde das große Floß, das aus zirka 12 bis 15 kleineren Flößen zusammengestellt gewesen war, in seine Einzelflöße zerlegt und je so ein kleines Floß bemannt mit zwei oder bei Hochwasser mit drei Ruderern, zeitlich früh nach Mitternacht „abgeheftet“. Nach vier Stunden Fahrt wurde in Lambach der Morgenimbiss eingenommen, und wieder nach vier Stunden kam das Floß nach Zizlau bei Linz (Ebelsberg). Dort wurden wieder ungefähr 15 kleine Flöße zusammengebaut und ein Großfloß nahm seinen Weg auf der Donau nach Wien.

Der „Sagmeister“, das ist der Sägewerksbesitzer und Eigentümer des Floßes, musste für den Trunk sorgen. Waren vier Mann Besatzung, so musste ein Eimer Bier, bei sechs Mann eineinhalb Eimer auf dem Floße bereit liegen. Der Koch sorgte für das leibliche Wohl seiner Kameraden. Für jeden Flößer ein altes Pfund Fleisch für zwei Mahlzeiten, dazu kalten Kren, selbst Knödel und Brot. Zur Rettigzeit mussten eine entsprechende Menge „Radiwurzen“ mitverstaut werden, „damit ’s Bier besser abirinnt“. Denn hatte der Flößer um sich das nasse Element, so wollte er auch inwendig nicht trocken werden. Wallfahrer, selbst Vieh, Obst, kurz alles, was nur möglich, wurde gegen Trinkgeld mitgenommen. Eine Ausnahme bildeten die Handwerksburschen, denen eine Floßreise willkommene Atzung [=Essen], Nächtigung und eine bequeme Art des Wanderns unentgeltlich bot. Genächtigt wurde in Spitz oder Stein a. D., und am dritten Tage in Nußdorf bei Wien. Bei der Fahrt durch die Wachau wurde mit der Weidzille „ausgefahren“ und Wein an Bord geholt. Dieser musste aus dem Erlös des den Flößern gehörigen „Kieferholz“ (Abfall, entstanden durch das beim Bau der Flöße durch Bohrlöcher beschädigte Holz), welches den Flößern gehörte und in Wien verklopft wurde, bezahlt werden. In Wien war Verrechnung und nach glücklicher Fahrt musste der Holzherr noch einige Viertel Wein aufmarschieren lassen. Kroatische Arbeiter, „Krowotn“, besorgten die Zerlegung der Flöße. Die Heimreise erfolgte zu Fuß oder mit dem Zeiselwagen. Rundholz wurde bis Pest geflößt. Fünf bis sechs Stämme bis zu 25 m Länge, mancher Stamm mit elf Festmeter (!), wurden fortgeschafft. Auf der Donau hatte ein großes Floß dann bei 400 Festmeter. Die Fahrt bis ins Ungarland dauerte sechzehn Tage.

Erwähnenswert ist die Tatsache, dass oft solche Riesenstämme mit großen Brunnenbohrern, „Nagern“, angebohrt wurden. In den Löchern wurde Eisen, das aus Steyr kam, versteckt und so sogar bis Rumänien geschmuggelt, zur Freude der Beteiligten, mit Ausnahme des Steuerfiskus. Im Winter ruhte das ehrsame Gewerbe auf dem Wasser. Blochzusammendrehen, Eisbrechen und Zeugherrichten war die Winterarbeit des Flößers. Trotz seines rauhen Handwerkes vergaß der biedere Flößer nie seines Herrgottes. Vor und nach jeder Mahlzeit wurde gebetet und mit leuchtendem Auge erzählte der alte Floßmeister, dass, wenn die Glocken in Stein und Krems zum Morgengebet riefen, die Floßknechte in stiller Andacht die Brücke durchfuhren. Sie brauchten es auch. Gar manchen nahmen die Wellen mit fort, wenn das Floß brach oder sonstiges Ungemach hereinkam. Möge Sankt Nikolaus auch weiterhin die letzten der Flößergilde in seine gnädige Obhut nehmen!

Heute verkehren nur mehr ganz wenige „Fuhren“ bis Wien. Die Reisen der Floßleute bleiben im Bezirke und beschränken sich zumeist auf nahe Strecken. Bahn, Auto und die neue Zeit haben auch hier wiederum Familien und einen ganzen Stand zerstört, deren Traditionen wenigstens mit diesen kurzen Zeilen der Vergangenheit entrissen werden sollen.“

Die Flößerei des Franz Mittendorfer

Josef Mittendorfer, Seewalchen, Atterseestraße 23, hat in einem Interview mit Rudolf Romankiewicz aus dem Leben der Flößer erzählt. Sein Vater Franz Mittendorfer sen. war der letzte Flößermeister von Seewalchen.

Die Mittendorfer-Flößerei bestand von 1811 bis 1954.

In Seewalchen gab es noch zwei weitere Betriebe: der Flößer Johann Hufnagl, der östlich der Agerbrücke wohnte (Atterseestraße 25, verstorben 1960) und Raimund Mittendorfer vom Knäulberg (heute Dr.-F.-Seifert-Straße).

Im Jahre 1940 hatte Franz Mittendorfer zwei vom Krieg freigestellte Arbeiter der Lenzinger Zellulose- und Papierfabrik und seinen Sohn Franz jun. als Mitarbeiter. Die Bundesforste schlägerten im Herbst und Winter ihr Holz und die Bauern rund um den Attersee (Nußdorf, Parschallen, Unterach, Stockwinkl, Steinbach, Alexenau und Weyregg) brachten im Winter das Holz mit Ross- oder Ochsen-Gespannen bzw. –Schlitten zu den Lagerplätzen am See. Das Holz wurde zu einem Floß zusammengebaut und mit der Plätte bis zur Agerbrücke gezogen. Von der Brücke bis zur Raudaschlmühle wurde das Floß von zwei Mann gesteuert.

Am See bestand bei Stürmen das Recht zum Anhängen in Landeroith, Weyregg, beim Schloss Kammer und beim Litzlberger Keller.

In der Ager wurden im Frühjahr und Sommer die Flöße zusammengebaut und das Holz wurde in die Lenzinger Fabrik zur Zellstoff- und Papiererzeugung oder in die Sägewerke Koch (Pichlwang), Hofer (Pichlwang) und Stögmüller (Wankham) gebracht.

Beim Schloss Kammer wurden die Flöße nach Stadl-Paura zusammengestellt.

Neben der lokalen Versorgung wurden Holztransporte über die Ager und Traun bis Stadl-Paura durchgeführt. Bei viel Wasser dauerte das Flößen bis dorthin rund fünf Stunden. Alle Sägewerke und die Schleusen an der Ager mussten vorher aufgemacht werden. In Stadl wurden die Floße übernommen, bis zur Donau gebracht und dort zu großen Flößen zusammengestellt, dann ging es bis Wien und Budapest.

Diese Flöße wurden von anderen Flößer-Unternehmen durchgeführt. Ein großer Betrieb waren der Flößer Tauber in der Au vor Enns. Vor der Fahrt von Linz nach Budapest wurde am Floß eine billige Hütte aufgebaut. Verpflegung und Nächtigung waren am Floß. Bei Schönwetter wurde auch in der Nacht geflößt, weil auf der Donau keine Schleusen zu passieren waren.

Bis Lambach gab es keine schwierigen Stellen. Bis dorthin war ein Floß 30 m lang und ca. vier Meter breit. Rund 50 Festmeter Holz wurden transportiert. Die Rückkehr von Lambach erfolgte mit dem Zug (umzusteigen war am Bahnhof Attnang-Puchheim). Die Ruder blieben am Floß. Seil und Werkzeug (Hacke, Bohrer und Nägel) - sie gehörten dem Flößer - wurden im Rucksack mit nach Hause genommen.

Geflößt wurde nur auf der rechten Agerseite. Bis zum Sägewerk Raudaschlmühle standen vier Flößerhütten (eine links und drei rechts).

Die Flößerei dauerte im Jahr vom Frühjahr bis Herbst. Wie oft mit dem Holztransport im Jahr man unterwegs sein konnte, war saisonbedingt. Der Holzhändler Salfinger, Gaspoltshofen, kaufte von den Bundesforsten das Holz mit einer Länge von 30 m und verkaufte es an die Schiffswerft Linz und Schiffswerft Budapest weiter.

Im Winter wurden das Werkzeug und alles, was für die Flößerei erforderlich war, hergerichtet. Es wurden auch andere Vorbereitungen getroffen. In den letzten Jahren vor dem Ende der Flößerei kam auch per Waggon Holz nach Kammer. Dieses Holz wurde zu Flößen zusammengebaut und dann nur zum Sägewerk Raudaschl geflößt.

Der Flößersitz – der Treffpunkt der Flößer - war Schörfling (Wirtshaus Seiringer, Marktplatz, jetzt Zweigstelle der Raiffeisenbank Attersee Nord).

Die Flößerfahne ist ca. 175 Jahre alt. Zu Fronleichnam gingen alle Flößer und Schiffer bei der Prozession mit dieser Fahne mit, die Fahne wird heute noch getragen. Die Flößerfahne ist in der Schörflinger Pfarrkirche (in einem eigenen Kasten unter dem Kirchturm) aufbewahrt. Die Fahne ist sehr groß und muss mit drei Stangen getragen werden.

Im Jahre 1954 begann Franz Mittendorfer sen. den Holztransport auf LKW umzustellen. Mitgearbeitet haben seine Söhne Franz und Josef Mittendorfer. 1967 starb Franz Mittendorfer sen., der letzte Flößermeister im Atterseeraum."

Die Motorisierung bedeutete das Ende der Flößerei. Die Kraftwerksbauten an den Flüssen brachten dann das endgültige Aus für dieses Gewerbe.

Bedeutende Holzhändler

Fast jedes Sägewerk hatte auch die Berechtigung zum Holzhandel, die von diesen Händlern auch genützt wurde und damit für die Flößerei von Bedeutung war.

Zwei Familien waren im 19. Jahrhundert als Holzhändler besonders erfolgreich.

Salfinger

Leopold Salfinger stammte aus Hörbach, Gemeinde Gaspoltshofen, und kam vor allem durch Holzlieferungen (Schiffbauholz) an die Schiffswerft in Budapest zu Vermögen. Er begründete damit eine Dynastie von Händlern und Sägewerkern.

Die Salfingers waren nicht nur Holzhändler, sondern betrieben auch selbst mehrere Sägewerke und organisierten von der Holzschlägerung bis zum mehrspännigen Pferdetransport usw. alles selbst. Die großen Bäume für die Schiffswerft fanden sie im Atterseegebiet, wobei vor allem das südliche Waldgebiet von Nußdorf bis Weißenbach ihr Ziel war, in dem man auch heute noch einige Baumriesen vorfindet.

Das Schiffbauholz musste 30 Meter lang sein und am kleinen Ende, dem Zopf, noch mindestens 44 cm Durchmesser aufweisen. Solche Bäume hatten eine Gesamtlänge von mehr als 50 Metern und am Stamm einen Durchmesser von über einem Meter. Viel langes und großes Holz aus dem Attergau wurde in der Monarchie nach Wien und Budapest geflößt und später für holländische Schiffswerften und italienische Kirchenbauten gebraucht.

Peyer

Franz Xaver Peyer (auch oft geschrieben als Beyer oder Peyr) aus Attersee am Attersee und sein Sohn, der auch Reichsratsabgeordneter war, betrieben Holzlagerplätze in Wien und Budapest. Von dort verkauften sie von Rundholz über Schnittholz und Brennholz alles was mit Holz zu tun hatte, Eines seiner größten Geschäfte war lt. Familienchronik die Lieferung des Rüstholzes für den Bau der Kettenbrücke in Budapest. Die Peyers betrieben ein Sägewerk in Attersee (später Sägewerk Häupl).

Für beide Holzhändler gilt, dass beide Familien nicht mehr im Holzgeschäft tätig sind. Ein Salfinger-Sägewerk gab es noch bis in die 1960er Jahre in St. Georgen im Attergau. Das Sägewerk von Peyer in Attersee erwarb die Familie Häupl, die das Sägewerk weiter betrieb, aber jetzt auf dem Sägewerksgelände am See einen großen Campingplatz betreibt und die großen Bauten in Ferienwohnungen umgebaut hat.

Beide Händler finden sich auch in Dokumenten des Brückenmeisters von Mautern an der Donau, haben sie doch auch das Holz für die laufenden Renovierungen der Mauterner Holzbrücke geliefert, bevor diese zum Ende des 19. Jahrhunderts durch eine Stahlbrücke ersetzt wurde.

Sondertransporte auf dem Wasser

Plätten vor dem Haus Mittendorfer an der Ager

Neben der Flößerei war der Transport verschiedener Güter vom Brenn- und Schleifholz bis zum Schotter vom Weißenbach mit Plätten auf dem Attersee üblich. Die meisten Plätten waren aus Holz gebaut und mit Ruder, Segel und später mit Motoren angetrieben. Bekanntester Flößer und Plättenbetreiber auf dem Attersee war Franz Mittendorfer aus Seewalchen am Attersee.

Die Plätte vom Sägewerk Häupl in Attersee war aus Stahl und mit einem Dieselmotor versehen. Sie konnte starkes Langholz und ganze Eisenbahnwaggons mit Holz zu den Bahngleisen in Kammer und Attersee transportieren. Bei den üblichen Sommerfesten in Nußdorf in den 1950er Jahren wurde von der Häuplplätte aus ein Feuerwerk abgefeuert, das über den ganzen See zu sehen war.

Eine Besonderheit des Attergaues war die Lieferung von Schiffbauholz mit 30 Meter Länge und 44 cm Mindestdurchmesser am kleinen Ende. Es wurde vom Attersee bis Wien und Budapest geflößt. In den Revieren des Kaiserwaldes in Nußdorf, Weyregg und Steinbach gab es Waldstandorte mit riesigen Fichten- und Tannenbäumen auf denen bis zu 1.200 Festmeter Holz pro Hektar standen. Üblicherweise stehen laut Waldinventur im Durchschnitt etwa 450 Festmeter pro Hektar. Diese Baumriesen waren länger als 50 Meter und hatten einen Stammdurchmesser von über einem Meter. Sie konnten mehr als dreihundert Jahre alt sein.

Quellen