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Attergauer Bauernaufstand 1525

Aus Atterwiki
Herrschaftssitz Burg Kogl auf dem Koglberg

Der Attergauer Bauernaufstand im Jahr 1525 war eine Folge des Deutschen Bauernkrieges, der auch auf Salzburg und die Steiermark übergriff und schließlich auch im Attergau zu einem Aufstand führte.

Geschichte

Die Bauern im Attergau litten über viele Jahrhunderte an den hohen Abgaben, die die verschiedensten Herrschaftsbesitzer von ihren Untertanen forderten.

1499 verpfändete Kaiser Maximilian die drei Attergauer Herrschaften Kammer, Kogl und Frankenburg an die Pollheimer. Diese forderten sogleich erhöhte Robotleistungen und Steuern von ihren Untertanen. Erste Bauern beschwerten sich beim Kaiser. Dies missfiel den lokalen Herrschaftspflegern, die übermäßig an den Abgaben verdienten. Die Bauern wurden verjagt oder ins Gefängnis gesteckt. Ein Klagsschrift der Bauern mit mehreren Punkten wurde von einer kaiserlichen Kommission als gerechtfertigt anerkannt und der Pollheimer aufgefordert, seine Forderungen zurückzunehmen. Nur es geschah nicht.

Deutscher Bauernkrieg

Der Deutsche Bauerkrieg von 1525[1], der auch auf Tirol, Kärnten, Salzburg und die Steiermark übergriff, war auch für die Attergauer Bauern Anlass zu handeln. Tatsächlich sammelten sich auch bereits die Leute der drei Herrschaften. Am 26. Mai 1525 kamen die Rädelsführer beim Kaltenprunn an der Halt (Gemeinde Straß im Attergau) zusammen. Es waren etwa 30 Bauern, vielleicht sogar mehr, denn alle, die auf dem Wimberg, Kronberg und in Powang saßen, hatten sich verabredet. Als alle beisammen waren, machten sie einen Ring, in den sich der Narz vom Kronberg (laut Besitzerfolge des Narzbergergutes war dies Wolfgang Grapler) als Wortführer begab. Der Narz schlug vor, dass man von stund an keiner Obrigkeit mehr gehorchen, keine Robot leisten und den Vogthafer gegen Kammer nicht mehr geben solle. Damit waren aber nicht alle Bauern einverstanden, sie fanden dies zu radikal. Man machte sich auf den Weg nach St. Georgen, wo sie mit den Leuten aus den übrigen Ortschaften ein Treffen vereinbart hatten. Als eine zirka 40 Mann starke Gruppe in Rüstung und Wehr trafen sie am Abend im Markt ein.

Als bekannt wurde, dass die Salzburger Bauern schon nahe seien, griffen die Bürger und Bauern unbedenklich zu den Waffen, rotteten sich zusammen und rührten die Trommeln. Die Sturmglocken ertönten weithin, Boten eilten nach allen Richtungen. Am 2. Juni meldet Achatz von Losenstein, dass die Bauern von Attergey sogar schon den Markt Lambach und die dortige Bürgerschaft in ihr Gelübte genommen und sich nun des Klosters bemächtigen wollten. Aber das war Übertreibung. Die Bauern standen zwar in Wehr und Waffen, hatten aber sonst noch nichts unternommen. Allerdings waren diese Bauernbündnisse so organisiert, dass durch Ansage und Sturmläuten in wenigen Stunden 10.000 bis 15.000 Bewaffnete zusammengerufen werden konnten.

Es erging ein Generalpatent vom Landhausin Linz, das am 11. Juni im ganzen Lande verkündet wurde. Außerdem sollte eine öffentliche Volksversammlung für den 12. Juni nach Vöcklamarkt (Sitz des Landgerichtes) einberufen werden. Natürlich erhob sich in St. Georgen großer Lärm, als man den Brief der Landherren verlas.

Das Landrichterhaus in Vöcklamarkt wird geplündert

Die Bauern zogen nach Vöcklamarkt und griffen das Haus des Landrichters an. Der Landrichter konnte fliehen, aber das Haus wurde geplündert. Am nächsten Tag gelang es zirka 500 Bauern durch List (in kleinen Gruppen) in die Stadt Vöcklabruck hineinzukommen. Es gelang ihnen aber nicht, die Bürger in ein Bündnis zu bringen, die - nachdem sie die Bauern gleichfalls überlistet und so wieder aus der Stadt gebracht hatten - hinter ihnen die Tore schlossen. Bis zur Nacht blieben die Bauern vor der Stadt und in bedrohlicher Nähe des Pfarrhofes. Aber der Pfarrer bewirtete sie mit Fleisch, Wein und Brot, sodass sie besänftigt abzogen.

Für den 16. Juni erging eine Ansage nach Frankenmarkt für das ganze Land. Nach allerdings nicht ganz übereinstimmenden Berichten sollen sich an diesem Tag außer den Leuten der drei Herrschaften noch die Bauern von 27 Pfarren eingefunden haben. Die Pfarren werden nicht genannt, aber die Friedenskommissare betrachteten sie jedenfalls als Vertreter des ganzen Landes. Tatsächlich hatte der Aufstand im Attergau bereits Schule gemacht. Vielen der Herrschaften wurden die Leistungen einfach verweigert. Dennoch behielt auch in Frankenmarkt die friedliche Partei die Oberhand. Noch am selben Tag gingen Boten mit einer neuerlichen ausführlichen Klagsschrift nach Innsbruck zu Erzherzog Ferdinand, der sich dort aufhielt, ab.

Mit großer Spannung wurde die Antwort des Erzherzogs erwartet. Radikale Elemente zeigten Lust, die Schlösser der Herren unversehens zu überfallen. Nicht ohne Sorge beobachtete man die ständischen Rüstungen. Außerdem aber hatte auch noch der Landeshauptmann — Cyriak von Polheim — bereits am 17. Juni ein allgemeines Aufgebot ergehen lassen.

Hans Payr (Bayr) wird Hauptmann

Grabstein des Hans Payr (Bayr) von 1545 an der Pfarrkirche St. Georgen

Um Ordnung in den Haufen der Bauernbündler zu bringen, wurde am 26. Juni abermals zu St. Georgen eine Versammlung abgehalten und der Bürger Hans Bayr (gest. 1545, sein Grabstein ist an der Außenmauer der Pfarrkirche zu sehen) zum Hauptmann gewählt. Über Antrag des Marktrichters wurde auch noch ein Ausschuss gewählt, dem Narz, Waldner, Paul Schmithuber und Wolfgang Meißner angehörten. Hauptmann Bayr ließ einen allgemeinen Frieden verkünden: Jede persönliche Feindschaft sollte aufhören, alle Klagen vor ihn gebracht werden. Dann gingen drei Abgesandte nach Vöcklamarkt, um die schon bange erwartete Antwort des Erzherzogs einzuholen.

Die Unterwerfung

Vielen Untertanen aber ging bereits Grausen an. Bürger und andere Herrschaftsleute schickten am 27. Juni eine Abordnung zum Pfleger auf den Koglberg, welche die Erklärung abgab, dass man nichts gegen die Obrigkeit unternehmen und wieder Gehorsam leisten wolle. Der Pfleger, der wusste, was am Vortage beschlossen worden war, ließ sich nicht beirren, er gab den Bescheid, daß sie ihren Gehorsam erst beweisen und vor allem der selbst gesetzten Obrigkeit absagen müssten.

Aber auch die Landstände waren zu allerhand Konzessionen bereit. Eine Untersuchungskommission verglich die alten Briefe mit den Klagen betreffs der Neuerungen, und hier und dort kam es auf Grund dieser Untersuchungen zu einer Einigung zwischen Herrschaft und Untertanen. Weniger befriedigend war die Antwort des Erzherzogs, der den Boten erklärte, er habe nicht Zeit, sie so schnell abzufertigen. Sie sollten heimziehen und in vierzehn Tagen beim Stadtrichter zu Vöcklabruck die Antwort einholen. Darin sahen die Bauern eine Falle, denn bis zu diesem Zeitpunkt konnte das Aufgebot bereitstehen. Man sandte daher nach Salzburg und erbat ein Hilfskorps. Aber die Salzburger hatten mit sich selbst zu tun und lehnten ab.

Der am 9. Juli in Vöcklabruck eingelangte Entschluss des Erzherzogs lautete dahin, dass er nicht gewillt sei, zu verhandeln, solange die Bauern im Bündnis seien. Erst müssten sie das Bündnis lösen und sich gehorsam zeigen. Die Stände waren dagegen bereit, bedeutende Zugeständnisse zu machen, denn wenn es tatsächlich zu einem Feldzug kam, dann erwuchsen daraus nicht nur Kosten, sondern neuer schwerer Schaden. Aber auf einmal war man in Wien unnachgiebig und am 15. Juli erhielt Alexander von Schiefer den Befehl, die Bauern zum Gehorsam zu bringen.

Am 29. Juli wurde es auf der Welser Heide lebendig, wo sich das Aufgebot sammeln sollte. Am 30. Juli meldeten 10 der 27 Pfarreien ihre Unterwerfung, die restlichen 17 überreichten am folgenden Tag eine Bittschrift. Zugleich wurde bekannt, dass auch der Attergau sich ergeben und Gesandte zum Erzherzog geschickt habe. In Wels, Lambach, Schwanenstadt war bis zum 19. August die Ruhe ohne Blutvergießen wieder hergestellt. Von dort zog Schiefer weiter nach Vöcklabruck, da der Attergau rasch besetzt werden sollte, nachdem es in Salzburg bedrohlich aussah.

Die Urteile

Nachdem auch der Attergau, gleichfalls ohne Blutvergießen, unterworfen war, hielt Schiefer zu Vöcklabruck Gericht über die Aufrührer. Die Rädelsführer wurden nicht nur ins Gefängnis gelegt, sondern auch zu beträchtlichen, ja zum Teil ungeheuren Geldstrafen verurteilt. - Hans Bayr 200 fl (Gulden), Georg Ewerl 150 fl, Tichtler 90 fl, der Bader 32 fl, der Griesschuster 10 fl usw. - der Narz war geflohen. Als er nach zwei Jahren zurückkam, zahlte er nur mehr 4 fl.

Die seitens Schiefer auf die gesamte Herrschaft Kogl gelegte "Brandschatzung" betrug rund 2 122 fl, davon entfielen auf den Markt allein etwas mehr als 586 fl. Außerdem hatten alle Bürger und Söldner im Markte ihrer fürstlichen Durchlaucht jährlich 12 kr. dafür zu dienen, dass ihnen die Strafe, ihr Leben lang um der Empörung willen einen Strick zu tragen, erlassen worden war.

Das Ergebnis

Ein nicht zu unterschätzender Erfolg krönte die Niederlage aber dennoch. Wenn die Erbbriefe geprüft und die Lasten richtiggestellt, wenn 1525 die Dienste in Geld veranschlagt wurden, sodass bei jeder künftigen Steuervorschreibung eine gerechte Verteilung auf der Basis dieser Grundlasten möglich war, so war dies immerhin dem mutigen Auftreten einiger, zu Unrecht als "Aufrührer"' gebrandmarkten und alles eher als einfältigen Bauern dieser Pfarre zu danken.

Quellen

  • Cerny, Albin: Der Erste Bauernaufstand in Oberösterreich 1525, Linz 1882, Verlag Ebenhöch
  • Gemeinde St. Georgen: St. Georgen im Attergau, Gemeinde St. Georgen 1964, 2. Auflage 1982