Roither Maschinenbau
Die Firma Roither Maschinenbau GmbH. in Seewalchen am Attersee baut Pressen und vertreibt diese in der ganzen Welt.
Schlosserei Franz Roither
Im Jahr 1953 eröffnete Franz Roither sen. eine kleine Schlosserei in der Neißinger Straße in Seewalchen am Attersee.
Neben den in einem Dorf anfallenden Schlosser- und Schmiedearbeiten führte Roither auch Arbeiten aus, die einer besonderen Idee oder einer Lösung für spezielle Bedürfnisse bedurfte. So stellte er kleinere Maschinen für Landwirtschaft und Gewerbe her und führte die Reparaturen durch. Roither sen. baute auch bereits die ersten Pressen, unter anderem Furnier-, Mechaniker- und Mostpressen.
Er war bald ein gefragter Mann, für seine Vielseitigkeit bekam er bald den Spitznamen „Mach alles“. Er führte den Betrieb meist mit einem Gesellen und einem Lehrbuben und musste im Lauf der Jahre seine Schlosserei erweitern. Im Jahr 1978 übergab er den Betrieb an seinen Sohn Franz.
Franz Roither jun.
Lehr- und Wanderjahre
Franz Roither jun. (Jahrgang 1950) besuchte die HTL Steyr. Nach dem Abschluss 1969 kam er zur Firma Wizemann in Vöcklabruck, die Zylinderbüchsen für LKW herstellte. Nach wenigen Monaten übersiedelte er zu Wizemann nach Bad Cannstadt in Baden-Württemberg. Dort war er weiter in der Autozulieferung beschäftigt. „Die Tätigkeiten waren interessant, aber ich wollte auch etwas anderes machen“, erzählt Ing. Franz Roither. Mit einem kleinen Team baute er bei Bosch Prüfstände, welche die Belastbarkeit von Startern und Lichtmaschinen feststellten, bei Porsche war er in der Entwicklung von Auspuffen tätig.
1970 gings zurück nach Seewalchen und dann unternahm er mit seinem Vater eine Reise nach Kiel. „Beinahe eine Abenteuer-Reise“, so Roither, „mit 4 Leuten in einem Puch 700 durch ganz Deutschland!“ Ein Gespräch mit dem Freund seines Vaters hatte schließlich die Konsequenz, dass Roither für zwei Jahre nach Norddeutschland ging. Für HDW in Kiel war er im Konstruktionsbereich im Stahlbau für zivile Schiffe tätig; anschließend in der Arbeitsvorbereitung im Dockbereich für Blohm & Voss in Hamburg.
1972 kehrte er nach Österreich zurück und leistete seinen Präsenzdienst. Als danach gesundheitliche Probleme seines Vaters seinen Einsatz zu Hause erforderlich machten, blieb er in Seewalchen.
Geschäftsübernahme
In den folgenden Jahren arbeitete er in der väterlichen Schlosserei mit. Die Gabe, spezielle Lösungen zu erarbeiten – wohl von seinem Vater geerbt – machte ihm Freude. Er erkannte, dass er trotz toller und interessanter Angebote lieber sein eigener Herr war. 1978 übernahm er schließlich den elterlichen Betrieb und machte das, was auch sein Vater ein Lebtag lang gemacht hatte.
Nach dem ersten Jahr erkannte er, dass trotz großem Einsatz der wirtschaftliche und finanzielle Erfolg in keiner Weise seinen Erwartungen entsprach. Er suchte nach Alternativen und erkannte, dass die Zukunft nur in der Spezialisierung liegen konnte.
Pressen
Im Jahr 1973 - die neuen Umweltschutzgesetze und die Deponieverordnung erforderten sorgsameren Umgang mit Rohstoffen - redete ihn ein örtlicher Textilunternehmer darauf an, ob er nicht eine Presse für textile Werkstoffe konstruieren könne. Ing. Roither machte sich ans Werk, plante eine Ballenpresse und sein Vater stellte sie her. Dieser „Prototyp“ war dann auch der Ausgangspunkt für die Erfolgsgeschichte der „Austropressen“.
1978 - auf der Suche nach Spezialisierung - war diese Ballenpresse das Produkt, in dem Roither nun seine Chancen sah. Zahlreiche Textilunternehmer, die die erste Presse gesehen hatten, wollten nun auch so eine Maschine und Roither konnte diese Bedürfnisse erfüllen. Bald ging es nicht mehr nur um Textilien, Roither entwickelte auch Pressen für andere Werkstoffe. Und er erkannte, dass im Bereich Trennung und Recycling eine große Zukunft lag.
„Wir recyceln nicht“, sagt Roither, „wir stellen den Firmen die notwendigen Geräte und die Logistik zur Verfügung.“
Schritt für Schritt entstand aus der Schlosserei ein beachtliches Unternehmen. Die Firma erkannte die Notwendigkeit von Werbung und Export, die Aufträge stiegen im In- und Ausland. In der Schlosserei in der Neißinger Straße arbeiteten Ende der 1980er Jahre 12 Leute.
Dieser Zustand war nicht haltbar.
Industriegebiet
Im Jahr 1992 bezog die Roither Maschinenbau G.m.b.H. die neue Halle im Seewalchner Industriegebiet. Etwa zu dieser Zeit begann auch die Zusammenarbeit mit der LAVU OÖ GmbH (OÖ Landes-Abfallverwertungsunternehmen) und die Belieferung einer Vielzahl von Altstoffsammelzentren.
1999 und 2007 musste die Produktionsfläche vergrößert werden. Über das Geheimnis seines Erfolges sagt Roither: „Ich bin auf vielen Messen in Österreich und halb Euroa präsent. Ich höre den Leuten zu und versuche für ihre Anliegen brauchbare Lösungen zu finden.
Austropressen in aller Welt
Mittlerweile erzeugt die Roither Maschinenbau Pressen in den unterschiedlichsten Größen und für unterschiedlichste Materialien wie Papier, Pappe, Dosen, Verpackungsmaterial u.v.a.m. Sie ist ihrem Prinzip treu geblieben: die Stärke liegt nicht in der Masse, sondern in der Individualität.
Derzeit (2015) arbeiten rund 40 Mitarbeiter im Unternehmen und erwirtschaften einen Umsatz von 6 bis 7 Mio. Euro.
Mittlerweile werden Austropressen in die ganze Welt exportiert. Roither besitzt über 40 Patente und ist mit zwei Produkten Weltmarktführer.
Im Oktober 2007 präsentierte sich die Roither Maschinenbau im Rahmen der „Attersee-Erfolgsgeschichten“ der Öffentlichkeit. Rund 800 Besucher kamen zum Tag der offenen Tür.
Familie
Seit Beginn war die Roither Maschinenbau GmbH. ein Familienunternehmen. „Ohne meine Frau wär´ ich sicher nicht so weit gekommen“, stellt Roither entschieden fest. Mathilde Roither ist zuständig für Marketing und Verkauf.
Mittlerweile sind auch die drei Kinder in das Unternehmen eingestiegen: Marlene arbeitet im Marketing mit, Philipp führt den technischen Bereich weiter und Lukas will sich um den Vertrieb kümmern. „Ich bin sicher, dass unsere Kinder den Betrieb einmal weiterführen werden“, ist Roither überzeugt.
Quellen und Links
- Interview mit Interview mit Franz Roither (2015)
- Website Austropressen