Nußdorfer Bach
In einem kleinen Feuchtgebiet an der Wasserscheide westlich des Neuwegstübl an der Straße nach Wienerroith entspringen der nach Norden fließende Sagerer Bach und der nach Osten fließende Nußdorfer Bach. Er wird auch Nößlbach oder Nößltalbach genannt. Der Sagerer Bach mündet in den Aubach und später in die Dürre Ager. Der Nußdorfer Bach verläuft durch das Ortszentrum von Nußdorf und mündet direkt in den Attersee.
Verlauf
Der Nußdorfer Bach überwindet einen starken Höhenunterschied auf einer Länge von wenigen Kilometern. Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts wurde er zum Antrieb von Sägen und Mühlen genutzt. Die Wassermenge variiert stark von einem kleinen Rinnsal in Trockenphasen bis zur Hochwasserbedrohung für den gesamten Ortskern bei Starkregen. In den 1930er Jahren wurde das Bachbett zum Schutz des Ortes ausgebaut. Wobei auch vor anliegenden Privathäusern Schwellen zur Wasserentnahme und zum Waschen errichtet wurden. Um das Wasserangebot in Trockenzeiten zu erhöhen wurden mehrere kleine Wasserläufe quer zum Gelände gemeinsam von allen Nutzern mit künstlich angelegten Gräben zusammengefasst und in den Nußdorfer Bach geleitet. Dazu besteht auch ein Erhaltungsübereinkommen, in dem die Verpflichtungen zum Mühlbachlräumen geregelt sind.
Von der Wildbachverbauung wurde im Lauf der Zeit eine Reihe von Geschiebesperren gegen Unwetterschäden errichtet. In den Jahren 2016-2017 wurden außerordentlich umfangreiche Hochwasserschutzprojekte verwirklicht. Eine großzügige Totalsanierung des seinerzeit künstlich angelegten Sonnleitengrabens und die Neuerrichtung einer Hochwasserdosiersperre mit einem 16.000 m³ großen Rückhaltebecken am Oberlauf des Nußdorfer Baches, nahe der Grubwiese. Die Rückhaltesperre ist 13 m hoch und 45 m breit. Es wurden etwa 1000 m³ Beton und 80 Tonnen Stahl verbaut sowie 15.000 m³ Erde und Steinwurf bewegt. Das entspricht einem sogenannten 100-jährigen Hochwasserschutz.
In kalten Winterperioden hat der Bach im Unterlauf die Tendenz zur Vereisung. Das Oberflächenwasser erreicht Temperaturen um den Gefrierpunkt und baut eine dicke Eisschichte auf, die den Bach auch zum Überlaufen bringen kann.
Nutzung
Am heutigen Standort der Tischlerei Haberl, deren Ursprünge bis 1850 zurückgehen, bestand zuoberst am Nußdorfer Bach das Tallnerhäusl mit einem Wasserrad. Darunter die Obermühle, die Moritzenbauernmühle, die Gerberei Kölblinger und zuunterst die Niedermayrsäge, welche mit eingetragenen Wasserrechten das Wasser nutzen durften. Die ursprünglichen Wasserräder wurden später in der Obermühle, der Moritzenbauernmühle und in der Niedermayrsäge durch Peltonturbinen ersetzt. Mit Ausnahme der Obermühle wurden später alle Turbinen mitsamt den Wasserrechten stillgelegt. Die Gerberei Kölblinger nützt noch ihr Wasserentnahmerecht.
Im Artikel Elektrifizierung im Attergau ist die Kleinwasserkraftanlage der Obermühle beschrieben. Die Obermühle besitzt das Wasserrecht am Nußdorfer Bach seit 1826. 110 Jahre lang trieb ein Wasserrad die Mühle an. Im Jahr 1936 wurde eine damals moderne Peltonturbine mit Generator, Drehzahlregler und einer 650 Meter langen Druckrohrleitung vom Wald bis zur Obermühle eingebaut. Das Wasserrecht der Tischlerei Haberl wurde gegen langjährige Stromlieferungen abgelöst. Im Wald über Nußdorf, beim Zusammenfluss des künstlich angelegten Mühlbachl mit dem Nußdorfer Bach, befindet sich der Einlauf des Wassers in die Druckrohrleitung. Ein Gitterrost über dem Einlaufschacht hält Laub, Geäst und sonstige Fremdkörper zurück und muss regelmäßig gereinigt werden. 1982 erfolgte eine Generalsanierung mit neuer Turbine, neuem Generator und direkter Kopplung mit dem öffentlichen Stromnetz. Seither wird neben dem Eigenverbrauch auch Strom in das Netz eingespeist. Der Mühlenbetrieb und die Bäckerei wurden aufgelassen.
Bildergalerie
Quelle
- Manfred Hemetsberger