Diplomatenmord
Diplomatenmord: Der guatemaltekische Diplomat Manuel Godoy erschoss 1931 seinen Schwager Max Reinhard in St. Georgen im Attergau.
Die Tat
Viel Aufregung gab es im Jahr 1931 als der Diplomat Manuel Godoy aus Guatemala, der in London als Attachee tätig war, in St. Georgen im Attergau seinen Schwager Max Reinhard erschoss. Da am selben Tag auch noch die Frau von Max Reinhard, Anna Julia, verstarb, war die Familientragödie perfekt. Drei Kinder verloren ihre Eltern.
Die Vorgeschichte
Die deutsch-guatemaltekische Familie Reinhard-Godoy war offensichtlich in St. Georgen sehr angesehen, dies dürfte auch an Max Reinhard gelegen haben, der es verstand, sich als gutsituierter Geschäftsmann zu geben und beste Kontakte zu einheimischen Bürgern aufbaute.
Das Ehepaar Reinhard kam nach Europa, um angeblich Erbschaftsangelegenheiten zu regeln. 1929 mietete sich das Ehepaar mit ihrem ersten Kind im Haus St. Georgen 152 (heute Haus Schumer, Wildenhagerstraße) ein, wo ihr zweites Kind Enrico Antonio Max geboren wurde. Ihre Tochter Martha Cornelia wurde am 9. Oktober 1931 im Haus St. Georgen 17 (heute Radgeschäft Kofler) geboren, nachdem sie dort im August einzogen. Als Paten der beiden Kinder scheinen in den Matriken Johann und Maria Wimroither auf. Johann Wimroither war zu dieser Zeit Bürgermeister der Marktgemeinde.
Die Ehe war bald von Zerwürfnissen geprägt, diese dürften vor allem an der Großmannssucht von Max und seinen tätlichen Angriffen auf seine Frau zurückzuführen sein. Unmittelbar nach der Geburt der Tochter erkrankte Anna Julia an einer schweren Lungenkrankheit. Nicht nur, dass sich Max nicht um seine Frau kümmerte, kam es immer wieder zu tätlichen Angriffen und sogar zu Vergiftungsversuchen an seiner Frau, der nur mehr der Ausweg blieb, ihren Bruder in London um Hilfe zu bitten. Nach dem Eintreffen ihres Bruders Manuel Godoy in St. Georgen kam es zum Streit mit seinem Schwager Max, den er schließlich mit zwei Kopfschüssen tötete. Die Aufregung dürfte für die schwerkranke Schwester, für die der Gemeindearzt Dr. Greil keine Heilungschancen sah, zu viel geworden sein, und sie verstarb noch am gleichen Abend.
Der Mord erregte großes Aufsehen und unzählige Presseberichte erschienen in den damaligen Tages- und Wochenzeitungen (siehe Beispiel nebenan).
Godoy, der sich als Mitarbeiter der Gesandtschaft von Guatemala in London ausgab, konnte aufgrund seines Status nicht verhaftet werden, sondern wurde nur in Gewahrsam genommen. Um die kleinen Waisen kümmerte sich vorerst die Patenfamilie Wimroither. 1932 kehrte Manuel Godoy nach seinem Freispruch im Welser Gericht mit den drei Waisenkindern nach Guatemala zurück und sorgte für deren weitere Erziehung. Begleitet hat ihn die St. Georgener Familie Schindlauer, die er in Guatemala anstellen wollte und denen er die Betreuung der Kinder übergeben wollte. Wahrscheinlich ist die Familie Schindlauer nur bis Spanien mitgereist und dann wieder nach St. Georgen rückgekehrt. Frau Schindlauer war schon in St. Georgen Hebamme und eine enge Vertraute von Frau Anna Julia Godoy-Reinhart.
Max Reinhard war offensichtlich ein Hochstapler, der in Deutschland mit Unterstützung einer weiteren Familie eine Firma gründete, diese aber in ein Konkursverfahren schickte. Dies dürfte auch der Auslöser für sein Verschwinden nach Guatemala gewesen sein. Siehe dazu diesen Zeitungsartikel "Berliner Familie übernimmt Limpenbude".
Die Nachfahren
Im Jahr 2007 kam die erste Tochter Ana Ruth nach St. Georgen, um die Grabstätte ihrer Eltern zu besuchen und erhielt von Pfarrsekretär Johann Starzinger auch Auskunft über die Geschehnisse des Jahres 1931. 2019 kam auch der Enkel Dietmar Reinhard, Sohn von Enrico Antonio Max, für einen Tag nach St. Georgen, um das Haus zu finden, dass einmal seinem Großvater gehört haben soll. Der Großvater Max war aber nur eingemietet.
Quellen
- Archiv Heimatverein Attergau
- Matriken der Pfarre St. Georgen im Attergau
- Das Interessante Blatt, Ausgabe vom 5. November 1931