Stinglmühle
Die Stinglmühle, auch Schockmühle, eigentlich Lachstampfmühle an der Ager, ehemalige Adresse Oberachmann 1, jetzt Siebenmühlenweg 1, Marktgemeinde Lenzing, ehemalige Gemeinde Oberachmann, war eine Mühle und Säge an der oberen Ager, die unter dem Begriff Siebenmühlen zusammengefasst wurden. Der bekannteste Besitzer dieser Mühle war Josef Wenger (1840-1903), Bürgermeister von Oberachmann und Abgeordneter zum Landtag und Reichstag.
Chronik
In der Holzdecke eines Raumes der Stinglmühle ist die Jahreszahl 1597 erkennbar, die Mühle existiert aber schon länger. Der Name Lachstampfmühle lautete ursprünglich Lochstampfmühle (Lohstampfmühle). Eine Lohstampfmühle zerkleinerte Fichten-, Tannen- und Eichenrinden, um das notwendigen Gerbmittel Tannin für die Lohgerberei zu gewinnen. In einer Lohgerberei wurden Rinderhäute zu grobem Leder, z. B. für Schuhsohlen oder Sättel verarbeitet, wo das Leder nicht so elastisch sein musste. (Siehe dazu auch: Gerberei Kölblinger). In der Stinglmühle wurde aber auch Mehl erzeugt und eine Säge betrieben.
Der erste bekannte Besitzer ist um 1581 Sigmund Leidinger. Im Jahr 1615 wird Martin Jungwirt als Besitzer genannt. 1690 heiratete ein Sohn von der Kapellermühle (Raudaschlmühle) in die Mühle ein. Eine Tochter von Kapeller heiratete 1738 Johann Schock. Die Familie Schock, von der der Name "Schockmühle" stammt, blieb bis 1830 im Besitz dieser Mühle.
1830 erwarb dann Joseph Wenger die Mühle. 1844 dürfte sie unter Joseph Wenger das heutige Aussehen erhalten haben (siehe Jahreszahl im Türstock der Mühle). Der bekannteste Inhaber dieser Mühle war Josef Wenger, Sohn von Joseph, Reichsrats- und Landtagsabgeordneter sowie von 1885 bis 1894 Bürgermeister der Gemeinde Oberachmann. Er übte eine weitere Anzahl von Funktionen in der Politik und Wirtschaft aus. Zu seiner Zeit (1885) wurde auch die noch in Teilen erhaltene Augsburgersäge (eine Einblattsäge wie die Venezianersäge) eingebaut.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Familie Stallinger (von der Kleinmühle) auch Besitzer der Schockmühle. Franz Stallinger verpachtete diese Mühle dem Josef Stingl, von dem der noch heute gebräuchliche Hausname Stinglmühle stammt Der letzte Stallinger, Friedrich, war daher auch als "Stingl Fritz" bekannt.
Später betrieb die Familie Kastenhuber die Mühle und das Sägewerk. Der Mühlenbetrieb wurde 1964 eingestellt. Danach diente das Gebäude dem Transport- und Baggerunternehmen der Familie Kastenhuber. Der heutige Besitzer Herbert Hiebl renovierte das Anwesen vorbildlich und ersetzte die alte Säge durch ein 25KW-Kleinkraftwerk.
Besitzerfolge
- 1581 Sigmund Leidinger (Urbar Kammer 1)
- 1615 Martin Jungwirt (Urbar Kammer 2)
- 1637 Sebastian Jungwirt und Magdalena (geb. Stadlmayr)
- 1649 Bernhard Gastl und Magdalena (Witwe Jungwirt)
- 1677 Georg Vogl und Regina (geb. Gastl)
- 1690 Clemens Capeller und Regina (Witwe Vogl)
- 1738 Johann Schock und Eva Maria (geb. Capeller)
- 1771 Franz Schock und Cäcilia (geb.Kreuzinger)
- 1811 Mathias Schock und Anna Maria (geb. Mayr)
- 1830 Joseph Wenger und Katharina (geb. Grösser)
- 1870 Josef Wenger und Johanna (geb. Mayrhofer)
- 1903 Johanna Wenger
- 1907 Carl Reiter
- 1911 Franz Stallinger und Franziska (Besitzer der Kleinmühle), Pächter Josef Stingl
- 1927 Fritz Stallinger
- 1948 Gottlieb Kastenhuber
- 1962 Gottlieb Kastenhuber und Ingeborg (geb. Schröder)
- 1987 Bernd Kastenhuber und Kirsten (geb. Huber)
- 2000 Ing. Mag. Bernd Kastenhuber
- 2014 Ing. Herbert Hiebl und Gisela
Bildergalerie
Pestkapelle
An der Pestkapelle findet sich folgender Text, der von den Renovierungen durch die Lohstampfmühlenbesitzer berichtet.
„Der Allerheiligsten einigen und unzertheilten Dreifaltigkeit; der übergebenedejten hochgelobten Jungfrauen und Mutter Gottes Maria, wie auch den zwej glorwürdigen Patronen St. Sebastian und St. Rochus zur schuldigster Ehr und Danksagung, hat der Klement Kapeller und Regina, Seine eheliche Hausfrau derzeit wohnhaft in der Lohstampfmüll diese Station renofiren lassen, als die Pest Anno 1649, nicht allein diese Behausung alda, sondern auch das ganze Dorf Oberachmann von der abscheulichen Krankheit der Pestilentz gnädiglich behiettet worden; der allmächtige Gott wolle nicht allein, unsere Pfarr Schörfling, sondern auch die ganze Christenheit vorobgemellter Seich gnädiglich behietten. Renofirt, 1693. Seit dieser Zeit hat es Mathias Schock und Anna Maria wiederum renofiren lassen, 1822. Im Jahre 1845, hat Joseph und dessen Ehegattin Katharina Wenger die Station ganz neu herrichten lassen."
- Haupartikel: Pestkapelle
Lage
Quellen
- Urbar Kammer 1581 und 1615
- Aufzeichnungen von Pfarrer Ludwig Trauner, Schörfling (und Matriken)
- Grundbucheintragungen
- Transkription und Aufbereitung Franz Hauser