Zwei Eiben Attersee
2 Eiben an der Promenade in Attersee
ND-Nr.: 299
Standort und Beschreibung
Die beiden Eiben stehen im Gelände des Minigolfplatzes unweit der Schiffsanlegestelle an der Seepromenade in Attersee. Bei den beiden etwa 13 m hohen Bäume mit einem Kronendurchmesser von ca. 11 m und einem Stammumfang von 250 cm dürfte es sich um Reste eines ehemaligen Uferwaldes handeln.
Geschichte und Verwendung der Eibe
Die Eibe ist der einzige giftige Nadelbaum Europas. Sie enthält das Alkaloid Taxin, das den Tod durch Herzstillstand herbeiführt. Die tödliche Dosis liegt dabei bei 50-100g Nadeln, auch die Kerne der auffällig roten Beeren sind taxinhaltig. Da ihr Gift in früheren Zeiten bei Abtreibungen Einsatz fand, die für die Mutter oft tödlich ausgingen, erhielt die Eibe im Siebenbürgischen den Beinamen „verböda Bum“ (verbotener Baum).
Schon im alten Griechenland war man sich der Gefährlichkeit der Eibe bewusst. Sie war den Erinnyen, den Rachegöttinnen geweiht, die Übeltäter mit Eibengift bestraften. Die Göttin Artemis tötete, so der Mythos, die Töchter der Niobe, die sich mit ihrem Kinderreichtum vor der Göttin gebrüstet hatte, mit Eibenpfeilen. In Ovids Metamorphosen jagen die Furien Seelen von Verstorbenen durch eine Eibenallee in die Unterwelt.
Die Eibe gilt außerdem als Todes- und Friedhofsbaum. In der irischen Mytholgie wachsen aus zwei Pflöcken, die in die Körper des Liebespaars Naoise und Deirdre geschlagen wurden, zwei Eiben empor, die als Grabbäume ihre Zweige ineinander verflochten. In der Bretagne glaubte man, dass Eiben, die auf Friedhöfen wuchsen, ihre Wurzeln in die Münder der Toten senken würden. Mit ihren immergrünen Nadeln ist sie ein Symbol für die Ewigkeit und die Totenruhe. Die althochdeutsche Bezeichung „iwa“ für Eibe, steht vermutlich im Zusammenhang mit „ewa“, Ewigkeit. Eibenpflanzungen auf Friedhöfen und Gräbern sollten Schutz vor Hexen und anderen Bösen Geistern bieten. Die germanische Rune „Ihwaz“ bedeutet gleichzeitig Eibe und dient als Schutzsymbol vor Krankheit und Unheil.
In einem erfreulicheren Gebiet wurden Eiben im Rokoko eingesetzt. Der heckenähnliche Baum war eine gern gesehene Gartenpflanze, da er sich aufgrund seines dichten Wuchses sehr gut für jede Art von Formschnitt eignet.
Literatur:
- Bächtold-Stäubli, Hanns (Hrsg.),: Handwörterbuch des Deutschen Aberglaubens, unter bes. Mitw. v. Eduard Hoffmann-Krayer, 7 Bde., Berlin 1927-1942.
- Brosse, Jaques: Mythologie der Bäume, Olten 1990.
- Die Edda. Götterdichtung, Spruchweisheit und Heldengesänge der Germanen, übertr. v. Felix Genzmer, Kreuzlingen-München 2004.
- Hunger, Herbert: Lexikon der Griechischen und Römischen Mythologie. Mit Hinweisen auf das Fortwirken antiker Stoffe und Motive in der bildenden Kunst, Literatur und Musik des Abendlandes bis zur Gegenwart, 7. unveränderte Aufl., Wien 1959.
- Laudert, Doris: Mythos Baum. Was Bäume uns Menschen bedeuten. Geschichte – Brauchtum – 40 Baumporträts, München-Wien 1998.
- Publius Ovidius Naso: Metamorphosen, aus dem Lateinischen von Erich Rösch, 5. Aufl, München 2004.
- Schwab, Gustav, Kurt Eigl: Die schönsten Sagen des klassischen Altertums, Wien 1955.