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[[Bild:Italienergraben Abb 1-1 - Lageplan-unterer Teil.jpg|thumb|right|450px|Abb. 1: Das weitverzweigte oberflächliche Entwässerungssystem am Rohrleitengraben im Jahr 1898]]
[[Bild:Italienergraben Abb 1-1 - Lageplan-unterer Teil.jpg|thumb|right|450px|Abb. 1: Das weitverzweigte oberflächliche Entwässerungssystem am Rohrleitengraben im Jahr 1898]]
Italienergraben
Italienergraben
 
Der im nördlichen Gemeindegebiet von [[Weyregg am Attersee]] im Bereich von Seeberg gelegene '''Rohrleitengraben''' wird auch als '''Italienergraben''' bezeichnet. Um zu den Wurzeln dieses Namens zu gelangen, müssen wir das Rad der Zeit um etwa 120 Jahre zurückdrehen.
Der im nördlichen Gemeindegebiet von Weyregg am Attersee im Bereich von Seeberg gelegene Rohrleitengraben wird auch als „Italienergraben“ bezeichnet. Um zu den Wurzeln dieses Namens zu gelangen, müssen wir das Rad der Zeit um etwa 120 Jahre zurückdrehen.  
 
== Weyregger Rohrleitengraben ==
Zurückdrehen bis ins Jahr 1890, in dem im Einzugsgebiet des Rohrleitengrabens lediglich im Bereich der Wasserscheide das Steinwandtner-Haus (bzw. Haus des Forstner) und am Unterlauf des Rohrleitengrabens das Kaisengut des Jacob Reichl bestanden sowie im Seeuferbereich der Rohrleitengraben von der Kammer-Weißenbacher Bezirksstraße gequert wurde. Zu dieser Zeit wird berichtet, dass am Rohrleitengraben seit „Menschengedenken“ immer Bewegungen festzustellen waren und dass „gegenwärtig 2 Häuser  und die Kammer-Weißenbacher Bezirksstraße, welche wiederholt bereits durch Vermuhrung aus dem Rohrleitengraben in Abbruch versetzt wurde“ akut gefährdet sind. Im Jahr 1893 trat die „k.k. Statthalterei“ an die erst vor kurzem mit dem Wildbachverbauungsgesetz im Jahr 1884 gegründete „k.k. forsttechnische Abtheilung für Wildbachverbauung“ mit dem Ersuchen um Verfassung eines Verbauungsprojektes heran. Im Jahr 1895 wurde mit dem Landesgesetzblatt Nr. 27 die Verbauung des Rohrleitengrabens beschlossen und in der Folge diese unter Federführung durch die Wildbach- und Lawinenverbauung ausgeführt. Bis zum Frühjahr 1897 wurde am Rohrleitengraben ein umfangreiches Entwässerungssystem - bestehend aus etwa 970 lfm offenen Erdgräben, etwa 3.500 lfm Sickerschlitzen unterschiedlicher Bauart und einer etwa 600 m langen und mit Stützrippen versehenen Steinschale - errichtet.
Zurückdrehen bis ins Jahr 1890, in dem im Einzugsgebiet des '''Rohrleitengrabens''' lediglich im Bereich der Wasserscheide das Steinwandtner-Haus (bzw. Haus des Forstner) und am Unterlauf des '''Rohrleitengrabens''' das Kaisengut des Jacob Reichl bestanden sowie im Seeuferbereich der '''Rohrleitengraben''' von der Kammer-Weißenbacher Bezirksstraße gequert wurde. Zu dieser Zeit wird berichtet, dass am '''Rohrleitengraben''' seit „Menschengedenken“ immer Bewegungen festzustellen waren und dass '''gegenwärtig 2 Häuser  und die Kammer-Weißenbacher Bezirksstraße, welche wiederholt bereits durch Vermuhrung aus dem Rohrleitengraben in Abbruch versetzt wurde''' akut gefährdet sind. Im Jahr 1893 trat die „k.k. Statthalterei“ an die erst vor kurzem mit dem Wildbachverbauungsgesetz im Jahr 1884 gegründete '''k.k. forsttechnische Abtheilung für Wildbachverbauung''' mit dem Ersuchen um Verfassung eines Verbauungsprojektes heran. Im Jahr 1895 wurde mit dem Landesgesetzblatt Nr. 27 die Verbauung des '''Rohrleitengrabens''' beschlossen und in der Folge diese unter Federführung durch die Wildbach- und Lawinenverbauung ausgeführt. Bis zum Frühjahr 1897 wurde am Rohrleitengraben ein umfangreiches Entwässerungssystem - bestehend aus etwa 970 lfm offenen Erdgräben, etwa 3.500 lfm Sickerschlitzen unterschiedlicher Bauart und einer etwa 600 m langen und mit Stützrippen versehenen Steinschale - errichtet.


== Entwässerungssystem ==
== Entwässerungssystem ==
Durch das Entwässerungssystem konnte eine weitgehende Beruhigung der Rohrleitenrutschung erreicht werden, sodass noch Ende Mai 1897 berichtet werden konnte: „Trotz der außerordentlich niederschlagsreichen Witterung des Monats Mai, welche am 20. Mai das Entstehen eines neuen Murbruches am Gahberge, in unmittelbarer Nachbarschaft des Rohrleitengrabens, zur Folge hatte, stellten sich im Rutschgebiete des letzteren keinerlei Anzeichen einer Bodenbewegung ein“.
Durch das Entwässerungssystem konnte eine weitgehende Beruhigung der Rohrleitenrutschung erreicht werden, sodass noch Ende Mai 1897 berichtet werden konnte: „Trotz der außerordentlich niederschlagsreichen Witterung des Monats Mai, welche am 20. Mai das Entstehen eines neuen Murbruches am Gahberge, in unmittelbarer Nachbarschaft des Rohrleitengrabens, zur Folge hatte, stellten sich im Rutschgebiete des letzteren keinerlei Anzeichen einer Bodenbewegung ein“.
Jedoch beschädigte ein Seitenarm der „Neuen Mure“ vom Süden her im Bereich des Kaisengutes die soeben erst fertiggestellte Entwässerungsanlage. Dies führte in der Folge auch im Rohrleitengraben zu neuerlichen Bodenbewegungen, die sich unweit des Kaisengutes beginnend nach aufwärts ausbreiteten. Die ganze Lage war so gefahrdrohend, dass eheste Sanierungsmaßnahmen am Rohrleitengraben und die Beruhigung des „Neuen Murbruches“ äußerst dringlich erschienen. Noch im Herbst 1897 wurde ein weiteres Projekt zur Vervollständigung der Entwässerungsmaßnahmen erstellt, in dem die Errichtung eines Entwässerungsstollens unter dem Murstrom der Rohrleitenrutschung das Kernstück der Verbauungsmaßnahmen bildete.
Jedoch beschädigte ein Seitenarm der „Neuen Mure“ vom Süden her im Bereich des Kaisengutes die soeben erst fertiggestellte Entwässerungsanlage. Dies führte in der Folge auch im '''Rohrleitengraben''' zu neuerlichen Bodenbewegungen, die sich unweit des Kaisengutes beginnend nach aufwärts ausbreiteten. Die ganze Lage war so gefahrdrohend, dass eheste Sanierungsmaßnahmen am '''Rohrleitengraben''' und die Beruhigung des „Neuen Murbruches“ äußerst dringlich erschienen. Noch im Herbst 1897 wurde ein weiteres Projekt zur Vervollständigung der Entwässerungsmaßnahmen erstellt, in dem die Errichtung eines Entwässerungsstollens unter dem Murstrom der Rohrleitenrutschung das Kernstück der Verbauungsmaßnahmen bildete.


Mit dem Bau des Stollens wurde bereits im Februar 1898 etwa 140 m oberhalb des Kaisengutes begonnen. Der Stollen weist im Endausbau eine Länge von 84 m auf, wurde bergmännisch gezimmert und im Rückzug mit Steinen ausgekleidet. Zur Belüftung des Stollens wurden zwei Vertikalschächte angelegt.  
Mit dem Bau des Stollens wurde bereits im Februar 1898 etwa 140 m oberhalb des Kaisengutes begonnen. Der Stollen weist im Endausbau eine Länge von 84 m auf, wurde bergmännisch gezimmert und im Rückzug mit Steinen ausgekleidet. Zur Belüftung des Stollens wurden zwei Vertikalschächte angelegt.  


== Italienergraben ==
== Italienergraben ==
Da diese Verbauungsanlagen, insbesondere die auffällige 600 m lange Steinschale im Rohrleitengraben von in Oberitalien rekrutierten Facharbeitern ausgeführt wurden, hat sich lokal der Name „Italienergraben“ gebildet und bis heute erhalten.  
Da diese Verbauungsanlagen, insbesondere die auffällige 600 m lange Steinschale im '''Rohrleitengraben''' von in Oberitalien rekrutierten Facharbeitern ausgeführt wurden, hat sich lokal der Name '''Italienergraben''' gebildet und bis heute erhalten.  


== Weblinks ==
== Weblinks ==

Version vom 14. Februar 2011, 21:23 Uhr

Abb. 1: Das weitverzweigte oberflächliche Entwässerungssystem am Rohrleitengraben im Jahr 1898

Italienergraben Der im nördlichen Gemeindegebiet von Weyregg am Attersee im Bereich von Seeberg gelegene Rohrleitengraben wird auch als Italienergraben bezeichnet. Um zu den Wurzeln dieses Namens zu gelangen, müssen wir das Rad der Zeit um etwa 120 Jahre zurückdrehen.

Weyregger Rohrleitengraben

Zurückdrehen bis ins Jahr 1890, in dem im Einzugsgebiet des Rohrleitengrabens lediglich im Bereich der Wasserscheide das Steinwandtner-Haus (bzw. Haus des Forstner) und am Unterlauf des Rohrleitengrabens das Kaisengut des Jacob Reichl bestanden sowie im Seeuferbereich der Rohrleitengraben von der Kammer-Weißenbacher Bezirksstraße gequert wurde. Zu dieser Zeit wird berichtet, dass am Rohrleitengraben seit „Menschengedenken“ immer Bewegungen festzustellen waren und dass gegenwärtig 2 Häuser und die Kammer-Weißenbacher Bezirksstraße, welche wiederholt bereits durch Vermuhrung aus dem Rohrleitengraben in Abbruch versetzt wurde akut gefährdet sind. Im Jahr 1893 trat die „k.k. Statthalterei“ an die erst vor kurzem mit dem Wildbachverbauungsgesetz im Jahr 1884 gegründete k.k. forsttechnische Abtheilung für Wildbachverbauung mit dem Ersuchen um Verfassung eines Verbauungsprojektes heran. Im Jahr 1895 wurde mit dem Landesgesetzblatt Nr. 27 die Verbauung des Rohrleitengrabens beschlossen und in der Folge diese unter Federführung durch die Wildbach- und Lawinenverbauung ausgeführt. Bis zum Frühjahr 1897 wurde am Rohrleitengraben ein umfangreiches Entwässerungssystem - bestehend aus etwa 970 lfm offenen Erdgräben, etwa 3.500 lfm Sickerschlitzen unterschiedlicher Bauart und einer etwa 600 m langen und mit Stützrippen versehenen Steinschale - errichtet.

Entwässerungssystem

Durch das Entwässerungssystem konnte eine weitgehende Beruhigung der Rohrleitenrutschung erreicht werden, sodass noch Ende Mai 1897 berichtet werden konnte: „Trotz der außerordentlich niederschlagsreichen Witterung des Monats Mai, welche am 20. Mai das Entstehen eines neuen Murbruches am Gahberge, in unmittelbarer Nachbarschaft des Rohrleitengrabens, zur Folge hatte, stellten sich im Rutschgebiete des letzteren keinerlei Anzeichen einer Bodenbewegung ein“. Jedoch beschädigte ein Seitenarm der „Neuen Mure“ vom Süden her im Bereich des Kaisengutes die soeben erst fertiggestellte Entwässerungsanlage. Dies führte in der Folge auch im Rohrleitengraben zu neuerlichen Bodenbewegungen, die sich unweit des Kaisengutes beginnend nach aufwärts ausbreiteten. Die ganze Lage war so gefahrdrohend, dass eheste Sanierungsmaßnahmen am Rohrleitengraben und die Beruhigung des „Neuen Murbruches“ äußerst dringlich erschienen. Noch im Herbst 1897 wurde ein weiteres Projekt zur Vervollständigung der Entwässerungsmaßnahmen erstellt, in dem die Errichtung eines Entwässerungsstollens unter dem Murstrom der Rohrleitenrutschung das Kernstück der Verbauungsmaßnahmen bildete.

Mit dem Bau des Stollens wurde bereits im Februar 1898 etwa 140 m oberhalb des Kaisengutes begonnen. Der Stollen weist im Endausbau eine Länge von 84 m auf, wurde bergmännisch gezimmert und im Rückzug mit Steinen ausgekleidet. Zur Belüftung des Stollens wurden zwei Vertikalschächte angelegt.

Italienergraben

Da diese Verbauungsanlagen, insbesondere die auffällige 600 m lange Steinschale im Rohrleitengraben von in Oberitalien rekrutierten Facharbeitern ausgeführt wurden, hat sich lokal der Name Italienergraben gebildet und bis heute erhalten.

Weblinks

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Quellen

  • Dipl. Ing. Martin Strauß, Wildbach- und Lawinenverbauung, Gebietsbauleitung Attergau und Innviertel
  • © des Artikels wurde nur für AtterWiki zur Verfügung gestellt
  • Gemeindezeitungen: Weyregg am Attersee