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[[Datei:SWN_H_Prom_4_10_2012.JPG|thumb|right|350px|Die Rosenvilla an der [[Promenade in Seewalchen]]]]
Die '''protestantische Kirche in Litzlberg am Attersee''' in der Gegenreformationszeit.
[[Datei:SWN H BaeckeramSee 1870 GCh.jpg|thumb|right|350px|Bäcker beim See]]
==NEU Grabfunde im Jahr 2020==
Seewalchen Promenade 4, früher Seewalchen 58 <br/>
<p style="color:black; background-color:#FFDAB9">
Seit Ende März 2020 beschäftigt die Wissenschafter der OÖ. Landes-Kultur GmbH ein weltweit einzigartiger Fund in Litzlberg. Bei Grabungsarbeiten für ein Wohnhaus wurden menschliche Knochen, Holzbretter sowie ein großes Metallbehältnis (Metallsarg)  gefunden. Der Fund bestätigt erstmals, dass sich im 17. Jahrhundert an diesem Platz das protestantisches Bethaus befunden hat.<br/>
Näheres unter: <br/>
*[https://austausch.ooelkg.at/alle-beitraege/?rubrik=6830 Bericht über die archäologische Grabung in Litzlberg]
</p>


'''Zu den wenigen Häusern an der [[Promenade in Seewalchen]] gehörte im 18. Jahrhundert der „Bäcker beim See“.<br/> 1904 wurde das Haus geschliffen und die Rosenvilla nach Plänen von Architekt Matthias Aigner im Auftrag von Wilhelm Deckert erbaut.
==Geschichte==
'''
Zum weitreichenden Gemeindegebiet der evangelischen Kirche Attersee gehört auch ein Teil der Ortschaft [[Litzlberg (Ort)|Litzlberg]], politische Gemeinde [[Seewalchen am Attersee|Gemeinde Seewalchen a. A.]] Ein örtlich herausragendes Bauobjekt ist die Insel im Attersee mit dem [[Schloss Litzlberg]], dem ehemaligen Sitz der [[Herrschaft Litzlberg]].  
==Bäckerhaus==
Um 1750 besitzt Mathias Schmoller das Haus. Der Bäcker beim See wird auch als „Behausung beim See mit Bäckersgerechtigkeit“ bezeichnet.<br/>
1790 sind Georg und Nothburga Schmoller am Bäckerhaus.


1842 Georg und Josefa Pfeffer kaufen von der Familie Schmoller die Bäckerei. Ihnen folgt ihr Sohn Johann Paul Pfeffer. Östlich des Hauses waren einige Wiesenparzellen, erst beim heutigen Eingang der Promenade stand wieder ein Gebäude: die „Auersche Behausung“ der Susanne Auerin (Seewalchen 61, heute Atterseestraße). <br/>
Aus der in die Jungsteinzeit zurückreichenden Besiedelungsgeschichte ist für die evangelische Gemeinde Attersee jener Zeitabschnitt interessant, in welchem der Bau der protestantischen Kirche in Litzlberg im Jahr 1615 erfolgte, deren Bestand bis 1656 nachgewiesen ist. Auf dem bekannten Bild von Merian d. Ä.<ref>siehe [http://de.wikipedia.org/wiki/Matth%C3%A4us_Merian Wikipedia Merian d. Ä.]</ref> „Schörffling sampt der Grafschaft Cammer an dem Adersee", 1649, das topographisch genau ist, kann man das Predigthaus mit Turm erkennen (auf dem Bild gekennzeichnet mit einem Kreis).


Pfeffer ist  Bäcker und Fischer. Zum Haus gehören einige Grundstücke und eine Schiffshütte. Im Jahr 1890 stirbt Johann Paul Pfeffer 44-jährig. Dazu liest man in der Pfarrchronik: <br/>
Im 14. Jahrhundert wird das Mondseer Lehen „Lützelburg" erstmals urkundlich erwähnt.
''„Die außerordentlich beliebte und bekannte Persönlichkeit Johann Paul Pfeffer, Bäckermeister und Fischer am See, verstirbt. Er hatte um zum Fischfangen am kommenden Tage in den See gelangen zu können, zirka 3 Stunden Eis aufgehackt, war dann zum Kaffee nach Hause gekommen und dann eiligst auf die Eisbahn zum Hofwirth Köck in Kammer gegangen, um dort am Eisschießen teilzunehmen. Als er das zweite Mal schießen wollte, stürzt er vom Herzschlage getroffen, lautlos tot zusammen. Unter allgemeiner Teilnahme wird er zu Grabe getragen erst 44 Jahre alt. Requiescat in Pace“ <br/>
''[[Datei:R Rosenvilla.jpg|thumb|right|350px|Skizze der ersten Rosenvilla nach dem Plan von M. Aigner]]


==Rosenvilla==
1514 ist der Edelsitz Litzlberg (Litzlburg) im Besitz von Pankraz Winter, Aufschläger in Vöcklabruck. Dieser verkauft am 17. Nov. 1534 das Inselschloss im Attersee an Weikard von Polheim, der meist in Puchheim wohnt. Die Polheimer bleiben im Besitz der Herrschaft, bis Wolfgang von Polheim den alten Bestand der Herrschaft 1605 an Simon Engl von Wagrain verkauft, der, wie sein Vorbesitzer, Anhänger Luthers ist.  
Die Witwe Karoline Pfeffer verkaufte an Ludwig Christ. Im selben Jahr erfolgt noch der Weiterverkauf an einen Freund, den Baumeister Michael Lettmayr aus Linz. <br/>
1904 Die Familie Pfeffer zieht nach Schörfling. Bereits 1892 wendet sich Lettmayr an die Gemeinde, wo er ansucht, das Bäckerhaus um- und aufzubauen, so schließt sein Ansuchen mit dem Satz: „Die löbliche Gemeinde Vorstehung möge demselben die Bewilligung hiezu ehest und genehmigst zu erteilen.
So wird das Bäckerhaus abgerissen und es folgt der Bau der Rosenvilla nach Plänen von Architekt Matthias Aigner. Der Besitzer ist nun der Wiener Wilhelm Deckert. <br/>


Deckert (+1910) war Mitbesitzer der Wiener Elektrizitätsfirma Deckert und Homolka, die in viele Staaten exportierte. Er war ein hervorragender Elektrotechniker.  
Bis 1611 ist Wolfgang Geißlitzer Hofprediger bei Simon Engl auf Litzlberg. Geißlitzer wurde dann von Bartholomäus Khevenhüller als evangelischer [[Pfarrer von St. Georgen im Attergau]] eingesetzt, wo er bis zu seiner Absetzung 1614 wirkte. Obwohl der Abt Ulrich Hofbauer Einspruch erhebt, lässt Simon Engl im Jahr 1615 außerhalb des Schlosses eine lutherische Kirche erbauen und macht sie zur Pfarre. Dort wird als Nachfolger von Geißlitzer der Prädikant Cyriak Götz und außerdem ein Schulmeister angestellt. Götz kann bis zur Landesverweisung der evangelischen Pfarrer und Prädikanten im Oktober 1624 tätig sein. In Litzlberg wird aber weiter im Geheimen evangelischer Gottesdienst, das Abendmahl in Brot und Wein gehalten und von den Protestanten des Attergaues besucht. Aus dem Schörflinger Pfarrarchiv: „Es ließen auch die Bauern nicht an einem guten Beichtpfennig fehlen..."
[[Datei:SWN_H_Prom_4_12_hau.jpg|thumb|right|350px|Die Rosenvilla in den 1960er Jahren]]


Im Dezember 1907 wird Wilhelm Deckert zum Ehrenbürger von Seewalchen ernannt. Er hat den Seeuferweg (Promenade) verbreitern und bis zum Seewirt Kastanienbäume pflanzen lassen.(Der letzte dieser Kastanienbäum (beim alten Strandbadeingang) blieb bis in die 1990er Jahre. <br/>
Im Salzburger Land hat der Erzbischof, im Zuge der Gegenreformation, die neue Lehre und den neuen Gottesdienst verboten und den Besuch unter Strafen gestellt. Die Salzburger Kryptoprotestanten besuchen, unter dem Vorwand, nach St. Wolfgang zu wallfahrten, den Gottesdienst in Litzlberg. Wie aus Berichten zu ersehen ist, führt sie der Weg auf dem alten Wallfahrerweg über den Fachberg zum Attersee oder über den [[Mondsee (See)|Mondsee]] nach [[Burgau]], Unterach und nach Litzlberg. „Lützelberg wurde neben Unterach der beliebteste Ort für die Salzburger Kryptoprotestanten."
[[Bild:Mayer_Merian_Litzl.jpg|thumb|350px|Das Predigthaus in Litzlberg auf dem Bild (im Kreis) von Merian 1649]]


Ab 1934 ist die Villa im Besitz der Familie Altmann aus Tirol und deren Erben. Der Turm wird abgerissen und die Fläche in eine Terrasse umgewandelt. <br/>
Am 10. Juni 1656 schreibt der neue Besitzer von Litzlberg, Johann Christoph Staindl, an den Abt Michael Trometer u. a., „... dass die beim alten Meierhof befindliche sogenannte ,lutherische Kirche' geweiht werde, damit dieser Name endlich verschwinde." Vom bischöflichen Ordinariat Passau wird dem Abt die Gewalt erteilt, die lutherische Kirche abzubrechen.  
1975 übernimmt eine Familie aus Enns die Villa, Diese wird wieder umgebaut. <br/>
 
Zu Beginn der 2000er Jahre werden einige Wohnungen eingebaut.
Die Steine werden später zum Bau des Kranawitterhauses, Litzlberg 12, verwendet. Bei den 1981/82 durchgeführten Nachforschungen konnte das Grundstück mit den durch Vegetationsveränderungen noch erkennbaren Fundamentlinien fotografiert werden. Vom ehemaligen Grundstückbetreuer, Herrn Johann Reiter, Litzlberg, wurde von einer vor Jahren ausgegrabenen eisernen Türe und abtransportierten Steinresten berichtet. Die Parzelle wurde in der Zwischenzeit 20 bis 50 cm mit Aushubmaterial überdeckt. Fundamentreste, wenn solche noch vorhanden waren, wurden dadurch vermutlich nicht zerstört.  


==Quellen==
==Quellen==
Franz Lösch: Eine kleine Beschreibung der Seepromenade in Seewalchen<br/>
*Text und Skizze: [[August Mayer]], Schörfling
Hofnamen und Häusergeschichte in DORIS Intermap<br/>
*Atergovius ([[Josef Lohninger]]), Die Pfarrkirche St. Georgen im Attergau, Blätter zur Geschichte des Attergaus, 1913
Anno – Zeitungsarchiv der Nationalbibliothek<br/>
 
{{RZ}}<br/>
==Fußnote==
[[Kategorie: Seewalchen am Attersee Villen  Haustafeln in Seewalchen
<references/>
 
[[Kategorie:Protestantismus]
[[Kategorie:Seewalchen am Attersee]
[[Kategorie:Geschichte]

Version vom 20. April 2020, 08:28 Uhr

Die protestantische Kirche in Litzlberg am Attersee in der Gegenreformationszeit.

NEU Grabfunde im Jahr 2020

Seit Ende März 2020 beschäftigt die Wissenschafter der OÖ. Landes-Kultur GmbH ein weltweit einzigartiger Fund in Litzlberg. Bei Grabungsarbeiten für ein Wohnhaus wurden menschliche Knochen, Holzbretter sowie ein großes Metallbehältnis (Metallsarg) gefunden. Der Fund bestätigt erstmals, dass sich im 17. Jahrhundert an diesem Platz das protestantisches Bethaus befunden hat.
Näheres unter:

Geschichte

Zum weitreichenden Gemeindegebiet der evangelischen Kirche Attersee gehört auch ein Teil der Ortschaft Litzlberg, politische Gemeinde Gemeinde Seewalchen a. A. Ein örtlich herausragendes Bauobjekt ist die Insel im Attersee mit dem Schloss Litzlberg, dem ehemaligen Sitz der Herrschaft Litzlberg.

Aus der in die Jungsteinzeit zurückreichenden Besiedelungsgeschichte ist für die evangelische Gemeinde Attersee jener Zeitabschnitt interessant, in welchem der Bau der protestantischen Kirche in Litzlberg im Jahr 1615 erfolgte, deren Bestand bis 1656 nachgewiesen ist. Auf dem bekannten Bild von Merian d. Ä.[1] „Schörffling sampt der Grafschaft Cammer an dem Adersee", 1649, das topographisch genau ist, kann man das Predigthaus mit Turm erkennen (auf dem Bild gekennzeichnet mit einem Kreis).

Im 14. Jahrhundert wird das Mondseer Lehen „Lützelburg" erstmals urkundlich erwähnt.

1514 ist der Edelsitz Litzlberg (Litzlburg) im Besitz von Pankraz Winter, Aufschläger in Vöcklabruck. Dieser verkauft am 17. Nov. 1534 das Inselschloss im Attersee an Weikard von Polheim, der meist in Puchheim wohnt. Die Polheimer bleiben im Besitz der Herrschaft, bis Wolfgang von Polheim den alten Bestand der Herrschaft 1605 an Simon Engl von Wagrain verkauft, der, wie sein Vorbesitzer, Anhänger Luthers ist.

Bis 1611 ist Wolfgang Geißlitzer Hofprediger bei Simon Engl auf Litzlberg. Geißlitzer wurde dann von Bartholomäus Khevenhüller als evangelischer Pfarrer von St. Georgen im Attergau eingesetzt, wo er bis zu seiner Absetzung 1614 wirkte. Obwohl der Abt Ulrich Hofbauer Einspruch erhebt, lässt Simon Engl im Jahr 1615 außerhalb des Schlosses eine lutherische Kirche erbauen und macht sie zur Pfarre. Dort wird als Nachfolger von Geißlitzer der Prädikant Cyriak Götz und außerdem ein Schulmeister angestellt. Götz kann bis zur Landesverweisung der evangelischen Pfarrer und Prädikanten im Oktober 1624 tätig sein. In Litzlberg wird aber weiter im Geheimen evangelischer Gottesdienst, das Abendmahl in Brot und Wein gehalten und von den Protestanten des Attergaues besucht. Aus dem Schörflinger Pfarrarchiv: „Es ließen auch die Bauern nicht an einem guten Beichtpfennig fehlen..."

Im Salzburger Land hat der Erzbischof, im Zuge der Gegenreformation, die neue Lehre und den neuen Gottesdienst verboten und den Besuch unter Strafen gestellt. Die Salzburger Kryptoprotestanten besuchen, unter dem Vorwand, nach St. Wolfgang zu wallfahrten, den Gottesdienst in Litzlberg. Wie aus Berichten zu ersehen ist, führt sie der Weg auf dem alten Wallfahrerweg über den Fachberg zum Attersee oder über den Mondsee nach Burgau, Unterach und nach Litzlberg. „Lützelberg wurde neben Unterach der beliebteste Ort für die Salzburger Kryptoprotestanten."

Das Predigthaus in Litzlberg auf dem Bild (im Kreis) von Merian 1649

Am 10. Juni 1656 schreibt der neue Besitzer von Litzlberg, Johann Christoph Staindl, an den Abt Michael Trometer u. a., „... dass die beim alten Meierhof befindliche sogenannte ,lutherische Kirche' geweiht werde, damit dieser Name endlich verschwinde." Vom bischöflichen Ordinariat Passau wird dem Abt die Gewalt erteilt, die lutherische Kirche abzubrechen.

Die Steine werden später zum Bau des Kranawitterhauses, Litzlberg 12, verwendet. Bei den 1981/82 durchgeführten Nachforschungen konnte das Grundstück mit den durch Vegetationsveränderungen noch erkennbaren Fundamentlinien fotografiert werden. Vom ehemaligen Grundstückbetreuer, Herrn Johann Reiter, Litzlberg, wurde von einer vor Jahren ausgegrabenen eisernen Türe und abtransportierten Steinresten berichtet. Die Parzelle wurde in der Zwischenzeit 20 bis 50 cm mit Aushubmaterial überdeckt. Fundamentreste, wenn solche noch vorhanden waren, wurden dadurch vermutlich nicht zerstört.

Quellen

  • Text und Skizze: August Mayer, Schörfling
  • Atergovius (Josef Lohninger), Die Pfarrkirche St. Georgen im Attergau, Blätter zur Geschichte des Attergaus, 1913

Fußnote

[[Kategorie:Protestantismus] [[Kategorie:Seewalchen am Attersee] [[Kategorie:Geschichte]