Forstwirtschaft

Aus Atterwiki
Waldpanorama über dem Attergau

Seit Jahrhunderten stellt die Forstwirtschaft in der Region Attersee-Attergau eine der wichtigsten Einkommensquellen dar.

Überblick

Als sich die Gletscher der letzten Eiszeit zurückzogen und die Berg- und Seenlandschaft des Attergaues freigaben, breitete sich allmählich eine Vegetation mit dichter Bewaldung aus. Schon zur Jungsteinzeit (Neolithikum 5000-1800) diente Holz nicht nur als Brennstoff und Hilfsmaterial für Werkzeuge sondern auch als Baustoff für Ansiedlungen am Attersee. Zeugnis davon geben die Pfahlbauten, von denen die ersten im August 1870 am nördlichen Ende des Sees entdeckt wurden. Sie stammen aus der Zeit von 2000 bis 1000 vor unserer Zeitrechnung. Das reichlich vorhandene Naturprodukt Holz übte im Lauf der Geschichte einen sehr unterschiedlichen Einfluss auf das Leben der Menschen in der Atterseeregion aus.

Die Veränderungen im Lauf der Jahrtausende betreffen sowohl den Wald als auch die Holznutzung. Urwaldbereiche ohne menschliche Einflussnahme, wie sie im niederösterreichischen Ötschergebiet erhalten geblieben sind, gibt es im Atterseeraum schon lange nicht mehr. Die Wälder im Attergau, ursprünglich „Allmende“, also für jedermann frei nutzbar, wurden relativ früh als Brennholzlieferant für die Salzversiedung in den Salinen des inneren Salzkammergutes interessant. Kaiser und Grundherrschaft sicherten sich ausschließliche Besitzrechte. Bauern erhielten Nutzungsrechte, die später überwiegend mit Waldeigentum abgelöst wurden.

Veränderten sich Waldstruktur und Nutzungsformen bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts nur langsam, so ging die Entwicklung in der Folge um so rascher voran. Mit dem hohen Holzbedarf für den Wiederaufbau der im zweiten Weltkrieg zerstörten Städte ab 1945 begann eine Industriealisierungswelle mit nachhaltigen Auswirkungen. Die holzverarbeitenden Betriebe, wie Sägewerke, Möbelfabriken, Tischlereien und die Papier-, Zellstoff- und Faserindustrie boten bis dahin nicht gekannte Perspektiven. Menschen, die zuvor vorwiegend in der Landwirtschaft tätig waren, sowie viele Heimatvertriebene aus Osteuropa fanden in der aufstrebenden Holzwirtschaft eine neue Lebensgrundlage.

Die Wälder wurden mit Forststraßen aufgeschlossen. Motorsägen, Traktoren, Holzerntemaschinen und Lastkraftwägen mit Ladekränen ermöglichten in der Folge eine intensive Waldnutzung. Die Aufforstung der geschlägerten Flächen orientierte sich nach hoher Wuchsleistung und gefragten Holzarten. Das führte zur Bildung von Fichten-Monokulturen die auf den Kahlschlagflächen angepflanzt wurden. Nach erheblichen Schadensereignissen wie Windwurf und Schädlingsbefall (Fichtenblattwespe, Borkenkäfer, Tannensterben) werden mehr Mischwälder mit einem hohen Artenreichtum vor allem an Kleinlebewesen angestrebt. Auch die waldverträgliche Anpassung des Wildbestandes ist ein Anliegen.

Die nachwachsende Holzmenge blieb jedoch in Summe größer als dessen Abholzung. Die vorliegende Waldinventur 2000/02 ergibt, dass im Bezirk Vöcklabruck bis zu einer ausgewogenen Holznutzung noch um 189.000 Festmeter Holz pro Jahr mehr geerntet werden könnten. Trotz Nutzung der Holzresourcen über Jahrhunderte hinweg, sowohl in den kleinen bäuerlichen als auch in den großflächigen Eigentümerstrukturen, kann der Zustand des Waldes im Attergau als zufriedenstellend und nachhaltig bezeichnet werden.

Die große Nachfrage nach Holz gepaart mit einem hohen Kostendruck für Arbeitskräfte bewirkte in der Forstwirtschaft ab den 1960er Jahren einen fortwährenden Rationalisierungszwang. Deutlich wird diese Entwicklung beispielhaft anhand der Österreichischen Bundesforste. Vor 1960 war noch in fast jeder Gemeinde des Attergaues ein Förster angestellt, der mit seiner Familie in einem eigenen Forsthaus wohnte und für meist mehr als 20 dauerbeschäftigte Forstarbeiter zuständig war. Vierzig Jahre später sind alle ehemaligen Forstverwaltungen des Attersee- und Mondseeraumes aufgelöst und werden von Mattighofen im Innviertel aus verwaltet.

Die Arbeit in den Wäldern und der Abtransport des Holzes wird fast ausschließlich an selbständige Unternehmen vergeben, die mit modernsten und leistungsfähigsten Gerätschaften ausgestattet sind. Ebenso hat sich Waldarbeit zu einem bäuerlichen Nebenerwerb entwickelt. Bauern übernehmen Forstarbeiten für andere kleine und größere Waldbesitzer um ihre Maschinen rationell einzusetzen.

Über Jahrhunderte ausgeübtes Handwerk, altes Werkzeug mitsamt dem überlieferten Wissen über seine Handhabung gerät in Vergessenheit. Menschen die all das noch aus eigener, unmittelbarer Anwendung kennen, haben schon ein hohes Alter erreicht. Vieles ist nur mehr aus Erzählungen bekannt.


Die Forstwirtschaft gliedert sich ohne Anspruch auf Vollständigkeit in folgende Bereiche:


  • Historische Entwicklung, Geodynamische Massenbewegungen, Böden,
  • Waldökosysteme, Flora und Fauna
  • Schutzfunktionen (Ökologie), Wasser, Quellschutzgebiete, Wildbäche
  • Luft, Sicht und Lärmschutz
  • Wirtschaftliche Nutzung, Nachhaltigkeit
  • Waldinventur, Holzvorrat, Zuwachs, Nutzung, Kohlenstoffspeicher
  • Walderschließung, Transportwege
  • Holzernte, Maschinen und Werkzeuge, Holzfuhrwerk
  • Waldzustand, Aufforstung, Waldpflege
  • Soziale Funktionen, Erholungsraum, Sport, Wanderwege
  • Tourismus, Wildparks, Waldlehrpfade, Themenwege
  • Sonderfunktionen, Jagd, Tiergehege


Holzverarbeitung

In früheren Zeiten wurde auch der Großteil des des Holzes aus den Wäldern des Attergaus in der Region verarbeitet. Die Holzverarbeitung stellt aber auch heute noch eine wichtige Einkommensquelle für die Region dar. Im Artikel Holzverarbeitung wird die Entwicklung und der aktuelle Stand der Holzverarbeitung in der Region beschrieben.

Quellen

Manfred Hemetsberger, Nußdorf am Attersee

Weblinks