Wald
Im Attergau hat der Wald seit jeher eine hohe Bedeutung. Auf Themen, die mit dem Wald in Zusammenhang stehen wie Forstwirtschaft, Waldinventur, Holz, Holzverarbeitung, Holzfuhrwerk, Geologie des Attergaues, Naturpark Attersee-Traunsee etc. wird im Atterwiki in gesonderten Beiträgen eingegangen.
Wald und Gesundheit
Die Funktion des Waldes als Gesundbrunnen ist Gegenstand weltweiter wissenschaftlicher Forschungen. Aus Japan kommt der Begriff, Shinrin-yoku – Waldbaden. Eine 2009 durchgeführte Studie lieferte folgende Ergebnisse: Der Cortisolwert im Blut – das Maß für Stress – sinkt bereits nach 20 Minuten Aufenthalt im Wald deutlich. Puls und Blutdruck werden geringer und das vegetative Nervensystem, das unter anderem die Erholungsphasen von Körper und Geist reguliert, wird aktiver.
Pflanzen schützen sich durch die Bildung von Phytonziden, die sie in großen Mengen an die Umluft abgeben, vor Bakterien und Insekten. Das Einatmen von Phytonziden führt zu einer messbaren Vermehrung von NK-Zellen im Körper, wo sie schädliche Einflüsse abwehren und entartete Zellen abtöten. Bereits wenige Waldspaziergänge gestresster Menschen ließen die Menge dieser Killerzellen um die Hälfte ansteigen. In sogenannten Outdoor-Kliniken bilden kleine Wälder den Mittelpunkt des Therapiezentrums. Öffentlich anerkannte Theraphiewälder finden immer mehr Zulauf. Der Wald versetzt Menschen in einen besonderen körperlichen und seelischen Zustand. Nach einem Waldspaziergang verringert sich der Bedarf an Medikamenten und Schmerzmitteln. Depressive Erkrankungen werden gelindert. Kinder werden umso besser in der Schule umso mehr Grün sie vom Fenster aus sehen. In einer Umfrage gaben 84% der Österreicher an, in der Freizeit am liebsten durch einen Wald zu spazieren.
In verschiedenen europäischen Ländern hat sich Waldtherapie bereits als entwicklungsfähiger Teil des Gesundheitswesens etabliert. Die Europäische Akademie für bio-psycho-soziale Gesundheit in Deutschland bietet Ausbildungslehrgänge an. Der Verein Naturpark Attersee-Traunsee befasst sich seit geraumer Zeit mit der Gesundheitswirkung von Waldlandschaften und erstellt konkrete Angebote zu diesem Thema, insbesondere solche mit Alleinstellungsmerkmalen unserer Region. Unter dem Überbegriff, „Waldkammergut“ (Eintauchen ins Waldmeer) werden Waldführungen durch kompetente Experten angeboten. An einem Führungsdesign zur Gesundheit aus dem Wald (Terpene, Phytomedizin, Entschleunigung) wird ebenfalls gearbeitet.
Der Wald im Blickpunkt
Alljährlich am 21. März wird der Internationale Tag des Waldes begangen. Dieser Aktionstag wurde von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen - FAO eingeführt, um auf die große Bedeutung des Waldes für Mensch, Umwelt und Klima aufmerksam zu machen.
In vielen Ländern wird alljährlich ein Baum des Jahres vorgestellt. Die Baumauswahl ist von Land zu Land unterschiedlich und richtet sich jeweils nach dem lokalen Vorkommen dieser Arten. In manchen Ländern wird statt einer Baumart ein spezieller Baum als Baum des Jahres gewählt, wie beispielsweise in der Slowakei oder Tschechien. Die Auswahl erfolgt entweder durch öffentliche Stellen, mit Bäumen befassten Organisationen oder durch eine Wahl der Bevölkerung. In Österreich präsentiert das Kuratorium Wald alljährlich den Baum des Jahres. Hier findet man den aktuellen Baum des Jahres und alle Vorgänger zurück bis 1994
Der Wald in Zahlen
Um die Bedeutung des Waldes deutlich zu machen, helfen einige Zahlen, die für das Bundesland Oberösterreich erhoben wurden. Die Attergaugemeinden (lt. Atterwiki) nehmen mit einer Gesamtfläche von 375,93 km² einen Anteil von 3,14 % der Fläche Oberösterreichs (11.981,92 km²) bzw. 35% des Bezirkes Vöcklabruck (1.084,26 km²) ein.
Laut Waldinventur ist Oberösterreich zu 42 % mit Wald bedeckt, das sind 498.000 Hektar. Es gehört damit zu den waldreichsten Gebieten Europas und liegt im österreichischen Durchschnitt. Jedes Jahr wachsen in Oberösterreich 4,7 Millionen Kubikmeter Holz nach. Das bedeutet mit 10,6 fm/Hektar den höchsten durchschnittlichen Holzzuwachs aller österreichischen Bundesländer. Damit könnte man 156.000 Einfamilienhäuser bauen, eines alle dreieinhalb Minuten. Geerntet werden nur 3,9 Millionen m³ wodurch der Waldbestand entsprechend ansteigt. Das Bauen mit Holz nimmt in den letzten Jahren aus vielerlei Gründen stark zu und liegt derzeit bei etwa 37%. Häuser aus massivem Holz weisen hervorragende Werte in Bezug auf Raumklima, Wärmeisolierung, Wärmespeicherung, Brandsicherheit, Wertbeständigkeit, Gestaltungsfreiheit und Baukosten auf. Ein Kubikmeter verbautes Holz speichert eine Tonne CO² und schützt damit die Umwelt. Bei einem Holzbau bleibt um 162 Prozent mehr Wertschöpfung in der Region als bei einem mineralischen Vergleichsbau. Der moderne Holzbau ermöglicht die Nutzung der Vorteile von Holz in Kombination mit unterschiedlichsten Oberflächenmaterialien. Ein in Österreich entwickeltes und überwiegend aus Holz gebautes Öko-Solarhaus ging 2013 beim international renommierten Solar Decathlon des Energieministeriums der USA als Sieger hervor.
Aus der Waldbewirtschaftung beziehen in Oberösterreich etwa 42.000 Menschen ihren Lebensunterhalt. Weitere 45.000 aus der nachfolgenden Holzverarbeitung. Viele Holzprodukte werden weltweit exportiert und liefern einen wertvollen Beitrag zur Handelsbilanz. Das vergleichsweise kleine Österreich ist der fünftgrößte Holzexporteur der Erde.
Waldflächen dienen auch dem Schutz vor Hochwasser, Erosionen, Muren, Steinschlag, Lawinen, Hangrutschungen, insbesondere in der instabilen Flyschzone der Voralpen, die zwischen Mondsee und Traunsee seine größte Breite erreicht. Die Rutschungen am Weyregger Rohrleitengraben sind beispielhaft dafür und auch im Artikel Geologie des Attergaues beschrieben. Schutzwälder machen 14% bzw. 72.000 Hektar des oberösterreichischen Waldes aus. Der Nikoloweg von Steinbach nach Weissenbach informiert als Naturlehrpfad eingehend über die umfassenden Funktionen des Waldes und insbesondere des Schutzwaldes.
Der Wald als Lehrmeister
Seit Hans Carl von Carlowitz 1713 in seinem Werk, „Sylvicultura oeconomica“ den Begriff der forstlichen Nachhaltigkeit beschrieb, gehört das Denken über die nächsten Generationen hinaus zu den fundamentalen Grundsätzen der Waldbewirtschaftung. Zu dieser Sichtweise muss jede Generation bewusst hingeführt werden. Forstliche Ausbildungsstätten bieten Lehrgänge über die verschiedensten Aspekte der Waldbewirtschaftung an. Die Waldpädagogik - Der Wald als Lehrmeister geht weit über die Waldbewirtschaftung hinaus und betrifft unseren gesamten Lebensstil der in der heutigen Form nicht wirklich zukunftsfähig ist.
Der Wildholzweg in Nußdorf, der Keltenbaumweg in St. Georgen, der Nikoloweg in Steinbach am Attersee, der Naturpark Attersee-Traunsee und die Waldbeobachtung im allgemeinen leisten wertvolle Beiträge zum Verständnis natürlicher Zusammenhänge. Der Grundstein kann bereits in Waldkindergärten gelegt werden. Im Wald erleben die Kinder mit allen Sinnen eine faszinierende Welt. Sie lernen spielend einen achtsamen Umgang und bekommen einen Blick für die Schätze des Waldes. Einen außergewöhnlichen, pädagogischen Zugang zu Kindern und Holz hat Martin Plackner, der Spielzeugmacher aus Alkersdorf, Gemeinde St. Georgen im Attergau, gefunden. Die Erkenntnisse dreier bedeutender Pädagoginnen, Maria Montessori, Emmi Pickler und Elfriede Hengstenberg bilden die Grundlage nach der Martin Plackner Spielzeuge aus Holz anfertigt. Sie begleiten die Kinder einfühlsam fordernd und fördernd durch die Prozesse ihrer Entwicklung.
Waldböden und Geologie
Im Artikel Geologie des Attergaues wird auf die erdgeschichtliche Entwicklung, die Bodenbeschaffenheit und die Landschaftsformen eingegangen. Der Attergau liegt in der Flyschzone (flyschen kommt von fließen) wo sich tonige Schichten mit festeren Gesteinsstrukturen mischen. Feuchte Atlantikluft staut sich an den Hängen der Voralpen und bewirkt im Salzkammergut eine überdurchschnittliche Niederschlagsmenge von 1700 mm jährlich. Eine erhöhte Wassereinwirkung kann deshalb ein Abrutschen ganzer Berghänge verursachen. Beispiele sind die Rutschungsgebiete am Weyregger Rohrleitengraben, welches bereits um 1890 und wiederum 2008 unstabil wurde, sowie die Jägermaisrutschung, bei der 1959 zwischen Kammer und Weyregg, rund 300.000 m³ Material in den See abrutschten. Der bekannte Gschliefgraben am Traunsee liegt in der gleichen unstabilen Flyschzone der Voralpen. Mischwälder mit tiefer Verwurzelung entziehen dem Untergrund große Wassermengen und festigen den Boden.
Ökosystem Wald
Die Wälder des Attergaues werden seit Jahrhunderten intensiv bewirtschaftet. Im Besonderen seit sie als Brennholzvorrat für die Salzversiedung in Ebensee ab 1607 und als Bauholzlieferant im 20. Jahrhundert interessant wurden. Trotzdem können die Ökosysteme als weitgehend intakt bezeichnet werden. Die Waldeigentümer bemühen sich mit Unterstützung der zuständigen Stellen des Landes Oberösterreich [1], das Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald [2] und der Landwirtschaftskammer um Nachhaltigkeit und die Gesunderhaltung der Wälder sowie um die Behandlung von Problembereichen. Die kleinflächige Nutzung (in Oberösterreich gibt es 40.000 Waldbesitzer) hat die Biodiversität und damit ökologisch wertvolle Lebensräume gesichert. Zwei Drittel der in Österreich vorkommenden Tier- und Pflanzenarten leben im Wald.
Gegenüber der ursprünglichen Waldgesellschaft hat sich der Fichtenanteil aus wirtschaftlichen Gründen stark erhöht. Der schwer zugängliche Wald im Gebirge kann noch als naturnah gesehen werden. Neben Fichtenmonokulturen sind auch Fichten-Tannen-Buchen - Gesellschaften vertreten. Lärchen mischen sich einzeln oder in Gruppen in die vorhandenen Bestände und kommen verdichtet in der Eisenau vor.
Ein geschlossener Buchenbestand befindet sich am östlichen Steilhang des Reithergupfes in Nußdorf. Wegen der extrem steilen Hanglage wurde die ursprüngliche Waldgesellschaft kaum verändert und sichert seit jeher das Erdreich gegen Abrutschung. Beim Bau eines Forstweges 2020 wurde der Schiefergesteinsfelsen sichtbar, in dem sich die Bäume fest verwurzeln können. Der überalterte Baumbestand wurde durch unkontrolliert umstürzende und abrutschende Baumstämme zur permanenten Gefahr. Zum Schutz von Häusern und Verkehrswegen mussten 2017 umfangreiche Sicherungsmaßnahmen durchgeführt werden. Die nötigen Schlägerungsarbeiten waren für das Forstpersonal hochriskant, deshalb mussten die Baumstämme teilweise durch präzise Sprengungen durchtrennt werden. Mit einer Seilkrananlage musste das Holz bis auf die darunter verlaufende Straße abgeseilt werden. Die Wiederaufforstung erfolgte mit jungen Pflanzen von Tannen, Lärchen und Bergahorn ergänzend zur bestehenden Naturverjüngung des überwiegenden Buchenbestandes. Um möglichst rasch wieder eine hohe Schutzwirkung zu erzielen wurden die Pflanzen in den steilsten Bereichen mit Pflöcken gesichert. Schüler und Lehrer der HTL-Vöcklabruck unterstützten die Aufforstungsarbeiten im Rahmen einer Schutzwaldwoche. Das Projekt stand unter der Leitung von Bezirksförster Ing. Walter Pachler. Die waldbaulichen Maßnahmen waren von großem öffentlichem Interesse begleitet und der ORF berichtete im Fernsehen über dieses ungewöhnliche Schutzwaldprojekt am Reithergupf in Nußdorf am Attersee.
Aus ökologischer Sicht erstrebenswerte Mischwaldbestände aus Laub- und Nadelbäumen sind an den Hängen am Ostufer des Attersees zwischen Weyregg und Steinbach zu sehen. Der Eigentümer dieses Waldgebietes, Hans Lennkh, erhielt 2009 den Staatspreis für beispielhafte Waldwirtschaft verliehen. Projekte der Wildbachverbauung, der Schutzwaldstabilisierung und des Bannwaldes haben Vorbildcharakter. Der Edelkastanienwald in Unterach gilt unter den klimatischen Bedingungen des Attergaues als Besonderheit. Entlang von Wasserläufen sind überwiegend Eschen, Ulmen, Erlen und Ahorn vertreten. Im Bundesland Oberösterreich sind beispielsweise etwa 63% Fichten, 3,4% Tanne, 3,4% Kiefer, 2,7% Lärche, 14,8% Rotbuche, 4,1% Esche und 2,1% Eiche.
Mischkulturen senken das Risiko schädlicher Vermehrungen von Insekten wie Fichtenblattwespe und Borkenkäfer. Bessere Lebensbedingungen für nützliche Waldtiere wie Ameisen, Vögel udgl. stabilisieren das biologische Gleichgewicht. Die Verbreitung des Borkenkäfers ist 2013 nach schwierigen Jahren wieder rückläufig. Ein neues Problem tritt durch die Verbreitung des gefürchteten Asiatischen Laubholzbockkäfers auf. Er wurde vermutlich durch befallenes Verpackungsholz eingeschleppt und erstmals 2001 in Braunau entdeckt. Befallene Bäume werden mit einem speziell ausgebildeten Spürhund zu finden versucht. Die Waldfläche insgesamt hat sich seit den 1950er Jahren durch Aufforstung von Grenzertragsböden, Almen und Feuchtflächen erhöht.
Flora
Die Attergauer Wälder liegen in einer Seehöhe von etwa 500 bis 1000 Metern. Die feuchten klimatischen Bedingungen in der Nordstaulage der Alpen begünstigen das Wachstum zahlloser Pflanzen. Die in periodischen Abständen erfasste Waldinventur bescheinigt dem Bundesland Oberösterreich mit 10,6 fm/Hektar den höchsten durchschnittlichen Holzzuwachs aller österreichischen Bundesländer. Dieser Umstand dürfte für die Wälder des Attergaues in besonderem Maße zutreffen.
Der Lehrer und Naturforscher Prof. Erich W. Ricek (1915 - 1991) hat sich eingehend mit der Flora des Attergaus beschäftigt. Sein immenses Wissen über Moose, Flechten, Pilze, Ökologie, Pflanzensoziologie sowie über Mineralogie und Geologie wurde in zahlreichen Veröffentlichungen dokumentiert. Seine detailgenauen Zeichnungen über geschützte Pflanzen haben überregionale Bekanntheit erreicht.
Eine Dauerausstellung über Prof. W. Ricek ist in St. Georgen im Attergau im Haus der Kultur zu besichtigen.
Klimawandel
Die erwartete Klimaerwärmung vom derzeitigen Jahresmittel von 8 Grad auf 10-11 Grad, bringt Veränderungen in den Waldgesellschaften mit sich. Der erhöhte Borkenkäferbefall wird auf den Klimawandel zurückgeführt. Fichten sind empfindlich gegen Trockenheit und Wärme und werden in Lagen unter 500 Metern Seehöhe zunehmend von Laubhölzern wie Buchen und Ahorn sowie von Nadelhölzern wie Lärchen und Kiefern verdrängt. Durch waldbauliche Maßnahmen, insbesondere in den 12.000 Hektar großen Schutzwäldern zwischen Traunsee und Attersee, versuchen die Waldbesitzer die Baumgesellschaft künftigen Umweltbedingungen anzupassen.
Waldsterben – ein Lehrbeispiel
Bilder von abgestorbenen Waldstrichen im Erzgebirge machten in den 1970er und 1980er Jahren die Empfindlichkeit von Ökosystemen deutlich. Die Einsicht, „Wenn der Wald stirbt, stirbt der Mensch“, rückte den Einfluss menschlichen Handelns auf fundamentale Lebensgrundlagen in das öffentliche Bewusstsein. Im Attergau wurde dieses Problem als „Tannensterben“ sichtbar. Auffällig viele Tannen starben ab und mussten gefällt werden.
Das mediale Interesse und die Entstehung von Umweltorganisationen erzwangen überregionale politische Entscheidungen. Die Emission von Schwefelschadstoffen, als Hauptursache des Waldsterbens, wurde in den Folgejahren durch Filteranlagen und Katalysatoren fast zur Gänze beseitigt. Bewusstseinsbildung, Ursachenforschung, gesetzliche Maßnahmen, öffentliche Unterstützung bei der praktischen Umsetzung und der internationale Konsens bewirkten, dass in Europa das Waldsterben kein akutes Problem mehr darstellt und der Waldbestand deutlich zunimmt.
Bäume – rätselhafte Lebewesen
Die Erbinformation von Fichten, Tannen und anderen Nadelbäumen hat ein Genom von 11 Milliarden Bausteinen (DNA-Basenpaaren). Das menschliche Genom „nur“ 3 Milliarden. Die Gründe dafür werden intensiv untersucht. Eine Ursache dürfte laut Österreichischem Waldforschungszentrum darin liegen, dass es Nadelbäume bereits seit 300 Millionen Jahren auf der Erde gibt. Laubbäume seit 200 Millionen Jahren. Zuvor gab es haushohe Baumfarne. 30 Prozent des Festlandes der Erde sind mit Wald bedeckt. Die Forschung versucht unter anderem über die Genetik die Anpassungsfähigkeit der Wälder an die Klimaveränderungen zu klären.
Soziale Funktionen
An wenigen Kennzahlen einer 80-jährigen Buche lässt sich die Bedeutung des Waldes für die Menschen ermessen. Höhe: 25 m, Holzgewicht trocken 12.000 kg, Kohlenstoffgehalt 6000 kg, Rauminhalt der Krone: 2.700 m³, 800.000 Blätter, Kohlendioxydaufnahme: 2,35 kg/Std, Sauerstoffproduktion für 15 Menschen. In den Wäldern des Attergaues stehen etwa 17 Millionen Bäume. Weitere Kennzahlen sind im Artikel Waldinventur ersichtlich.
Die Attergauer Wälder sind mit Forststraßen, Holzrückewegen und Wanderwegen nahezu vollständig erschlossen. Damit sind die Voraussetzungen sowohl für die Waldbewirtschaftung, Pflege und Aufforstung, als auch für Erholung und Freizeitaktivitäten in der Natur erfüllt.
Wanderer, Radfahrer und Naturliebhaber finden einen intakten Erholungsraum vor. Für Mountainbiker sind attraktive Strecken freigegeben. Entlang der Wanderwege zeugen Kleindenkmäler, wie die Holzknechtmarterl oder die wiedererrichtete Schindelbaumstube, eine alte Holzknecht "Sölln" zwischen Nußdorf und Oberwang, für interessante Einblicke in die Waldarbeit früherer Zeiten.
Im Artikel Wandern in Nußdorf-Umgebung sind Wanderwege zu lohnenden Aussichtspunkten beschrieben. Der praktische Wanderführer kann als PDF-Datei ausgedruckt werden.
Um die Berechtigung des Gemeindenamens Nußdorf zu unterstreichen wurde 2010 am Westwanderweg in der Ortschaft Ramsau beim Berimandlstoa ein Nußwald angelegt. Wenn die gepflanzten Nußbäume auch noch klein sind, so lohnt sich doch ein Besuch dieses Kraft- und Aussichtsplatzes. Unweit davon steht die Reiserbauernmühle.
Die Trinkwasserversorgung der Attergau-Gemeinden erfolgt zu einem erheblichen Teil aus Waldgebieten in denen entsprechende Quellschutzgebiete ausgewiesen sind. Ein Beispiel ist im Artikel Wassergenossenschaft Seewalchen nachzulesen.
Jagd - Tiergehege
Wild, wie Hirsch, Reh, Wildschwein, Fuchs, Dachs, Hase, Gefieder gehören seit jeher zu einem natürlichen Ökosystem. Zu hohe Wildbestände führen jedoch zu Waldschäden durch Wildverbiss. Das verträgliche Maß zu erhalten, bemüht sich die Jägerschaft durch Weidwerk und Fütterung. Die Jagd im Attergau ist nach Besitzgröße unterschiedlich organisiert. Große Forstbetriebe betreiben Eigenjagden selbst oder verpachten Jagdrechte. Der Kleinwald wird von der regionalen Jägerschaft in Form von Jagdgenossenschaften betreut.
Im sogenannten Auwald zwischen Straß im Attergau und Nußdorf am Attersee wurde von der Forstverwaltung Kogl der Familie Mayr Melnhof ein weitläufiges Wildschweingehege angelegt.
Waldinventur
Seit 1961 werden vom Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald (BFW) Erhebungen über verschiedene Parameter des österreichischen Waldes durchgeführt und in der sogenannten Waldinventur veröffentlicht. Darin werden Kennzahlen [3] für den Bezirk Vöcklabruck ausgewiesen, von dem der Attergau 35 % der Fläche einnimmt.
Forstwirtschaft
Die Nutzung der Wälder reicht bis zu den ersten Steinzeitsiedlern zurück. Von Forstwirtschaft kann man aber erst ab der Errichtung der Sudkessel zur Salzversiedung (Pfannhaus) in Ebensee im Jahre 1607 sprechen. Ab dieser Zeit wurden die Holzreserven des Attergaues, insbesondere der "Kaiserwald", heute Österreichische Bundesforste, zur intensiven Nutzung gebraucht. Die Forstwirtschaft hat sich im Lauf der Geschichte stark verändert, ist aber bis heute eine wichtige Einkommensquelle geblieben. Die ursprüngliche Naturverjüngung durch Samenanflug der vorhandenen Baumarten wurde bereits sehr früh künstlich beeinflusst. Als Brenn- und Bauholz war die Fichte sehr begehrt und wurde in Baumschulen gezogen und gezielt angepflanzt. Vereinzelt wurde auch mit Holzarten aus Übersee experimentiert. So steht im Tagebuch des Michl Wiesinger 1830 - 1895 vermerkt: "Den 10 Mai 1891: Ein Amerikanisches Bäumchen genannt Douglas Tanne in Lexenblaim bei den Bergbäumen gesetzt. Dieses Bäumchen sieht der gewöhnlichen Tanne sehr ähnlich." Wenn es noch nicht geerntet wurde, müsste es 2010, mit Beginn des AtterWiki, 119 Jahre alt sein.
Holzfuhrwerk
Im Artikel Holzfuhrwerk werden sowohl historische Formen der Holzbringung vom Bergwald zum Wasser und der Holztransport auf dem Attersee als auch moderne Transportmöglichkeiten vom Wald zu den Holzverarbeitern beschrieben.
Holzverarbeitung
Der Artikel Holzverarbeitung schildert die unterschiedlichen Formen der Holznutzung. Beginnend mit den bescheidenen Möglichkeiten der ersten Steinzeitsiedler bis zu modernen Technologien.
Holz als Bau- und Werkstoff
Sägewerk - Zimmerei - Holzbau - Wasserbau - Architektur mit Holz - Tischlereien und Möbelfabriken - Wagnerei - Fassbinderei - Holzdrahterzeugung - Holzschindelerzeugung - Bootbau - Schiffbau (Plätte)
Holz als Industrierohstoff
Papier-, Zellstoff- und Faserindustrie - Holzwerkstoffindustrie (Span- und Faserplatten)
Holz als Energieträger
Hackschnitzel/Pellets - Heizung - Nah- und Fernwärme - Scheitholz für Hausbrand - Köhlerei - Salzversiedung - Glasverhüttung
Quelle
- Diverse Studien und Publikationen
- Manfred Hemetsberger, Nußdorf am Attersee