Atterwiki:FH/Regionsgeschichte
Die Geschichte der Region Attersee-Attergau wird hier in Kurzform dargestellt. Weitere und detailliertere Informationen sind in der Chronik der Region Attersee-Attergau und in mehreren Detailartikeln nachzulesen.
Wenn man eine Landschaft und die Menschen, die heute in ihr leben, besser verstehen will, so kann das Wissen um die Vergangenheit hilfreich sein. Das Gebiet der Region Attersee-Attergau ist seit einigen Jahrtausenden kontinuierlich besiedelt, und gerade im bäuerlichen Bereich, der bis ins 20. Jahrhundert hinein die wichtigste Lebensgrundlage der Bevölkerung darstellte, haben sich viele Verhaltensweisen und Gebräuche über lange Generationenketten fortgepflanzt. So gesehen ist der Unterschied zwischen der bäuerlichen Kultur der Jungsteinzeit und der bäuerlichen Kultur der Neuzeit vergleichsweise gering, wenn man bedenkt, wie sehr sich das Alltagsleben im Laufe des 20. Jahrhunderts verändert hat.
Pfahlbausiedlungen in der Jungsteinzeit
Als mit dem Ende der letzten Eiszeit die Gletscher abschmolzen und die Salzkammergutseen in ihrer heutigen Form zurückblieben, war eine klimatisch günstige Zeit, in der die Temperaturen etwas höher waren als heute. Die Landschaft war bald von einem dschungelartigen Urwald bedeckt, in dem zahlreiche Tiere Nahrung fanden. In der menschlichen Geschichte kam es zu einem gewaltigen Entwicklungsschub. Die Jäger und Sammler, die über die Jahrhunderttausende auf nomadische Weise das Land durchstreift hatten, wurden sesshaft. Man nennt diese Zeit die Jungsteinzeit, da als Werkzeug nur Geräte aus Stein in Verwendung waren und die Technik der Metallgewinnung noch nicht bekannt war.
Aus dieser Zeit stammen die ersten Spuren menschlicher Siedlungstätigkeit am Attersee. Die jüngste wissenschaftliche Untersuchung von Pfahlbauresten (2000/2001) hat die ältesten Funde auf die Zeit um 3770 v.Chr. datiert. Das bedeutet, die Geschichte der Pfahlbauten am Attersee beginnt sehr viel früher, als ursprünglich angenommen.
Detailliertere Informationen über diese Zeit finden Sie im Artikel Pfahlbauten.
Bronzezeit
Auch in der Bronzezeit war die Region Attersee-Attergau bewohnt. Zeugnisse aus dieser Zeit stammen vor allem aus einer Grabung in den 1970er Jahren auf dem Buchberg. Bei dieser Grabung wurde die Ringwallanlage auf dem Buchberg näher untersucht.
Eisenzeit
Hallstattzeit
Am Dienstberg, Gemeinde Berg im Attergau, wurden im Jahr 2006 zwei Hügelgräber untersucht, die um das Jahr 600 v. Chr., also in der sogenannten Hallstattzeit (850 v. Chr. bis 450 v. Chr., auch ältere Eisenzeit genannt) belegt wurden. Die Funde konnten eindeutig der Hallstattkultur zugeordnet werden und sind in der Hügelgräberausstellung im Haus der Kultur in St. Georgen im Attergau ausgestellt.
Die Wissenschafter nehmen an, dass die Region Attersee-Attergau eine Zulieferfunktion für landwirtschaftliche Produkte für die Bewohner in Hallstatt hatte.
La Tene-Zeit
In der jüngeren Eisenzeit (450 v. Chr. bis 15 v. Chr., auch La Tene-Zeit genannt) waren große Teile Mittel- und Westeuropas (Britannien, Frankreich, Spanien, Süddeutschland, Alpenländer, Norditalien) von den Kelten besiedelt. Die keltischen Gallier, die den römischen Eroberern in der bekannten Comic-Serie Asterix erfolgreich Widerstand leisten, sind sicher vielen Lesern dieser Zeilen bekannt und ein Beispiel für dieses historische Thema in der Unterhaltungsliteratur.
Die Kelten sind das erste namentlich bekannte Volk auf dem österreichischen Staatsgebiet. Man vermutet, dass einige moderne geografische Bezeichnungen auf eine keltische Wurzel zurückgehen. Zum Beispiel führt man den Gewässernamen Ager auf ein keltisches Grundwort zurück, welches ´Wasser` bedeuten soll. Für das Wort Attersee nimmt man eine indogermanische Wurzel an. Tatsache ist, dass die Kelten auf dem Gebiet des heutigen Österreich im zweiten vorchristlichen Jahrhundert erstmals so etwas wie einen zusammenhängenden Staat gegründet haben, das Königreich Noricum, das unter Kaiser Augustus 15 v. Chr. vom römischen Militär besetzt und in der Folge eine Provinz des Römischen Reiches wurde.
Für die Besiedlung der Region Attersee-Attergau in der jüngeren Eisenzeit zeugt das 2005 vom Bundesdenkmalamt ergrabene Hügelgrab im Baumer Holz, das um 450 v. Chr. belegt wurde. Die restaurierten Funde dieses Grabes sind in der Hügelgräberausstellung im Haus der Kultur in St. Georgen im Attergau zu besichtigen.
Römerzeit
Ein gut ausgebautes Straßensystem war für die Verwaltung eines Weltreiches wichtig. Salzburg (Iuvavum) und Wels (Ovilava) waren durch eine Konsularstraße verbunden, deren Verlauf noch heute die Bundesstraße B1 folgt (vgl. den römischen Meilenstein vor der Pfarrkirche von Vöcklamarkt und die Kopie dieses Steines vor der Kirche in Mösendorf). Eine Nebenstraße führte auch an den Attersee, wo man um 1900 in Buchberg bei Seewalchen angeblich noch Reste eines römischen Straßenpflasters und Steinblöcke der Ufermauer sehen konnte. (Lit. Lindenthaler) Die verfeinerte Lebensweise der Römer hielt nun auch am Attersee und im Attergau Einzug, unter anderem dürfte der Weinbau in den klimatisch begünstigten Seeuferzonen von der Antike bis ins Mittelalter hinein betrieben worden sein. Von den Spuren aus der Römerzeit in unserer Gegend erwähnen wir die Grabsteine (St.Georgen, Seewalchen), das Flurdenkmal der römischen Quadrafluren in St. Georgen und vor allem die Mosaikreste der [Die Römer in Weyregg|die römischen Villen]] in Weyregg am Attersee.
Darüber hinaus bezeugen die Ortsnamen von Seewalchen und Ainwalchen (Gemeinde Seewalchen) die Anwesenheit der Römer, die von den Germanen später als "Walchen" bzw. "Welsche" bezeichnet wurden. Römischen Ursprungs ist auch der Ortsname von Gampern (von lat. campus, das Feld).
Bairische Landnahme
Aufgrund der immer häufiger werdenden Germanenüberfälle konnte die Nordgrenze der römischen Provinz Noricum, der Limes an der Donau, nicht länger gehalten werden. 476 n. Chr. hörte das Weströmische Reich zu bestehen auf, und viele römische Soldaten und Zivilpersonen verließen in der Folgezeit das Land in Richtung Italien. Die nun folgende Landnahme der germanischen Baiern (von denen der benachbarte Freistaat Bayern seinen Namen hat) dürfte schon bald nach 500 abgeschlossen gewesen sein. Auch in politischer Hinsicht gehörte der Attergau so wie das Kernland des heutigen Österreich bis 1156 zum Herzogtum Bayern. Das Mondseeland war bis 1506 bayrisch, und das Innviertel kam überhaupt erst 1779 von Bayern zu Österreich.
Die meisten Ortsnamen am Attersee und im Attergau stammen aus der Zeit des frühen Mittelalters, als die bäuerliche Kultur der Baiern bei uns Fuß fasste. Vor allem die Ortsnamen auf "-ing" deuten auf eine sehr frühe bairische Besiedelung hin.
Geistliche und weltliche Zentren im Mittelalter
Das Benediktinerkloster Mondsee war seit seiner Gründung durch den Bayernherzog Odilo im Jahre 748 das geistliche Zentrum der Region. Mondsee wurde unter anderem auch mit Besitzungen am westlichen Ufer des Attersees ausgestattet, und es war nicht nur ein Zentrum der Mission und Christianisierung. Der Landwirtschaftsbetrieb, die Rodung und Kolonisierung des dünn besiedelten Landes waren zugleich wichtige Aufgaben, die die Klöster erfüllten.
Dass schon in der Spätzeit des Römischen Reiches christliche Gemeinden und Kirchen in Oberösterreich existierten, ist durch Funde belegt (Lauriacum / Enns-Lorch, St.Florian etc.). In der Endphase der römischen Herrschaft lässt sich außerdem das Wirken des heiligen Severin an vielen Orten Oberösterreichs (entlang der Donau) belegen. Ob sich aber das Christentum über die Wirren der Völkerwanderungszeit in Oberösterreich bis ins Frühmittelalter erhalten hat, kann nicht gesagt werden. Es ist jedenfalls sicher, dass die neu eingewanderten germanischen Baiern zuerst einmal "Heiden" waren und erst später durch die Arbeit von Missionaren christianisiert wurden.
Der heilige Rupert von Salzburg (gest. 715) wird mit der Missionierung des Attergaus in Zusammenhang gebracht. Allerdings gehörte der Attergau seit der kirchlichen Neuordnung Bayerns (Abgrenzung der vier Bistümer Regensburg, Freising, Salzburg, Passau) durch den heiligen Bonifatius (gest. 754) bis zur Gründung der Diözese Linz (1785) zu Passau.
Auf eine frühe Christianisierung weisen auch bestimmte Kirchenpatrone hin, vor allem Apostel und Märtyrer sind hier zu nennen (Petrus und Paulus in Berg im Attergau, Jakobus in Seewalchen, Laurentius in Abtsdorf, Mauritius in Nussdorf, Valentinus in Weyregg). Der erste Nichtmärtyrer, der zur Ehre der Altäre erhoben wurde, war der hl. Martin (gest. um 400), dem in Attersee eine Kirche geweiht war. Auch der aus Irland stammende hl. Gallus (gest. 645), dem in Schörfling eine Kirche geweiht ist, ist in diesem Zusammenhang zu nennen.
Das weltliche Zentrum befand sich im Frühmittelalter in dem heutigen Ort Attersee. Auf dem Atterseer Kirchberg gab es einen Königshof (lat. curtis), der 885 erstmals als "Atarnhova" (Atterhofen) urkundlich erwähnt wurde und im Laufe des 9. Jahrhunderts mehrmals von fränkischen Königen aufgesucht wurde. Zum Beispiel war König Arnulf 888 in Attersee anwesend.
1007 wurde das Herrschaftsgebiet der Atterseer Burg von Kaiser Heinrich II. an das neugegründete Bistum Bamberg geschenkt. Zu diesem Besitz im Attergau gehörten "Dörfer, Weiler, Kirchen, Knechte und Mägde, freie Bauplätze und Gebäude, Kultur- und Wildland, Wälder und Forste, Gewässer mit Fischereirechten und Mühlen". All dies verzeichnet die in lateinischer Sprache verfasste Schenkungsurkunde.
Die Burg zu Attersee wurde in der Folgezeit mit Befestigungsanlagen ausgebaut und war im Hochmittelalter das Herrschaftszentrum des Attergaues. Erst im Spätmittelalter verfiel das Bauwerk, als eine neue Burg (urkundl. erstmals ca. 1440 als "Neu Attersee", später "Kogl" genannt) auf dem Koglberg bei St. Georgen errichtet wurde.
Im östlichen Attergau entwickelte sich Kammer zu einem eigenen Herrschaftsbereich, wo die Grafen von Schaunberg 1230 ein Seeschloss errichteten, das ursprünglich nur über eine (Zug-)Brücke mit dem Festland verbunden war. Der heutige Landweg zum See wurde erst nach 1800 aufgeschüttet.
Der Bamberger Besitz ging 1379 an die Landesherren, die Habsburger, über. Die drei Herrschaften Frankenburg, Kammer und Kogl mussten von den Habsburgern wegen Geldmangels immer wieder verpfändet werden, und die jeweiligen Inhaber der Herrschaften versuchten möglichst viel Gewinn aus dem Besitz herauszupressen. So wurden im Laufe des Spätmittelalters die Belastungen der Bauern durch Robot, Zehent und Sonderausgaben immer drückender und unerträglicher.
Krisenzeit Spätmittelalter
Das Jahr 1348 war ein Schicksalsjahr für Europa. Die Pest wütete und entvölkerte in kurzer Zeit auch abgelegene Gegenden. Einer bekannten Sage zufolge stammen alle Menschen des Atterseegebietes von einem Paar ab, das die Pest verschont hatte.
Klimatische Veränderungen mit Missernten und Hungersnöten sowie die Unterdrückung durch die Obrigkeit taten ein Übriges, um das Lebensgefühl zu dämpfen und die Existenzangst zu stärken. Der Glaube an den nahenden Weltuntergang war damals eine feste Überzeugung. Deswegen war die Darstellung des Jüngsten Gerichtes ein beliebtes Thema in der kirchlichen Kunst. Ein wichtiges Beispiel aus der Zeit um 1500 in unserer Gegend ist das Gemälde auf der Rückseite des gotischen Flügelaltares, die "Gamperner Hölle".
Trotz all der negativen Aspekte ist das Spätmittelalter eine sehr fortschrittliche Zeit. Die Städte werden ausgebaut, und ihre wirtschaftliche Bedeutung und ihr politischer Einfluss werden immer größer. Ein Ausdruck dieser Tatsache sind die beiden Stadttürme von Vöcklabruck. Das Bauwesen erlebt eine Blütezeit. Die meisten Kirchenbauten in unserer Gegend stammen aus der Zeit der Spätgotik im 15.Jahrhundert.
Bauernaufstände und Reformation
Die Lage der Bauern war im Attergau sehr schlecht. Es bedurfte also hier nur eines zündenden Funkens, um den Aufstand gegen die Herrschaft auszulösen. Mehrmals (1525, 1595, 1626) versuchten in Oberösterreich die revoltierenden Bauern ihre Lage zu verbessern, im Endeffekt konnten sie jedoch nichts erreichen, denn die Aufstände wurden auf brutale Weise niedergeschlagen und der Zustand der Unterdrückung für weitere Generationen besiegelt.
Aus dem Kampf gegen die weltliche Obrigkeit wird schon früh (Reformationsbeginn 1517) auch ein Kampf gegen die kirchliche Bevormundung. Die Lehre Martin Luthers findet in Oberösterreich rasche Verbreitung, da viele adelige Familien ihre Söhne an die Universität Wittenberg, an der Luther lehrte, geschickt hatten. So ist im Laufe des 16. Jahrhunderts ganz Oberösterreich in der Mehrheit evangelisch geworden. In allen Kirchen des Attergaues wurden die katholischen Priester vertrieben und evangelische Prädikanten (Prediger) eingesetzt. Auch Schulen wurden schon damals in vielen Orten errichtet, z.B. 1594 in Aurach und 1600 in Unterach.
Den blutigen Höhepunkt der konfessionellen Auseinandersetzungen bildete das von Graf Herberstorff befohlene "Frankenburger Würfelspiel" am Haushamerfeld (1625). Graf Herberstorff, der Statthalter des bayrischen Kurfürsten Maximilian, an den die Habsburger das Land Oberösterreich verpfändet hatten, ließ 38 aufständische Bauern um ihr Leben würfeln.
Erst nach dem großen oberösterreichischen Bauernkrieg 1626 konnte die katholische Religion von der Obrigkeit wieder durchgesetzt werden. Dazu gehörte die Vertreibung der evangelischen Prädikanten und Schulmeister, die Alternative "Bekehrung oder Auswanderung" für die Bevölkerung, die Überwachung der Teilnahme der Bevölkerung an der Osterbeichte und die Suche nach versteckten protestantischen Büchern. Trotz all dieser Maßnahmen erhielt sich aber im Attergau ein Geheimprotestantismus bis 1781, als Joseph II. durch das Toleranzpatent eine Ausübung der "akatholischen" (= nicht katholischen) Religion gestattete. Vorher aber hatten viele protestantische Familien, die zu einem Bekenntniswechsel nicht bereit waren, den Attergau verlassen müssen. Die erste Gruppe von Emigranten zog nach Norden, vor allem Richtung Franken und Mitteldeutschland. Dazu gehörte auch die Familie des Johann Beer (1655 - 1700), dem in St.Georgen im Haus der Kultur eine Ausstellung gewidmet ist. Später wurden die "Landler" (=Oberösterreicher) dann nach Siebenbürgen geschickt.
Es ist klar, dass die Niederlage bei den Aufständen und der anschließende Fortbestand der Unterdrückung in der Mentalität und im Selbstbewusstsein der hier gebliebenen Bevölkerung ihre Spuren hinterlassen haben.
Die Khevenhüller
Die drei Herrschaften des Attergaues - Attersee/Kogl, Frankenburg und Kammer - waren 1379 durch Kauf in habsburgischen Besitz gekommen. Zur Deckung von Schulden mussten die Habsburger den bereits mehrmals verpfändeten Besitz 1581 an Hanns Khevenhüller veräußern. Die Grafen Khevenhüller prägten von nun an bis ins 19. Jahrhundert die Geschichte unserer Gegend. Sie führten das prunkvolle Leben der Landadeligen mit großen Jagden und aufwändigen Festen, wie es in der Barockzeit üblich war. Als wichtiges Mitglied dieser Familie erwähnen wir Franz Ferdinand Anton Khevenhüller (1682 - 1746), unter dem das Schloss Kammer in seiner heutigen Form ausgebaut wurde.
Aufklärung und napoleonische Kriege
Die Reformen Maria Theresias (1740 - 1780) und Josephs II. (1780 - 1790) konnten eine Revolution, wie sie 1789 in Frankreich ausgebrochen war, verhindern. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden beispielsweise die Volksschulen in unseren Gemeinden errichtet, die die elementaren Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen endlich auch für die einfachen Leute zugänglich machen sollten. Trotzdem blieb Österreich von den Auswirkungen der Revolution nicht verschont. Mehrmals (1800, 1805, 1809) zogen die Truppen Napoleons durch unsere Gegend. Es war dies das letzte Mal vor dem Zweiten Weltkrieg, dass ausländisches Militär hierher kam, und deshalb ist die Erinnerung an diese Zeit lange wach geblieben. Plünderungen von Häusern und Kirchen, z.B. in Vöcklabruck, Einquartierungen von Soldaten und die Ablieferung von Lebensmitteln lasteten schwer auf der ohnehin armen Bevölkerung. Die französischen Soldaten zogen durch St.Georgen, Seewalchen und Schörfling, im Schloss Kammer wurde ein Lazarett für französische Soldaten eingerichtet, und nur die abgelegenen Orte am See wie Unterach und Steinbach blieben von den Kriegswirren verschont.
Von 1810 bis 1816 kam schließlich der westliche Teil des Attergaues an das mit Napoleon verbündete Königreich Bayern. Die streng bewachte Grenze verlief die Ager entlang und über die Mitte des Sees in südliche Richtung. Aurach, Schörfling, Weyregg und Steinbach verblieben bei Österreich, Seewalchen, Attersee, St. Georgen, Berg, Straß, Weißenkirchen, Nussdorf und Unterach aber kamen nun für mehrere Jahre unter bayrische Oberherrschaft.
Das Jahr 1848
In vielfacher Hinsicht bedeutete dieses Jahr einen Neubeginn für die Geschichte Österreichs. Mit der Aufhebung der Grundherrschaften Kogl und Kammer ging ein Stück Mittelalter zu Ende, und die Bauern wurden von Untertanen zu freien Staatsbürgern. Die modernen politischen Gemeinden und Bezirke (Vöcklabruck) übernahmen die Verwaltung. Bezirksgerichte lösten die Patrimonialgerichtsbarkeit der alten Herrschaften ab.
Beginn des Fremdenverkehrs
Die ersten Sommergäste kamen um 1825 von Bad Ischl über das Weißenbachtal an das südliche Ende des Attersees. In Unterach empfiehlt der Gastwirt Anton Hollweger 1839 in einem Werbetext sein Gasthaus, das "zur Unterkunft und Bewirtung aller respektiven Reisenden in die hiesige Gegend" bestens geeignet sei. Einen richtigen Aufschwung nahm der Fremdenverkehr jedoch erst nach 1870, als nach der Einführung der Linienschifffahrt und dem Bau von komfortablen Hotels und Freizeiteinrichtungen (Badeanstalten, Tennisplätzen, Wanderwegen) eine geeignete Infrastruktur für die zumeist begüterten "Herrschaften" (so nannte man die Gäste damals) geschaffen war. Es war dies die sogenannte gute alte Zeit des Fin de siécle (Jahrhundertwende), in der man die technischen Neuerungen wie Telephon, Automobil und elektrisches Licht gerne annahm und von den Katastrophen des 20. Jahrhunderts noch keine Ahnung hatte. Kaiserfeste am Vorabend des 18. August (Geburtstag von Kaiser Franz Joseph I.), Konzerte, Tanzveranstaltungen und Segelregatten ließen keine Langeweile aufkommen. Der Erste Weltkrieg beendete auf abrupte Weise den unbeschwerten Sommeraufenthalt.
Die schwierigen Jahrzehnte (1920 – 1950)
Die wirtschaftliche Not, die Lebensmittelknappheit, Inflation und politische Instabilität sowie die Wirren des Zweiten Weltkrieges machten die Jahrzehnte zwischen 1920 und 1950 zu einer Krisenzeit, in der Urlaubsreisen schwierig waren. Die Hoffnung auf eine Verbesserung der ökonomischen Lage, die sich viele nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 erwartet hatten, wurde mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im Folgejahr zunichte. Gegen Kriegsende kam der Luftkrieg auch bis an den Attersee. Im Mai 1945 zogen amerikanische Soldaten an den Attersee, und als Besatzungsmacht blieben die amerikanischen Soldaten bis zum Staatsvertrag 1955 in Oberösterreich.
Aufbau und Wirtschaftswunder
Im Unterschied zu den großen Städten und Verkehrsknotenpunkten (Attnang-Puchheim) war das Atterseegebiet von Zerstörungen durch den Luftkrieg aber weitgehend verschont geblieben. Andernorts musste jedoch Aufbauarbeit geleistet werden, und so nahm der Fremdenverkehr vorerst nur einen zaghaften Aufschwung. In den späten fünfziger und in den sechziger Jahren ging es dann aber rapide bergauf, so dass in den Sommermonaten in den Ortschaften um den See kein freies Bett mehr zu bekommen war. Der Ausbau der Westautobahn von Salzburg nach Linz und die rasche Motorisierung der Gäste aus Westdeutschland brachten den Attersee in eine verkehrtechnisch günstige Lage. Der Ausbau der Straßen, der Neubau von Häusern und der jährlich wachsende Lebensstandard stärkten den Glauben an eine stetige Aufwärtsentwicklung.
Die letzten Jahrzehnte
Es ist unglaublich, in welch rasantem Tempo sich unsere Welt in den letzten Jahrzehnten verändert hat. Durch den Fall des Eisernen Vorhanges und den Zusammenbruch des Kommunismus in Osteuropa ist Österreich wieder mehr ins Zentrum Europas gerückt. Umweltkatastrophen und die Angst vor dem Terrorismus haben aber dazu geführt, dass viele Leute mit sorgenvollem Blick in die Zukunft schauen.
Auch auf dem Tourismussektor ist es in der vergangenen Zeit zu Veränderungen gekommen. Nach dem Boom der Wirtschaftswunderzeit kam es in den siebziger und achtziger Jahren zu einem Rückgang bei den Übernachtungen. Für die Kinder und Enkel der "Kriegsgeneration" hatte der gewohnte Atterseeurlaub für eine Zeit lang etwas von seinem Reiz eingebüßt, denn Fernreisen in die entlegensten Gebiete der Erde wurden zu einem erschwinglichen Preis angeboten.
In unserer Region hat man aber in der Zwischenzeit erkannt, dass man durch eine Qualitätssteigerung bei den Tourismuseinrichtungen die Attraktivität eines Urlaubes am Attersee oder im Attergau erhöhen kann. Die Strandbäder wurden überall modernisiert, die Qualität der Unterkünfte und das Niveau der Gastronomie verbessert. Auch auf dem kulturellen Sektor hat sich einiges getan. Eine Vielzahl von Ausstellungen, Konzerten, Lesungen und sonstigen Veranstaltungen macht es möglich, dass die Urlauber "Natur" und "Kultur" miteinander verbinden können. Beachten Sie dazu bitte den aktuellen Veranstaltungskalender sowie die jeweiligen Veranstaltungsprogramme.
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Kategorie:Geschichte