Autohaus Lenzenweger

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1924 wurde von Johann Lenzenwöger und Johann Hofmann in Seewalchen die erste Auto-Werkstätte errichtet.

Der Beginn in den 1920er Jahren

Schlosserei Lenzenwöger

Um 1850 zog ein Matthias Lenzenwöger (sic) von Timelkam nach Seewalchen und eröffnete am Berg nach Steindorf eine Schlosserei. Daher kommt auch der Name „Schlosserberg“. Im Jahr 1898 übersiedelte der Betrieb in die Hauptstraße 10. Sohn Johann (1896 - 1978) sollte die Schlosserei übernehmen, sein Interesse war aber gering. Er interessierte sich vielmehr für Maschinen und ging nach Wien. Dort fand er 1913 eine Anstellung bei der Firma Auto-Süd. Und da dürfte auch seine Leidenschaft für das Auto entstanden sein.

Im ersten Weltkrieg kam er als Soldat nach Jenbach und stellte dort als Dreher Mörser her.

Mechanische Werkstätte

1924 errichteten Johann Lenzenwöger und Hans Hofmann, der auch in der Schlosserei seines Vaters lernte, die erste Autoreparaturwerkstätte der Gegend.
(Johann Hofmann war ab 1930 Besitzer des Litzlberger Kellers). Die beiden kauften die alte „Baungruaber-Schottergrube“ gegenüber der Kammerer Brücke und bauten dort die „Mechanische Werkstätte Lenzenweger (sic) und Hofmann."
Die Bevölkerung hatte in dieser Zeit wenig Hoffnung in die Zukunft der Kraftfahrzeuge, damals „Eahmselm-Fahrer“ genannt, und soll gesagt haben: „Zwegen dem narrischen Doktor Hautmann macht´s es a Werkstatt auf?“ Dr. Oskar Hauttmann aus Kammer hatte das erste Auto in der Gegend.
1925 kam eine Mobil-Tankstelle zur Werkstätte, vorher kaufte man Benzin in der Apotheke.

Zwischenkriegszeit

Es ging aber nicht nur um Automobile. Alle Arten von Antrieben wurden von der Firma gewartet und hergerichtet. Standgeräte und Stabilmotoren, Motorräder, Schiffs- und Plättenmotoren gehörten zum Aufgabenbereich von Lenzenweger und Hofmann. Die Arbeiten wurden natürlich nicht nur in der Werkstätte durchgeführt, sondern auch vor Ort, bei Booten direkt vor der Werkstätte an der Ager. Es gab in der ganzen Umgebung kaum Werkstätten.
In diese Zeit fiel auch ein bemerkenswerter Auftrag aus St. Gilgen. So fuhren Lenzenwöger und ein Geselle mit dem Fahrrad an den Wolfgangsee, bauten dort einen Motor in ein Boot ein und kehrten nach ein paar Tagen nach Seewalchen zurück.
Langsam wurde die Zahl der Autobesitzer größer. In den 1930er Jahren hatten vorwiegend Geschäftsleute ein Auto. Das Modell Steyr 50 Einer der ersten Autofahrer in Seewalchen war der Gemeindearzt Dr. Fritz Seifert. Er hatte schon vor dem Krieg einen Mercedes. Gemeinsam mit Lenzenwöger fuhr Seifert nach Untertürkheim (Stuttgart), um den Wagen zu holen. Bevor es zurückging wurde dem Doktor der Fahrersitz regelrecht angemessen.

Der Arzt brauchte früh ein Auto, um bei den Kranken Hausbesuche machen zu können. Wenn es sein musste, fuhr er mit seinem Wagen einen Patienten auch ins Krankenhaus Vöcklabruck.

Die Technik der Autos und die Ersatzteilorganisation waren anders als in heutiger Zeit. Reparaturen gab es aber genug
Die Fahrzeuge waren anfällig und der technische Standard dieser Zeit erforderte immer wieder Reparaturen. So manches Lager musste vorerst einmal gegossen und dann gedreht werden, bis es zum Einbau brauchbar wurde. Schäden an der Karosserie wurden so weit wie möglich ausgeklopft und ausgebogen.

Lenzenwöger betreute vorerst alle Marken, erst 1937 gab es eine erste Bindung. Er musste dazu nach Rüsselsheim zu Opel, um dort einen Kurs zu machen.
Viele Kundschaften waren Sommergäste, die aus der Stadt mit ihrem Wagen auf Sommerfrische fuhren. Auch ihre Autos hatten Macken, so wurde gelegentlich Lenzenwöger oder auch sein Geselle Johann Andorfer auf „Hausbesuch“ ins Schloss gerufen.
Die Gäste blieben meist mehrere Wochen am Attersee und tankten ihre Autos natürlich den ganzen Sommer über bei Lenzenweger. Und so mancher hatte vor seiner Abreise völlig vergessen, dass die Benzinrechnung noch offen war. Lenzenwöger wusste sich zu helfen. Er hatte mit dem „Hausmeister“ ein Abkommen, dass – wenn sich die Gäste zum Aufbruch richteten – er der Firma Bescheid gab. So trieb Lenzenwöger die Benzinkosten vor Ort ein.

Im Zweiten Weltkrieg – aus gesundheitlichen Gründen konnte er nicht an die Front – war es seine Aufgabe, in seiner Werkstätte mit einigen Gesellen Rüstungsfahrzeuge auf Holzgasbetrieb umzurüsten.
In diese Zeit fällt auch sein verstärkter Einsatz bei der Frw. Feuerwehr Seewalchen. Dort war er auch für die Motorpumpen zuständig und erzählte voll Stolz, dass bei jedem Einsatz der Motor sofort lief.
Neben seiner Tätigkeit bei der Feuerwehr war er auch bei der Jagdgesellschaft und Gründungsmitglied des Dilettetanten-Theaters-Seewalchen

Nach dem Krieg

Die Werkstätte und Tankstelle an der Atterseestraße in Seewalchen

Johann Hofmann starb 1949, nun kamen alle Anteile an die Firma „Lenzenweger“
Mit dem Aufschwung nach dem Krieg begann die breite Automobilisierung. 1951 trat sein Sohn Karl (1933-2014) nach Absolvierung der Fachschule in Steyr in den Betrieb ein.
Dessen Bruder Fritz lernte ebenfalls diesen Beruf und war von 1953 bis 1999 in der Firma, Schwester Hansi besorgte die Buchhaltung.
Und auch Karl Lenzenwöger war nicht nur für Autos zuständig, Ende der 1950er und Anfang der 1960er Jahre betreute er z.B. die Attnanger Heimo und Peter Frisch bei den legendären Motorboot-Rennen vor dem Strandbad in Seewalchen.
1952 wurde mit VW ein Vertrag geschlossen, der letztlich heute noch besteht. Ein Servicenetz wurde aufgebaut und es begann die Zeit der großen Motorisierung. Ein Renner war über Jahrzehnte der VW-Käfer, so gab es für die Firma jede Menge zu tun. Der Platz wurde eng, Erweiterungsbauten folgten.
1963 übernahm Karl Lenzenwöger die Firma seines Vaters.
Schließlich übersiedelte der Betrieb 1981 ins Industriegebiet. 1991 wurde die Werkstätte um eine Spenglerei und eine Lackiererei erweitert.
Die Tankstelle blieb in der Atterseestraße und wurde aufgrund einer Fusion ab 1997 zu einer BP-Tankstelle, im Jahr 2000 wurde die Tankstelle geschlossen.
Im August 2007 wurden die Gebäude in der Atterseestraße abgerissen.
Im Jahr 2000 ging Karl Lenzenwöger in Pension, sein Angestellter, Günther Fürthauer, übernahm den Betrieb. Karl starb 2014, die Firma wurde ein Jahr später an die GF-GmbH verkauft. Fürthauer hat den Traditionsnamen „Lenzenweger“ für sein Autohaus erhalten.

Bildergalerie

Lage

Quellen und Webpräsenz

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