Fritz Zimmel
Der Tapeziermeister Fritz Zimmel, Gemeinde Seewalchen am Attersee, war in den verschiedensten Vereinen tätig und hat dort durch seine Tatkraft und seinen Humor bleibende Erinnerungen geschaffen.
Lebensdaten
Fritz Zimmel wurde am 14.Juni 1902 in Leonstein (Gde. Grünburg, Post Leonstein, Bezirk Kirchdorf a. d. Krems) geboren und verstarb am 25. Juli 1996 in Seewalchen am Attersee.
In den 1930er Jahren war Zimmel auf der Walz und klopfte eines Tages beim Seewalchner Tapezierermeister See um Arbeit und Unterkunft an.
Franz See (1875-1952) hatte im früheren Gemeindehaus (heute Tostmann, Hauptstraße 1) eine Werkstätte, seine Frau Agnes (1880-1945) war Hebamme.
Damals war es üblich, einen reisenden Handwerksburschen einzustellen oder ihm einen Schilling zu geben, damit er dann weiterzöge.
Zimmel war mehr am Schilling interessiert, See aber stellte ihn ein und so kam er in den Betrieb, den er später übernahm und bis zum Ruhestand führte. Zimmel blieb vom 5. Mai 1930 bis zu seinem Lebensende in Seewalchen.
Tapezierer
Nun begann Fritz Zimmel in der Werkstätte des Franz See zu arbeiten.
1932-1934 ließ See ein Haus am Beginn des Schulweges errichten.
Das Haus wurde von Baumeister F. Moser, dem ersten Mann von Franz Sees Tochter Leopoldine im Stil der Wiener Vorstadtvillen erbaut.
Nach ihrer Scheidung kam Leopoldine nach Seewalchen zurück. Zimmel übernahm später die Werkstatt und übte sein Gewerbe vom 20.9.1934 – 23.2.1966 aus.
Im Dezember 1940 heirateten Leopoldine (1901-1987) und Fritz Zimmel.
Er war einer der ersten Skifahrer in Seewalchen. Er hatte dies in seiner Heimat in Kirchdorf gelernt und hatte nun, wie manche sagen, das Skifahren nach Seewalchen gebracht.
Besonderes Aufsehen erregte er, wenn er vom Koaserberg „Schuss“ den Berg hinunter fuhr.
Er konnte die Buben und jungen Leute nicht nur für den Skilauf begeistern, er verkaufte die Skier und montierte den jungen Leuten die Bindung - eine Riemenbindung, wie dies am Anfang üblich war.
Zimmel im öffentlichen Leben
Fritz Zimmel engagierte sich sein Leben lang für die Vereine in Seewalchen.
Er war Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr von 1932 bis 1953, Schauspieler und Vorstandsmitglied der Dilettanten Theatergesellschaft und der Wassergenossenschaft.
Stark engagierte er sich bei der Marktmusik. Er war Mitglied des Musikvereines seit 1952, Obmann von 1962-1975 und zuletzt Ehrenobmann.
Dem Gemeinderat gehörte er von 1955-1961 an.
Anlässlich seines 75. Geburtstages wurde er vielfach geehrt. Bürgermeister Alois Ulm übereichte ihm für seine besonderen Vedienste für das Kulturgeschehen eine Ehrenurkunde, die Feuerwehr ernannte ihn zum Ehrenamtswalter und die Musik spielte im Gastgarten des Gasthofes Stallinger ein Frühschoppenkonzert.
In all seinen Tätigkeiten fiel er durch seinen trockenen Humor auf. Vor allen kamen seine witzigen Beiträge oft völlig unerwartet und führten so immer wieder zu überraschender Heiterkeit.
Für einige Jahre war er auch im Gemeinderat und da konnte es schon vorkommen, dass er sich zu Wort meldete – und dann einen Witz erzählte.
Zimmel hatte ein ausgezeichnetes Talent Feste, Aufmärsche oder Prozessionen zu organisieren. Er ordnete die Marsch-Reihenfolge und den Platz der Aufstellung für die Vereine. Immer wieder trat er als Conferencier in Erscheinung und man wusste, wenn Fritz Zimmel durch ein Programm führte, war von vornherein für Unterhaltung gesorgt.
Anekdoten
Fast jeder Seewalchner, der Zimmel noch gekannt hatte, weiß über einen seiner Scherze oder Episoden zu berichten.
Hier eine kleine Auswahl:
- Bei einem Ball beim Häupl war gute Stimmung, die Nacht wurde immer ausgelassener und ein Bonmot gab das andere. Den Vogel dürfte aber Zimmel abgeschossen haben. Da meinte er zum früheren Arzt, der im Doktorhaus am Kirchenplatz ordinierte : „Mit einem Rechenschaftsbericht tust du dich am leichtesten – du brauchst nur beim Fenster hinaus schauen!“. Von der Ordination des Arztes hatte man einen ausgezeichneten Blick auf den Friedhof.
- Bei einer Theatervorstellung wurde eine neue Soffleuse eingesetzt. Das Stück nahm seinen Lauf und Zimmel begeisterte durch seine Darstellung den ganzen Saal – und vor allem auch die Souffleuse. Nun kam es, dass Zimmel nicht mehr weiter wusste und hilfesuchend die Soufleuse anschaute. Sie hatte ihre Funktion aber offensichtlich gänzlich vergessen und an Stelle des ersehnten Stichwortes rief sie nur „Bravo! Bravo!“ und klatschte voller Begeisterung.
Erst als Zimmel entnervt fragte: „Wås håst gsågt?“, dürfte sie ihre Aufgabe erkannt haben. Jedenfalls war sie nur ein einziges Mal als Souffleuse beim Seewalchner Theater eingesetzt. - Zimmel und seine Frau wollten ein neues Auto kaufen. Also gingen sie zum Händler. SIe besahen die Modelle und waren mit nichts zufrieden. Das erste Auto behagte Zimmel nicht und auch nicht das zweite und so fort. So ging es eine Zeit lang, schließlich blieben sie vor einem Auto stehen und er meinte zu seiner Frau. „Siagst – der passert“. Sein Frau erkundigte sich nach dem warum und wieso und Fritz meinte gelassen: „Steht ja oben – VW Passat“.
- Als an einem Wintermorgen Fritz Zimmel von einem Weg aus Kammer zurückkehrte, fand er am Seeufer einen verletzten Schwan vor und ließ sogleich den Tierarzt verständigen. Nachdem die Angelegenheit erledigt war, ging Zimmel zurück nach Seewalchen und erstattete der Gemeinde eine Meldung über diesen Vorfall.
Er erklärte im Sekretariat die Begebenheit, und dass die Sache keinen Aufschub duldete und sich der Tierarzt auch sofort bemühte – aber es wäre noch die Honorarfrage für den Tierarzt zu klären.
Der Amtsleiter versicherte, dass sich die Gemeinde darum kümmern werde und bedankte sich bei Zimmel.
Dann meinte Zimmel, dass nun, wo der Tierarzt schon da war, die Gelegenheit nutzte, um sich selbst auch gleich untersuchen zu lassen – und ob auch in diesem Fall – wo es doch in Einem ging – auch die Gemeinde für die Kosten aufkäme.
Der Sekretär hatte übersehen, dass Zimmel ohne weiteres zum kabarettistischen Teil seiner „Meldung“ übergegangen war. - Der neugewählte Gemeindeausschuss ging nach der konstituierenden Sitzung im Jahr 1955 in das Gasthaus Obermayr, wo diesem von der Musikkapelle ein Ständchen gebracht wurde. Danach gab die Musik ein Konzert, wobei Fritz Zimmel die humoristischen Einlagen besorgte. Er brachte dann auch Max Kastinger dazu, während dieses fröhlichen Zusammenseins die Kapelle zu dirigieren und bewog ihn schließlich, für die gesamte Kapelle insgesamt 35 Trachtenschuhe zu spenden.
So stehts jedenfalls in einer Chronik.
Quelle
- zusammengestellt von Johann Rauchenzauner