Sigmund Walter Hampel
Sigmund Walter Hampel (* 17. Juli 1867 in Wien/Reindorf; † 17. Jänner 1949 in Nußdorf am Attersee) war ein österreichischer Maler, der die Tendenzen zwischen Symbolismus und Jugendstil zusammenführte und dessen charakteristisches künstlerisches Werk von der Idee des Gesamtkunstwerkes bestimmt war. Mit seinem Freund und Zeitgenossen Gustav Klimt verband ihn die Liebe zum Attersee. Hampel verbrachte rund sechzig Jahre lang seine Sommerfrische und seinen Lebensabend in Nußdorf am Attersee.
Biographie
- 1867 Sigmund Walter Hampel wird am 17. Juli in Wien/Reindorf geboren
- 1885 – 1888 Studium an der Wiener Akademie unter August Eisenmenger, Heinrich von Angeli und Sigmund L’Allemand, fortan autodidaktische Weiterbildung
- 1894/95 Mitbegründer des Siebener-Clubs in der Magdalenastraße in Wien
- 1904 Großer Preis bei der Weltausstellung in St. Louis / USA, Mitglied des Hagenbundes bis 1911
- 1908 Goldene Medaille bei der Kunstausstellung in Rio de Janeiro / Brasilien
- 1911 Mitglied des Künstlerhauses
- 1918 Verleihung des Salo-Cohn-Preises in Wien
- 1920 Ehrendiplom der Internationalen Kunstausstellung in Rio de Janeiro
- 1937 Verleihung des Österreichischen Staatspreises
- 1942 Wohnsitz nach Nußdorf am Attersee verlegt, Ransonnethaus
- 1947 Verleihung des „Goldenen Lorbeerzweiges“
- 1949 Sigmund Walter Hampel stirbt am 17. Jänner nach langem, schwerem Herzleiden und ist in Nußdorf am Attersee begraben
Sigmund Walter Hampel wuchs als Sohn des sächsischen Künstlers Wilhelm Hampel im Hayden-Haus in Wien auf. In der Werkstätte seines Vaters, der Werbetafeln herstellte und als Vergolder, Restaurator und Schriftenmaler arbeitete (ihm wird die Erfindung der Abziehbilder zugeschrieben, die er auf die Wiener Straßenbahnwagen klebte), lernte Sigmund Walter früh mit Gestaltung, Materialien und Techniken umzugehen.
Mit 14 Jahren malte er ein Portrait seines Großvaters, das großes Aufsehen erregte und den Akademieprofessor Heinrich von Angeli bewog, das junge Talent in sein Atelier aufzunehmen und mit 17 Jahren in die Allgemeine Malschule der Wiener Akademie einzuschreiben. Nach drei Jahren verließ er den Akademiebetrieb, von dem er sich gehemmt fühlte, um seine revolutionären Vorstellungen umzusetzen. Ebenso wie die Neukunst-Gruppe rund um Egon Schiele.
Sein künstlerisches Talent, gepaart mit handwerklichem Verständnis und Geschick befähigte ihn zu einem sehr vielfältigen Schaffen und einem fachübergreifenden Kunstverständnis, Tempera, Aquarell, Ölbild, Federzeichnungen, Miniaturmalerei, Schmuck, reich verzierten Portraitköpfen die hinter geschliffenem Bergkristall verlegt sind, Möbeldesign und mehr. Darüber hinaus war er Mitbegründer der Dalcroze-Schule in der Hellerau (Schweiz) – einem Tanzinstitut für Kunsttanz – und widmete sich der Entwicklung der rhythmischen Gymnastik in Verbindung mit dem klassischen Tanz.
Im Jahr 1923 wird nach einem Entwurf von Sigmund Walter Hampel das Nußdorfer Kriegerdenkmal für die Opfer des ersten Weltkrieges errichtet. Der Zweite Weltkrieg traf die Familie sehr hart. Viele Bilder gingen verloren, wurden zerstört und gestohlen und verschwanden in privaten Sammlungen. Die Herzschwäche Hampels verschlechterte sich drastisch. Er verstarb am 17. Jänner 1949 und ist auf dem Nußdorfer Friedhof begraben. Das mit goldenen Ornamenten verzierte Grabmal erinnert auch an seine Gattin Therese (1869–1961), seine Tochter Ulrike Vierthaler (1904–2002) und an den ersten Bürgermeister von Nußdorf, den Bader Georg Dollereder (1816–1880).
Eine bis dato ausständige kunsthistorische Aufarbeitung und museale Präsentation erfolgte 2003 auf Initiative von Herrn Konsul Dieter Fuchshuber als Präsident des Fördervereins der Oberösterreichischen Landesmuseen. Das Projekt wurde von Mag. Susanne Heilingbrunner im Auftrag von Direktor Mag. Dr. Assmann und Herrn Dr. Martin Hochleitner kuratiert. Im Projektkatalog der Landesgalerie am Oberösterreichischen Landesmuseum – Sigmund Walter Hampel (1867–1949) – ist sein Leben und Wirken ausführlich dargestellt.
Einen Überblick über Hampels Kunstschaffen erlauben die im Internet angeführten Ergebnisse vergangener Auktionen. Drei seiner Werke befinden sich im Besitz der Österreichischen Galerie Belvedere, und sind unter DIGITAL Belvedere zu finden. Nach der Suchfeldeingabe, Hampel, und dem Hinweis auf 3 Gemälde scheinen auf: Interieur (Des Pfarrers Sonntagsrock), Zimmer in einem alten Forsthaus und Der Zwerg und das Weib.
Die meisten Werke Hampels sind in Privatbesitz. Sein Name blieb in Expertenkreisen ein Begriff.
Ausstellungen und Beteiligungen
Ein Überblick über die internationale Präsenz der Werke Sigmund Walter Hampels erlaubt einen Eindruck von deren Bedeutung in seiner Zeit. Hampel pflegte Kontakte zum Umfeld der Wiener Werkstätten, wie Gustav Klimt, Josef Hoffmann, Kolo Moser und war bereits zu Lebzeiten am Kunstmarkt gut etabliert.
- 1898 Jubiläumsausstellung des Wiener Künstlerhauses (Debut mit einer Portraitminiature)
- 1900 Hagenbundausstellung (Schmuck)
- 1901 Ausstellung Münchner Glaspalast
- 1902 2. Hagenbundausstellung (Einzelwerke), Kunstausstellung Düsseldorf
- 1904 Weltausstellung St. Louis, Großer Preis für die Ausgestellten Werke
- 1905 Ausstellung der Wiener Secession
- 1906 Galerie Miethke Wien
- 1907 22. Ausstellung des Hagenbundes (Kopie von Brueghels Bauernhochzeit); VII. Internationale Kunstausstellung Venedig
- 1908 Ausstellung Rio de Janeiro
- 1909 Aquarellistenausstellung Dresden; Ausstellung im Münchner Glaspalast
- 1911 Herbstausstellung des Wiener Künstlerhauses; Aquarellistenausstellung Dresden, Kunstausstellung Dresden; Kunstausstellungen in Düsseldorf und Rom
- 1913 Große Kunstausstellung in Berlin
- 1914 Große Kunstausstellung in Berlin; Ausstellung im Wiener Künstlerhaus
- 1919 33. Ausstellung des Aquarellistenclubs im Künstlerhaus (Sonderausstellung Hampel, 53 Werke, erste Kollektive)
- 1926 Ausstellung im Künstlerhaus (Kollektive)
- 1937 Kollektivausstellung in Wien (zum 60. Geburtstag)
- 1947 Ausstellung zum 80. Geburtstag im Wiener Städtischen Museum
- 1948 Ausstellung „80 Jahre Künstlerhaus 1868 – 1948 Jubiläumsausstellung“
- 1975 Galerie Krugerstraße in Wien; Zimmergalerie am Linzer Hauptplatz; 40. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien „Der Hagenbund“
- 1980 Attersee, Galerie Whitford and Hughes, London
- 1981 Galerie Whitford and Hughes, London
- 1984 Ausstellung Secessionskunst in Venedig, Palazzo Grassi; Galerie Whitford and Hughes, London; Galerie Hassfurther, Wien
- 1985 Galerie Whitford and Hughes, London
- 1986 Dorotheum, Wien; Sotheby’s London
- 1987 Ausstellung „Kunst in Wien um 1900. Die andere Seite“ Schloss Halbturn
- 1989 Ausstellung in Japan
- 1993 Ausstellung „Die verlorene Moderne. Der Künstlerbund Hagen 1900 – 1938“ Schloss Halbturn
- 1995 Ausstellung in Quebec / Canada
- 1997 Ausstellung im Theatermuseum; Ausstellungen in Amsterdam und in Wuppertal
- 2001 Sotheby’s London
- 2003 Ausstellung im Schlossmuseum Linz
Werke
Die Bilder wurden dem Projektkatalog 2003 der Landesgalerie am Oberösterreichischen Landesmuseum – Sigmund Walter Hampel (1867–1949) entnommen.
Sigmund Walter Hampel und Nußdorf am Attersee
Sigmund Walter Hampel verbrachte rund 60 Jahre lang seine Sommerfrische in der Villa Ransonnet in Nußdorf am Attersee. Hier heiratete er 1903 auch Therese (Riesa) Winkler. Ihr Vater Josef Winkler besaß in Wien-Hietzing, westlich von Schönbrunn, die Apotheke, Zum Auge Gottes, in vierter Generation. Er saß mit Eugen Ransonnet auf der Schulbank, woraus eine lebenslange Freundschaft entstand. Im Artikel Nußdorf - Notquartier und Aufbruch ist ein weiteres Stück dieser Familiengeschichte und ihren Berührungspunkten mit Nußdorf beschrieben.
Die Tochter der Familie Hampel, Ulrike Vierthaler (in Nußdorf Hampel Ulli gerufen), verbrachte ebenfalls den Großteil ihres Lebens in Nußdorf. Sie verwaltete den verbliebenen Nachlass ihres Vaters, war hier unternehmerisch - sie betrieb im Park der Villa Ransonnet die erste österreichische Tamponfabrik - und insbesondere als Bauernmöbelmalerin auch künstlerisch tätig.
Hampels persönliche Beziehung zu Nußdorf am Attersee kommt in einem Brief an seinen Künstlerfreund und langjährigen Wegbegleiter, Alfred Hofmann zum Ausdruck. Dr. Ulrich Rieger, Enkel von Alfred Hofmann, schreibt 2016 in den Memoiren seines Großvaters: Am 29. April 1944 wurde Alfred Hofmann mit dem Raphael-Donner-Preis der Stadt Wien in Würdigung seines Künstlerischen Lebenswerkes ausgezeichnet. Sigmund Walter Hampel, Freund aus der gemeinsamen Zeit am Attersee - wie auch Ferdinand Matthias Zerlacher - schrieb ihm dazu am 14. 5. 1944, aus Nußdorf.
Lieber Freund Hofmann! Mit wirklicher Freude habe ich gelesen von Deiner Kollektivausstellung und Deiner hohen Auszeichnung. Weißt du, wenn einer für den Meisterpreis würdig ist, so bist es, nach meiner Überzeugung schon lange Du. Ich war immer ein großer Schätzer Deiner schönen Arbeiten und habe auch immer das große Verlangen gehabt etwas von Dir zu besitzen, was für die Qualität eines Künstlers immer eine Hochschätzung ist. Denn es werden ja fort und fort Kunstwerke erzeugt aber haben möchte man sie selbst nicht. Auch beklage ich es heute sehr dass ich mit Zerlacher, wie er immer wollte, nie eine Arbeit getauscht habe. Er wollt immer dass wir uns gegenseitig porträtieren sollten. Leider ist es nie dazu gekommen. Sehr leid tut es mir, dass ich Deine schöne Lebensarbeit („Die Jugend“ Anmerkung des Verf.) in der Ausstellung nicht sehen konnte, da ich seit 3 Jahren, Sommer und Winter hier lebe in Nußdorf, wo ich das F. Stockwerk im Ransonnethaus gemietet habe. Ich wohne sehr schön hier und himmlisch ruhig. Eingerichtet sind die freundlichen Räume mit den Altwienermöbeln aus der Verlassenschaft Prof. Tomkwald. Die Bewilligung hier zu wohnen, trotzdem ich noch eine Wohnung in Wien habe, durch die Reichsleitung Ob. Donau bekommen. Aber es war nicht leicht zu erreichen. Man schrieb mir von der Reichsleitung dass man in meinem Fall eine Ausnahme machen will. Von der Gemeinde aus darf man nur 10 Tage hierbleiben – außer man ist aus dem Altreich und ein echter Pifke – dann kannst Du bleiben so lange Du willst. Möchtest Du nicht einmal auf 10 Tage herkommen, vielleicht kann ich Dir ein Zimmerl verschaffen im Brauhaus oder beim Fleischhauer. Es ist jetzt schon prachtvoll – alles blüht, duftet und singt. Man ist glücklich, dass man aus dem Stadtbannkreis heraussen ist. Ich habe das alles schon früh kommen gesehen. Meine Tochter wohnt auch hier weil sie in Berlin ihre Wohnung und Habseligkeiten verloren hat. Ihr Mann Dozent Dr. med. Vierthaler ist in Gießen bei Frankfurt in einem Lazarett in Kriegsdienst. Lieber Freund ich weiß nicht ob Dich dieser Brief erreicht, da ich ihn an die Künstlergenossenschaft adressieren muss . Deine Adresse nicht weiß. Erreicht er Dich aber, so bitte schreibe einige Zeilen wie es Dir geht. Mit stets ergebener Hochschätzung Dein Walter Hampel. Nußdorf a/Attersee Ob. Donau.
Hampel, war ein frühes Mitglied des Hagenbundes und ein Wegbegleiter von Gustav Klimt. Er verbrachte wie Klimt die Sommermonate am Attersee und beide hatten ein Atelier in der Hietzinger Hauptstraße in nächster Nachbarschaft.