Forstwirtschaft: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Atterwiki
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 1: Zeile 1:
[[Image:WaldPanorama1.jpg|thumb|400px|Waldpanorama über dem Attergau]]
Die '''Nutzung der Attergauer Wälder''' reicht bis zu den ersten Steinzeitsiedlern zurück. Von '''Forstwirtschaft''' kann man erst ab der Errichtung der Sudkessel zur Salzversiedung (Pfannhaus) in Ebensee im Jahre 1607 sprechen. Ab dieser Zeit wurden die Holzreserven des Attergaues, insbesondere der "Kaiserwald", heute Österreichische Bundesforste, zur intensiven Nutzung gebraucht.
Die '''Nutzung der Attergauer Wälder''' reicht bis zu den ersten Steinzeitsiedlern zurück. Von '''Forstwirtschaft''' kann man erst ab der Errichtung der Sudkessel zur Salzversiedung (Pfannhaus) in Ebensee im Jahre 1607 sprechen. Ab dieser Zeit wurden die Holzreserven des Attergaues, insbesondere der "Kaiserwald", heute Österreichische Bundesforste, zur intensiven Nutzung gebraucht.


Die Forstwirtschaft hat sich im Lauf der Geschichte stark verändert, ist aber bis heute eine wichtige Einkommensquelle geblieben. Die urspüngliche Naturverjüngung durch Samenanflug der vorhandenen Baumarten wurde bereits sehr früh künstlich beeinflußt. Als Brenn- und Bauholz war die Fichte sehr begehrt und wurde in Baumschulen gezogen und gezielt angepflanzt. Vereinzelt wurde auch mit Holzarten aus Übersee experimentiert. So steht im [[Tagebuch des Michl Wiesinger 1830 - 1895]] vermerkt: "Den 10 Mai 1891: Ein Amerikanisches Bäumchen genannt Douglas Tanne in Lexenblaim bei den Bergbäumen gesetzt. Dieses Bäumchen sieht der gewöhnlichen Tanne sehr ähnlich."  
Die Forstwirtschaft hat sich im Lauf der Geschichte stark verändert, ist aber bis heute eine wichtige Einkommensquelle geblieben. Die urspüngliche Naturverjüngung durch Samenanflug der vorhandenen Baumarten wurde bereits sehr früh künstlich beeinflußt. Als Brenn- und Bauholz war die Fichte sehr begehrt und wurde in Baumschulen gezogen und gezielt angepflanzt. Vereinzelt wurde auch mit Holzarten aus Übersee experimentiert. So steht im [[Tagebuch des Michl Wiesinger 1830 - 1895]] vermerkt: "Den 10 Mai 1891: Ein Amerikanisches Bäumchen genannt Douglas Tanne in Lexenblaim bei den Bergbäumen gesetzt. Dieses Bäumchen sieht der gewöhnlichen Tanne sehr ähnlich."  
[[Image:WaldPanorama1.jpg|thumb|360px|Waldpanorama über dem Attergau]]


==Die Anfänge ==
==Die Anfänge ==
Zeile 8: Zeile 8:


==Einflüsse – Interessen – Anpassung==
==Einflüsse – Interessen – Anpassung==
[[Bild:WaldEur900.jpg|thumb|220px|Waldfläche Mitteleuropas um 900]]
[[Bild:WaldEur900.jpg|thumb|Waldfläche Mitteleuropas um 900]]
[[Bild:WaldEur1900.jpg|thumb|220px|Waldfläche Mitteleuropas um 1900]]
[[Bild:WaldEur1900.jpg|thumb|Waldfläche Mitteleuropas um 1900]]
Das reichlich vorhandene und nachwachsende Naturprodukt Holz übte im Lauf der Geschichte einen sehr unterschiedlichen Einfluss auf das Leben der Menschen im Attergau aus. Die Veränderungen im Lauf der Jahrtausende betreffen sowohl den Wald als auch die Holznutzung. Urwaldbereiche ohne menschliche Einflussnahme, wie sie im niederösterreichischen Ötschergebiet erhalten geblieben sind, gibt es im Atterseeraum schon lange nicht mehr. Die Wälder im [[Attergau]], ursprünglich „Allmende“, also für jedermann frei nutzbar, wurden insbesondere mit dem Bau der 40 Kilometer langen Soleleitung von Hallstatt nach Ebensee und der Errichtung des "Pfannhauses" 1605-1607 als Brennholzlieferant für die Salzversiedung interessant. Kaiser und Grundherrschaft sicherten sich ausschließliche Besitzrechte. Bauern erhielten Nutzungsrechte (ÖBF-Einforstungsrechte), die später überwiegend mit Waldeigentum abgelöst wurden.  
Das reichlich vorhandene und nachwachsende Naturprodukt Holz übte im Lauf der Geschichte einen sehr unterschiedlichen Einfluss auf das Leben der Menschen im Attergau aus. Die Veränderungen im Lauf der Jahrtausende betreffen sowohl den Wald als auch die Holznutzung. Urwaldbereiche ohne menschliche Einflussnahme, wie sie im niederösterreichischen Ötschergebiet erhalten geblieben sind, gibt es im Atterseeraum schon lange nicht mehr. Die Wälder im [[Attergau]], ursprünglich „Allmende“, also für jedermann frei nutzbar, wurden insbesondere mit dem Bau der 40 Kilometer langen Soleleitung von Hallstatt nach Ebensee und der Errichtung des "Pfannhauses" 1605-1607 als Brennholzlieferant für die Salzversiedung interessant. Kaiser und Grundherrschaft sicherten sich ausschließliche Besitzrechte. Bauern erhielten Nutzungsrechte (ÖBF-Einforstungsrechte), die später überwiegend mit Waldeigentum abgelöst wurden.  


Die beiden Abbildungen aus dem Technischen Museum in Wien vergleichen den Waldbestand in Mitteleuropa um 900 und nach einem Jahrtausend um 1900. Die Rodungen während der Siedlungstätigkeit im Mittelalter und der hohe Holzverbrauch durch die spätere Industriealisierung führten zu einer erheblichen Verringerung der Waldflächen.
Die beiden Abbildungen aus dem Technischen Museum in Wien vergleichen den Waldbestand in Mitteleuropa um 900 und nach einem Jahrtausend um 1900. Die Rodungen während der Siedlungstätigkeit im Mittelalter und der hohe Holzverbrauch durch die spätere Industriealisierung führten zu einer erheblichen Verringerung der Waldflächen.
== Holztransport ==
Eine wesentliche Rolle für die Nutzung des Holzes spielten die verschiedenen Formen des Holztransportes zu Land und zu Wasser, die im Artikel [[Holzfuhrwerk]] ausführlich beschrieben sind.


==Einkommensquelle==
==Einkommensquelle==
[[Bild:Holzknecht Neuwegstübl um 1930.jpg|thumb|220px|Holzknechte beim Bau des Neuwegstübl in Nußdorf um 1930]]
[[Bild:Holzknecht Neuwegstübl um 1930.jpg|thumb|Holzknechte beim Bau des Neuwegstübl in Nußdorf um 1930]]
Veränderten sich Waldstruktur und Nutzungsformen bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts nur langsam, so ging die Entwicklung in der Folge um so rascher voran. Mit dem hohen Holzbedarf für den Wiederaufbau der im zweiten Weltkrieg zerstörten Städte ab 1945 begann eine Industriealisierungswelle mit nachhaltigen Auswirkungen. Die holzverarbeitenden Betriebe, wie [[Sägewerk|Sägewerke]], Möbelfabriken, [[Tischlerei|Tischlereien]] und die Papier-, Zellstoff- und Faserindustrie boten bis dahin nicht gekannte Perspektiven. Menschen, die zuvor vorwiegend in der Landwirtschaft tätig waren, sowie viele Heimatvertriebene aus Osteuropa fanden in der aufstrebenden Holzwirtschaft eine neue Lebensgrundlage.  
Veränderten sich Waldstruktur und Nutzungsformen bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts nur langsam, so ging die Entwicklung in der Folge um so rascher voran. Mit dem hohen Holzbedarf für den Wiederaufbau der im zweiten Weltkrieg zerstörten Städte ab 1945 begann eine Industriealisierungswelle mit nachhaltigen Auswirkungen. Die holzverarbeitenden Betriebe, wie [[Sägewerk|Sägewerke]], Möbelfabriken, [[Tischlerei|Tischlereien]] und die Papier-, Zellstoff- und Faserindustrie boten bis dahin nicht gekannte Perspektiven. Menschen, die zuvor vorwiegend in der Landwirtschaft tätig waren, sowie viele Heimatvertriebene aus Osteuropa fanden in der aufstrebenden Holzwirtschaft eine neue Lebensgrundlage.


==Waldbewirtschaftung im 20. Jahrhundert==
==Waldbewirtschaftung im 20. Jahrhundert==
Zeile 24: Zeile 27:


Die nachwachsende Holzmenge blieb jedoch in Summe größer als dessen Abholzung. Aus der [[Waldinventur]] 2000/02 geht hervor, dass im Bezirk Vöcklabruck  noch um 189.000 Festmeter mehr Holz pro Jahr zuwächst als geerntet wird. Trotz Nutzung der Holzressourcen über Jahrhunderte hinweg, sowohl in den kleinen bäuerlichen als auch in den großflächigen Eigentümerstrukturen, kann der Zustand des Waldes im [[Attergau]] als zufriedenstellend und nachhaltig bezeichnet werden.  
Die nachwachsende Holzmenge blieb jedoch in Summe größer als dessen Abholzung. Aus der [[Waldinventur]] 2000/02 geht hervor, dass im Bezirk Vöcklabruck  noch um 189.000 Festmeter mehr Holz pro Jahr zuwächst als geerntet wird. Trotz Nutzung der Holzressourcen über Jahrhunderte hinweg, sowohl in den kleinen bäuerlichen als auch in den großflächigen Eigentümerstrukturen, kann der Zustand des Waldes im [[Attergau]] als zufriedenstellend und nachhaltig bezeichnet werden.  
<gallery perrow=5>
Bild:Holzriese1900.jpg|Vom Reihergupf führte  um 1900 eine Holzriese bis zum See
Bild:Waldarbeit1930.jpg|Zugsäge,Hacke,Sappel,Beisser,Reibhaken waren die wichtigsten Werkzeuge
Bild: Scheiter Ziehen 1946.jpg|Holzknechte bereit zum Scheiter Ziehen
Bild: Holzbringung_01.jpg|Hornschlitten vor der Beladung
Bild: Hörnerschlitten.jpg|Hornschlitten mit Blochholz
Bild: Hörnerschlitten Scheiterziehen 1949.jpg|Brennholzbringung im Winter 1949
Bild:Waldarbeit 1930.jpg|Waldarbeit 1930 – im Sommer wurden die Bäume geschlägert und im Winter zu Tal gebracht
Bild:HolzbringungPferd1950.jpg|Holzbringung mit Pferden oder Ochsen um 1950
Bild:HolzbringungHornschlitt1950.jpg|Holzbringung mit dem Hornschlitten um 1950
Bild:HolzbringungHornaschl1950.jpg|Bei der Holzbringung wurde zusammengeholfen, um 1950
Bild:Fällung1950.jpg|Auch die größten Bäume wurden mit Hacke und Zugsäge gefällt
Bild:SchiffbauholzNußdorf1930.jpg|Schiffbauholz mit 30m Länge und 44cm Mindestdurchmesser waren eine Besonderheit der Nußdorfer Wälder
Bild:SchiffbauholzPferde1930.jpg|Schiffbauholz vierspännig auf dem Weg zum See um 1930
Bild: Marterl 1946.jpg|Immer in Lebensgefahr - Marterl bei der Schindelbaumstube
Bild:Marterl1994.jpg|Die Verunglückten sind auch 1994 noch unvergessen
Bild: Holzbringung_02.jpg|Rossfuhrwerk mit dem Schlitten
Bild:HolzbringHornerschlLimb1953.jpg|Holzbringung mit Hornschlitten beim Schmeißer in Limberg 1953
Bild: Holzbringung_03.jpg|Holzfuhrwerk mit Pferd und Wagen
Bild:RundhGlägerSommer.jpg|Anlegen von Holzglägern
Bild: NiedSäge1940Rundh.jpg|Holzgläger im Sägewerk
Bild:Waldarbeit1967.jpg|Waldarbeit 1967 - die Motorsäge beschleunigt die Waldarbeit wesentlich
Bild: TanneFällung.jpg|250-jährige Tanne im Dexelbacher Wald fällt dem Tannensterben (ca. 1960-1990) zum Opfer
Bild:ForstwProzessorSeilkran.jpg|Holzbringung mit Seilkran im Steilgelände
Bild:Forstw.Prozessor.jpg|Entastung - Längenzuschnitt - Sortierung
</gallery>


==Strukturveränderungen==
==Strukturveränderungen==
Zeile 61: Zeile 37:
Über Jahrhunderte ausgeübtes Handwerk, altes Werkzeug mitsamt dem überlieferten Wissen über seine Handhabung gerät in Vergessenheit. Menschen, die all das noch aus eigener, unmittelbarer Anwendung kennen, haben schon ein hohes Alter erreicht. Vieles ist nur mehr aus Erzählungen bekannt.  
Über Jahrhunderte ausgeübtes Handwerk, altes Werkzeug mitsamt dem überlieferten Wissen über seine Handhabung gerät in Vergessenheit. Menschen, die all das noch aus eigener, unmittelbarer Anwendung kennen, haben schon ein hohes Alter erreicht. Vieles ist nur mehr aus Erzählungen bekannt.  


[[Bild:Tanne Stamm Perspektive.jpg|thumb|250px|Hochwald]]
== Verwandte Themen ==
== Verwandte Themen ==
[[Bild:Tanne Stamm Perspektive.jpg|thumb|Hochwald]]
*[[Wald]], Ökosysteme, Flora und Fauna
*[[Wald]], Ökosysteme, Flora und Fauna


Zeile 80: Zeile 56:


*Sonderfunktionen, Jagd, Tiergehege
*Sonderfunktionen, Jagd, Tiergehege
== Bildergalerie ==
<gallery perrow=5>
Bild:Holzriese1900.jpg|Vom Reihergupf führte  um 1900 eine Holzriese bis zum See
Bild:Waldarbeit1930.jpg|Zugsäge,Hacke,Sappel,Beisser,Reibhaken waren die wichtigsten Werkzeuge
Bild: Scheiter Ziehen 1946.jpg|Holzknechte bereit zum Scheiter Ziehen
Bild: Holzbringung_01.jpg|Hornschlitten vor der Beladung
Bild: Hörnerschlitten.jpg|Hornschlitten mit Blochholz
Bild: Hörnerschlitten Scheiterziehen 1949.jpg|Brennholzbringung im Winter 1949
Bild:Waldarbeit 1930.jpg|Waldarbeit 1930 – im Sommer wurden die Bäume geschlägert und im Winter zu Tal gebracht
Bild:HolzbringungPferd1950.jpg|Holzbringung mit Pferden oder Ochsen um 1950
Bild:HolzbringungHornschlitt1950.jpg|Holzbringung mit dem Hornschlitten um 1950
Bild:HolzbringungHornaschl1950.jpg|Bei der Holzbringung wurde zusammengeholfen, um 1950
Bild:Fällung1950.jpg|Auch die größten Bäume wurden mit Hacke und Zugsäge gefällt
Bild:SchiffbauholzNußdorf1930.jpg|Schiffbauholz mit 30m Länge und 44cm Mindestdurchmesser waren eine Besonderheit der Nußdorfer Wälder
Bild:SchiffbauholzPferde1930.jpg|Schiffbauholz vierspännig auf dem Weg zum See um 1930
Bild: Marterl 1946.jpg|Immer in Lebensgefahr - Marterl bei der Schindelbaumstube
Bild:Marterl1994.jpg|Die Verunglückten sind auch 1994 noch unvergessen
Bild: Holzbringung_02.jpg|Rossfuhrwerk mit dem Schlitten
Bild:HolzbringHornerschlLimb1953.jpg|Holzbringung mit Hornschlitten beim Schmeißer in Limberg 1953
Bild: Holzbringung_03.jpg|Holzfuhrwerk mit Pferd und Wagen
Bild:RundhGlägerSommer.jpg|Anlegen von Holzglägern
Bild: NiedSäge1940Rundh.jpg|Holzgläger im Sägewerk
Bild:Waldarbeit1967.jpg|Waldarbeit 1967 - die Motorsäge beschleunigt die Waldarbeit wesentlich
Bild: TanneFällung.jpg|250-jährige Tanne im Dexelbacher Wald fällt dem Tannensterben (ca. 1960-1990) zum Opfer
Bild:ForstwProzessorSeilkran.jpg|Holzbringung mit Seilkran im Steilgelände
Bild:Forstw.Prozessor.jpg|Entastung - Längenzuschnitt - Sortierung
</gallery>


== Quellen ==
== Quellen ==

Version vom 11. Januar 2011, 19:12 Uhr

Waldpanorama über dem Attergau

Die Nutzung der Attergauer Wälder reicht bis zu den ersten Steinzeitsiedlern zurück. Von Forstwirtschaft kann man erst ab der Errichtung der Sudkessel zur Salzversiedung (Pfannhaus) in Ebensee im Jahre 1607 sprechen. Ab dieser Zeit wurden die Holzreserven des Attergaues, insbesondere der "Kaiserwald", heute Österreichische Bundesforste, zur intensiven Nutzung gebraucht.

Die Forstwirtschaft hat sich im Lauf der Geschichte stark verändert, ist aber bis heute eine wichtige Einkommensquelle geblieben. Die urspüngliche Naturverjüngung durch Samenanflug der vorhandenen Baumarten wurde bereits sehr früh künstlich beeinflußt. Als Brenn- und Bauholz war die Fichte sehr begehrt und wurde in Baumschulen gezogen und gezielt angepflanzt. Vereinzelt wurde auch mit Holzarten aus Übersee experimentiert. So steht im Tagebuch des Michl Wiesinger 1830 - 1895 vermerkt: "Den 10 Mai 1891: Ein Amerikanisches Bäumchen genannt Douglas Tanne in Lexenblaim bei den Bergbäumen gesetzt. Dieses Bäumchen sieht der gewöhnlichen Tanne sehr ähnlich."

Die Anfänge

Als sich die Gletscher der letzten Eiszeit zurückzogen und die Berg- und Seenlandschaft des Attergaues freigaben, breitete sich allmählich eine Vegetation mit dichter Bewaldung aus. Schon zur Jungsteinzeit (Neolithikum 5000-1800 v. Chr.) diente Holz nicht nur als Brennstoff und Hilfsmaterial für Werkzeuge sondern auch als Baustoff für Ansiedlungen am Attersee. Zeugnis davon geben die Feuchtbodensiedlungen bzw. Pfahlbauten, von denen die ersten im August 1870 am nördlichen Ende des Sees entdeckt wurden. Sie stammen aus der Zeit von 4000 bis 1000 vor unserer Zeitrechnung.

Einflüsse – Interessen – Anpassung

Waldfläche Mitteleuropas um 900
Waldfläche Mitteleuropas um 1900

Das reichlich vorhandene und nachwachsende Naturprodukt Holz übte im Lauf der Geschichte einen sehr unterschiedlichen Einfluss auf das Leben der Menschen im Attergau aus. Die Veränderungen im Lauf der Jahrtausende betreffen sowohl den Wald als auch die Holznutzung. Urwaldbereiche ohne menschliche Einflussnahme, wie sie im niederösterreichischen Ötschergebiet erhalten geblieben sind, gibt es im Atterseeraum schon lange nicht mehr. Die Wälder im Attergau, ursprünglich „Allmende“, also für jedermann frei nutzbar, wurden insbesondere mit dem Bau der 40 Kilometer langen Soleleitung von Hallstatt nach Ebensee und der Errichtung des "Pfannhauses" 1605-1607 als Brennholzlieferant für die Salzversiedung interessant. Kaiser und Grundherrschaft sicherten sich ausschließliche Besitzrechte. Bauern erhielten Nutzungsrechte (ÖBF-Einforstungsrechte), die später überwiegend mit Waldeigentum abgelöst wurden.

Die beiden Abbildungen aus dem Technischen Museum in Wien vergleichen den Waldbestand in Mitteleuropa um 900 und nach einem Jahrtausend um 1900. Die Rodungen während der Siedlungstätigkeit im Mittelalter und der hohe Holzverbrauch durch die spätere Industriealisierung führten zu einer erheblichen Verringerung der Waldflächen.

Holztransport

Eine wesentliche Rolle für die Nutzung des Holzes spielten die verschiedenen Formen des Holztransportes zu Land und zu Wasser, die im Artikel Holzfuhrwerk ausführlich beschrieben sind.

Einkommensquelle

Holzknechte beim Bau des Neuwegstübl in Nußdorf um 1930

Veränderten sich Waldstruktur und Nutzungsformen bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts nur langsam, so ging die Entwicklung in der Folge um so rascher voran. Mit dem hohen Holzbedarf für den Wiederaufbau der im zweiten Weltkrieg zerstörten Städte ab 1945 begann eine Industriealisierungswelle mit nachhaltigen Auswirkungen. Die holzverarbeitenden Betriebe, wie Sägewerke, Möbelfabriken, Tischlereien und die Papier-, Zellstoff- und Faserindustrie boten bis dahin nicht gekannte Perspektiven. Menschen, die zuvor vorwiegend in der Landwirtschaft tätig waren, sowie viele Heimatvertriebene aus Osteuropa fanden in der aufstrebenden Holzwirtschaft eine neue Lebensgrundlage.

Waldbewirtschaftung im 20. Jahrhundert

Die Wälder wurden mit Forststraßen aufgeschlossen. Motorsägen, Traktoren, Holzerntemaschinen und Lastkraftwägen mit Ladekränen ermöglichten in der Folge eine intensive Waldnutzung. Mit stark steigender Tendenz werden sogenannte Holzvollernter eingesetzt, die in den frühen 1980er Jahren in Skandinavien entwickelt wurden. Sogenannte Harvester sind zumeist mehrachsige Geländefahrzeuge, die mit einem hydraulischen Kran und verschiedenen Werkzeugen ausgestattet sind. Eine Bedienungsperson führt damit halbautomatisch, die Baumfällung, Entastung, die Längenaufteilung und die Sortierung durch. Zusätzlich können die anfallenden Äste zu Hackschnitzel zerkleinert werden.

Die Aufforstung der geschlägerten Flächen orientierte sich nach hoher Wuchsleistung und gefragten Holzarten. Das führte zur Bildung von Fichten-Monokulturen, die auf den Kahlschlagflächen angepflanzt wurden. Nach erheblichen Schadensereignissen wie Windwurf und Schädlingsbefall (Fichtenblattwespe, Borkenkäfer, Tannensterben) werden mehr Mischwälder mit einem hohen Artenreichtum vor allem an Kleinlebewesen angestrebt. Auch die waldverträgliche Anpassung des Wildbestandes ist ein Anliegen.

Die nachwachsende Holzmenge blieb jedoch in Summe größer als dessen Abholzung. Aus der Waldinventur 2000/02 geht hervor, dass im Bezirk Vöcklabruck noch um 189.000 Festmeter mehr Holz pro Jahr zuwächst als geerntet wird. Trotz Nutzung der Holzressourcen über Jahrhunderte hinweg, sowohl in den kleinen bäuerlichen als auch in den großflächigen Eigentümerstrukturen, kann der Zustand des Waldes im Attergau als zufriedenstellend und nachhaltig bezeichnet werden.

Strukturveränderungen

Der internationale Wettbewerb gepaart mit der Verteuerung der menschlichen Arbeitskraft bewirkte auch in der Forstwirtschaft ab den 1960er Jahren einen fortwährenden Rationalisierungszwang. Sowohl in der Waldarbeit als auch in der Verwaltung.

Deutlich wird diese Entwicklung beispielhaft anhand der Österreichischen Bundesforste. Vor 1960 war noch in fast jeder Gemeinde des Attergaues ein eigener Förster beschäftigt, der mit seiner Familie in einem eigenen Forsthaus wohnte und für meist mehr als 20 dauerbeschäftigte Forstarbeiter zuständig war. Vierzig Jahre später sind alle ehemaligen Forstverwaltungen des Attersee- und Mondseeraumes aufgelöst.

Die Arbeit in den Wäldern und der Abtransport des Holzes wird fast ausschließlich an selbständige Unternehmen vergeben, die mit modernsten und leistungsfähigsten Gerätschaften ausgestattet sind. Ebenso hat sich Waldarbeit zu einem bäuerlichen Nebenerwerb entwickelt. Bauern übernehmen Forstarbeiten für andere kleine und größere Waldbesitzer um ihre Maschinen rationell einzusetzen.

Über Jahrhunderte ausgeübtes Handwerk, altes Werkzeug mitsamt dem überlieferten Wissen über seine Handhabung gerät in Vergessenheit. Menschen, die all das noch aus eigener, unmittelbarer Anwendung kennen, haben schon ein hohes Alter erreicht. Vieles ist nur mehr aus Erzählungen bekannt.

Verwandte Themen

Hochwald
  • Wald, Ökosysteme, Flora und Fauna
  • Waldinventur, Flächenbilanz, Eigentumsstruktur, Holzvorrat, Holzzuwachs, Holzarten, Holznutzung, Umwelt
  • Schutzfunktionen, Wasser, Quellschutzgebiete, Wildbäche
  • Soziale Funktionen, Erholungsraum, Sport, Wanderwege
  • Tourismus, Wildparks, Waldlehrpfade, Themenwege
  • Sonderfunktionen, Jagd, Tiergehege

Bildergalerie

Quellen

  • Wildholzweg Nußdorf
  • Technisches Museum Wien
  • Walter Großpointner - Heimatgeschichtliche Sammlung
  • Manfred Hemetsberger