Kunst und Kultur: Unterschied zwischen den Versionen

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Landschaftsbilder, die in der Tradition eines "stimmungsgesättigten
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[[Oswald Grill|Prof. Oswald Grill]] (1878 - 1964) schuf zahlreiche Landschaftsbilder am Attersee. Grill war von 1934 bis 1938 Präsident des Zentralverbandes der bildenden Künstler Österreichs. Er schuf auch das Nußdorfer [[Notgeld]].


'''Walter Gamerith''' (1903 - 1949) widmete sich der
'''Walter Gamerith''' (1903 - 1949) widmete sich der

Version vom 14. Februar 2013, 14:59 Uhr

Kunst und Kultur ist in der Region Attersee-Attergau neben der einheimischen Kultur untrennbar mit der Sommerfrische verbunden, die viele berühmte Künstler an den Attersee führte.

Malerei

Gustav Klimt und Emilie Flöge in der Villa Oleander

Ein Wasserschloss mit Türmen und Erkern steht an einem Bergsee, in dem ein Schwan seine Kreise zieht. - Diese Szenerie bildet den ungewohnten Hintergrund einer Kreuzigungsdarstellung auf dem spätgotischen Flügelaltar in Gampern.

In der Übergangszeit vom Mittelalter zur Neuzeit (um 1500) wird die Landschaft von den Malern "entdeckt". In diesem Fall sind es Schloss Kammer und der Attersee, eine topographisch bestimmbare Gegend, die der Maler bewusst abgebildet hat. Freilich haben die Bilder, Zeichnungen und Stiche, die dann in der Barockzeit entstehen, vor allem dokumentarischen Charakter. Sie zeigen den Besitzstand, die Schlösser und Herrschaftssitze. Als Beispiel dafür dienen die Stiche von Georg Matthaeus Vischer und Matthaeus Merian.

Erst in der Biedermeierzeit kommen berühmte Landschaftsmaler an den Attersee und zeigen "realistische" Ansichten von der Gegend. Das Hauptinteresse galt damals aber der heroischen, bizarren Landschaft. Die Hauptmotive für ihre Bilder fanden die Maler deswegen vor allem im inneren Salzkammergut. Der Attersee, besonders der nördliche Teil mit seiner sanften Hügellandschaft, galt als wenig "pittoresk". Ein Beispiel für diese heroische Sichtweise ist die "Attergaulandschaft" von Franz Steinfeld aus dem Jahr 1841 (heute im Schlossmuseum in Linz). Der Maler blickt von einem Abhang des Buchberges oberhalb von Palmsdorf (Gemeinde Attersee) auf den südlichen Teil des Attersees, der von majestätischen, leicht überhöht gezeichneten Gebirgszügen eingerahmt wird, und ganz im Hintergrund leuchten die schneebedeckten Spitzen des Dachsteinmassivs.

Mittelpunkt für die Künstler war zu dieser Zeit Schloss Kogl bei St.Georgen, wo sich unter dem Schlossherrn Felix von Pausinger eine kleine Künstlerkolonie gebildet hatte. Rudolf von Alt (1812 -1905) war 1843 hier im Attergau, er porträtierte verschiedene Personen (den Schlossherrn, den Amtsschreiber, den Landpfarrer), und von ihm stammt auch eine Ansicht des Ortes Attersee, welche sich heute im Besitz der Residenzgalerie Salzburg befindet.

So richtig entdeckt wird der Reiz der Atterseelandschaft schließlich mit dem Impressionismus, der das Atmosphärische der Luft, das Funkeln des Wassers, das Flüchtige der Farben und Schatten und den Wechsel des Lichtes auf die Leinwand bannen wollte.

Wenn nun der Attersee "als Malerlandschaft erst im 20. Jahrhundert und damit später als andere Gegenden und Seen des Salzkammergutes entdeckt und frequentiert wurde, so gibt es andererseits keine zweite Seenlandschaft in Österreich, die auch nur annähernd so viele wichtige und verschiedenartige Maler anzog, dort zu leben oder sich wiederholt über die Sommermonate niederzulassen, um am Attersee zu arbeiten“.

Gustav Klimt verbrachte von 1900 bis 1916 jeweils die Sommermonate an verschiedenen Orten am Attersee. Bis 1907 nahm er im Litzlberger Brauhof Quartier, ab 1908 in der Villa Oleander in Kammer (Gemeinde Schörfling) und ab 1914 im Forsthaus in Weißenbach, Gemeinde Steinbach. Zu den populärsten Bildern, die Klimt am Attersee geschaffen hat, zählen die Ansichten von Schloss Kammer, vom Litzlberger Keller, der Insel Litzlberg und von Unterach. Charakteristisch ist das quadratische Format seiner Bilder. Für die Arbeit an der Staffelei, bei er nicht gerne gestört werden wollte, benützte er oft ein Fernrohr. Trotzdem ist das künstlerische Ziel aber keine naturalistische Abbildung, es geht eher um eine Auflösung der Dreidimensionalität der Landschaft in Farbpunkte und Farbflecke, die ziemlich "flächig" erscheinen und von denen wenig Tiefenwirkung ausgeht.

Ein zentrales Merkmal der modernen Kunst des 20. Jahrhunderts ist die Abstraktion und die Auflösung der Form, wie sie im Kubismus zum Ausdruck kommt. Erika Giovanna Klien (1900 - 1957) "schuf 1922 mehrere Zeichnungen und Bilder mit dem Kirchturm von Seewalchen in der für sie charakteristischen, von Kubismus und Futurismus abgeleiteten Stilistik."

Das Werk der folgenden Künstler ist eher der "traditionellen" Landschaftsmalerei zuzuordnen. Die Darstellung basiert auf den Angaben im Ausstellungskatalog von Peter Baum "Der Attersee in der Malerei des 20. Jahrhunderts".

Sigmund Walter Hampel (1867 - 1949) lebte in Nußdorf am Attersee, der Einfluss des Impressionismus ist in seinen Werken spürbar; "Hampel spezialisierte sich schon bald nach 1900 auf eine Aquarell- und Temperatechnik, die es ihm erlaubte, mit Hilfe einer feinen kleinkalibrigen Strichführung miniaturhafte Effekte zu erzielen."

Alfred Poell (1867 - 1929) war Arzt, Baritonsänger und Maler (1912 Mitglied der Wiener Secession), erwarb nach dem Ersten Weltkrieg ein Haus in Attersee; das Wasser mit seinen Spiegelungen und Bewegungen ist das bevorzugte Sujet dieses Malers, dessen stilistische Entwicklung von naturalistischen Anfängen in Richtung Impressionismus geht.

Richard Teschner (1879 - 1948) war Mitglied der Klimt- Gruppe und der Wiener Werkstätte und arbeitete als Maler, Bühnenbildner und Illustrator; seine Attersee- Bilder sind vom Impressionismus beeinflusst.

Arthur Brusenbauch (1881 - 1957) war von 1920 bis 1939 Mitglied der Wiener Secession, wohnte in Abtsdorf (Gemeinde Attersee) und schuf zahlreiche Landschaftsbilder, die in der Tradition eines "stimmungsgesättigten Realismus" stehen.

Prof. Oswald Grill (1878 - 1964) schuf zahlreiche Landschaftsbilder am Attersee. Grill war von 1934 bis 1938 Präsident des Zentralverbandes der bildenden Künstler Österreichs. Er schuf auch das Nußdorfer Notgeld.

Walter Gamerith (1903 - 1949) widmete sich der Landschafts- und Porträtmalerei; seine Atterseebilder zeigen die Landschaft im Wechsel der Jahreszeiten, z. B. "Unterbuchberg im Winter" (Österr. Galerie Belvedere, Wien); berühmt ist das von Gamerith in Auftrag gegebene Haus in Unterbuchberg (Architekt E.A. Plischke).

Lisl Engels (geb. 1916) kam seit ihrer Kindheit an den Attersee. Auf ihren Bildern, welche meist in Temperatechnik auf Papier ausgeführt sind, wirken die Landschaften und der See wie von einem südlichen Licht durchflutet.

Als Segler kam Christian Ludwig Attersee (geb. 1940) an den Attersee, dessen Namen er zu seinem Künstlernamen machte. Eine Fülle von Werken bezeugt die Kreativität dieses "künstlerischen Multitalentes". Attersee zählt zu den bekanntesten österreichischen Malern der Gegenwart, und zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland sind durch Kataloge und Bücher dokumentiert. In seinen expressiven Atterseebildern mit poetischen Titeln wie "Morgenkuss" oder "Maiboote" (1999), die übrigens das quadratische Bildformat Klimts aufnehmen, ist die Seelandschaft auf subjektive Weise verarbeitet.

Der See und die Landschaft inspirieren heute noch zahlreiche Maler. Insbesondere ist es das Höllengebirge, von welchem eine große Faszination auf Künstler ausgeht. Verwiesen sei hier auf die Beziehung des Komponisten Gustav Mahler zu diesem Gebirge. Jeder, der auf Bergwanderungen in diesem Gebirgsmassiv unterwegs ist, wird etwas von dem besonderen Licht spüren, das durch die Reflexion an den hellen Kalkwänden manchmal eine sehr südländische Atmosphäre schafft. Aber auch unten am See beeindrucken die Felswände und Steilhänge dieses Gebirges.

Immer wieder ist sie an dieselbe Stelle am südlichen Ende des Attersees gefahren, wo neben der Straße nur eine schmaler Streifen am Ufer war, von dem aus man die Wirkung des Lichtes auf Gebirge und See studieren konnte. Lydia Roppolt (1924-1995) ist vor allem als Schöpferin von Glasfenstern und Werken der Sakralkunst bekannt. Als "Landschaftsmalerin" beschränkte sie sich eigentlich nur auf drei Themen: die Konradkirche bei Oberwang (nächst ihrem Atelier), den Schafberg und das Höllengebirge. Die Spiegelung des Gebirges im Wasser und die Leuchtkraft des Gesteines sind das Motiv vieler Aquarelle, die einen hohen Abstraktionsgrad aufweisen, das heißt, die Landschaft auf das Wesentliche reduzieren.

In den Galerien der Region Attersee-Attergau werden laufend bekannte wie auch junge Künstler vorgestellt.

Literatur

In der Zeit der Gegenreformation sind Bücher, die der ´gemeine Mann` besitzt, suspekt. Es könnte sich ja um verbotene protestantische Bücher handeln. Bei Razzien werden solche Bücher entdeckt, die Besitzer solcher Schriften streng bestraft. Und wenn sie dem lutherischen Glauben nicht abschwören wollen, so müssen sie das Land verlassen. Zu dieser Personengruppe gehören auch die Eltern von Johann Beer aus St. Georgen, denen ihr Sohn 1670 aus Passau nach Regensburg folgt.

Johann Beer wirkte von 1680 bis zu seinem frühen Tod bei einem Vogelschießen als Kammermusiker, Organist, Sänger und Bibliothekar am Hofe des Herzogs August von Sachsen-Weißenfels. Und so nebenbei hat er auch noch an die zwanzig Romane geschrieben, für die er als Verfasser jedoch Pseudonyme gewählt hat. In diesen Werken findet der Leser viele Ortsnamen aus dem Attergau (Wildenhag, Stampf, St.Georgen, Attersee, Litzlberg, Nussdorf, Schörfling), und diese Namen bezeugen, dass dem Verfasser die Erinnerung an seine Kindheit und die Landschaft, in der er sie erlebt hat, auch in der Fremde noch stets gegenwärtig war.

Seine Romane stehen in der Nachfolge des "Amadis" (z.B. "Ritter Hopffen-Sack") oder greifen das Vorbild des "Simplicissimus" und der Schelmenromane auf ("Die teutschen Winter-Nächte", "Die kurtzweiligen Sommer-Täge"). Dabei bietet die Landschaft des Attergaus oft die Folie der Handlung, so die Beurteilung von Prof. Helmut Pachler, der anlässlich des 300. Todestages eine umfangreiche Ausstellung über diese vielseitige Künstlerpersönlichkeit zusammengestellt hat, die man im "Haus der Kultur" (Attergaustraße 31) in St. Georgen im Attergau besichtigen kann.

In der Zeit nach der Auswanderung Beers kommt es im Atterseegebiet zwar zu großen Leistungen auf dem Gebiet der bildenden Kunst (Barockisierung der Kirchen, Schlossneubauten), an einer Lese- oder gar Schreibkultur der Bevölkerung war man von obrigkeitlicher Seite bis zur Einführung der Schulpflicht jedoch kaum interessiert. Erst mit den topographischen Beschreibungen (Ignaz Gielge, 1814) und den Reiseführern des späten 19. Jahrhunderts (P.R. Stolzissi: Der Attergau. Ein Vademecum bei Bereisung des Attergaues, Vöcklabruck 1883) kehrt die Literatur sozusagen an den Attersee zurück. Und es geht dann sehr schnell, denn um 1900 kommen viele bedeutende Künstler hierher.

Ein Treffpunkt der Künstler war damals der Berghof in der Nähe von Unterach am Attersee (auf dem Gebiet der Gemeinde St.Gilgen, Land Salzburg). Arthur Schnitzler war dort in der Villa des Musikers Ignaz Brüll zu Gast, ebenso der Schriftsteller Hugo von Hofmannsthal.

Weitere Gäste waren zu dieser Zeit die Schriftsteller Karl Schönherr, Felix Salten, Richard Beer-Hofmann und Jakob Wassermann. Der Begründer der Anthroposophie, Rudolf Steiner, war als Hauslehrer auf dem Berghof. Die Komponisten und Musiker, die ebenfalls hier zu Gast waren, werden im Kapitel über die Musik erwähnt.

Vom Berghof am südlichen Ende des Sees geht unsere literarische Spurensuche nun nach Norden, wo um die Jahrhundertwende großzügige Villenbauten errichtet wurden. Rudolf Hans Bartsch war zu seiner Zeit ein Autor, dessen Werke viel verkauft wurden. In Seewalchen ließ er eine Villa erbauen, und dort war Franz Karl Ginzkey 1918 erstmals auf Besuch. Ginzkey selbst wohnte ab 1944 ständig in Seewalchen, und er schrieb auch eine Reihe von Attersee-Gedichten.

In der Nachkriegszeit war Heimito von Doderer am Attersee. Er wohnte bei seinen Verwandten, die in Forstamt (zwischen Steinbach und Weißenbach) eine Villa besaßen. Damals arbeitete er bereits an seinem berühmten Roman "Die Strudlhofstiege".

Bis 1942 war sie mit ihrer Mutter regelmäßig auf Urlaub in Stockwinkl am Attersee, danach war dies nicht mehr möglich. Als Halbjüdin, Tochter einer jüdischen Ärztin, erhielt sie auch keinen Studienplatz in Wien. Die Großmutter und die jüngeren Geschwister der Mutter wurden deportiert und ermordet. Die Rede ist von Ilse Aichinger (geb. 1921), deren Roman "Die größere Hoffnung" 1948 veröffentlicht wurde und die Autorin bekannt machte. Nach 1945 war Ilse Aichinger, die seit 1953 mit dem Schriftsteller Günther Eich verheiratet war, wieder gelegentlich auf Besuch im Attergau, und zwar auf dem Lichtenberg (in der Nähe von Straß bzw. St.Georgen) beim "Peterbauern" Eichhorn. 1958 entstand das Gedicht "Attersee", welches in dem Lyrikband "Verschenkter Rat" veröffentlicht wurde. Diese Gedichtsammlung gilt seit ihrem Erscheinen 1978 als ein Höhepunkt deutschsprachiger Nachkriegslyrik. Bei einem weiteren Werk handelt es sich um die Kurzgeschichte "Seegeister" (in: Der Gefesselte, Erzählungen 1, 1948-1952), in der zwar keine Ortsnamen erwähnt werden, deren gespenstische Handlung und räumliches Kolorit ein ortskundiger Leser jedoch sehr wohl am Attersee ansiedeln könnte. Denn da fährt ein Postboot, welches bis nach dem Krieg wirklich auch im Winter auf dem See verkehrte, da gibt es Gasthöfe mit Seeterrassen, Segelboote und Sommergäste, und dass aus harmlosen Situationen Sisyphusarbeiten und Tantalusqualen werden, das erscheint bei Betrachtung der biographischen Erfahrungen der Autorin in einem anderen Licht.

Ebenso düster wie in der oben erwähnten Kurzgeschichte von Ilse Aichinger ist die Stimmung in dem Text eines berühmten Schriftstellers:

...ich will mich überhaupt nur auf die Dämmerung in Unterach und auf die Finsternis in Unterach in bezug auf mich in dem Zustand, in welchem ich mich in Unterach befinde, beschränken. (...) Die Dämmerung und die auf die Dämmerung folgende Finsternis in Unterach kann ich nicht in meinem Zimmer aushalten, aus diesem Grund laufe ich jeden Tag, wenn die Dämmerung die Finsternis in diese grauenhafte Gebirgsatmosphäre hereinzieht, aus meinem Zimmer hinaus und aus dem Haus hinaus auf die Straße. Ich habe dann nur drei Möglichkeiten: entweder in Richtung Parschallen oder in Richtung Burgau oder in Richtung Mondsee zu laufen.

In dem Text "Die Mütze" wiederholt Thomas Bernhard unentwegt die Ortsnamen, und die topographische Lokalisation der Örtlichkeiten "stimmt", wenngleich die literarische Verfremdung darauf hinweist, dass es sich um eine imaginäre Landschaft handelt. Spätestens dann, wenn von den vielen Fleischhauern in Parschallen und Burgau die Rede ist, wird dies der Leser bemerkt haben.

Ähnlich ist es auch in dem Roman "Das Kalkwerk", wo die Handlung in Sicking spielt. Es gibt mehrere Ortschaften in der Umgebung, die so heißen, aber in Sicking (Oberhehenfeld, Gemeinde Schörfling) gab es wirklich ein Kalkwerk, wohin das in Weißenbach am Attersee gewonnene Gesteinsmaterial zum Kalkbrennen auf Schleppkähnen über den See gebracht wurde. Das Verlockende ist nun, dass man sich als Leser auf Spurensuche begeben will, um die "Realität" des Romans in der Wirklichkeit zu finden. Dietmar Grieser hat so eine Reise an den Schauplatz des "Kalkwerks" unternommen. Er kommt bei seinen Nachforschungen vor Ort aber nicht recht weiter, und so beschließt er, nach Ohlsdorf bei Gmunden zu fahren, um den Schriftsteller selbst aufzusuchen. Die Reise endet jedoch bereits vor dem Haus des Dichters, denn der Verfasser sieht vor dem abweisenden, festungsähnlichen Vierkanthof, dass dies die Klammer ist, "welche die in Sicking gesammelten Kalkwerkmotive zusammenhält, hier endlich fügen sich Realität und Phantasie magisch zur Synthese."

Die oben angeführten Schriftsteller, deren Werke mit einem Bezug zum Attersee kurz angeführt wurden, verbindet eine Tatsache: Sie sind von "auswärts" an den See gekommen.

Hans Eichhorn ist am Attersee aufgewachsen und als einer der wenigen Berufsfischer, die es hier noch gibt, hat Hans Eichhorn natürlich eine ganz besondere Beziehung zu dem See und der Landschaft. Dies kommt in seinen zahlreichen Veröffentlichungen teilweise schon im Titel der Werke zum Ausdruck.

Der See riecht nach frischem Fisch. Die Heckensträucher sticheln hoch und winken. Die gerippte Windhaut des Wassers verändert sich ständig, bleibt ständig gleich. Zwischen Gebirge und See wird die Straße eng. Eine Prise Fischwassergeruch und eine Prise trockener Holzbretter dazu. Die Kieswerkfahrzeuge rasen dahin. Wir ducken uns in die Sträucher. Eine Möwe fliegt aus dem Blick.

Viel vom Flair des Sees wird in diesen Zeilen spürbar, der Leser wird sich bei den Kieswerkfahrzeugen vielleicht noch einmal an das "Kalkwerk" von Thomas Bernhard erinnern oder daran, dass an der Engstelle zwischen dem Wasser und dem Gebirge die vielen Höllengebirgsaquarelle von Lydia Roppolt entstanden sind.

Auf den Spuren von Johann Beer kommt H.C. Artmann in den Attergau und bringt in diesem Fall mit einer sehr farbigen Tinte zu Papier:

Ein sonntag. Vor drei jahren um diese zeit in St. Georgen am Adersee gewest, schweinsbraten mit krautsalat und knödeln gespeist, freundliches schmiedsgerank vor und in der kirche, himmelblaues, kälberfleischrotes, herrensilber, katzengold, fisolengrün. Alles recht schön befunden, fast Johann Beer angetroffen, gut gespeist, wohl getrunken. Erster herbsttag.

Musik

Gustav Mahler Komponierhäuschen in Steinbach am Atterse

Viele bedeutende Musiker und Musikerinnen haben am Attersee einen Ort gefunden, an den sie sich zurückziehen konnten und können. Der See und die Landschaft sind aber nicht nur ein Erholungsraum. Dass in den letzten Jahrzehnten eine qualitativ hochwertige Musikszene am Attersee entstanden ist, beweisen die vielen örtlichen Festivals: Attergauer Kultursommer, Attersee Klassik, Schlosskonzerte Kammer, Steinbacher Philharmonische Wochen, Kulturforum Seewalchen, Konzerte in Unterach.

Es ist wiederum Johann Beer (1655 – 1700), der hier zu Beginn erwähnt wird. Allerdings sind seine Kompositionen in der Fremde entstanden, am fürstlichen Hof in Weißenfels (Sachsen-Anhalt). Anlässlich des Beer-Jubiläums im Jahr 2000 wurden einige seiner Werke in St. Georgen aufgeführt, so zum Beispiel die Messe "Ursus murmurat" unter der Leitung von Nikolaus Harnoncourt.

Bei einer Lektüre alter Chroniken kann man feststellen, dass es in der Barockzeit auch in kleineren Kirchen Orgeln gab (siehe Steinbach) und dass größere kirchliche Feste musikalisch gestaltet wurden. Der Konkurrenzkampf dürfte bei den Kirchenmusikern in der Barockzeit aber ein ernstes Problem gewesen sein, denn am 7. August 1638 erließ F. Ch. Khevenhüller eine Musikerordnung, die "Instruction der Musikanten zu St. Geörgen", um sie vor ausländischer (bayrischer und salzburgischer) Konkurrenz zu schützen. Hier heißt es u.a.:

Erstlichen, weilen meine bestellte Musicanten zu St. Georgen von selben Kirchen sehr wenig besoldung, auch ihnen bis dato durch und vor anderen Ausländern als Bayr- und Salzburgischen grosse Eintrag beschechen, und also ihnen das Brodt von dem Maul abgenomben...

Dass in kleineren Kirchen Chöre aus umliegenden Pfarren auftraten, erfahren wir beispielsweise im Kirchenrechnungsbuch der Pfarre Abtsdorf. 1742 und 1743 sang dort der Kirchenchor von St. Georgen am Fest des Kirchenpatrones (hl. Laurentius, 10. August), und auch die "Seewalchnerischen Musicanten" leisteten einige Jahre später ihren Beitrag zur musikalischen Gestaltung des Kirchweihfestes.

Im Fin de siécle (Jahrhundertwende) treffen sich auf dem Berghof bei Unterach viele Musiker; Johannes Brahms war einer von ihnen. Der hochbetagte Komponist Karl Goldmark kam noch jeden Sommer auf einige Monate zu Besuch.

In Unterach wohnte der Komponist Hugo Wolf im Haus der Familie Eckstein (= Villa Jeritza). Im Herbst 1888 vertonte er hier Gedichte von Eichendorff und Mörike, im Frühling 1890 Gedichte von Gottfried Keller. Ein Ausschnitt aus einem Brief Oskar Grohes aus dem Jahr 1893 gibt Einblick in die damaligen Lebensumstände:

Am Donnerstag wollte ich mit Wolf (der zu dieser Zeit in Traunkirchen war, Anm. d. Verf.) den Attersee besuchen, wir mussten aber auf halbem Wege wieder umkehren, weil der Kaiser da jagte, was Wolf für eine Teufelei erklärte, so dass ich Mühe hatte, ihn zu beruhigen.... In die Nacht hinein musizierten wir nicht, da zwei ältere Damen auf gleichem Flur wohnen, die der Ruhe bedürfen, aber unter Tag wird viel gesprochen und Musik gemacht.

Bruckner oder Brahms? – Damals stritt man sich in der Wiener Gesellschaft darum, wer denn die drei großen "B" seien. Die eine Partei verfocht die Lesung Bach – Beethoven – Brahms, die andere plädierte für die Reihenfolge Bach – Beethoven – Bruckner. Der Vollständigkeit sei erwähnt, dass auch Anton Bruckner am Attersee (im Ort Attersee) war, allerdings nur auf Kurzbesuch und nicht mehrere Monate, wie es den Gepflogenheiten des Sommerfrische-Fremdenverkehrs entsprochen hätte. Aber das Problem, dass er nicht zur Society gehörte, hatte Bruckner ja auch in Wien.

In dieser Hinsicht ging es dem berühmtesten Schüler von Bruckner schon um einiges besser. Die Rede ist von Gustav Mahler, der mehrmals seinen Sommeraufenthalt in Steinbach am Attersee nahm und der sich bei seinen Kompositionen von der Atterseelandschaft inspirieren ließ.

Von 1893 bis 1896 verbrachte Mahler die Sommermonate in Föttingers Gasthaus "Zum Höllengebirge" in Seefeld in der Gemeinde Steinbach am Attersee. Auf einer weiten, blumenübersäten Wiese ließ er sich am Seeufer ein Komponierhäuschen errichten, und in diesem "stillen Haus der Natur" vollendete er die II. Symphonie, komponierte das ´Rheinlegendchen´ und schrieb 1895/96 die III. Symphonie. Mitten in der Arbeit an diesem Werk lud er seinen Freund Bruno Walter aus Hamburg an den Attersee ein, und als Mahler seinen Gast am Landungsplatz abholte, fielen die berühmten Worte hinsichtlich der Bedeutung des Höllengebirges für die Komposition der Symphonie: "Sie brauchen gar nicht mehr hinzusehen – das habe ich alles schon wegkomponiert."

Friedrich Gulda, kam auf dem Höhepunkt einer internationalen Pianistenkarriere nach Weißenbach am Attersee. Zum Beispiel hatte Gulda bereits als Zwanzigjähriger in der New Yorker Carnegie-Hall debütiert. Des Herumgereichtwerdens vor einem sogenannten Klassikpublikum überdrüssig, warf er schließlich den Frack weg und wandte sich neuen Formen der Musik zu, beispielsweise dem Jazz. Seine Eindrücke aus der Volksmusik, wie er sie etwa bei einem Platzkonzert der örtlichen Musikkapelle vor dem Hotel Post in Weißenbach gesammelt hatte, flossen in die Komposition seines "Cello-Konzertes" ein. Friedrich Gulda starb am 27. Jänner 2000 in Weißenbach, und sein Grab befindet sich auf dem Friedhof von Steinbach.

Wenn man heute in Unterach spazieren geht und einen Einheimischen um Auskunft bittet, nach wem die Maria Jeritza – Straße benannt ist, so kann kaum jemand eine exakte Auskunft geben. Seinerzeit war diese Primadonna, deren Lebensdaten fast ein Jahrhundert umspannen (1887 – 1982), eine gefeierte Größe, und seit 1925 hatte sie ein Haus in der nach ihr benannten Straße.

Als Dirigent von Opern und Operetten ist Franz Bauer-Theussl bekannt. Sein Wohnort am Attersee ist auch in Unterach. Ebenfalls in diesem Ort wohnt heute Heinrich Schiff. Als Cellist hat er das gesamte wichtige Cello-Repertoire von Vivaldi und Haydn bis Lutoslawski und Zimmermann auf Schallplatte eingespielt. Er ist seit drei Jahrzehnten regelmäßig zu Gast bei bedeutenden Orchestern und Musikfestivals in Europa, den USA und Japan. Begeistertes Echo fand die im Jahr 2000 veröffentlichte Gesamtaufnahme von Beethovens Kompositionen für Cello und Klavier mit Till Fellner. In den letzten 15 Jahren hat Heinrich Schiff die Hälfte seiner künstlerischen Arbeit dem Dirigieren gewidmet.

In Abtsdorf befindet sich seit ungefähr zwei Jahrzehnten das Sommerdomizil von Martin Haselböck. Als Dirigent, Organist, Cembalist und Komponist ist er auf vielfältige Weise im europäischen Musikleben präsent. Die "Wiener Akademie" wurde 1985 von Martin Haselböck gegründet. Als Dirigent ist er Gast der bedeutenden Musikfestspiele und der großen Orchester in Europa und den USA.

Dass man Werke aus früheren Musikepochen auf modernen Musikinstrumenten spielt, war bis vor einigen Jahrzehnten eine selbstverständliche Praxis. Das Musizieren auf Originalinstrumenten und das Bemühen um eine historisch "richtige" Interpretation alter Musik war jedoch von Anfang an ein Ziel von Nikolaus Harnoncourt, der seit den 1970er Jahren in St. Georgen im Attergau wohnt. Harnoncourt, ursprünglich Cellist, gründete 1953 den "Concentus Musicus" und wurde u.a. durch die Aufführung von Monteverdi-Opern international bekannt. Eine umfangreiche Diskographie dokumentiert die Einspielung von Werken aus der Barockzeit, der Wiener Klassik und dem 19. Jahrhundert. Das traditionelle Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker im Goldenen Saal des Musikvereines in Wien, welches alljährlich von vielen Rundfunk- und Fernsehanstalten weltweit übertragen wird, hat Harnoncourt in den Jahren 2001 und 2003 geleitet.

Auf dem Gahberg befindet sich das "Museum Cristofori", welches die Entwicklung des Klaviers dokumentiert. Es wurde von dem Pianisten Jörg Demus aufgebaut. Demus, der 1956 den bedeutenden Preis "Premio Busoni" in Bozen gewann, ist in Europa, in den USA, in Asien und Australien aufgetreten und er hat zahlreiche Klavierwerke eingespielt (zB von J.S. Bach, Haydn, Mozart, Beethoven, Schumann und Debussy). Als Liedbegleiter hat er u.a. mit Dietrich Fischer-Dieskau, Elisabeth Schwarzkopf und Peter Schreier zusammengearbeitet.

Eine Berühmtheit war die Sängerin Maria Cebotari (1910 – 1949), die in Seewalchen zu Gast war. Nach dem frühen Tod der Sopranistin adoptierte der englische Pianist Sir Clifford Curzon (1907 – 1982) die beiden Söhne Cebotaris. Curzon war mit der Cembalistin Lucille Wallace verheiratet, die 1927/28 in Litzlberg eine Villa errichten ließ.

Ebenfalls in Litzlberg beheimatet ist der in Oberösterreich geborene Dirigent Franz Welser-Möst, der derzeit Musikdirektor der Wiener Oper ist.

Michi Gaigg, die Leiterin des Barockorchesters "L´Orfeo", ist mit ihrem Ensemble bei zahlreichen Festivals im In- und Ausland zu Gast und wurde in Schörfling am Attersee geboren.

Mehrere Musikfestivals in der Region bringen Werke der vorgenannten Künstler zur Aufführung.

Brauchtum und Volkskultur

In der heutigen Zeit, die von den modernen Medien, von der Globalisierung und der weltweiten Vernetzung geprägt wird, hört man öfters die Klage darüber, dass regionale Besonderheiten verschwinden und dass eine monotone "Einheitskultur" im Entstehen ist. Zugleich fällt aber auf, dass vielerorts alte Bräuche und Besonderheiten wieder verstärkt gepflegt werden.

Wenn man von Brauchtum und Volkskultur spricht, so muss man darauf aufmerksam machen, dass auch dieser Bereich einem ständigen Wandel unterworfen ist. Brauchtumspflege sollte ja nicht nur konservatorischen, bewahrenden Charakter haben, denn sonst würde sie zu einer musealen Tätigkeit verkommen.

Die Bereiche der Volkskultur dienen nicht nur der Verschönerung des Alltagslebens und dem Zusammenhalt der örtlichen Gemeinschaften, sie bieten jedem Einzelnen auch die Möglichkeit, seine eigenen Talente zu entdecken und zu entfalten. Man sollte nicht den Fehler begehen und die "hohe Kultur" - wie sie in den Festspielhäusern und großen Galerien präsentiert wird - und die Volkskultur als zwei getrennte Bereiche zu sehen. Es ist im Gegenteil so, dass sich in Zeiten künstlerischer Blüte (wie etwa in der Wiener Klassik unter Mozart, Haydn und Beethoven) diese beiden Bereiche gegenseitig beeinflusst haben, zum Beispiel durch die Verwendung von Volkslied-Melodien in klassischen Kompositionen oder umgekehrt durch das Populärwerden von klassischen Melodien wie etwa bei den Opernarien Giuseppe Verdis, die man in den italienischen Städten auf der Straße singen hörte, oder bei manchen Liedern aus der Zeit der Romantik, welche später zu "echten" Volksliedern wurden. Die soeben aufgestellte Behauptung gilt übrigens nicht nur für die Musik, sondern für die unterschiedlichsten Bereiche der Kunst und des Alltagslebens. Man denke nur an die Verwendung der Tracht bei den Gästen (Kaiser Franz Joseph I.), an das Schreiben in der Mundart (H.C. Artmann) oder an die Vermischung der Stilformen bei den Bauwerken. Fragwürdig ist all das nur dann, wenn es zu vordergründiger Folklore verkommt, welche möglichst viele Klischees erfüllen will.

Museen und Themenwege

Schmuck aus der Hallstattzeit in der Hügelgräberausstellung in St. Georgen

Das kulturelle Leben und die Geschichte der Region Attersee-Attergau wird auch in den Museen und Themenwegen präsentiert. Ein Museumsbesuch oder die Begehung eines Themenweges bringt auch für Einheimische neue Erkenntnisse über die Region, seine Bewohner und seine Geschichte.

Quelle